Ist ein Leben ohne X möglich?

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ralli

Guest
Zugegeben, eine etwas provokatorische Frage im Zeichen der graphischen Benutzeroberflächen. Was brauche ich für meine tägliche Arbeit?

Einen Mailclienten, der mails verschicken (pop3) und auf eingehende mails zugreifen kann (imap) oder sie abholt (smtp) und lokal speichert.

Welche Vorgehensweise ist hier empfehlenswert, imap oder smtp?

Ansonsten werde ich wohl mutt benutzen.

Einen textbasierten Browser, mit dem ich wenigstens meine favorisierten Foren anbrowsen kann, um dort auch den einen oder anderen Beitrag zu schreiben. Und der auch eine Seite oder eine pdf Datei lokal speichern kann. Ich dachte da an lynx. Oder gibt es was Besseres?

Und das ist auch schon das Allerwichtigste. Ich schreibe sehr viel, aber auch da reicht mir ein einfacher Editor aus. Und sqlite3 reicht mir als Datenbank, wenn ich mal etwas archivieren möchte.

Also, die Schwachstelle sähe ich bei lynx, oder ist der brauchbar zum schnellen Recherchieren?

Und gibt es ein Programm, was ohne X auf der Konsole eine pdf Datei anzeigen kann?
 
Warum will man ohne X leben? Ketzerisch gefragt: Um cool zu sein? Selbst wenn du nur textbasierte Programme nutzt ist X praktisch, weil du mehrere Terminals offen haben kannst ohne umständlich hin und herschalten zu müssen.

Auf einem "Server" sieht das imho schon wieder anders aus...
 
Ich könnte es mir nicht vorstellen ohne X zu arbeiten (Nutze aber auch mehr als nur den Browser).

Lynx nutze ich nur, wenn ich ein X problem lösen muss, und dafür finde ich es schon unhandlich genug. Websites sind halt für die Maus gemacht, schon um bei google ins Suchfeld zu kommen must du x-mal tab drücken mit lynx, vorbei an komischen Links die ich zuvor noch nichteinmal bemerkt hatte. Lynx kann wenn überhaupt nur sehr eingeschränkt JS, was du mittlerweile auch überall findest.

Ein PDF viewer ist mir nicht bekannt. Aber zum Videos schauen kannst du mplayer mit asciiart backend kompilieren. ;-P

Solltest du ohne X 3 Wochen durchhalten, schreib hier doch bitte nochmal zum Protokoll in diesen Thread, ich bin gespannt.
 
Ohne X11 zu arbeiten ist mindestens schmerzhaft. Man kann zwar seine Konsole in einem möglichst hohen VESA-Mode setzen und mit einem modernen Terminalrenderer wie jfbterm "pimpen", aber was bringt das? Man verliert den Zugang zu vielen Werkzeugen, selbst in gut per Tastatur bedienbaren Programmen wie Vim kann die Maus oft sehr hilfreich sein... Außerdem bedeutet kein X11 auch kein Powermanagement auf modernen Grafikkarten, was auf allem anderen als irgendwelchen Low-End-IGPs (und dazu gehören Intels und AMD aktuelle IGP definitiv nicht mehr) Strom frisst und laut ist.

Zu den Programmen:
- Es gibt viele Text-Mailclients, aber ich bevorzuge "alpine". Vor allem, da er anders als mutt funktionierenden und problemlos mit mehreren Identitäten klarkommenden IMAPSupport hat. Allerdings nutze ich ihn nur noch für Scripte, arbeiten tue ich mit Sylpheed.
- Als Mediaplayer wurde ja schon mplayer mit aalib genannt. Es gibt auch eine farbige aalib-Variante, aber ich komme gerade nicht auf den Namen. Um Musik zu spielen, ist Herry (http://herrie.info/) evtl. besser geeignet.
- Theoretisch kann "less" PDFs rendern, allerdings ist FreeBSDs Version ohne die Unterstützung gebaut. Vielleicht bekommt man es irgendwie hingefrickelt. Sonst gibt es auch noch "pdftotext", ist im xpdf-Port enthalten.
- Textbrowser sind natürlich Glaubenssache, aber ich mag Elinks mehr als Lynx.
- Zum Chatten ist natürlich das legendäre irssi die erste Wahl. mcabber ist als XMPP-Client sehr zu empfehlen.
 
