Künftige Chrome-Versionen setzen Linux-Kernel 3.17 voraus

JochenF

Well-Known Member
Ich dachte ich sehe nicht richtig, als ich diese Meldung lese.

Wie abgefahren ist das denn in der Linux-Welt? Jeder meint da wohl er müsse ein paar "Spezialitäten" einbauen, damit seine Software ja nicht portabel ist. Da sehnt man sich doch glatt wieder Windows XP zurück, da lief wenigstens jahrzehntelang alles.
 
Eigentlich hab ich den Google-Entwicklern so etwas auch nicht zugetraut - die machen da meiner meinung nach recht grundsolide Software - seit meinem Umstieg auf Chrome im Privaten bereich, habe ich 0 ... in Worten NULL Browserprobleme selbst auf Hardware die weit ausserhalb üblicher Nutzungsdauer liegt - ganz im Gegensatz zum Firefox unter Windows & Linux hier @wörk.
 
War bisher eigentlich auch meine Meinung. Bis ich dann das hier gelesen hatte. Unterstützung eingestellt weil C-Compiler und make zu alt sind? Das fand ich schon sehr merkwürdig. Das lies mich dann wieder zu Firefox zurück wechseln. Ich mag keine Software die mich ständig zu irgendwelchen Upgrades zwingt. Zumal Debian Wheezy ja noch lange nicht tot ist, das wird ja noch eine ganze Weile supported.
 
Du magst also auch kein OpenBSD? Da ist der Supportzeitraum ja auch idr. nur ein Jahr nach Release ... ich finde es schon okay das man nicht zwangsweise 3 Jahre alte Software unterstützen muss, das ist auch einer der Gründe warum ich nie Debian verwendet habe.

Ich hatte da neulich von einem OpenBSD entwickler (AFAIR zumindest) folgenden kurzen Blogeintrag zu gelesen und fand den recht gut:

http://www.tedunangst.com/flak/post/long-term-support-considered-harmful
 
War bisher eigentlich auch meine Meinung. Bis ich dann das hier gelesen hatte. Unterstützung eingestellt weil C-Compiler und make zu alt sind? Das fand ich schon sehr merkwürdig

Was ist daran merkwürdig? Nur weil eine Distribution auf einem Uralt-Compiler herumreitet, muss man sich doch als Entwickler nicht mit Uralt-Versionen von Programmiersprachen rumärgern.

Debian verursacht hier den gleichen Ärger wie Microsoft mit ihrem Internet Explorer. Du kannst Features nicht nutzen, weil sie der IE nicht unterstützt...

Und eine Software als "stabil" einzustufen, nur weil die verwendete Version 3 Jahre alt ist, ist nun auch nicht gerade das cleverste was ich gehört habe. Das setzt nämlich voraus, dass der Ersteller der Software die alte Version auch noch pflegt. Das ist sehr oft nicht der Fall. Somit hat man alte Software im Einsatz weil sie alt sein soll und nicht weil es sinnvoll ist.
 
OpenBSD kenne ich nicht. Aber ich bevorzuge Distributionen mit Langzeit-Support, wie z.B. die LTS-Versionen von Ubuntu oder Debian Stable. Ich brauche nicht ständig brandaktuelle Software. Das was ich brauche tut die momentan verfügbare Software in der Regel, wichtig ist nur dass Sicherheitslücken geschlossen werden, speziell bei Software mit der man im Internet ist, also z.B. Browser. Upgrades sind ja auch ok solange sie reibungslos über die Bühne gehen, was man bei Linux nicht behaupten kann. Ständig ändert sich da was, und Sachen die schon mal gingen gehen von heute auf morgen nicht mehr. Deswegen mein Wechsel zu FreeBSD, in der Hoffnung dass das da konstanter ist. Linux ist einfach eine Dauerbaustelle.
 
Das was ich brauche tut die momentan verfügbare Software in der Regel, wichtig ist nur dass Sicherheitslücken geschlossen werden, speziell bei Software mit der man im Internet ist, also z.B. Browser.

Das wird in der Regel aber überhaupt nicht gemacht oder sehr verspätet. Gerade bei Browsern. Du nimmst es halt nur an, dass es gemacht wird. Aber gerade weil Mozilla/Google nicht jede Vorgängerversion supported sucht keiner nach Lücken in älteren Versionen und/oder bietet Patches dafür. Und Mozilla bietet nur Support für FireFox und FireFox ESR.

