Neuigkeiten aus dem NetBSD Lager

"Läuft überall und kann eigentlich alles" ist aber eine sehr große Nische, sollte man meinen, oder?
Aber was ist die Zielgruppe? Alle möglichen Architekturen zu unterstützen - wo ist da der praktikable Nutzen für die, die das Geld haben?
powerpc ist zb Tier1, wer nutzt das denn produktiv?
Bei Tier2 muss man gar nicht erst schauen (dreamcast), das ist halt mehr Hobby als irgend was anderes. Und wo will man da Geld einsammeln?

FreeBSD hat einige Firmen als Nutznießer und OpenBSD... nunja, selbst da kann ich mir vorstellen, dass es in manchen Firmen aktiv eingesetzt wird.
 
Interessant wäre es in der Tat mal eine Liste aktueller Nutzer zu haben. Wenn man den vielen Hinweisen glauben schenkt, scheint NetBSD in Japan FreeBSD einige Nutzer im Embedded Bereich abspenstig zu machen. Der ARM Bereich ist ziemlich aktiv. Ob nun Dtrace, SMP und eine Menge Treiber für diverse ARM Boards allen voran Allwinner.
 
Natürlich sind Systeme, die im großen Stil produktiv eingesetzt werden, der Traum jedes Entwicklers. Aber realistisch gesehen kann es auf der Welt nicht nur solche Systeme geben. Denn produktiver Einsatz bedeutet auch, dass man keine großen Experimente wagen kann. Man schaue nur, was für verbissene Diskussionen bei FreeBSD selbst um kleine Änderungen geführt werden. Bevor etwas ins System eingehen kann, muss es bis zum letzten Bit getestet und mit Benchmarks durchleuchtet werden. Für Experimente ist das einfach kein Platz... NetBSD hat diesen Raum aber, da man sich dort eben nicht vor Firmen rechtfertigen und sich hunderten motzenden Admins stellen muss. Beide Gruppen wissen worauf sie sich einlassen, bringen entsprechende Mengen Know-How mit. Und tatsächlich kamen viele schöne Dinge aus der NetBSD-Welt, gerade FreeBSD hat sich über die Jahre daran schamlos bedient und deutlich profitiert.

Nur es gibt da eben auch Probleme, die NetBSD seit Jahren immer mehr und mehr das Wasser abgraben. Software wird immer komplexer, FreeBSDs Codemenge hat sich z.B. in den letzten 15 Jahren grob vervierfacht. Hardware wird immer aufwändiger zu programmieren. Beides ist mit freiwilligen Entwicklern nicht zu machen, eine fortschreitende Kommerzialisierung ist die Folge. Nur wie soll ein System, was kaum produktiv genutzt wird, eine ausreichende kommerzielle Unterstützung gewinnen?
Anwendungen von Drittanbietern werden in Folge des Linux-Hypes immer unportabler, in der Folge rottet die Software-Unterstüzung weg oder ist nur mit großen Aufwand zu halten. Das vertreibt dann irgendwann auch die leidensfähigsten Nutzer und so kommt eines zum anderen. Ein Teufelskreis.
Im Falle von NetBSD kommt da noch hinzu, dass x86 praktisch gewonnen hat und außer vielleicht ARM die meisten anderen Architekturen allenfalls noch für Hardware-Geeks interessant sind. Damit ist die eigene Nische noch mal deutlich zusammengeschmolzen. Was dann die unbequeme Frage mit sich bringt, wieso man NetBSD überhaupt noch einsetzen sollte.

Die große Frage ist nun, was man dagegen machen kann. Und spontan fällt mir dazu nichts ein. ARM ist aber sicher ein Ansatzpunkt, immerhin bekommen wir FreeBSDler es seit Jahren nicht auf die Reihe. Was sich allerdings schnell ändern könnte, wenn ARMv8 tatsächlich eine homogenere Plattform werden sollte. Vielleicht ist es aber auch falsch, nur von NetBSD zu reden. Stattdessen müssten wir BSDler vielleicht endlich einsehen, dass es dauerhaft neben Linux wohl nur ein weiteres, relativ verbreitetes Opensource-System geben wird und wir deshalb endlich unsere Hemmungen überwinden und im Sinne aller deutlich enger zusammenarbeiten müssen.
 
