welches BSD als Desktop-OS

Sloop

Well-Known Member
Hallo liebe BSDForen-Gemeinde,

bitte steinigt mich nicht, aber ich wollte ganz lieb mal nachfragen ob mir jemand ein bestimmtes BSD für Desktop-Einsatz empfehlen könnte. Ich hab extra hier im Plauderforum gepostet, weil ich eben nicht wußte in welche UNterrubrik ich es schreiben sollte. Ich möchte gerne etwas über den Tellerrand hinausschauen und mir auch mal wieder ein BSD näher betrachten. Es ist viele Jahre her, als ich mal OpenBSD und FreeBSD installierte. Ich erinnere mich, dass OpenBSD sehr viel an Sicherheit setzt und das auch entsprechend in Serverbereichen eingesetzt wird. Doch wie schaut's aus, wenn ich mir ein BSD als Desktop aufbauen möchte? Ich hab noch wage in Erinnerung, dass FreeBSD am ehesten dafür gemacht ist, kann mich aber auch noch an eine Variante namens DesktopBSD oder irgendwas mit PC-BSD erinnern. Wie sieht denn der aktuelle Stand so aus? Ich würde das gerne auch auf meinem Notebook installieren. Ein HowTo für FreeBSD und dem Thinkpad R500 habe ich bereits hier gesehen. Könnte ich auch ein andres BSD ausser FreeBSD auf dem R500 zum Laufen kriegen? Ich möchte mir jetzt BSD endlich mal genauer unter die Lupe nehmen und damit auch wirklich zu arbeiten versuchen. Aus der Linux-Ecke bin ich bisher ein Debian-Fan, arbeite momentan aber auch etwas mit Arch-Linux und Gentoo um meinen Horizont zu erweitern.

Freue mich auf eure Empfehlungen und Tips. Danke im voraus
 
Also, zu diesem Thema ist natürlich jeder voreingenommen, da jeder sein Lieblingssystem hat. Ich versuche es trotzdem einmal:

DesktopBSD ist inzwischen eingestellt, PC-BSD wird noch sehr aktiv weiterentwickelt. PC-BSD ist allerdings nur ein FreeBSD mit einer desktopfreundlichen Vorkonfiguration und einigen eigenen Tools. Hinzu kommt der PBI-Paketmanager, wobei man auch FreeBSDs normales Paketmanagement nutzen kann. Daher würde ich sagen, dass PC-BSD eine gute Wahl ist, wenn man seinen Desktop einfach nur benutzen will. Wenn man Extrawünsche, wie eine individuelle Konfiguration, hat oder etwas lernen möchte, ist ein blankes FreeBSD vielleicht besser da man sich dort eher selbstverwirklichen kann.

Was sich die einzelnen BSDs (Distributionen wie PC-BSD) untereinander nehmen, ist schwer zu sagen und hauptsächlich Geschmackssache. FreeBSD hat am meisten Ports / Pakete, OpenBSD behauptet von sich besonders sicher zu sein und NetBSD läuft auf allem, was eine CPU hat. Dragonfly ist schwer einzuordnen, steht irgendwie zwischen allem. Daher wäre mein Tipp an sich: Probiere sie alle aus und entscheide selbst! Das R500 ist mit seinem Core 2 und zugehöriger Plattform inzwischen so weit abgehangen, dass eigentlich jedes Betriebssystem darauf mehr oder weniger gut laufen sollte. :)
 
Servus,

hängt wohl auch mit davon ab, was Deine Ansprüche an den Begriff Desktop sind. :)

Ich persönlich benutze NetBSD mit DWM als Windowmanager. Mit flash/youtube etc. mache ich mit der Kiste garnichts (weiss ehrlich gesagt auch nicht wie die Unterstützung dafür ist). Schriftsatz erledige ich mit LaTeX. Andere hier haben auch OpenBSD als Desktopsystem laufen - wieder andere FreeBSD. Ist halt, wie gesagt eine Neigung was einem liegt und was man mit der Kiste machen möchte.

PCBSD hatte ich mal als buntes Klicksystem vor ca. 1 Jahr für meine damalige Feundin auf einem Rechner laufen (sie mag es bunt - Windows Benutzerin halt). Mit PCBSD bekommst Du ein fertiges System mit KDE, flash Unterstützung, Open- bzw. LibreOffice etc.

