Welches BSD für Laptop?

JochenF

Well-Known Member
Hallo,

auch ich will wegen systemd von Linux weg. Seit Wochen suche ich schon nach Alternativen, werde aber irgendwie nicht fündig. Der Desktop soll ganz einfach aus Openbox+Tint2 bestehen. Auf einem Desktop-Rechner mit LAN-Anschluss läuft das unter FreeBSD auch schon ganz zufriedenstellend, aber jetzt verzweifle ich gerade an der Installation auf meinem Thinkpad T61.

Vor ein paar Wochen habe ich einen ersten Anlauf wieder eingestellt, da Suspend/Resume nicht funktionierte. Nachdem ich jetzt einen Thread gefunden habe wo eine Lösung aufgezeigt wird (Kernel ohne VESA-Treiber compilieren), wollte ich gestern nochmal einen zweiten Versuch starten. Während der Installation wurde mir ein zweites Problem wieder bewusst: die WLAN-Verbindung bricht ständig weg (so im Schnitt alle 10 Minuten). Google-Suche bringt zum Vorschein dass das mit FreeBSD und Thinkpads wohl öfter passiert. Im Thinkwiki wird deshalb OpenBSD empfohlen.

Nun möchte ich aber nicht unbedingt alle BSD-Varianten durchtesten, deshalb eine Frage an die Insider: welches BSD würdet ihr für die Verwendung auf Laptops empfehlen? Es sollte halt der ganze Laptop-Kram vernünftig funktionieren (Powermanagement, Suspend/Resume, WLAN, usw.).
 
Da wirst du recht viele unterschiedliche Antworten bekommen, da da jeder seine eigene Meinung zu hat ;)

Ich bin etwas OpenBSD fan und habe es recht intensiv auf meinem Thinkpad (T60) einige Zeit verwendet (momentan ist da gentoo + win7 drauf, ohne systemd), allerdings ist OpenBSD bei Desktopsachen teilw. recht langsam. Zu Suspend & Co kann ich nichts sagen, da ich davon für mich selber nicht viel halte.

Andererseits ist OpenBSD SEHR schnell installiert, und auch die Pakete für den Desktop sind schnell drauf - ich würde sagen das auch ein Anfänger in dtl. unter 3 Stunden ein funktonierendes System inkl. Desktop haben sollte, zumindest wenn man die Installation erstmal mit "LAN" macht.

Mein Tipp also: Villeicht hier einfach mal OpenBSD probieren, es schadet imho nichts.
 
Welche FreeBSD Version hast du denn ausprobiert? 10.1? Wenn ja, würde ich wegen der WLAN Probleme mal 11-CURRENT ausprobieren. Keine Angst, das ist sehr stabil und neue Binärpakete gibt es auch jede Woche. :)
Suspend/Resume _sollte_ unter 11 auch noch besser laufen als unter 10.1. Ansonsten kannst du dir natürlich auch mal OpenBSD anschauen, das könnte dir auch gefallen.
 
Hmmm.... also bei meinem gestrigen neuen Anlauf habe ich 10.1 verwendet. Da besteht das WLAN-Problem definitiv. Zuvor hatte ich schon mal 11-CURRENT probiert, weil mein T61 im FreeBSD Handbuch unter Suspend/Resume mit der 11er Version als funktionierend aufgeführt war. Stimmt aber leider nicht. Wie das da mit WLAN war kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich hatte nämlich glaube ich vorher auch schon mal 10.1 ausprobiert, das war dann gestern wohl mein dritter Versuch. Ich kann ja nochmal das 11er probieren.

Prinzipiell gefällt mir das FreeBSD ja, weil man ziemlich frei darin ist was man installiert. PC-BSD hatte ich auch mal ausprobiert, das war aber ziemlich aufgebläht. Ich hatte den Eindruck die wollen da die komplette Linux-Welt abbilden (mit HAL, Pulseaudio, und allem was man sonst nicht braucht).
 
OpenBSD hört sich interessant an, liest man viel Gutes. Aber stimmt es, dass OpenBSD immer noch keinen TRIM Support für SSDs hat? (so eine werkelt nämlich in meinem T61).
 
Hallo Jochen,

NetBSD und der T61 sollen seit einigen Jahren sehr gute Freunde geworden sein. Sie spielen, nach meiner Recherche, wohl auch gut zusammen mit der GraKa(3D), WLAN, Funktionstasten, Suspend/Resume.

OpenBSD soll auch gute Unterstützung haben. Wenn ich mich Recht entsinne, haben einige Entwickler T61-Modelle.

Systemd kann man sich auch in Linuxdistributionen verkneifen.
HAL, Pulseaudio und Dinge, die du angesprochen hast, kannst du dir auch in BSDs schnell einfangen, sofern du binär installierst und Pakete nicht selber kompilierst. Diese Dinge kommen als Abhängigkeiten oft mit, weil manche Anwendungen halt sehr speziell für Linuxdistributionen/Desktops entwickelt werden.
Beim Kompilieren kannst du dir aber sehr sehr vieles davon abwählen.

