Zum Thema "Warum entwickeln wir kein europäisches Betriebssystem"?

Wenn mich nicht alles täuscht halten sich NSA & Co ja weitgehend an Gesetze, oder ? Im übrigen machen die mir weit weniger Sorgen als Google & Co und der Zugriff auf alle möglichen Daten durch alle nur möglichen Institutionen, privater und öffentlicher Natur.

Ich denke schon dass eine praktikable, allgemein Zugängliche Verschlüsselungsmethode hilfreich wäre. Natürlich wäre das nicht die Lösung aller Probleme, aber ein Stück schon.

Natürlich können gesellschaftliche Probleme auch technisch gelöst werden, denke mal an den Hunger den nicht wenige in Europa bis ins 20. Jhd. hinein ertragen mußten. etc pppp

NSA & Co können dafür sorgen, dass Gesetze verabschiedet werden, die so schwammig formuliert sind, oder anderweitig in ihrem Sinne ist, dass das was sie tun legalisiert wird. Im Zweifel würde ich ausserdem davon ausgehen, dass sie sich NICHT an Gesetze halten müssen, da ja sowieso niemand erfährt was die genau tun. Ich halte das übrigens nicht für übertrieben paranoid.

Was bringt dir Verschlüsselung, wenn du für den Fall dass du die Daten vor Gericht nicht entschlüsselst, pauschal verurteilt wirst? Bist du bereit für deine Privatssphäre ins Gefängnis zu gehen?
 
NSA & Co können dafür sorgen, dass Gesetze verabschiedet werden, die so schwammig formuliert sind, oder anderweitig in ihrem Sinne ist, dass das was sie tun legalisiert wird.
Ja, so funktioniert Demokratie, - wenn wir das zulassen!
Im Zweifel würde ich ausserdem davon ausgehen, dass sie sich NICHT an Gesetze halten müssen, da ja sowieso niemand erfährt was die genau tun. Ich halte das übrigens nicht für übertrieben paranoid.
Ich bin schon für ein Gesetz das Whistleblower bei solchen Sachen freistellt.
Was bringt dir Verschlüsselung, wenn du für den Fall dass du die Daten vor Gericht nicht entschlüsselst, pauschal verurteilt wirst? Bist du bereit für deine Privatssphäre ins Gefängnis zu gehen?
Oooch, das würde ich schon darauf ankommen lassen! Pauschale Verurteilungen dieser Art gibt es - zumindest bei uns - nicht.

Ich bin ja ein in Österreich lebender Deutscher. In dem Film Radetzki-Marsch kommt eine Szene vor in der der Kaiser sagt: "Moachen kan ma eh nix!" (Und dann ging es in den 1. Weltkrieg) Scheint mir recht typisch für Österreich zu sein. Dass es auch eine verbreitete Haltung bei Techies zu sein scheint, ist mir neu. Aber vielleicht täusche ich mich ja auch...
 
Interessant! Wußte ich nicht. Immerhin läuft das nach einem legalen, rechtlichen Verfahren, kann also beeinsprucht werden und kann sicherlich nicht willkürlich angewendet werden. Insofern würde ich da eher wenig Sorgen haben.

Wäre interessant wie das wäre wenn so etwas an ein hohes EU-Gricht geht...
 
Aber zurück zum Thema: Die Ausgangsfrage war warum es kein EOS gibt. Meine Anwort ist dass der politische Wille fehlt, nicht - wie das andere hier vertreten - dass es technisch sinnlos ist.

Sicherlich löst Technologie immer nur einen Teil des Problemes, aber ein wichtiges Teil. Und wenn Techies - quasi vorauseilend - schon resignieren, so wird es auch diesen Teil nie geben und jede politische Weiterentwicklung ist abgeschnitten.

In dieser Hinsicht haben die Amerikaner uns in der Tat einiges voraus: Sie beschäftigen sich weniger mit dem was nicht möglich ist, als mit dem was Denkbar ist. Und einiges von dem - bei weitem nicht alles! - wird dann Realität...
 
Welchen technischen Sinn sollte denn ein europäisches Betriebssystem haben? Was wäre überhaupt ein europäisches Betriebssystem? Nur Europäer dürfen Quellcode commiten? Oder nur in Europa lebende Programmierer? Nur Europäer dürfen das System nutzen? Wie würde sichergestellt, dass Commiter nicht für ausländische Geheimdienste arbeiten? Kann dieses europäische System auch nicht-europäische Software ausführen?
 