Ist relative Verbreitung wichtig? Ich wage zu behaupten, FreeBSD und OpenBSD haben zurzeit beide deutlichen Zulauf, aber aus völlig unterschiedlichen Gründen. NetBSD, nun ja - ein Hobbyprojekt, dessen Portabilität 21 Jahre "später" möglicherweise nur noch ein Marketingscherz ist (Toaster! Toaster!). Ein paar Plattformen rauswerfen? NetBSD hätte das Potenzial, auf ARM zum Beispiel eine starke Plattform zu bleiben, die durchaus konkurrenzfähig ist. Der Linuxhype, ach - was zählt als Linux? Linux explodiert gerade, Android redet sich mit "eigentlich ist bei uns auch viel BSD und Java drin" raus, die alte Tante Debian zeigt Ermüdungserscheinungen. Hype hin, Hype her, die paar tausend Ubuntu-Desktops vermiesen *BSD keine Statistik.

Durchhaltevermögen gewinnt.
 
Tschuldigung, musste mich da auch mal auskotzen, zugegeben in sauschlechten Englisch.
Viele in dem Thread kennen NetBSD nicht und haben es auch nie genutzt, aber sich eine Meinung gebildet.
Dafür ziehen sie ihre Meinung aus den Aussagen von einigen gegangen Kernentwicklern(Merino der wohl Kyua bei FreeBSD integriert, früher war es Theo und da gabs noch einen) und die Zahlen als Beleg für den Untergang herbei(-5K, nur noch 1/4 Mio $). Ich würde nicht sagen, dass NetBSD finanzielle Probleme hat, noch das es an Entwicklungen mangelt. Dafür wird zu vieles gerade angefasst und nirgends gibts Finanzierungslücken, keine Beschwerden oder Anfragen für Hardware.
Das Spendenaufkommen wird ähnliche Dimensionen zu OpenBSD haben, vermutlich kommt sogar mehr rein.
 
Die Gelder kommen jedenfalls nicht von hunderten Einzelspenden die ein paar Euros für Merchandise wie CDs und T-Shirts zusammentragen. Der größte ist wohl immer noch ISC, denen wir bind,dhcpd zu verdanken haben.
 
Hallo zusammen,

Die große Frage ist nun, was man dagegen machen kann. Und spontan fällt mir dazu nichts ein. ARM ist aber sicher ein Ansatzpunkt, immerhin bekommen wir FreeBSDler es seit Jahren nicht auf die Reihe. Was sich allerdings schnell ändern könnte, wenn ARMv8 tatsächlich eine homogenere Plattform werden sollte. Vielleicht ist es aber auch falsch, nur von NetBSD zu reden. Stattdessen müssten wir BSDler vielleicht endlich einsehen, dass es dauerhaft neben Linux wohl nur ein weiteres, relativ verbreitetes Opensource-System geben wird und wir deshalb endlich unsere Hemmungen überwinden und im Sinne aller deutlich enger zusammenarbeiten müssen.

Meines Erachtens werden alle BSDs nur dann eine Zukunft haben, wenn, wie Yamagi es beschrieben hat, jedes Projekt seine Hemmungen überwindet.
Ich gehe einen Schritt weiter und werfe in die Runde, dass es in Zukunft wohl drei BSDs geben sollte:
  • ein BSD, das auf Routern installiert werden kann und alle Funktionen eines Routers unterstützt und dabei erweiterbar bleibt
  • ein BSD nur für Server-Hardware
  • und ein BSD für den Desktop
Alle drei BSDs hätten dann den selben kleinen und schlanken Kernel und ein auf das jeweilige Anforderungsprofil zugeschnittenes Userland inklusive der notwendigen Kernelmodule. Für ein DesktopBSD könnte man dann einen systemd-Klon programmieren, was man für ServerBSD und RouterBSD nicht braucht, usw. usw... Hier könnten NetBSD-Entwickler beispielsweise den Arm-Support in den Kernel einbringen, usw...