Um es kurz zu machen: die üblichen Verdächtigen hast Du genannt, schaue Dir deren Seiten zwecks Unterstützung usw. an und teste danach aus. :) Und natürlich auch, was Dir andere hier sagen. ;)


Viele Grüße
swaf

Edit: Yamagi war schneller!
 
Vielen Dank euch beiden. Eine abschließende Frage noch: gibts auch ein HowTo für PC-BSD auf einem R500 Thinkpad ?
 
Hm, ich bin bei so fragen immer skeptisch.

Was heißt denn "Desktop"? Wenn man nur surfen will und Mails checken, aber nicht unter die Haube gucken, dann spricht in meinen Augen nichts dafür überhaupt *BSD zu nehmen.
Muss es jeden Tag verlässlich funktionieren? Dann spricht nichts dafür sich überhaupt auf etwas neues einzulassen.

Will man frickeln und dabei neue Technologien kennenlernen? Dann hat man mit den unterschiedlichen BSDs sicher eine Spielwiese gefunden. Hat aber wenig mit "Desktop" zu tun.

edit: PC-BSD oder andere Single-Purpose-Desktop-FreeBSDs bringen es halt wenig, weil es Single-Purpose-Desktop-OSe eben bessere gibt. Wenn man FreeBSD nutzen will (oder das FreeBSD-spezifische ggü Linuxen kennenlernen), dann muss man sich halt damit auseinandersetzen; da kann man gleich das Original nehmen.
 
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Hm, ich bin bei so fragen immer skeptisch.

Was heißt denn "Desktop"? Wenn man nur surfen will und Mails checken, aber nicht unter die Haube gucken, dann spricht in meinen Augen nichts dafür überhaupt *BSD zu nehmen.
Muss es jeden Tag verlässlich funktionieren? Dann spricht nichts dafür sich überhaupt auf etwas neues einzulassen.

Will man frickeln und dabei neue Technologien kennenlernen? Dann hat man mit den unterschiedlichen BSDs sicher eine Spielwiese gefunden. Hat aber wenig mit "Desktop" zu tun.

Also so ganz kann ich dir da nicht zustimmen. Klar wenn man der gelesen BSDs wählt kommt man um Gefrickel nicht Rum, alleine schon weil man alles von Hand installieren und konfigurieren muss. Allerdings ist ja gerade das der Ansatz von PC-BSD. Und wenn es stabil läuft (was eine Hardwarefrage sein wird) sollte man auch nicht mehr gross Hand anlegen müssen. Ob man da dann jedoch gross Vorteile gegenüber anderen Systemen hat sei dahin gestellt.
 
Daher würde ich sagen, dass PC-BSD eine gute Wahl ist, wenn man seinen Desktop einfach nur benutzen will. Wenn man Extrawünsche, wie eine individuelle Konfiguration, hat oder etwas lernen möchte, ist ein blankes FreeBSD vielleicht besser da man sich dort eher selbstverwirklichen kann.

Diesen Hinweis kann ich gar nicht stark genug unterstreichen: Ich hatte kürzlich - und nach gut 1jähriger Abstinenz PC-BSD mal wieder ausprobiert in der Hoffnung, dass sich einige Kinderprobleme, die mir auftraten, mittlerweile gelöst haben.

Leider stellte ich dabei fest, dass PC-BSD gar nicht gut mit FreeBSD Ports und Packages umgeht, wenn man sie zu den PC-BSD-eigenen PBI-Paketen hinzuinstalliert. In der Doku sieht es so aus, als könnte man recht problemlos mischen. In Wirklichkeit löscht PC-BSD gelegentlich und ohne Warnung die Packages/Ports, die man hinzuinstalliert hat, siehe meinen Post hierzu im PC-BSD Forum. Kris Moore hat zwar gerade angekündigt, dass in 9.1 ein Mechanismus hinzukommt, der das unterbinden soll... aber für mich kam das zu spät. Ich brauche jetzt ein System, das mir nicht immer wieder mein Skype u.ä. rausschmeißt (denn für i386 gibt es offenbar kein funktionierendes Skype-PBI auf PC-BSD).

Außerdem noch eine Warnung an andere, die mit eher älterer Hardware PC-BSD benutzen wollen (trifft nicht auf den OP mit seinem R500 zu): PC-BSD versucht es dem "Normaluser" einfach zu machen und automatisiert sehr viel. Das bedeutet auch, das viele (oft gar nicht benötigte) Dienste gestartet werden. Daher fühlte sich PC-BSD bei mir deutlich(!) langsamer an als ein Standard-FreeBSD, das ich mir selbst konfiguriert habe und auf dem daher nur Sachen laufen, die ich konkret so eingerichtet habe.