Und die Fragen gibt es auch noch:
Welche Sprache sollte das OS haben? Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch oder ... , nur um einige zu nennen.
Wo soll es produziert werden?
Welches Land hat das Verkaufsrecht?
 
"Europäisches Betriebssystem" würde ich nicht benutzen. Die Regelungen bei richtig internationalem OpenSource sind viel lascher als die EU es sehen würde, wenn sie was greifbares hätten, wo sie Regulierung machen könnten (und mit "lasch" meine ich, dass es mehr Freiheiten anbietet).

Zweitens, seht es wie es ist... wir sind zu dumm um OpenSource ohne den Rest der Welt zu machen. Wieso sollen wir uns beschränken in der Entwicklung und uns damit schaden?

Drittens, wenn Du "Europäisches Betriebssystem" sagst, dann bekommen so manche geldgierige Großfirmen mit den ganzen nutzlosen Beratern (die schweinegeld kassieren) direkt glänzende Augen und stürzen sich auf den Staat, wo sie sowieso durch Lobbyismus einen besseren Stand haben, als OpenSource-Entwickler, die eher nützliche Sachen für die Allgemeinheit schaffen. Weißt Du was dabei dann herauskommt? Ich sage es Dir... sowas wie De(ppen)Mail, wo sich uns wegen der ganzen Freiheit und Kostenlosigkeit direkt der Magen umdreht.
 
Aber zurück zum Thema: Die Ausgangsfrage war warum es kein EOS gibt. Meine Anwort ist dass der politische Wille fehlt, nicht - wie das andere hier vertreten - dass es technisch sinnlos ist.
...

Fortschritt entsteht dadurch, daß ein gefühlter Mißstand durch eine "Erfindung" verbessert wird und eine hinreichende Anzahl Menschen für diese Verbesserung FREIWILLIG Geld ausgeben möchte.
Alles andere ist Planwirtschaft, Geldverschwendung, Zeitverschwendung und schlicht Irrsinn.

Es macht auf dem aktuellen Markt überhaupt keinen Sinn noch ein NATIONAL-OS zu entwickeln. Das können vielleicht die Chinesen oder Inder, aber in unserer westlichen Welt braucht das keine Sau.
Verbessern wir lieber, was wir haben und hegen und pflegen das weiter.

just my 2 cents.
 
Natürlich ist das politisch nicht gewollt, da bin ich voll und ganz bei Dir rubricanis. Überhaupt hast Du eine klare Sicht auf die Dinge, das gefällt mir auch ohne facebook.;) Also ich fühle mich keinesfalls abhängig von der Redmonder Softwareschmiede. Ich werde ja nicht zu meinem "Glück" gezwungen. Windows hatte doch nicht zuletzt nur deshalb einen marktbeherrschenden Einfluß, weil es auf jedem neu erworbenen PC vorinstalliert war und immer noch ist.

Es gibt doch sinnvolle Alternativen und ich nutze eine davon. Ich denke nicht, das ein rein europäisches Betriebssystem an den herrschenden Umständen etwas gravierendes ändern würde. Obwohl die Idee schon was hat...

Ich teile ich auch juedan's Meinung.

Über die Qualität der Printmedien lasse ich mich hier lieber nicht aus, auch die Süddeutsche Zeitung war früher besser, aber das ist auch Lichtjahre her.

ReactOS spielt keine Rolle, die kommen einfach nicht in die Gänge, und Scientific Linux dümpelt nicht, es ist stabil und wird völlig unterbewertet, obwohl es ja auch nur ein Clone von RedHat ist. Jedenfalls ist es nicht in einem Versuchsstadium.

Und abgehört wird immer, woher wissen wir denn, ob der jeweils aktuelle Firefox nicht nach Hause telefoniert?

Außerdem wird die Dominanz von Microsoft nicht mehr lange dauern. China als riesiger Markt entwickelt bereits ein eigenes Linux und Rußland ebenfalls.

Aber denen trau ich erst recht nicht über den Weg, da werden mit Sicherheit einige backdoors eingebaut.

Und das würde bei einem rein europäischen OS nicht gänzlich anders aussehen.