So, ich gehe jetzt in Deckung :D
 
JueDan, grundsätzlich pflichte ich Dir bei, vor allem, daß Du dafür plädierst, die Sache vom Ende her zu denken, sprich: Einsatzzweck, statt zu sagen: "Wir entwickeln ein tolles XYBSD, und dann überlegen wir uns, wofür man es benutzen kann." So ist ja der Status quo.
Deine Einteilung finde ich aber nicht ganz passend, vor allem, daß Du Routern eine Sonderstellung zubilligst. Ich würde statt dessen sagen: Embedded-BSD.
Ein Router würde dann entweder unter Server-BSD oder Embedded-BSD laufen, je nach Anforderungsprofil. Gerade die neueren DSL-Router sind oft kleine Heim-Server mit NAS, Medien-Streaming und Proxy-Funktionen aller Art, Router für den hochprofessionallen Einsatz sind dagegen hochspezialisiert.
Eigentlich gibt es noch eine vierte Gruppe, nämlich den mobilen Bereich: Smartphones, E-Book-Reader usw. Aber da schafft Android gerade ein Monopol, gegen das selbst Microsoft nicht anstinken kann, daher gebe ich einem BSD keine Chance.
 
Mich würde interessieren wie DragonFlyBSD in dieses Szenario einzuordnen ist. Hier hört man ja davon so gut wie nichts was mich ein wenig wundert. Oder ist dessen Entwicklungsstand einfach unausgereift?
 
Es gibt ein tolles Interview kürzlich von Matt himself bei bsdtalk, der klärt ein wenig auf. Dragonfly ist eine Spielwiese, einzelne Features werden wahlweise von den anderen BSDs übernommen im großen will man ein Cluster OS für große Daten werden.
Zu der Einteilung, FreeBSD liegt als Desktop und Server OS weit vorn, keine Frage. Nur wo will man da NetBSD und OpenBSD verorten. Netzwerk und Tools ist OpenBSD Stärke. ARM Support und alleine Performance ist sehr mäßig, gerade weil neuere Systeme massiv auf Mehrkernarchitekturen setzen. Bei NetBSD ist vieles angefangen und auf einen guten Weg, einiges unerforscht und manches fehlt schlicht. Gerade unter Last ist NetBSD nicht immer stabil gewesen.
 
@darktrym schrieb: 'Gerade unter Last ist NetBSD nicht immer stabil gewesen.'

Sehr pauschal mein Lieber! Es kommt sicher erstmal darauf an zu sagen, auf welchem Port, unter welchem Release, auf welcher Hardware und welche Anwendung(en) erzeugen die Last!?
Im reinen Serverbetrieb als Router, FTP- / Fileserver, Web- / DB-Server gibt es sicher wenig Probleme mit der Stabilität. Gute Hardware, die voll unterstützt wird vorausgesetzt!
Sobald aber X11 ins Spiel kommt und mehr als twm und xterm laufen sieht es schon anders aus. Da kommen schon Last und Instabilität von allein, auch mit offiziellen Paketen. Aber eben nicht immer. Es liegt wohl weniger an NetBSD als an den Programmen.

Wobei ich muss zur Entlastung mal ein anderes Beispiel nennen: Das Bildbearbeitungsprogramm Darktable auf einem altem NetBSD 6.1.5 Notebook (Core2Duo 2,5GHz und 4GB Ram) schafft es beim Bearbeiten von RAW Bilder regelmäßig auf fast 2x 100% CPU Nutzung und trotzdem läuft alles stabil, ich kann Terminals öffnen, Texte editieren, komme ins Netz, [...] und selbst wenn in dem Programm nichts mehr geht und es dann hängt, kann ich das System normal weiter nutzen. Top zeigt dann etwas um 197% Nutzung. Im Hintergrund bleibt das System stabil und reagiert.

Es gibt aber auch Bugs und das System friert an anderer Stelle sofort ein - Xorg oder eine X-App sind oft schuld daran. Je mehr Linux Kram, desto eher die Chance auf einen Freeze :mad:.

@darktrym schrieb weiter: 'Nur wo will man da NetBSD und OpenBSD verorten' ???
Für NetBSD gilt wohl hier 'auf soviel wie möglich', also 'a massive range of hardware platforms' und für pkgsrc dann 'a framework for building third-party software on NetBSD and other UNIX-like systems'. Beides wird auf Dauer nicht auf hohem Niveau zu halten sein bzw. konnte nie richtig erreicht werden. Es bleibt also für NetBSD das Nerd OS zu sein, viel mehr wird es nicht werden - leider! Pkgsrc sollte auf NetBSD reduziert werden, ich (man) muss keine Pakete für andere BSDs oder Linux damit bauen und MacOS X hat MacPorts. Diese OS haben bessere Alternativen.

