PC-BSD ein Enterprise-OS oder nur Wunschdenken?

Lance

Well-Known Member
Ich habe demnächst die freie Wahl ein Betriebssystem nach Wahl auf meinem Arbeitsplatz einzurichten. Ich schwanke zwischen CentOS oder PC-BSD (welches endlich einen ausgereifteren Eindruck macht).

Hat jemand Erfahrungen mit PC-BSD in Firmenumgebungen? Die vielen Meldungen in den Foren (auch hier) schrecken mich noch ab. Scheinbar machen v.a. Updates Probleme.

iX-Systems bewirbt PC-BSD als "
PC-BSD® is Better Than Ever"

aber ich habe einfach das Gefühl RHEL7.2 oder CentOS wirken weit aufgeräumter, sauberer und stabiler.

Hat da jemand Erfahrungen? (Abgesehen davon weiss ich natürlich dass PC-BSD eine sehr geringe Nutzerbasis hat und somit wohl viele Fehler nicht gemeldet werden, aber jeder fängt mal klein an)
 
Viel wichtiger wäre doch die Frage mit welchem System du besser deine Aufgaben erledigen kannst. Für Centos spricht das es stark verbreitet ist und so gute Unterstützung hat was Software betrifft. Nebenbei bietet Redhat auch guten Support, wenn dieser benötigt wird. Nachteil ist jedoch das ein Rhel oder Centos sehr abgehangen ist und die Software Auswahl sehr begrenzt ist. Ein PC-BSD ist eben ein FreeBSD mit zusätzlichen Tools und Besonderheiten. Man kann jetzt nicht sagen das es besser oder schlechter ist, aber definitiv geht man dort andere Wege. Wenn es dort also zu Problemen kommt wirst du erst einmal Selbsthilfe betreiben müssen. Nebenbei ist PC-BSD kein Leichtgewicht und als deutschsprachiger Nutzer musst du schon teilweise Spagat üben um das alles auf Deutsch zu bekommen, sofern es diese Sprachunterstützung überhaupt gibt für das entsprechende Programm.

Teste doch einfach mal PC-BSD und mache dir mal über ein Wochenende auf einem Zweitrechner ein eigenes Bild.
 
aber ich habe einfach das Gefühl RHEL7.2 oder CentOS wirken weit aufgeräumter, sauberer und stabiler.

Vor allem ist es millionenfach im Enterprise-Umfeld im Einsatz und getestet. PC-BSD kann leicht zu einer Büchse der Pandora werden...

Wie wärs mit Solaris? Hab gehört, das ist das beste. :>


... von wem nur. ;)

Wenn Lance' Chef auch die 1000 EUR pro Jahr für die Solaris-Lizenz anstandslos zahlt, kann er ja die Proble aufs Exempel machen.

Nachteil ist jedoch das ein Rhel oder Centos sehr abgehangen ist und die Software Auswahl sehr begrenzt ist.

Selbst mit EPEL ist es kein Spaß auf dem Desktop. Ich persönlich würde an seiner Stelle auf dem Desktop eine weniger konservative Distribution wählen.

Wenn es dort also zu Problemen kommt wirst du erst einmal Selbsthilfe betreiben müssen.

Vor allem vom Chef bezahlte Selbsthilfe - ob der so glücklich ist, wenn Lance auf Firmenkosten tage- und wochenlang mit PC-BSD experimentiert, während seine eigentliche Arbeit liegenbleibt?
 
Beim Thema "abgehangener Software" kommt es auch immer auf den Blickwinkel an.

Ich habe einen dienstlichen NUC mit CentOS 7. Diesen nutze ich rein für den Zugriff auf das Testlaboar (RDP, SSH, ...), ein bisschen scripting (vi), Mails (Webmail / Thunderbird), Notizen und ähnliches. In diesem Fall reichen die Default Repositories + EPEL völlig aus. 2 Monitore laufen out of the box und performant ist das Ding mit ner SSD auch.

Ich brauch zum Arbeiten nicht immer die neueste Software mit den allerneuesten Features.

Gruß
Markus
 
Wie wärs mit Solaris? Hab gehört, das ist das beste. :>
Ja, knappe 100,-€ weniger an Gehalt und dann hat er die 1000,-€/Jahr für den Oracle-Support zusammen :D
Angeblich könnte ich auch Solaris nehmen, aber ob ich das glauben kann steht auf einem anderen Blatt.
Ausserdem habe ich bei Solaris das Problem, dass ich wahrscheinlich TeamViewer brauchen werde, unter diesem Aspekt fällt PC-BSD möglicherweise auch schon raus.
 