Voila, wir haben FreeBSD und dürfen uns doch glücklich schimpfen.:D
 
Es ist mir schon klar dass ich hier gegen den Zeigeist argumentiere und vermutlich auch gegen die Mehrheit hier im Forum. Aber sei's drum, der Zeitgeist ist ein wetterwenderischer Geselle! Also schaun'mer mal...
Alles andere ist Planwirtschaft, Geldverschwendung, Zeitverschwendung und schlicht Irrsinn.
OK, das ist die neo-liberale Ideologie die uns die letzten Jahrzente beglückt hat. Der Markt wird es schon richten! Was er aber zugleich anrichtet, da schweigen wir lieber drüber. Nein, ich werde hier nicht über die Leichen sprechen die der Markt weltweit - also auch bei uns - im Keller liegen hat, auch wenn die zum Himmel stinken. Wir reden hier über Technologie und ein wenig auch über Politik.
Es macht auf dem aktuellen Markt überhaupt keinen Sinn noch ein NATIONAL-OS zu entwickeln. Das können vielleicht die Chinesen oder Inder, aber in unserer westlichen Welt braucht das keine Sau.
Ja, die Westliche Welt, Ein einig Volk von Brüdern! Damit werden also alle Differenzen, religiöse, soziale, kulturelle, technologische eingeebnet und plattgemacht. Es kann gut sein dass wir einmal auf diese Ideen mit genau der gleichen Beklemmung zurückdenken wie wir heute an dern Imperialismus der europäischen Nationen im 19. Jhd. denken. Wie auch immer: Es gibt nach wie vor Differenzen, glücklicherweise!
Verbessern wir lieber, was wir haben und hegen und pflegen das weiter.
Nichts gegen die Pflege von Traditionen, im Gegenteil! Aber warum soll man dann europäische Tradionen, die sich nun einmal von amerikanischen unterscheiden, nicht auch hegen, pflegen und weiter entwickeln? Denken wir mal an so etwas wie gesellschaftliche Solidarität, religiöse Tolerenz, ein konstruktiveres Verhältnis zum Staat u.Ä.m. Das alles und noch mehr soll dann der vermeintlichen Freiheit geopfert werden. Es gibt doch faktisch nur noch eine Freiheit, die des Marktes, - der alles Ungleiche gleich setzt und nur noch eine Verrechnungseinheit kennt, das Geld.

Ich höre hier immer Freiheit, nichts als Freiheit. Die Freiheit des Internets ist doch schon lange Geschichte. Sicherlich gibt es da noch Nieschen die von einer kleinen Zahl von Romantikern besetzt wird und die damit gut beschäftigt sind. Faktisch werden überall Zäune gezogen. Jede der so viel gelobten Apps für Smartphones und Tablets ist ist ein Zaun der gezogen wird um an die Daten der Benutzer zu kommen um uns was auch immer aufzuschwätzen oder uns zu manipulieren. (http://www.faz.net/aktuell/feuillet...atenanalysten-markus-morgenroth-13142108.html). Und dahinter stehen dann die Fürsten des Internets, Google, Apple, MS & Co. Interoperationalität ist doch schon langer ein Fremdwort. Die letzte wirklich Inovation war der Browser, aber den bekommen sie auch noch klein! Wenn ich heute auf meinem IPad (Nie wieder Apple! Aber was dann?) einen Film des von mir geschätzen dctp.tv ansehen will muss ich eine App herunterladen und mich hierzu im Apple Shop bedienen. Nein Danke! Noch funktioniert es auf dem PC im Browser, - noch!

Freiheit ist immer eine Bedingte und erforder Räume die vor Übergriffen geschützt werden müssen. Und wer, wenn nicht gesellschaftliche Institutionen wie der Staat oder die EU können die schützen? Das sie das nicht tun und der marktradikalen Ideologie folgen ist sicherlich ein Skandal. Aber auf die freiheit des Marktes zu setzen heißt den Bock zum Gärtner zu machen.

Jetzt muss ich erst einmal etwas essen, der Körper verlangt sein Recht, - trotz alledem! :)
 
... Scientific Linux dümpelt nicht, es ist stabil und wird völlig unterbewertet, obwohl es ja auch nur ein Clone von RedHat ist. Jedenfalls ist es nicht in einem Versuchsstadium.

Das mit dem "dümpeln" bezog sich eher darauf, daß ihnen CentOS und CERN abhanden gekommen sind und sie aktuell in einem Umbruch sind, bei dem noch ncht sicher zu sein scheint, wie es weiter geht.

Es ist mir schon klar dass ich hier gegen den Zeigeist argumentiere ...