Fazit:
Wer das und alles was dazu gehört akzeptieren kann, fühlt sich bei NetBSD zu Hause und kommt klar - der Rest wird es nicht lange benutzen. Wer mehr auf Sicherheit, Stabilität und Kontinuität setzt, ist schon längst bei OpenBSD. Und FreeBSD ist noch eine andere Klasse - für mich, obwohl ich nie damit richtig warm wurde, der einzige Linux Rivale!

VG aus LE
Franco
 
Hallo Tronar, hallo zusammen,

Deine Einteilung finde ich aber nicht ganz passend, vor allem, daß Du Routern eine Sonderstellung zubilligst. Ich würde statt dessen sagen: Embedded-BSD.
Ein Router würde dann entweder unter Server-BSD oder Embedded-BSD laufen, je nach Anforderungsprofil. Gerade die neueren DSL-Router sind oft kleine Heim-Server mit NAS, Medien-Streaming und Proxy-Funktionen aller Art, Router für den hochprofessionallen Einsatz sind dagegen hochspezialisiert.

Ich vergaß zu schreiben, dass jedes der von mir genannten BSD-Pakete natürlich erweiterbar ist. Wenn das "Router-BSD" auch Groupware können soll, dann wirft man halt PKG oder die Ports-Maschinerie an und hat sein gewünschtes Paket.

Eigentlich gibt es noch eine vierte Gruppe, nämlich den mobilen Bereich: Smartphones, E-Book-Reader usw. Aber da schafft Android gerade ein Monopol, gegen das selbst Microsoft nicht anstinken kann, daher gebe ich einem BSD keine Chance.

Die hatte ich bewusst außen vor gelassen, weil hier ein BSD eh nix zu melden hat und in so ein Projekt sollte auch keine Energie gesteckt werden. Genug Baustellen gibt es und wird es immer geben, die wichtiger sind als ein "Mobile-BSD".
 
Es gibt ein tolles Interview kürzlich von Matt himself bei bsdtalk, der klärt ein wenig auf. Dragonfly ist eine Spielwiese, einzelne Features werden wahlweise von den anderen BSDs übernommen im großen will man ein Cluster OS für große Daten werden.
Zu der Einteilung, FreeBSD liegt als Desktop und Server OS weit vorn, keine Frage.
Tatsächlich? Wenn ich mir so die Postgres Benchmarks so anschaue liegt FreeBSD im Vergleich zu DragonFly eher weit hinten. Ähnliches gilt für moderne CPUs (Haswell). Auch in anderen Bereichen lag DragonFly immer vorn. Jails mit mehreren IPs und IPv6 gab es zuerst auf DragonFly, USB-Stecker raus ziehen ohne Crash: Gab es zuerst auf DragonFly. Auch was den Netzwerk-Durchsatz angeht liegt DragonFly von. Von so Sachen, die es noch nebenbei gibt, wie im Bereich Verschlüsselung (tcplay funktioniert ja auch prima auf Linux) und so "kleinere" Dinge (das resident Tool, process checkpointing) oder ähnlichen Dingen scheint DragonFly vorn zu liegen.

Wo es deutlich hinterherhinkt und ja, das ist für Server und Desktop natürlich spannend sind Userzahlen.

Bei anderen Dingen, wie HAMMER vs ZFS kann man sich natürlich streiten. vt ist auch ein Pluspunkt für FreeBSD, aber ich glaube das wird auch ganz schnell portiert werden. Habe beides getestet, aber auch wenn mir HAMMER persönlich besser gefällt kann man wohl nicht wirklich sagen, dass es ZFS voraus wäre.

Die DragonFly-Leute haben in meinen Augen den Vorteil, dass sie ziemlich abwägen, was Maintenanceaufwand betrifft, sonst würden die unmöglich so gut mithalten. Das hat wohl auch dazu geführt, dass sie diverse Kompatibilitäten mit Linux haben, was glaube ich ganz wichtig war.

Sorry, will jetzt nicht so klingen, als würde ich FreeBSD schlecht reden wollen. Ich setze es auf diversen privaten Servern und in Unternehmen produktiv ein. Nur die Aussage da oben klingt sehr pauschalisiert.

Theo bezeichnet OpenBSD ja auch gerne in den ersten Slides seiner Vorträge als Spielwiese wo viel experimentiert wird, was ganz witzig ist, weil es als sehr konservativ gilt,. Das trifft aber wohl mehr auf die zugrunde liegegende Philosophie, als auf die Technologie zu.