Es dürfte inzwischen bekannt sein, dass ich nie ein Freund von PC-BSD war. In meinen Augen leiden alle Projekte von iX Systems unter den gleichen Fehlern:

Es beginnt damit, dass man sich als robuste und entsprechend gut durchgetestete Software präsentiert. PC-BSD lebt von diesem großen Namen "BSD", der von vielen Leuten als das ultimative Qualitätssiegel eines konservativen Unix gesehen wird. Aber die Wahrheit ist, dass man keine Hemmungen hat auch sehr junge Software aufzunehmen, mit der es kaum Erfahrungen gibt. Immer wieder hat PC-BSD Dinge, die von FreeBSD als Upstream-System noch nicht übernommen wurden. Ein aktuelles Beispiel ist der UEFI-ZFS-Loader. Auf FreeBSD-Seite erreicht er gerade nach langem Review und mehreren Iterationen mit zum Teil tiefgreifenden Änderungen den Punkt, wo man über einen Commit in 11-CURRENT nachdenken kann. PC-BSD hingegen liefert ihn schon lange als produktiv nutzbar aus. Oder auf Seiten der Pakete. PC-BSD nutzt LibreSSL, was beim FreeBSD bestenfalls hochgradig experimentell ist. >25.000 Pakete gegen eine neue SSL-Implementierung zu validieren ist gar nicht mal so einfach. PC-BSD und in geringem Maße auch die Schwesterprojekte TrueOS und TrueNAS sind einfach in vielerlei Hinsicht Bleeding-Edge Systeme.

Dann kommt das Tooling. AppCafe, Warden und wie sie alle heißen klingen auf dem Papier gut. Aber jedes Mal wenn ich sie mir anschaue frage ich mich, wie man so vergleichsweise einfache Tools so kaputt bekommen kann. Sie sind undurchdacht, haben obskure bis gemeingefährliche Bugs. Das ganze Update-System wirkt beispielsweise wie eine späte Alphaversion. Es ist das gleiche Syndrom unter dem Ubuntu lange litt. Man brüstet sich einerseits damit durch eine Reihe Tools ein einsteigerfreundliches System gebaut zu haben, auf der anderen Seite sind viele dieser Tools so wackelig, dass sie keinen Spaß machen.

Zu guter Letzt fehlt irgendwie der große Plan. Es ist nicht zu erkennen, wo man hin will. Mal ändert man das Paketmanagement, dann gibt es einen eigenen Desktop, hier ein neues Tool und da eine konzeptionelle Änderung. Wenn man sich die Changelogs oder sogar den Blog so durchliest bekommt man das Gefühl, dass es bei PC-BSD hauptsächlich um neue Features geht. Man will den Eindruck erwecken, dass man eine rasante Fortentwicklung hat und das System dadurch attraktiv ist. So dreht man sich ewig im Kreis, reißt immer neue Baustellen auf, bevor die alten fertig sind. Das Projekt kommt somit nie in einen ausgereiften Zustand. Übrigens auch ein Phänomen, unter dem viele Linux-Distributionen leiden.

Daher: PC-BSD mit Red Hat zu vergleichen ist auch abseits der Frage des Alters der mitgelieferten Software unfair. Da muss PC-BSD nicht mal antreten, es hat nicht den Hauch einer Chance. Red Hat bietet einfach eine um ein Vielfaches höhere Qualität. Genauso sollte man nicht den Fehler machen PC-BSD mit FreeBSD zu vergleichen. FreeBSD ist ein um ganze Universen reiferes, robusteres System. Allerdings auch mit einer gänzlichen anderen Zielsetzung.
 
Ich habe demnächst die freie Wahl ein Betriebssystem nach Wahl auf meinem Arbeitsplatz einzurichten. Ich schwanke zwischen CentOS oder PC-BSD (welches endlich einen ausgereifteren Eindruck macht).

Hat jemand Erfahrungen mit PC-BSD in Firmenumgebungen? ... aber ich habe einfach das Gefühl RHEL7.2 oder CentOS wirken weit aufgeräumter, sauberer und stabiler.
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Was sollst Du denn "auf Arbeit" damit machen? Den Highscore von Minesweeper knacken oder irgendwas anderes?
 