Du argumentierst nicht gegen den Zeitgeist, Du bist voll drin im Zeitgeist.
Die Planwirtschaft und Verbieterei feiert doch allerorten in Deutschland neue Urstände. Es gibt kaum was, was Du hier nicht vorgeschrieben kriegst, wie Du dein Leben zu gestalten hast, was Du zu essen hast, was zu mögen hast, usw. usw.
Da paßt dein National-OS prima rein.

OK, das ist die neo-liberale Ideologie die uns die letzten Jahrzente beglückt hat.

Das ist keine "neoliberale Ideologie" sondern schlichtes Geschichtswissen.
Schau Dir die Geschichte der Technik an und schau mal, was planwirtschaftlich davon umgesetzt wurde und wie lange das funktionierte und was sich durchgesetzt hat, weil es einen Vorteil bot.
 
Das ist keine "neoliberale Ideologie" sondern schlichtes Geschichtswissen.
Schau Dir die Geschichte der Technik an und schau mal, was planwirtschaftlich davon umgesetzt wurde und wie lange das funktionierte und was sich durchgesetzt hat, weil es einen Vorteil bot.
Wer nur Schwarz und Weiß kennt, für den sind Farben eben ein Rätsel ...
 
Planwirtschaft und Technik funktioniert schon per Definition nicht. Ich denke dabei an die Lösungen der Russen, DDRler die im besten Fall bei Beginn nur Jahre hinterm Westniveau hinterherhinkten und nur durch Embargo ihre Technik im eigenen Land/Block losbekamen.

Doku
 
Noch kurz zu einem hypothetischen EOS. Wenn ich das richtig sehe sind das i.G. zwei Einwände:

(1) Grundsätzliche Vorbehalte gegen staatliche/europäische/bürokratische Institutionen: Die sind natürlich in guten Teilen berechtigt und werden von mir geteilt. Aber dass heißt nicht dass derartiges immer so laufen muss. Es gibt bedeutende Forschungen im Bereich Physik, Biochemie, Biologie etc die nicht so laufen sondern die von der EU oder den Staaten massiv gefördert werden und an der die Fachöffendlichkeit beteiligt ist und Einfluss nimmt. Warum soll derartiges im Bereich der Informatik nicht möglich sein? Sicherlich gibt es da einen allzu starken Einfluss der Industrie, aber so etwas kann man begrenzen und die Industrie im Sinne einer im öffentlchen Diskurs erarbeiteten Zielperspektive einbinden. Das Problem ist nicht die Industrie an sich, sondern ihr Übergewicht und die Instrumentalisierung öffentlicher Projekte durch einflussreiche Lobby-Gruppen. Im übrigen hat gerade die Industrie ein echtes Interesse an Standartisierung und IT-Sicherheit. Muß ich extra erwähnen dass man so etwas natürlich nicht einfach einer Bürokratie mit absehbaren Folgen überlassen kann?

Aber eines ist auch klar: Irgendwann müssen dann von politischen Institutionen Entscheidungen getroffen werden und mit Sicherheit wird nicht jedermann glücklich damit (siehe z.B. die mit der Energiewende verbundene Probleme. Dagegen ist ein hypothetisches EOS ein kleines Problem).

(2) Einschränkungen der Freiheit: Ich halte das für einen Popanz. Weder IT-Sicherheit noch sinvolle Standartisierung bekommt man umsonst.und sind immer mit Einschränkungen irgend einer Art verbunden. Entscheident ist vielmehr welche Einschränkungen für wen und was durchgesetzt werden. Die Standarts und Einschränkungen setzen z.Z. weltweit die IT-Gorillas durch, und zwar die, die allein in ihrem Interesse liegen, von niemandem sonst. Gut, da gibt es noch Linux (prä systemd) und BSD, zumindest a.d. Server. Aber die sind für Otto-Normalbenutzer und in guten Teilen auch für die Industrie irrelevant. Und die neueren Technologien gehen an ihnen vorbei (Smartphone etc) was sie längerfristig abhängen wird. Das mag man beklagen, aber es ist so.

