So wenig ich den Youtuber Tanzverbot mag,

Zumindest in den USA wurde über Jahre für das Swatten auch TTY-Technik (text to speach) verwendet, mit der vor allem Menschen die nicht hören/sprechen können, auch Notrufe übermitteln können. Offenbar sind (waren?) diese gut vor Rückverfolgung geschützt. Auch das Swatting bei Brian Krebs wurde offenbar so ausgelöst.

Ansonsten muss ich hier sagen, dass ich die Aufregung um den Versuch, auch im Internet für eine gewisse rechtliche Ordnung zu sorgen, nicht ganz nachvollziehen kann. Klar mache ich mir Gedanken/Sorgen um das konkrete WIE der Umsetzung. Aber dass eine Regulierung stattfindet, finde ich überhaupt nicht beunruhigend. In der echten Welt habe ich das doch ganz genauso und finde das überwiegend gut:

Unter einem Flyer muss ein V.i.S.d.P. stehen. In einer anderen Printpublikation ein Impressum. Radio darf nicht jeder nach Lust und Laune senden. Auch andere Frequenzspektren sind klar reguliert. Auf Demos darf ich mich nicht vermummen. Waffen darf nicht jeder frei kaufen. Für motorisierte Fahrzeuge muss ich i.d.R. einen Führerschein haben, um sie zu fahren. Es gibt auch einigermaßen klare Regeln, was Werbung darf und was nicht. Wie und wo politische Parteien Werbung machen dürfen. Usw. usw. Ich finde es da nur sinnvoll, dass wir uns auch damit beschäftigen, was davon wie auch im Internet umgesetzt werden kann/soll.

Ich bin da z.B. völlig d'accord mit Bruce Schneier's jüngster Äußerung hier "It’s a question of how much manipulation we allow in our society. Right now, the answer is basically anything goes. It wasn’t always this way. In the 1970s, Congress passed a law to make a particular form of subliminal advertising illegal because it was believed to be morally wrong. That advertising technique is child’s play compared to the kind of personalized manipulation that companies do today."

Die Möglichkeiten, die das Internet in Sachen Verbreitung/Vernetzung bieten, gehen deshalb ja nicht verloren. Dass ein Dienst wie SoundCloud auch unbekannten Künstlern ein Zuhause und eine Austauschmöglichkeit bot, soll ja nicht abgeschafft werden. Meinungsäußerungen via Facebook, Twitter, Medium oder ein eigenes Blog wären ja weiterhin möglich - solange man sich im verfassungsrechtlich vereinbarten Rahmen bewegt. Und damit kann jeder - egal ob er/sie Geld oder formelle Macht hat - ein Millionenpublikum erreichen und sich mit gleichgesinnten vernetzen. Und zwar unnabhängig von den traditionellen Medien (Zeitungen, Zeitschriften, Radio, Fernsehen).
 
Bedenklich finde ich einen gewissen Schutz auch nicht. Was ich bedenklich finde, das eben nicht nur Sicherheitsorgane an die Informationen kommen sonder jeder der ein Captcha abtippen kann bei den whois Datenbanken oder automatisiert ein crawler von irgendeiner Person geschrieben die einfach nur deutschsprachige Seiten durchwandert. Man wird ja sogar unter Strafandrohung zu einem Impressum verpflichtet das jeder einsehen kann.
Bei den meisten Diensten die du genannt hast ist die Angabe einer Adresse garnicht nötig. Es geht mir darum, das ein Bedrohung aus der virtuellen Welt in die physisch Welt schwappt weil staatliche Stellen einen zu verpflichten seine Adresse JEDEM offen zu legen. Wenn man nicht nur lesen will.
Wenn du auf der Strasse gehst und von jemanden angehalten wirst der nach deinem Ausweis oder deiner Adresse fragt... wirst du doch auch den Teufel tun und ihm diese Informationen geben ohne das er sich als Polizist zu erkennen gibt oder ausweist. Was wenn jetzt ein Gesetz rauskäme, das man nur noch das Haus verlassen darf wenn lesbar auf der Kleidung der Hauptwohnsitz steht?
 
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