@Yamagi

Die Grundidee hinter PC-BSD ist ja ncht schlecht - ein einfacher Zugang und Verwaltung eines BSD-Desktops. Ich könnte mich auch mit der Idee anfreunden, alle Anwendungen mit allem Gebimmel an Dependencies in einzelne Verzeichnisse zu packen und unabhängig voneinander laufen lassen zu können. Gut, es braucht viel Platz und Zeit und mutt braucht plötzlich 1GB auf der Platte, aber es hätte sicherlich Vorteile.

Wie man diese an sich richtigen Ideen dann so schlunzig umsetzen kann, verstehe ich so wenig wie Du. Da wäre die Entwicklung eines ordentlichen graphischen Pakt- und Portmanagers für FreeBSD sicherlich die bessere Lösung gewesen und mit der neuen pkg-Strategie von FreeBSD kommt da vielleicht irgendwann mal einer mit um die Ecke. Dazu noch ein graphischer Manager für die Jails und PC-BSD ist nicht nur alt, sondern obsolet.
 
Ich habe PC-BSD vor einer Weile ausprobiert und das Ding war für mich unbrauchbar. Warum? Alles wirkte halbgar und unfertig.

Wenn man schon einen Desktop anpreist, muss man sich auch mit Mac OS X, Windows 10 oder Ubuntu messen. Ich würde vermutlich Ubuntu LTS auf eine Workstation packen, wenn ich möglichst wenig selbst Hand anlegen wollte. Oder eben Windows 10 ;)

Klar, wenn man basteln und viel ausprobieren möchte, sind andere Systeme besser aber das ist bei einem "Enterprise OS" wohl eher selten der Fall. Red Hat ist auch gut und schön, jedoch gibt es hier und da schlechtere Unterstützung und weniger Pakete.

PS: Ich bin noch nicht lange ein Freund von Ubuntu, das hat sich schon ziemlich gut entwickelt in den letzten Jahren!
 
@Yamagi, das sehe ich alles genau so wie du. Ich habe eine zeitlang PC-BSD auf meinem Zweitrechner und dem Notebook meiner Freundin eingesetzt, und jedes Mal, wenn es ein Update gab (wenn es funktioniert hat), habe ich anschließend im Schnitt 20 neue Fehler gefunden. Schade, dass da kaum auf Regressions und QA geachtet wird.
 
Was ist schon ein Enterprise-System - das ist ja nun auch nicht sooo genau definiert.

PC-BSD kenn ich nicht, das alles hängt auch ein wenig von deinen Anforderungen ab. Hier @wörk gibts viele Dinge die nur so richtig gut unter Windows funktionieren, oder aber zumindest die closed-source java version benötigen. Das heißt, ich würde erstmal schauen was für Anforderungen hast du genau.

Ich denke das man, sofern die Anforderungen erfüllt sind, FreeBSD und OpenBSD problemlos als Desktop verwenden kann. Gerade OpenBSD ist schneller installiert und aufgeräumter als alles was ich sonst kenne.

Sollte *BSD ausscheiden, und du gerne ein Linux verwenden möchtest, werfe ich nochmal Gentoo in den Raum. Das sollte man zwar villeicht einmal schon Privat installiert haben, um nicht zuviel Zeit auf der Arbeit "zu verschwenden" mit dem lernen von den Grundlagen, danach ist das aber ein sehr stabiles System das wenig Wartung fordert. Der größte Vorteil ist hier meiner Meinung nach, das Portage idr. sehr sauber "meckert" wenn irgendetwas beim updaten nicht ganz kosher ist, so das man sich überlegen kann ob man gerade Zeit hat sich ggf. mit einem komplizierteren Update und konfigurationsdateien zu beschäftigen.

Das ist etwas das ich noch bei keiner anderen Linux distribution bemerkt habe - egal ob arch, debian, opensuse, centos, ubuntu oder was-weis-ich.
 
Vor ein paar Monaten gabe es in der c't einen Vergleich verschiedene long-term supported Linux-Distributions. Das ist schon recht ernüchternd: Ja, die jeweiligen Basissysteme erhalten (Sicherheits-)Updates. Aber viele Anwendungen veralten und werden unsicher. Das macht für mich diese Distributionen bzw. LTS-Releases (Ubuntu) doch sehr fragwürdig. Ich verstehe, dass viele große Organisationen die langfristige Stablität einfach benötigen. Aber ideal ist das nicht.

Je nachdem, was Du mit Deinem Rechner machen willst/musst, könntest Du auch einmal einen Blick auf mtier werfen, die i.d.R. OpenBSD aber auch Redhat einsetzen. Und das für etliche richtig große Firmen. Klar, OpenBSD muss man 1x im Jahr updaten. Aber dafür hat man ein sehr hochwertiges System und mit mtier eine Firma, die das professionell auch auf dem Desktop supported.
 