Ich hatte früher auch mal etwa sechs Monate ohne X verbracht, ich dachte mir man könnte es ja einfach mal ausprobieren wie gut man damit klar kommt, wenn man sich schon die Arbeit spart X einzurichten.
Als Browser habe ich elinks benutzt, der war (ist?) sehr angenehm kann vielen Layouts gut um, hat Tabs, einen Downloadmanager, unterstützt komplett CSS (float, width, farben etc pp) und sogar Javascript, aber da weiss ich nicht wie weit das geht. Für PDFs hatte ich dann einen pdf2html Konverter benutzt.
Und mit tmux oder screen ist das Umschalten zwischen mehreren Terminals auch alles andere als kompliziert.
Mit moused und SC_PIXEL_MODE kommt man dann schon ganz gut klar, nur um Bilder hatte ich mich nie groß gekümmert.
 
Apropos PDF in der Konsole: wie von Knorkebrot empfohlen, leistet pdf2html gute Dienste.

Warum will man ohne X leben? Ketzerisch gefragt: Um cool zu sein?

In den zahllosen Stunden, die mit dieser Beschäftigungstherapie draufgehen, kann man in problemlos in seinem Wohlfühlbereich bleiben und erfolgreich den Blick über den Tellerrand vermeiden. :rolleyes:

Selbst wenn du nur textbasierte Programme nutzt ist X praktisch, weil du mehrere Terminals offen haben kannst ohne umständlich hin und herschalten zu müssen.

In Verbindung mit einem Window Manager wie ratpoison kann man ganz ordentlich ohne Maus arbeiten.

Unterm Strich ist ein rein textbasierter Desktop für Alltagsaufgaben (Browser, PDF, etc.) genauso sinnlos wie die Arbeitsweise fanatischer Mausschubser, die alles mit Maus und GUI erledigen, selbst wenn die Kommandozeile das beste Werkzeug für die jeweilige Aufgabe wäre.

Auf einem "Server" sieht das imho schon wieder anders aus...

Interessanterweise wird selbst bei Windows in der Standard-Installation des Servers keine GUI mehr installiert.
 
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Danke für's Teilen Eurer Erfahrungen. Also Euer Votum ist ja erdrückend eindeutig. Es ist möglich, aber nicht wirklich sinnvoll. Damit hat es sich für mich erledigt. Und das "cool" sein überlass ich Jüngeren ...:)
 
Meine ersten 2 Wochen FreeBSD waren ohne X. Das hatte die Bewandnis, dass ich am Anfang entschieden hatte, dass erst alles andere (WLAN, VPN, etc.) wichtige laufen muss, bevor ich X installiere. Und das war damals deutlich komplizierter als es heutzutage ist.

Ich vermute diese Entscheidung prägt meine Arbeit mit FreeBSD bis heute. Denn Terminals machen immer noch den Großteil der geöffneten Fenster aus. Ich habe bis heute auch keinen Dateibrowser.
 
Ich vermute diese Entscheidung prägt meine Arbeit mit FreeBSD bis heute. Denn Terminals machen immer noch den Großteil der geöffneten Fenster aus. Ich habe bis heute auch keinen Dateibrowser.
Geht mir ähnlich. (auch wenn ich immer X parat hatte)

@Thread: Wenn du mehr Konsole/Tastatur und weniger Maus haben möchtest in deinem Desktop-Alltag: Nimm einen Tiling-Window-Manager (vorschläge waren schon: TWM,Ratpoison), ich ergänze mal Awesome,Xmonad (mein Favorit). Mein Anmelden ist im Grunde: Desktop 9 (meta-9) Zweimal shift+meta+enter für zwei Terminals, eins mit mutt füttern, im anderen offlineimap starten und pw eingeben. Dateibrowsen kann man direkt im xterm. Wenn du IRC brauchst, wurde schon irssi erwähnt. Im Grunde hast du also _nur_ konsole wenn du möchtest unter X. Wenn du aber doch mal einen Browser oder Inkscape/Gimp/soffice/Games willst, geht das auch vernünftig. Wichtig ist IMO nur, dass du eine Hotkey für ein neues Terminal hast, damit die "Hemmschwelle" gering ist alles übers Terminal zu machen.
 
<SCNR>FreeBSD ohne X ist wie autofahren mit einer Rohrzange, statt eines Lenkrads</SCNR>
Klar, es geht auch mit einer Konsole, aber irgendwann wird es (wie bereits geschrieben) schmerzhaft :D
 
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Manchmal bleibt bei mir mplayer hängen. Dann ist der X-Server bis zum Reboot tot. Je nachdem was ich gerade tue mache ich stattdessen ssh von einem anderen Rechner und arbeite remote auf der Konsole weiter.
 
