Kaufberatung Grafikkarte Nvidia versus AMD

R

ralli

Guest
Nachdem ich mich mit der AMD Radeon R5 in eine Sackgasse begeben habe, weil die Leistung dann doch nicht meinen Ansprüchen genügt, mache ich mir aktuell Gedanken für den Kauf einer neuen Grafikkarte. In die Vorauswahl sind gekommen die Nvidia GTX 1050 TI sowie die AMD Radeon rx570, beide mit einem Arbeitsspeicher von 4 GB. Wie sieht die Treibersituation aktuell aus? Bei Nvidia habe ich das Gefühl, das die Treiber immer aktuell gehalten werden, bei AMD für FreeBSD oder OpenBSD bin ich mir nicht sicher. Da das Angebot von beiden Seiten schier immer unübersichtlicher wird, bin ich mir unsicher, wie ich mich entscheiden soll. Nvidia ist wohl, wenn ich das richtig gelesen habe stromsparender. Dann wäre allerding mein OpenBSD Trip zu Ende, denn hier wird Nvidia ja überhaupt nicht unterstützt. Bei AMD würde auch OpenBSD wohl noch mitspielen, denn die RX 570 dürfte wohl der R9 Klasse entsprechen. Weil ich unsicher bin, bitte ich um entsprechende Kaufempfehlungen. Danke!
 
Geforce gegen Radeon ist eine schwierige Frage. Ein wenig religiös und es kommt doch sehr auf den Einsatzzweck drauf an. :)

Beschränken wir uns mal auf Mittelklasse. Das sind auf Nvidias Seite im Moment die Geforce 1050 und Geforce 1060 in verschiedenen Varianten und auf Seiten von AMD die Radeon RX 570 und Radeon RX 580. Nvidias Karten sind dort tendenziell ein wenig schneller und etwas energieeffizienter, AMDs Karten dafür etwas günstiger. Zumindest bei Normalpreisen, der Mining-Wahnsinn hat in den letzten Wochen zwar drastisch nachgelassen, aber die Preise sind trotzdem noch verzerrt... Zumindest kann man einigermaßen guten Gewissens sagen, dass sich beide Hersteller in der Mittelklasse nicht viel nehmen.

Unter Windows hat Nvidia den generellen Vorteil, dass sie den wesentlich größeren Marktanteil haben und schon daher viele Spiele auf ihre Architekturen optimiert werden. Dazu kommen Dinge wie Nvidia GameWorks. Wenn man sehr aktuelle Spiele spielen möchte, fährt man daher mit Nvidia insofern besser, als das die Treiberunterstützung bei neuen Spielen oft besser als bei AMD ist. Wartet man einige Wochen gleicht es sich aber recht schnell an, AMD muss halt erst hinterherarbeiten. Bei professioneller Software stellt sich die Frage des Herstellers oft erst gar nicht, sie ist für eine Reihe Grafikkarten lizensiert und die muss man nehmen.
Es ist aber nicht mehr so, dass Nvidias Windows-Treiber grundsätzlich besser wären. AMD hat viel Arbeit in seine Windows-Treiber gesteckt und ist für die meisten Spiele in etwa gleich auf zu Nvidia. Bei Vulkan (AMD tendenziell besser) und OpenGL (Nvidia ohne Frage besser) werden die Gräben etwas größer, das ist auch gar nicht so relevant.

Bei den freien Systemen trennt es sich dann in zwei Lager auf. Für Nvidia spricht, dass sie einen sehr hochqualitativen Treiber mit sehr guter OpenGL-Implementierung und umfassenden Tooling liefern. Unter FreeBSD ist er immer noch die beste Wahl, unterstützt dort aber kein CUDA. Unter Linux ist das Problem den Nvidia-Treibers, dass man die ungesunde Tendenz hat Nutzer zur eigenen Ideologie zwingen zu wollen, sprich viele Distributionen werfen Nvidia absichtlich große Steine in den Weg. Unter Arch Linux hatte ich z.B. mit dem Nvidia-Treiber nie Probleme, dort behandelt man ihn wie jeden anderen Treiber auch. Unter Debian ist er hingegen eine Katastrophe, man bekommt mit der Zeit das Gefühl, dass man nicht einmal will, dass er funktioniert.