Jetzt noch kurz zum wichtigeren Teil: In der Tat hängt Europa in der IT-Technologie hinter den USA hinterher. Dabei sind die technologisch eigentlich rückständig denn sie folgen einem einfachen Primzip: Immer mehr von immer dem Gleichen. Und Europa rennt hinterher und es geht ihm wie dem Hase mit dem Igel: "Ick bin all schon da!". Ich halte das ökonomisch, ökologisch und gesellschaftlich nicht nur für wenig intelligent sondern desaströs. Dabei gibt es wahrlich keinen Grund bescheiden zu sein: Nicht wenige Inovationen haben ihren Ursprung in Europa und sind entweder in die USA ausgewandert und dort kommerzielle genutzt worden oder vom heiligen Markt eliminiert worden und auf dem Schutthaufen der Geschichte gelandet. Und die EU ist groß genug, sowohl als als Institution als auch als Markt um ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, - was es aber bedauerlicherweise nicht zu wissen scheint.

Zum Abschluss: Der amerikanische Soziologe W.I. Thomas hat in den 30er Jahren folgendes Theorem formuliert: "Situationen die von den beteiligten Menschen als real definiert werden, sind in ihren Konsequenzen real” Zu gut deutsch: Die Realität entsteht im Kopf!
 
Moin,

Die Planwirtschaft und Verbieterei feiert doch allerorten in Deutschland neue Urstände. Es gibt kaum was, was Du hier nicht vorgeschrieben kriegst, wie Du dein Leben zu gestalten hast, was Du zu essen hast, was zu mögen hast, usw. usw.
Das ist die Planwirtschaft der großen Konzerne in Europa, die Du beschreibst. Sie bestimmen heute, wie man sein Leben zu gestalten hat, oder was man zu essen hat. Die Konzerne bestimmen heute auch die Richtlinien der Politik und nicht die Bundeskanzler(in) oder der Wähler. Ein wunderbares Beispiel ist die Saatgutproduktion. Da bestimmen die großen Zwei - die Namen verkneife ich mir, weil jeder weiß, wer gemeint ist - was der Landwirt auf sein Feld auszubringen hat. Der zuständige EU-Kommissar ist nur Sprachrohr.

Die Idee mit dem Internet der zwei Geschwindigkeiten ist doch keine Idee des Bundeskabinetts. Diese Idee kommt doch von großen Providern wie Telekom oder Vodafone. Oder IP-Telefonie: die Provider vergeben nur noch solche Anschlüsse; mit anderen Worten sie zwingen den Verbraucher umzusteigen, nicht um ihm was Gutes zu tun, sondern aus knallhartem Profitinteresse...
Wobei Profite per se nicht schlecht sind, aber Maximalprofite mit Zuschlag sind verwerflich, weil sie nicht nur Arbeitsplätze kosten, sondern auch Innovation im Keim ersticken. Außerdem fließen Profite immer seltener in das Unternehmen zurück und verhindern damit ebenfalls Innovationen.
 
Wer nur Schwarz und Weiß kennt, für den sind Farben eben ein Rätsel ...

Was genau willst Du mir damit jetzt sagen?

...
Aber eines ist auch klar: Irgendwann müssen dann von politischen Institutionen Entscheidungen getroffen werden und mit Sicherheit wird nicht jedermann glücklich damit (siehe z.B. die mit der Energiewende verbundene Probleme. Dagegen ist ein hypothetisches EOS ein kleines Problem).

Danke, aber es reicht doch eigentlich die große Transformation des Energiesektors schon völlig aus, um eine blühende Landschaft in eine Volkswirtschaftsruine umzuwandeln. Wir haben dann eh keinen Strom mehr und kein Geld und brauchen dann auch kein staatlich subventioniert erzwungenes DE-OS - wenngleich die Telekom sicherlich das perfekte Konzept dazu schon in der Schublade haben könnte ...

Die Standarts und Einschränkungen setzen z.Z. weltweit die IT-Gorillas durch, und zwar die, die allein in ihrem Interesse liegen, von niemandem sonst.

Wenn die negativ relevant für Käufer wären, würden die Gorrillas nur Bananen lutschen. Sind sie aber nicht und tun sie nicht, was Dir bei deinen Überlegungen zu denken geben sollte.

Jetzt noch kurz zum wichtigeren Teil: In der Tat hängt Europa in der IT-Technologie hinter den USA hinterher. Dabei sind die technologisch eigentlich rückständig denn sie folgen einem einfachen Primzip: Immer mehr von immer dem Gleichen.