Ich kann nur den music player daemon empfehlen. Auch wenn man X nutzt, geht die Musik wenigstens nicht aus, wenn die Session mal stirbt. Außerdem kann man den MPD sehr einfach mit Android fernsteueren, was praktisch ist, wenn man z.B. im Bett liegt und Hörspiele hört...
 
Sound, Musik? Was für ein Luxus! Bei mir wird ja leider die Soundkarte nicht erkannt, deshalb muss ich mich mit mplayer gedulden, bis ich wahrscheinlich Weihnachten einen neuen Rechner bekomme.
 
Als E-Mail-Client nutze ich Claws. Früher Sylpheed, aber mit Claws kann ich auch RSS-Feeds abonnieren.

Ich kann nur den music player daemon empfehlen. Auch wenn man X nutzt, geht die Musik wenigstens nicht aus, wenn die Session mal stirbt. Außerdem kann man den MPD sehr einfach mit Android fernsteueren, was praktisch ist, wenn man z.B. im Bett liegt und Hörspiele hört...
Ich nehme dafür cmus. Mit ssh und tmux klappt auch die Fernsteuerung.
 
Fuer Musik auf der Console ist auch moc (Music On Console) sehr hilfreich. Der laeuft auf Wunsch auch im Hintergrund weiter, braucht also keine permanent geoeffnete Shell.

Ansonsten sehe ich das X durchaus praktisch, um -wie mehrfach angemerkt- mehrere Terminals zu oeffnen. Zum Browsen im Web allerdings ziehe ich Firefox vor. Firefox ohne JavaScript und und Cookies ist zeitweise schon eine Qual, da wird textbasiert eher noch schlimmer sein. Da gibts aber w3m (oder so aehnlich), der konnte zumindest mal Bilder im XTerm darstellen.

Ansonsten kann ich als Tiling WM noch i3 empfehlen.
 
Ich behaupte mal ein Leben ohne X ist genau so schlimm wie ein Leben ohne Sex. Beides ist möglich, aber kaum einer hält es lange aus :)

Grüße
 
Mhh das erklärt warum einige User etwas seltsam sind... Aber wenn so viele auf (Se)X verzichten hat das bestimmt negative Auswirkungen... :)

Grüße
 
Also ich habe auch eine ganze Weile ohne X gelebt. Geht zwar, aber der Killer ist das Web. Für Foren geht es ja noch und außerdem gibt es Mailinglisten und das Usenet.

Das Problem ist, dass es leider keine guten Textbrowser gibt bzw. ich keine kenne. Da bist du mit links zwar besser dran, als mit lynx, vor allem wenn du eine der aufgebohrten Versionen verwendest, aber wenn du HTML5 (und damit meine ich nicht nur die ML) willst kommst du nicht sonderlich weit.

Gute Programme gibt es aber viele. Mail Clients gibt es jede Menge (auch wenn sie, wie alle Anderen auch irgendeinen Nachteil haben), auch für Musik ist mit grandiosen Programmen, wie cmus gesorgt. vim ist sowieso genial. Viele scheinen auch mit den Zahlreichen Erweiterungen von emacs ganz gut zu fahren. Auch die zsh macht das ganze zu einem großen Spaß. Wenn du Retrofeeling haben willst solltest du dir auch Gopher angucken, da vermisst du dann nicht so viel. Ich schnupper da immer mal wieder rein, ist ganz nett. Es gibt auch noch BBSn, Fidonet, etc. falls dich so etwas interessiert. Achja fürs Chatten ist irssi zwar das Bekannteste, aber eventuell sind auch finch (Pidgin für die Konsole) und vor allem WeeChat (quasi ein modernisiertes irssi) interssant.

Je nachdem was genau der Sinn hinter dem Umstieg auf die Konsole ist würde ich auch sdf empfehlen. Da findet man einige Gleichgesinnte.

Spiele gibt es ebenfalls zu hauf und zwar nicht nur rogue-likes und MUDs, die einem wohl zuerst ins Auge stechen. Neben screen hast du auch tmux und mit einem großen Schirm oder mehreren kannst du dir auch alles anzeigen lassen, was du willst.