Und NetBSD hat glaube ich einfach auch das Problem, dass die meisten die da drin sind eher programmieren, als drüber zu reden. Die haben ja recht coole Projekte, wenn man in die Bereiche Testing oder Lua im Kernel anschaut. Auch so Sachen wie eine OpenPGP-Implementierung unter BSD-Lizenz sind recht cool. Aber das Einzige was wirklich einigermaßen bekannt sein dürfte ist pkgsrc, weil die ganzen Solaris-Distributionen und Minix es auch verwenden.

Aber ja, außerhalb von ISC und dem ISS-Teil (rennt das noch?) ist mir auch nichts wirklich bekannt, auch wenn einige Unternehmen und das US-Verteidigungsministerium immer mal wieder mit Geld und Code beitragen. Gibt offensichtlich Fans beim US-Militär, aber das hilft dem OS jetzt auch nicht sonderlich viel.

Aber das ist jetzt auch nicht so anders in Linux-Community. Man könnte manchmal meinen es gäbe nur noch Ubuntu und vielleicht ein paar Installationen RHEL/CentOS, was ja wirklich nicht der Fall ist. Allerdings kann es sehrwohl dazu kommen, dass wenn Projekte zu leise sind keine User und Entwickler kommen.

Kurzum: Dass da oder dort so wenig passiert ist nicht das Problem. Dass hier so wenig lost ist aber vielleicht schon.
 
Ganz hübsch, der Blog berichtete das mit dem 7er Release Raspberry auch Grafikbeschleunigung haben wird. Auf der TODO Liste steht dann nur noch "USB (host); isochronous transfers".
 
Im Falle von NetBSD kommt da noch hinzu, dass x86 praktisch gewonnen hat und außer vielleicht ARM die meisten anderen Architekturen allenfalls noch für Hardware-Geeks interessant sind. Damit ist die eigene Nische noch mal deutlich zusammengeschmolzen. Was dann die unbequeme Frage mit sich bringt, wieso man NetBSD überhaupt noch einsetzen sollte.

Ich stimme dir ja weitgehend zu, aber nicht in diesem Punkt. Ich z.B. arbeite mit Power cores, Exoten Sparcs (LEON, eine Trauergeschichte zum Thema "Wie versagt man als EU erbärmlich in Sachen eigene (europäische) Prozessoren?"), einem RussenSparc (nettes Teil übrigens!), allerlei Mipsen, etc.

Auch: Gerade Open Source Entwickler müssen sich eben *nicht* immer am Massenmarkt orientieren. Gerade wir sind doch Bastler aus Spass und Interesse. Mich interessiert ein Freescale Qoriq Board oder eine Russen CPU doch gewaltig mehr als das 793. OS für x86 oder Arm.

Ich sehe es eher andersherum. FreeBSD sollte sich volle Kanne auf x86 konzentrieren und keine Energie für andere Architekturen verschwenden. Das wiederum sollten die NetBSDler - hoffentlich mit mehr Unterstützung - übernehmen.
 
Ein Großteil der Arbeiten kommen auch anderen Architekturen zugute weshalb es sinnvoll ist mehr als eine Plattform zu unterstützen.Und wenn man vergleicht ARM und x86, ARM ist ein fieses Ding voller Sonderlösungen und Treibern. Man muss ganz schon viel Arbeit reinstecken um dann 2 Jahre später zu erkennen aus einer breiten Basis von Installationen ist das wieder zu einer Nische geworden.
 
Ich sehe es eher andersherum. FreeBSD sollte sich volle Kanne auf x86 konzentrieren und keine Energie für andere Architekturen verschwenden. Das wiederum sollten die NetBSDler - hoffentlich mit mehr Unterstützung - übernehmen.

Und was macht OpenBSD dann? :confused: ;)
 
Und was macht OpenBSD dann? :confused: ;)

Nette Antwort: Na, halt OpenBSD (für welche Architektur auch immer).
Offene Antwort: Aufhören und ihr beträchtliches Können in Free und netBSD (und wie schon bisher in nützliche "Neben" Projekte) investieren.

Weißt Du darüber mehr? Ich habe noch nie gehört, daß in Rußland Prozessoren hergestellt werden.

Ja, machen die. Die wohl maßgeblichste Schmiede ist MCST mit ihren "Elbrus" Prozessoren.