Wo genau kommen alle Neuentwicklungen auf dem markt in erheblichen Teilen her?
Nein, es sind nicht die Schweizer.
Die dann auch noch als rückständig unterlegen darzustellen, zeugt schon von einer gewissen Realitätsverweigerung.
Es ist völlig wumpe, ob Du besonders gut im Tennis aufschlägst, wenn Dir auf der anderen Seite Jimmy Connors den Ball unerreichbar in die Ecke der Grundlinie knallt.

Und die EU ist groß genug, sowohl als als Institution als auch als Markt um ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, - was es aber bedauerlicherweise nicht zu wissen scheint.

Wir dürfen nur noch NetBSD auf Staubsaugern mit weniger als 1600 Watt und Energiesparbirnen nutzen - aber nur bei Vollmond, wenn die Sonne scheint und der Wind weht ...
Frag mal die Grünen, die finden das sicherlich ein Superrealistisches Konzept.

Zum Abschluss: Der amerikanische Soziologe W.I. Thomas hat in den 30er Jahren folgendes Theorem formuliert: "Situationen die von den beteiligten Menschen als real definiert werden, sind in ihren Konsequenzen real” Zu gut deutsch: Die Realität entsteht im Kopf!

Das ist sicherlich eine philosophisch interessante Perspektive, allerdings zeigt Dir ein Besuch in der nächsten Irrenanstalt, daß dies Realität eine sehr relative ist, denn die des Psychotikers z.B. ist vieles, aber nicht so ohne weiteres real, in der Art, als daß man sich in einer großen Gruppe danach richten sollte.

...
Das ist die Planwirtschaft der großen Konzerne in Europa, die Du beschreibst. Sie bestimmen heute, wie man sein Leben zu gestalten hat, oder was man zu essen hat. Die Konzerne bestimmen heute auch die Richtlinien der Politik und nicht die Bundeskanzler(in) oder der Wähler.

Konzerne haben keine Verfügungsgewalt in unserem Land, die haben die Politiker. Deren Rückenprobleme sind das Problem. Nicht die Konzerne.

just my 2 cents
 
Konzerne haben keine Verfügungsgewalt in unserem Land, die haben die Politiker. Deren Rückenprobleme sind das Problem. Nicht die Konzerne.

Ich sehe einen direkten Zusammenhang zwischen rückgratlosen Politikern, Konzernen und für die Bürger äußerst ungünstige Entscheidungen.
Natürlich tragen die rückgratlosen Politiker Schuld, aber eben nicht alleine, ohne die Konzerne.
Die sind IMHO genauso mitverantwortlich.

just my 2 cents
;)
 
Mh, ich sehe die Gründe dahinter eher pragmatisch.

Die eigentliche Frage wäre ja nicht ob es europäische Betriebsysteme gäbe oder nicht - sondern generell weshalb sich im DesktopBereich kaum Alternativen zu den beiden Plattformen UNIX und Windows etablieren lassen (sofern hier der Begriff "Plattform" diesbezüglich akzeptiert wird). Wie sich die unixoiden Systeme voneinander abspalten, muss ich hier ja wohl kaum jemand erläutern. Und weiter fragt sich, was man noch quasi unixoid kreiieren soll bzw was man für eine Familie abzweigen möchte.
Vlt könnte man ja noch etwas aus Minix abspalten, OpenSolaris wird auch stets genannt . . .
Ach, da wären ja noch Plan9, OS2/eComStation, Prologue und was auch immer noch portiert werden könnte . . . :)

Es ist weniger eine politische oder technische Frage, sondern eine des Aufwands.
Anfangs der 90er Jahre war die Zeit offenbar reif für ein neues, freies OS - es herrschte geradezu Goldgräberstimmung.
Ein neues OS würde einen imensen Aufwand nach sich ziehen, schlussendlich ist es einfacher, auf ein bestehendes zurückzugreifen.

Selbst auf dem Telekommunikationsmarkt ist es zusehends komplexer geworden, ein OS zu etablieren. War das zu Zeiten von PalmOS und Symbian noch einfacher, ist das aufgrund der Anforderungen an downloadbaren Apps zunehmend schwieriger geworden.