Und das Debian Security-Team guckt sich da auch nicht jedes Paket einzeln an und pflegt es. Solange die Lücke nicht abartig kritisch ist, passiert da nichts.
 
Debian Wheezy hat gcc 4.7 und der hat schon die meisten C11 Features drin. Also soooo alt wie du jetzt tust ist der auch nicht. ;)
 
Auch aus der Praxis heraus finde ich es praktischer mehrmals im Jahr etwas zu aktualisieren, mit einer hohen chance das man nur einige kleinigkeiten "fixen" muss als nach 3 Jahren dann fvor einer Riesen Baustelle zu stehen, bei der man erstmal herausfinden muss was sich über 3 oder mehr Jahre dann alles Upstream geändert hat.
 
Auch aus der Praxis heraus finde ich es praktischer mehrmals im Jahr etwas zu aktualisieren, mit einer hohen chance das man nur einige kleinigkeiten "fixen" muss als nach 3 Jahren dann fvor einer Riesen Baustelle zu stehen, bei der man erstmal herausfinden muss was sich über 3 oder mehr Jahre dann alles Upstream geändert hat.
Die Praxis hat mich etwas anderes gelehrt. Paradebeispiel ist die Gnomeshell mit ihren Plugins. In jeder Version der Gnomeshell gehen irgendwelche Plugins nicht mehr, die vorher funktioniert hatten, weil die API sich dauernd ändert. Und bis die Plugins alle wieder auf dem aktuellen Stand sind, gibt es schon wieder eine neue Gnomeshell. Das ganze ist ein Hase-Igel-Spiel, und das will ich nicht unbedingt mitmachen. Ich installiere ein neues Release auch i.d.R. nicht direkt nach erscheinen, sondern warte erstmal die erst größere Aktualisierung ab.
 
Und du scheinst anzunehmen dass neuere Software weniger Fehler hat. Dem ist aber absolut nicht so, das Gegenteil ist meist der Fall.

LTS fixt aber keine Bugs. Wenn eine Software einen Bug hat, dann muss man bei LTS damit leben, bis die nächste LTS raus kommt. Eine neue Version hingegen fixt Bugs. Das kann (! kann, nicht muss) natürlich auch neue Bugs bedeuten, aber das alte Problem ist zumindest weg.

Der eine Nutzer trifft halt darauf nicht und ist zufrieden. Der andere muss sich dann halt von der LTS verabschieden und zur neueren Version wechseln. FreeBSD 10.0 hatte auch irgend einen Bug der dazu führte, dass nach ein paar Tagen die Internetverbindung immer mal wieder weg war. FreeBSD 10.1 hat den Bug nicht mehr. Da kann ich lange bei 10.0 hocken und meckern "ich will aber nicht upgraden"... das macht den Bug auch nicht weg.

Aber als Entwickler habe ich halt keine Chance. Entweder ich kann einen 3 Jahre alten Standard nutzen oder ich kann ihn nicht nutzen. Und wenn Debian meint auf uralt-Software zu hocken, dann kann man es dem Entwickler nicht verübeln, wenn er meint Debian nicht mehr zu unterstützen.

Oder bist du böse wenn eine Webseite den IE8 Support einstellt? Denn der IE8 wird von MS noch eine ganze Weile supported.
 
Paradebeispiel ist die Gnomeshell mit ihren Plugins. In jeder Version der Gnomeshell gehen irgendwelche Plugins nicht mehr, die vorher funktioniert hatten, weil die API sich dauernd ändert.

Das sind aber keine Fehler, das ist einfach so gewollt. Entweder hat der Plugin-Schreiber Mist gebaut und darum geht es nicht mehr, oder er ging nicht mit der Gnome-Entwicklung mit und hat somit nicht rechtzeitig sein Plugin angepasst, oder er arbeitet gar nicht mehr am Plugin (das passiert am Meisten). Das ist nunmal das Hauptproblem an Plugins.

Und warum sollten sich auch hier die GNOME Entwickler mit Weiterentwicklung zurückhalten, nur weil es zig Plugins gibt, wo der Entwickler sich nicht darum kümmert?