Interessant, was man hier zu PCBSD erfährt. Hatte in der Vergangenheit auch schon den Eindruck, dass es nicht so stabil ist und es auch so in Foren etliche Male gehört. Damit ist die Frage der EnterpriseOS-Tauglichkeit eigentlich beantwortet.
Wenn Du aber die Wahl hast, ein OS für die Firma auszuwählen, dann würde ich natürlich FreeBSD nehmen. Seit pkg einfach eine tolle Sache, von der Stabilität und Performance ganz zu schweigen. Mit KDE4 und drei Einträgen in /etc/ rc.conf hat man dann auch gleich einen funktionierenden Desktop mit Loginmanager.
 
Solange unser Ritter der Tafelrunde uns nicht erzählt, was er genau mit seinem Desktop machen muß, ist das doch alles recht müßig oder?
 
PCBSD ist leider wirklich eine kleine Bastelstube, da muss ich den Vorrednern mit meinen Erfahrungen Recht geben. Ich dachte immer, dass die Idee hinter dem System gut ist, aber leider ist die Umsetzung nie so recht überzeugend gewesen. Eigentlich schade, denn FreeBSD als Unterbau hat viel zu bieten. Die Frage ist halt ob es zusammenpasst ein eher konservativ entwickeltes FreeBSD als Unterbau zu nehmen wenn ich ein "BleedingEdge-System" mit allem "Trallala und Blingbling" anbieten will?
 
Im Prinzip muss ich mit dem Rechner keine speziellen Aufgaben machen ausser per Remote (wahrscheinlich Teamviewer, weil das die meisten Kunden haben) Support leisten. Das kommt aber wohl nicht so heufig vor.

Solaris mit VirtualBox und Wine täte es auch aber wehe Larry kommt dahinter. ;)

Mein Favorit wäre ja FreeBSD nachdem was ich hier im Forum erfahren hatte. Nur war ich wohl zu blöd, KDE zum Laufen zu bringen.

Aber da aufgrund einiger Aussagen hier Welten zwischen Free- und PC-BSD liegen, muss ich es nochmal in Angriff nehmen, da ich vermute, ich könnte damit glücklich werden.

Seit meinem "Silent Data Corruption" Floh im Ohr möchte ich ein stabiles ZFS-System. Und wenn ich FreeBSD mit KDE erstmal sauber zum laufen bekomme...
 
Solange unser Ritter der Tafelrunde uns nicht erzählt, was er genau mit seinem Desktop machen muß, ist das doch alles recht müßig oder?
Tut mir leid, ich war unterwegs. Ich bin zusammen mit jm anderem der einzige mit Linux/Unix Affinität und Erfahrung und möchte auch Kunden die von Windows weg wollen bedienen. Es handelt sich aber nicht um Business kunden. Da ich Windows für mich nur als SpieleOS seinen Zweck erfüllt, möchte ich es nicht auf meinem Arbeitsplatz haben.
 
Im Prinzip muss ich mit dem Rechner keine speziellen Aufgaben machen ausser per Remote (wahrscheinlich Teamviewer, weil das die meisten Kunden haben) Support leisten. Das kommt aber wohl nicht so heufig vor.

Mit Verlaub, aber was ist denn das für ein Arbeitsplatz, an dem keiner zu wissen scheint, was gearbeitet werden soll?

Wenn Du TeamViewer verwenden mußt, dann nimmst nur ein OS, welches auch originär von denen unterstützt wird, sonst bist Du deinen Arbeitsplatz schnell wieder los ... sagt mein Gefühl.
 
Meine Arbeit besteht hauptsächlich darin, Kundenrechner wieder flott zu machen bzw. typische Windows-Probleme zu beheben. Ich setze mich aber dafür ein, Linux als Alternative zu unterstützen (aber nicht jede xy-Distri) da einige Kunden (in 3 Tagen immerhin einer) es einsetzen (wollen).

Meinen Arbeitsplatz brauche ich lediglich um z.B. Tools, Images usw herunterzuladen oder um im Netz zu recherchieren. Oder auch um DVDs zu brennen. Oder auch um irgendwas zu aktivieren oder zu registrieren. Angeblich aber eben auch um Remote-Support zu leisten. Dass es über TeamViewer läuft, kann ich nur vermuten. Da der Laden im Wiederaufbau ist und Struktur fehlt, sind viele Details noch unklar.

Grüsse

Lance
 
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