Trotzdem: Ich finde den Ansatz von PC-BSD nach wie vor sehr interessant und finde es eine echte Bereicherung im (Free-)BSD Ökosystem. Probier es aus und schau, ob es Deine Anforderungen erfüllt. Wenn ja, hast Du ein schönes FreeBSD, das üblicherweise out-of-the-box einen voll funktionalen Desktop bietet.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein PC-BSD Howto fürs R500 gibts vermutlich nicht, aber es wird gut drauf laufen.
Du solltest noch das acpi_ibm Kernelmodul laden und mit sysctl dev.acpi_ibm.0.events auf "1" setzen, dann kannst du auch die Zusatztasten benutzen und WLAN / Bluetooth und das Thinklight ein- und ausschalten.

Falls irgendwas nicht klappen sollte, frag einfach nach.
Vielleicht wartest du noch ne Woche und nimmst dann PC-BSD 9.1-RC1, dann bist du direkt ein bisschen aktueller.
 
Jepp. Vieles was ich in mein Howto geschrieben habe (ich glaube, du meinst meines), ist mit FreeBSD / PC-BSD 9 auch nicht mehr notwendig. Das ganze Powermanagement sollte dank Event-Timers (aka "Tickless") einfach so funktionieren, USB unterstützt inzwischen ebenfalls Suspend und Resume, etc. Daher würde ich es erst einmal so probieren und nachfragen, wenn Dinge nicht wie erwartet funktionieren.
 
PC-BSD versucht es dem "Normaluser" einfach zu machen und automatisiert sehr viel. Das bedeutet auch, das viele (oft gar nicht benötigte) Dienste gestartet werden. Daher fühlte sich PC-BSD bei mir deutlich(!) langsamer an als ein Standard-FreeBSD, das ich mir selbst konfiguriert habe und auf dem daher nur Sachen laufen, die ich konkret so eingerichtet habe.

Vor allem nach dieser Aussage hab ich mich entschieden, FreeBSD zu nehmen. Da fühle ich mich wirklich wohler und ich weiß was da passiert, selbst wenn es Gefrickel sein muß. Vor Gefrickelarbeit scheue ich mich eigentlich nicht, vielleicht kam das auch falsch rüber weil ich eben nach "Desktop" fragte. Was ich aber bisher so gelesen habe (parallel dazu noch etwas weiter recherchiert) werde ich mir wohl FreeBSD anschauen und probieren.

Ich danke euch Allen für die Ratschläge und Meinungen.
 
Also auch wenn du dich schon entschieden hast:

Ich war jahrelang mit OpenBSD recht zufrieden auf meinen Desktop - es gibt allerdings ein paar Nachteile - ich weiß aber nicht genau ob das unter FreeBSD besser ist da ich es nie probiert habe:

-> Performance soll nicht so gut sein wie unter FreeBSD (*nicht von mir geprüft, dürfte aber auf einen R500 bei normalen Anwendungen nicht so sehr ins gewicht fallen*)
-> Mount / Umount sowie alle Netzwerkkonfigurationen müssen "manuell" gemacht werden
-> Bei der Erstinstallation müssen einige Dinge gerade beim Notebook manuell gestartet & konfiguriert werden
-> Nicht jede Software verfügbar, teilw. etwas alte Versionsstände, insb. zum Ende eines "Release"
 
Ich les ja immer mal wieder, dass OpenBSD weniger für den Desktop geeignet sein soll, da es weniger Wert auf SMP legt, was in den heutigen Hardwaresetups ja meistens gegeben ist. Falls das Blödsinn ist, berichtigt mich. Ich persönlich würde wohl zu aus o.g. Gründen am meisten zu FreeBSD tendieren.
 
Noch etwas zu PC-BSD und den PBIs (verbessert mich, wenn ich da etwas falsches rüberbringe):

Diese PBIs haben einen entscheidenen Vorteil, welcher z.B. FreeBSD nicht bietet (kann und will). Die PBIs enthalten alle Abhängigkeiten, womit sicher gestellt wird, das ein installiertes Programm immer laufen wird, egal ob man bspw. ein perl 13, 14, 15 in der Basis hat oder welches libpng gerade en vogue ist. Der Preis dafür ist, daß die Pakete nicht gerade klein sind. Firefox 14 kommt da zB mal mit schlappen 188 MB Paketgröße her. Zwischenzeitlich soll die Installation so optimiert sein, daß bspw. bereits installierte libs nicht doppelt installiert werden... kleines Trostpflaster.