TRIMen tun doch heutige SSDs schon intern (??). Da sollte ein UFS/FFS als Dateisystem reichen.

Lieben Gruß
Chu
 
Unter Linux wird es immer schwieriger dem systemd aus dem Weg zu gehen. Jetzt stellt ja auch noch Debian als letzte der großen Distros um auf systemd. Und die Zwänge werden immer härter, das ganze Gnome und GTK3 Zeugs verdrahtet immer mehr systemd-Funktionen fest, sodaß bald nichts mehr ohne systemd läuft. Aber das ist eine andere Diskussion. ;-)

TRIM für SSDs ist schon wichtig, das kann die SSD ohne Unterstützung durch das Filesystem nicht selber machen. Woher soll die SSD wissen, welche einmal beschriebenen Blöcke wieder frei geworden sind? Eine SSD muss die Schreibzugriffe ja möglichst gleichmässig auf alle Speicherblöcke verteilen. Dazu wird beim rewrite eines logischen Blockes immer ein anderer ungenutzter physischer Block benutzt. Welche Blöcke aber, nachdem sie einmal beschrieben wurden, wieder frei geworden sind, das weiss nur der Dateisystem-Treiber.
 
Einfach ein paar Gigabyte am Ende der SSD freilassen, die dann dauerhaft als frei markiert bleiben. Den Rest macht die Garbage Collection. :)
 
Daran hab ich auch schon gedacht, wäre aber nur eine absolute Notlösung. Erstens brauche ich jedes Gigabyte (zumal ja momentan auch noch Linux parallel drauf läuft), und zweitens müsste ich die SSD auch erstmal davon überzeugen dass der Bereich am Ende ab sofort frei ist. Am besten indem ich auf der freien Partition ein ext4 Dateisystem anlege, und per Linux "fstrim" Befehl bekannt gebe dass der Platz jetzt frei ist. Schön ist was anderes. ;-)
 
Ich würde wie @CommanderZed auch OpenBSD drauf laufen lassen... Dadurch, dass die OpenBSD-Entwickler den neuesten Build-Output auf ihrer eigenen Hardware testen, ist der Notebook-Support echt gut...
Auf meinem X230 geht suspend out-of-the-box. Kamera und Fingerprintsensor kann ich dir nicht sagen, da ich das nie benutze
 
So, mit dem aktuellen 11-CURRENT klappt das WLAN nun seit 2 Stunden ohne Problem. Auch das Suspend/Resume funktioniert, wenn man die Treiber lädt die für den T61 im Handbuch beschrieben sind. Bin gerade dabei mir die Crunchbang-Oberfläche nachzubauen, sieht schon gut aus. Jetzt muss ich nur noch rausfinden wie man Suspend auf die Power-Taste legt.
 
Super! Hätte nicht gedacht dass das so einfach geht. Unter Linux musste man da immer irgendwie ACPI-Scripte suchen, und im Gnome-Zeuchs rumwühlen. Unter Linux führen immer viele Wege nach Rom, auf dem eigenen Rechner aber nur einer von diesen. Das war da immer ewige Rumsucherei.
 
Nein, das Problem ist das "Linux" ständig unterschiedliche Interfaces, Userlandtools, Scripte, Daoemons ala Systemd, Network-Manager ala NetworkManager oder WiCD, e.t.c. verwendet die alle mehr oder weniger miteinander zusammenarbeiten bzw. Kompatibel sind, aber oft nur mit dem in der einen Versionsnummer, mit dem anderen in der anderen Versionsnummer u.s.w.

Damit das alles noch etwas komplexer wird, basteln alle Distributionen an dem Vanilla-Code noch irgendwie drumherum, sei es um das eigene UI oder $Tool damit "arbeiten" zu lassen oder um es als "Kernelements" für eine bestimmte Aufgabe innerhalb der Distro zu machen. Zuallermindest nimmt man für die Konfiguration nicht die sinnvollen Standardwerte des Entwicklers, sondern baut ohne jeden Verstand irgend etwas anderes ein. (WIE kommt man auf die IDEE das das Standardverhalten eines FTP-Daemons nicht "löschen" zulässt sondern nur umbennen???)

Alle 1-6 Releases/Halbjahre (Je nach dem ob mit Releases oder Rolling arbeitet) wird DAS vorherige Standard-Tool dann deprecatet und irgendwas anderes reingefrickelt was den Job genauso schlecht macht wie vorher, aber der neue heilige Gral ist, und garantiert zu irgendwelchen anderen sachen inkopatibel ist ... arghs

Ja, da kann sich keiner mehr mit komplett auskennen, und ich glaube inzwischen das ist teilweise auch so gewollt.