Gängig sind dort 4-core Sparcs, die recht gut wiederum in 4-er Gruppen auf Boards werkeln und das erstaunlich gut für 65nm Technik. Relativ neu sind die 8-core Versionen.

Und das ist wohlgemerkt nicht einfach von Sun geklaut sondern die haben da selbst eine Menge (Weiter)Entwicklung reingesteckt und das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Wobei zweierlei zu bedenken ist: Zum einen ist das in Russland noch keine Milliarden-schwere Industrie. Ergo werden geringe Stückzahlen (vielleicht 100.000/Jahr oder so) und in etwas veralteten Prozessen (65nm) gebaut. Zum anderen war das Ziel nicht "'Ätsch, wir sind besser als x86" sondern Unabhängigkeit und Tauglichkeit für Militär und vor allem Raumfahrttechnik (was eine ganz eigene, recht anspruchsvolle Aufgabenstellung ist).

Dazu kommt noch - beweisen kann ich's nicht, aber ziemlich sicher bin ich - dass die Russen, anders als die Amis nicht viel Lärm um wenig machen sondern eher wenig Lärm und hinterm Berg halten. Ich gehe davon aus, dass in "gewissen Bereichen" auch deutlich kräftigere CPUs unterwegs sind.

Trotzdem, ein Geschwindigkeitsrausch wie mit einem Core 7 sind die Dinger nicht. Aber durchaus flott und wirklich brauchbar sind sie. Umso mehr, wenn man bedenkt, dass die Russen uns in Sachen Software durchaus in einigem voraus sind.

1 persönliche Anmerkung noch:
Ich weiss nicht, ob ich mich als Westeuropäer schämen oder wüten soll. Die eu hat so viele Milliarden für wirren Mist rausgeknallt aber ein halb-bewusstloser dahin schlafender Leon (übrigens auch Sparc based aber deutlich hinter den aktuelleren Elbrus 4S oder gar 8S zurück) war ausser in Niederlassungen us-amerikanischer Hersteller zu arbeiten so ziemlich alles, was "wir" in Sachen CPU zuwege gebracht haben. Peinlich und ärgerlich. Nun sind die Russen mit ihren Elbrus und die Chinesen mit eigenen MIPS designs unabhängig und wir reichen Europäer ... nix.
 
Offene Antwort: Aufhören und ihr beträchtliches Können in Free und netBSD investieren.

Andersrum wär's klüger. OpenBSD + Anykernel + Lua (oder eine bessere Sprache...) + die finanziellen und personellen Ressourcen, die es bereits hat, wäre wohl eine deutlich zukunftsfähigere Plattform als NetBSD + OpenBSD - Theo. ;-)

Zum Glück ist das kein entweder/oder.
 
So, so, minus Theo ... *g

Ich seh's so: FreeBSD ist x86 Brot und Butter - und (für ein BSD) weit verbreitet und bekannt. Daher: Vertikales scaling.
netBSD ist a) horizontal mächtig (läuft auf allem, was auch nur entfernt mit Bits zu tun hat und nicht schnell genug wegrennt) und b) erfreulich kreativ. Von den Jungs kam schon einiges an geilem Zeug.
Und die beiden können sich auch noch gegenseitig befruchten.

Und die OpenBSDler würden sozusagen die BSD Beauftragten für Sicherheit. Auch in ports Land. Das Ergebnis könnten bald schon nochmal erheblich sicherere BSDs sein, die auf allem laufen und auf x86 besonders schnell und zuverlässig laufen und gut aufgestellt sind. Anders ausgedrückt: Einmal Profi Unix für die (professionelle) "Masse" und einmal BSD für die breit gefächerte Basis - und beide mit wirklich ernst gemeinten Sicherheits-Sheriffs und geballtem Sicherheits Know-How (und ein bisschen Fanatismus).

Weil nämlich alle BSDs zusammen ein klägliches Häufchen sind im Vergleich zu Linux (quantitativ). Wir brauchen also nicht Konkurrenz untereinander sondern Synergie. So würden wir eine echte und klar konturierte Alternative für Profis statt wie bisher so bisschen als eine Art Eso-Linux gesehen zu werden von vielen und ständig "kann linux auch. und besser/schneller" zu hören.

Und weil wir nicht viele genug sind um in 3 Gruppen ausgesplittet zu werkeln.
 
Zurück
Oben