Ich denke PC-BSD mausert sich langsam aber sicher zu einem System, welches man guten Gewissens statt ?ubuntu den Verwandten und Bekannten empfehlen kann. Mit 9.1 wird dies auch nochmal deutlich.
 
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Vor allem nach dieser Aussage hab ich mich entschieden, FreeBSD zu nehmen. Da fühle ich mich wirklich wohler und ich weiß was da passiert, selbst wenn es Gefrickel sein muß. Vor Gefrickelarbeit scheue ich mich eigentlich nicht, vielleicht kam das auch falsch rüber weil ich eben nach "Desktop" fragte. Was ich aber bisher so gelesen habe (parallel dazu noch etwas weiter recherchiert) werde ich mir wohl FreeBSD anschauen und probieren.
Desktop mit Gefrickel = Workstation. :D

Diesen Zusammenhang leite ich daraus her, dass eine Workstation i.d.R. intensive Nutzung erfährt und mehr Individualsierungsaufwand rechtfertigt.
 
Für den Anfang ganz klar PC-BSD, habe ich demnächst auch auf einem R500 laufen, sollte denke ich ohne Schwierigkeiten laufen. Fast alle Thinkpads sind so recht problemlose Geräte, gerade die etwas älter sind, da sehr viele Entwickler diese Geräte im Einsatz haben, da haben sie auch das Interesse, dass dort alles läuft.
Ich hatte schon sehr viele Thinkpads und eigentlich gab es sehr selten etwas, was nicht lief.
 
Und wenn es doch Probleme geben sollte, habe ich ja mein R500 hier. Es funktioniert mit FreeBSD 8.3 vollständig, inklusive Suspend. Das Einzige, was nicht geht, ist XVideo im Zusammenspiel mit Suspend. Aber da würde wahrscheinlich KMS unter 9.1 helfen. Wenn also jemand Probleme hat, kann ich gern die aktuellen Konfigurationsdateien bereit stellen.
 
Sloop, nachdem du Arch und Gentoo verwendest bzw. verwendet hast (genau wie ich) würdest du wahrscheinlich mit einem normalen FreeBSD glücklicher werden. Den Administrationsaufwand würde ich gegenüber den beiden Linuxdistributionen als deutlich niedriger einschätzen.

Je nachdem wie wichtig dir Multimedia ist kann ich dir aber um den Horizont zu erweitern NetBSD, DragonFly und OpenBSD empfehlen und sie vielleicht sogar in genau dieser Reihenfolge probieren. Gehe es aber langsam an und beachte, dass es sich um eigenständige Betriebssysteme handelt und jedes von ihnen "general-purpose" ist. Keines von ihnen ist das Desktop-/Server-/Router-/NAS-OS. Es sind alle sicher und gut durchdacht und sehr stabil. Ich erwähne das nur, weil man als Linuxer mal schnell in Verlegenheit gerät derartigen Systemen eine spezielle Rolle zuzuteilen. Vielmehr ist es aber so, dass die Projekte verschiedenen Philosophien folgen, die Communities unterschiedlich sind, etc.

Alle Projekte haben außerdem eine starke Anhängerschaft und fähige und erfahrene Leute und Treiber werden häufig portiert, erweitert und zurückportiert.

Es zahlt sich jedenfalls aus Zeit in das verstehen der Unterschiede (und dem was gleich ist) zu lernen. Ich finde auch, dass man so das. das man dann nimmt besser versteht, einfach weil man gewisse Kontraste hat.

PC-BSD ist eine gute Wahl wenn du einfach, schnell einen Desktop aufsetzen will. Das Projekt ist in keinster Weise ein Fork. Du hast also ein echtes stabiles, sicheres FreeBSD, auf dem du da aufbaust. Es hat lediglich eine andere Standardkonfiguration und zusätzliche Software. Vielleicht gefällt sie einem, vielleicht nicht. Es gibt ja auch einige Projekte die selbiges mit Gentoo und Arch tun. Die sind in etwa vergleichbar, auch wenn die Linuxprojekte da glaube ich größtenteils weiter gehen als PC-BSD.

GhostBSD, FreeNAS, m0n0wall wären weitere Anpassungen bzw. Distributionen (verglichen mit Derivaten, wie sie DragonFly, FreeBSD, NetBSD, OpenBSD, MacOS X, etc. sind).
 
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