Weshalb sich Europa in solchen Dingen schwer tut?
Weil verlangt wird, dass es finanziell ausrichtsreich ist. Die Zeiten sind leider vorbei, als Fimen und Institutionen quasi selbstlos Gelder für Entwicklungen bereit stellten. Praktisch jede Abschlussarbeit ist ja schon ein Masterplan . . . - um es mal überspitzt zu sagen.
Daher schreiben wir lieber Oratien über Turing und loben die einstigen Meilensteine der ETH und mit den übrigen € & £ kauft man lieber Aktien von SAP als es in gemeinnützige Softwareentwicklung zu stecken.
Mit dem Boom der Smartphones ging wohl auch viel Interesse an diese Plattformen verloren. Vermutlich so mancher der vlt sonst auf ein Desktop-OS programmiert hätte, kreiert heute wohl bevorzugt Apps mit denen sich per "In-App-Käufen" ein wenig Kohle verdienen lässt.
Beschäftigten sich früher noch Heerscharen von Jungs mit dem Zusammenbau ihres Tower-PC's, sind nun auch diese zu einer kleinen Minderheit geworden.

Und was Sicherheit betrifft : hier wird doch Sicherheit mit Datenschutz verwechselt. Was hat die Sicherheit eines OS damit zu tun, ob nun ein IT-Gigant ode irgendeine Regierungsstelle Online-Daten sammelt?
Klar, diese Grenzen sind natürlich fliessend.

Im Zuge der NSA-Affäre trat bei manchen Politiker genau das ein, was prinzipiell gegen ein "offenes Internet" spräche : nämlich sich abkapseln.
Wie will man zB ein DatentransferProtokoll paktikabel in der Praxis verwenden wollen, wenn das Protokoll bzw dessen Lizenz zB proprietär bliebe?
Klar, ein moderner Ersatz zB für E-Mail wäre von Nöten - aber das müsste international geschehen.
 
Es ist weniger eine politische oder technische Frage, sondern eine des Aufwands.Anfangs der 90er Jahre war die Zeit offenbar reif für ein neues, freies OS - es herrschte geradezu Goldgräberstimmung. Ein neues OS würde einen imensen Aufwand nach sich ziehen, schlussendlich ist es einfacher, auf ein bestehendes zurückzugreifen.
In den 80ern gab es noch Alternativen, Lisp-Maschinen (http://de.wikipedia.org/wiki/Lisp-Maschine). Richard Gabriel hat das u.A. im Essay "Worse is better" diskutiert (http://naggum.no/worse-is-better.html). Danach war dann aber der Zug in Richtung Unix und universelle Prozessoren abgefahren.

Diese Entscheidung müßte vielleicht unter neuen Gesichtspunkten neu bedacht werden, - es muss ja nicht unbedingt Lisp sein. :rolleyes: Ich denke nicht dass mit der derzeitigen Hardware ein sicheres OS möglich ist und die damaligen technischen Restriktionen sind schon lange überwunden.
Weshalb sich Europa in solchen Dingen schwer tut? Weil verlangt wird, dass es finanziell ausrichtsreich ist. Die Zeiten sind leider vorbei, als Fimen und Institutionen quasi selbstlos Gelder für Entwicklungen bereit stellten. Praktisch jede Abschlussarbeit ist ja schon ein Masterplan . . . - um es mal überspitzt zu sagen.
Eben! Die Logik des Marktes verhindert da jede Entwicklung die kommerziell uninteressant ist.
Und was Sicherheit betrifft : hier wird doch Sicherheit mit Datenschutz verwechselt. Was hat die Sicherheit eines OS damit zu tun, ob nun ein IT-Gigant ode irgendeine Regierungsstelle Online-Daten sammelt?
Ich denke es geht im wesentlichen um Zugriff auf das OS und sichere Verschlüsselung. Sicherlich lassen sich Kontakt-Daten, also wer mit wem, nicht verhindern. Aber das wichtige ist ja die Absicherung der Inhalte, insbesondere auch für institutionelle und industrielle Zwecke. Genau so wichtig ist natürlich der rechtliche Rahmen.
Im Zuge der NSA-Affäre trat bei manchen Politiker genau das ein, was prinzipiell gegen ein "offenes Internet" spräche : nämlich sich abkapseln.
Na gut, dass sind so Reflexe, die klingen ab. Aber die ernsthafte Frage ist was "offenes Internet" heißt: Wenn das heißt dass es keine Geheimnisse mehr gibt - seien es private, industrielle oder staatliche - dann hat das in der Tat Folgen deren Reichweite noch garnicht abzusehen ist.
 
Wenn schon die NSA kein Interesse daran haben sollte, daß es Systeme ohne Backdoor für sie gibt, warum sollten dann andere Stellen in Europa ein Interesse daran haben, Systeme ohne Backdoor für sie selber zu haben?
 
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