Genausogut könntest du verlangen, dass FreeBSD Entwickler mit der Weiterentwicklung aufhören, weil mit einer neuen Version irgend ein Herstellertreiber nicht mehr funktioniert. Oder eine Herstelleranwendung nicht mehr funktioniert (geleakte Metin2 Server zum Beispiel die nur unter FreeBSD 7 laufen)
 
Also Debian fixt auch Bugs in den Stable Versionen, auf jeden Fall so lange bis die nächste Stable-Version rauskommt (i.d.R. 2 Jahre). Ubuntu ist da sturer, die stellen den Support für einfache Bugfixes schon viel früher ein, i.d.R. nach 6 Monaten wenn das neue Zwischenrelease rauskommt. Ich hatte mal den Fall auf einem Server mit Ubuntu, wo das Apache Webdav Modul bei Dateianlage die Umask nicht berücksichtigt hat. Debian hat den Bug gefixt, Ubuntu nicht, und ich konnte in die Röhre schauen.
 
Also Debian fixt auch Bugs in den Stable Versionen

Das wage ich zu bezweifeln. Wenn PostgreSQL 9.3 einen Bug hat, der aufgrund diverser Ursachen erst in 9.4 gefixt werden kann, dann wird Debian diesen Bug garantiert nicht fixen.

Sie fixen nur Bugs, wenn der Hersteller diesen Bug fixt. Aber nur wenn es nicht in der nächsten Major-Version passiert ist.
 
Naja schon, aber man sollte imho nicht die Chrome entwickler dafür Kritisieren das sie sich sinnvoll verhalten ... zumal die bei Debian das beim Firefox ja nicht besser machen, sondern in irgendwelche alten Versionen dinge reinpatchen aus neueren Versionen - wie ist das eigentlich da mit dem LTS?

Wenn man neue HTML5-Dinge da reinpatcht, bricht man ja evtl. die Kompatblität mit alten Webseiten für die man die LTS-Version eigentlich haben wollte? Alternativ funktionieren dann aber halt moderne Webseiten nicht?

In dem Link zu dem OpenBSD entwickler den ich vorhin gepostet hatte stand auch recht deutlich die dahinterstehende Philosophie beschrieben, z.B. um anstelle irgendwelche Fehler in alten Versionen zu patchen, kann man die Zeit lieber dafür verwenden die aktuellste Version besser & sicherer zu machen.
 
Es kommt ja darauf an auch Gründe anzugeben, sonst kann man nichts damit anfangen. CommanderZeds erscheinen mir recht plausibel, was sind deine?
Nun, ich bin selber Software-Entwickler, und zwar seit 30 über Jahren, großteils im Unix-Umfeld. Ich stelle fest dass die Entwicklung derzeit viel zu schnell voranschreitet, alle Systeme immer komplexer werden, und nie ein Zustand der Reife erreicht wird. Je komplexer, umso mehr Fehler, um die Tatsache kommt keiner drumrum. Mir ist eine einfache (KISS-Prinzip) und ausgereifte Software lieber, als immer "bleeding edge" und voller Fehler. Guckt euch nur mal an was derzeit Google im SSL-Umfeld alles an Bugs ausgräbt (Heartblead usw.). Das ist doch abartig! Ganz ganz übel ist die Dauerbaustelle Linux. Da kann man das alte Sprichwort "viele Köche verderben den Brei" sehr gut beobachten. Als Beispiel nenne ich einfach mal nur die Soundsysteme unter Linux: OSS v3, ALSA, Pulseaudio, Jack und was es da sonst noch gibt. Dauernd was Neues, und ständig irgendwo Probleme weil nix zusammenpasst. Das bescheuerte Pulseaudio stellt bei jedem dritten Resume meinen Soundausgang auf Kopfhörer um. Ich wette dass den Bug keiner niemals nicht beheben wird. Blickt doch keiner mehr durch. Und jetzt fangen sie gerade mit systemd an alle Räder neu zu erfinden, und dann Wayland. Ich hab wirklich keinen Bock mehr auf diese Baustellen die nie ein Stadium erreichen wo ein System rundum funktioniert und brauchbar ist. Das derzeitige Motto "immer schneller, immer höher, immer weiter" ist zum Scheitern veurteilt. Das Ganze hat heute einen Komplexitätsgrad erreicht, den kein menschliches Hirn mehr überblicken kann, geschweige denn annähernd fehlerfrei zu erstellen.
 
Zurück
Oben