(Bei bedarf könnt ihr das gerne auch in irgend einen der vielen Linux-Rant-Treads verschieben ala den SystemD treat)
((DIsclaimer: Ich verwende zurzeit wenns nicht gerade Windows ist zumeist Gentoo und finde das die da nicht ganz so schlimm sind))
 
Das hast du gut gesagt. Ich sage auch schon lange dass Linux eine "Dauerbaustelle" ist. Bin froh dass das jetzt mit dem FreeBSD klappt. Wenn auch nicht alles geht. Mein Kartenleser für Online-Banking funktioniert nicht, und Virtualbox gibts nur in der freien Version ohne USB 2.0. Aber damit kann ich leben. Fürs Navi updaten wird halt Windows als Dualboot installiert, und Onlinebanking muss halt ohne Kartenleser gehen. Man kann nicht alles haben. Aber Linux ranzt mittlerweile total.
 
Alle 1-6 Releases/Halbjahre (Je nach dem ob mit Releases oder Rolling arbeitet) wird DAS vorherige Standard-Tool dann deprecatet und irgendwas anderes reingefrickelt (...) der neue heilige Gral ist (...) garantiert zu irgendwelchen anderen sachen inkopatibel

Das machen die BSDs aber auch so, wenn auch in minder größeren Abständen. Nur das ABI lassen sie normalerweise intakt.
 
In den letzten Jahren habe ich so ziemlich alle Linux-Distris durchgemacht. Bei jedem Release-Wechsel ändert sich was gravierend und nichts geht mehr. Bei jedem Update fängt der Forschungsaufwand von Neuem an. Mein schlimmstes Erlebnis war die Chat-Benachrichtigung unter Ubuntu. Ich nutze Gajim, und da gibt es mittlerweile mindestens 3 Plugins für die Benachrichtigungs-Funktion im Systemtray. Bei jedem Release brauchte man eine andere (natürlich erst mit riesiger Verzögerung verfügbar), und im aktuellen Release funktioniert überhaupt keine. Mit Thunderbird ist es ähnlich. Ich hab das so gestrichen dick, das kann ich gar nicht sagen.
Ich bin jetzt "back to the roots", Openbox und Tint unter BSD, und hoffe das ändert sich jetzt die nächsten 10 Jahre nicht mehr.

Ich verstehe absolut nicht, warum man Dinge die funktionieren immer wieder neu erfinden muss. Hatte das Thema erst kürzlich mit einem Arbeitskollegen. Er ist Freund der Ubuntu Netbook Edition aus 2010. Wenn man die mit heute vergleicht, hat sich eigentlich nichts geändert. Die Oberfläche ist völlig gleich geblieben. Metacity wurde durch Compiz ersetzt, Onlineshoppping-Suche (die kein Mensch braucht) ist dazu gekommen, aber verbessert hat sich nichts. Da die alten Versionen aber nicht mehr supported werden, ist man ständig diesem Update-Zwang ausgesetzt. Dauernd ändert sich was, aber ohne spürbare Verbesserung.
 
Hey Jochen,

Sehe es mal so: Jede Linux-Distribution ist letztendlich ein eigenes OS, welches auf dem Linux-Kernel aufsetzt und dazu ein Userland bereitstellt auf welches dann wiederum andere Anwendungen bzw WMs oder DEs aufgesetzt werden.

Wenn dir Yamagi den Befehl für "sysctl" gibt, dann ist das für FreeBSD mit Sicherheit richtig. Für ein anderes BSD aber nicht unbedingt.

Und in dem Zuge gilt Folgendes: Gehe in ein Slackwareforum oder ein Gentooforum und treffe einen Profi und er sagt dir zackig wie es im Grundsystem der Distribution mit Suspend/Resume zu machen ist. ABER er wird dir nicht unbedingt direkt sagen wie es in einem jeweiligen DE zu bewerkstelligen ist.
Die BSDs sind ein OS samt Userland und dann hat man so Dinge oft parat, aber das hat nichts mit dem von dir gewählten DE oder WM zu tun.

Genauso verhält es sich mit den von dir angesprochenen Anwendungen: Die sind unter jeder Linux-Distribution und auch BSDs anders vorbereitet. Von daher solltest du das nicht vergleichen. Das sind Äpfel & Birnen.

So und nun mal wieder ON-TOPIC: Deine Wahl scheint ja bei FreeBSD für deinen Laptop gelandet zu sein. Das ist bestimmt gut, weil du es ja auch auf der anderen Maschine hast, wie du eingangs beschrieben hast.
Denn jedes BSD ist doch anders. Designprinzipien gleichen sich wie zB die "sysctl", aber die einzelnen Parameter sind unterschiedlich.

Gruß
Chu
 
Zurück
Oben