Wie gesagt, das Killerfeature bleibt das Web, was etwas schade ist, da das Problem dank entsprechender Standards nicht bestehen müsste. Es ist nur leider etwas schwer damit über die Runden zu kommen. Traurig, aber wahr.

Andererseits habe ich vor ein paar Jahren mal mit einem reinen DOS-User geredet. Das dürfte wohl noch ungemütlicher sein. Es gibt aber sogar dort recht gute Software.

EDIT: Achja, was das Web angeht gibt es ziemlich viele Programme um an den Content und die Funktionen verschiedener Websites ranzukommen. Eine Quelle wäre die hier. Wenn du Interesse und Zeit hast dann kannst du es ja mal probieren und sehen wie es dir gefällt. Ein Bericht dazu wäre sicherlich auch interessant, hier im Forum oder in einem Blog oder was auch immer. Wenn du nicht mehr willst kannst du ja immer noch dein X starten. Wer weiß, vielleicht sammelst du ein paar Erfahrungen, die du später mal brauchst und du bekommst ein wenig Einblick in die Welt eines Blinden, denn auch darunter gibt es viele Computeruser.

Es gäbe aber auch andere interessante Dinge, wie Plan 9. Da bist du auch webtechnisch etwas limitiert (wenn du nicht allzuviel trickst) und die setzen mehr auf effektive Kombination von Tastatur und Maus. Zumindest dürft acme eine echte vim-Alternative sein. Das sollte man vor allem als echter Unixfan zumindest mal ausprobiert haben.
 
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@USB-Soundkarte: Guck dir mal die Behringer UCA202 oder UCA222 an. Wenn du nicht wirklich sehr gute Lautsprecher oder Kopfhörer hast und auch noch nie über Raumakustik nachgedacht hast, wirst du keinen Unterschied zu einer teuren Soundkarte bemerken und selbst dann würde es schwierig.

@X: Ich frage mich nur, warum ohne? Wer kein Web benutzt und auch keine Bilder anguckt, kommt sicherlich sehr gut ohne aus... Aber ich mache Fotos und bearbeite die und würde kein Web ohne die schönen Farben und Bilder mehr haben wollen. Was den reinen Informationsgehalt angeht, ist man sicherlich auf der Konsole besser bedient...

Aber alleine, wenn ich dann eine Webseite fände, die gerade mit einem Textbrowser nicht so gut zu bedienen ist, würde mich das tierisch nerven. Aber ich fahre ja auch nicht mit dem Fahrrad auf der Autobahn, nur weil es geht ;)
 
ohne X ist einer meiner größten Wünsche, seit ich OpenSource-SW nutze.
Allerdings in einem etwas anderen Sinn, als es hier bislang diskutiert wurde.

Für einen einfachen Desktop-PC braucht es die vielen Möglichkeiten eines X-Servers nicht. Einen X-Server-Light, der nur die Grafik macht, gibt es aber bis heute nicht, nicht bei OpenSource.
Es gab vor gefühlten hundert Jahren mal ein Projekt ("Berlin"?), das genau dieses Ziel hatte und ohne die Bremse und Stolperstufe X-Server eine Grafik auf den Monitor bringen wollte. Es starb wohl ziemlich zu Beginn, was sehr schade ist.

Der Laptop, an dem ich gerade sitze, ist ein Mac-Book und darauf ist ein Mac-OS-X installiert und die haben per Default zunächst mal keinen X-Server laufen. Nur einige wenige Programme, etwa GIMP, brauchen einen X-Server und führen den dann mit sich. Das System selbst erledigt alle Grafik-Ausgaben vollkommen ohne einen X-Server und nutzt, wie ich mal irgendwo gelesen habe, eine Art erweiterte Bildschirm-PDF-Darstellung.

Meiner Meinung nach hat ein X-Server sehr viele Vorteile, die aber allermeist auf einem reinen ein Personen-EinPC-Desktop nicht zum Tragen kommen oder kaum jemals genutzt werden. Dass es bei Mac ohne geht, zeigt wohl eindeutig, dass die wenigsten User tatsächlich einen brauchen.
Gäbe es eine OpenSource Alternative, ich wette, die Mehrzahl der Nutzer würde mit fliegenden Fahnen zu ihr überlaufen und vollkommen auf die tollen Möglichkeiten des X-Servers verzichten.

Haben Microsoft-Systeme einen X-Server? Ich glaube nicht. Seht mal, wie viele Leute damit klarkommen.
 
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