AMD fährt eine Strategie freier Treiber, die Module sind Teile des Linux-Kernels und werden von dort auf andere Systeme portiert. Unter Linux sind AMDs Karten daher sehr problemlos, zumindest die ersten Jahre. Meine bittere Erfahrung geht dahin, dass die Treiber einige Jahr nach dem Ende einer Architektur beginnen merklich "runterzugammeln", oft sogar deutlich bevor Nvidia die Unterstützung gleichalter Modelle durch ihren Treiber einstellt. Früher war zudem Mesa3D ein großes Problem, dass ist in den letzten Jahren aber deutlich besser geworden. Aus Anwendersicht spricht nicht mehr viel dagegen.

Also, kurz zusammengefasst:
  • Windows: Nimmt sich für Spiele nicht viel.
  • Linux: Proprietärer Treiber von Nvidia, wie gut es funktioniert hängt von der jeweiligen Distro ab. AMD setzt auf freie Treiber, die Unterstützung ist die ersten Jahre exzellent.
  • FreeBSD: Propietärer Treiber von Nvidia, funktioniert meist sehr gut. Aber er unterstützt kein CUDA und direkt nach neuen Releases kann es kleinere, aber meist schnell gelöste Probleme geben. AMD wird die verschiedenen drm-next Ports unterstützt, das ist aber experimentell und zwingt einem teilweise -STABLE zu fahren.
 
Denk dran, dass Nvidia und OpenBSD keine Freunde sind.
Keine Freunde ist sehr milde ausgedrückt :)
Ich würde beide als 2 Körper sehen, deren biologischer Aufbau es dem jeweils anderen unmöglich macht im gleichen Ökosystem zu leben :)

Nvidia = ClosedSource
OpenBSD = ClosedSource Nein, Nein
 
Denk dran, dass Nvidia und OpenBSD keine Freunde sind. :)
Werd ich bei meiner endgültigen Entscheidung berücksichtigen.:) Es eilt ja nicht und ich werde sicherlich noch den einen oder anderen Tag darüber schlafen. Und Geburtstag habe ich erst im August.
 
aha und bist Du zufrieden? Welche Auflösung fährst Du oder bevorzugst Du? 4K ist nicht zwingend bei mir erforderlich, aber ich denke das kann die Nvidia GTX 1050 ti auch oder?

Ja, bin sehr zufrieden. Sie ist leise, stromsparend und problemlos. 4k kann sie auch, allerdings habe ich das nur am HDMI ausprobiert.
 

Anhänge

  • graka.png
    graka.png
    101,2 KB · Aufrufe: 451
Also heute habe ich die nötige Distanz und sehe die Welt bereits mit anderen, etwas kritischeren Augen. Als ich im Eingangsthread von einer Sackgasse sprach, war das schon ein wenig übertrieben, denn eine krasse Fehlentscheidung war es nicht, als ich die Radeon kaufte. Was würde sich für fast 200 Euro ändern? Ich würde die gleiche Auflösung, nämlich FULL HD benutzen. Ein Spieler war ich nie, das scheidet als Motivation auch aus. Und unter OpenBSD 6.3 mit dem Gnome 3 Desktop werkelt die Karte pefekt und außerdem noch sehr performant. Es gibt also keinen wirklichen Grund für einen Wechsel, der die Ausgabe von ca. 180 € rechtfertigen würde.
 
So wie ich dich einschätze, wirst du mit Nvidia + FreeBSD glücklicher
Dieser Eindruck trügt...... warum sollte ich leichtfertig und ohne Not OpenBSD aufgeben? Ich habe mich mit viel Aufwand und Eurer Hilfe so tief eingearbeitet, das ich mittlerweile sehr gut klar komme. Alle wesentlichen Probleme (wie auch das drucken) sind ja gelöst. Auch wenn ich experimentierfreudig bin, um neue Erfahrungen zu machen, bin ich nicht so sprunghaft, wie es möglicherweise wahrgenommen wird. Ich stehe voll und ganz hinter OenBSD und bekenne mich auch dazu.
 
Unter Linux ist das Problem den Nvidia-Treibers, dass man die ungesunde Tendenz hat Nutzer zur eigenen Ideologie zwingen zu wollen, sprich viele Distributionen werfen Nvidia absichtlich große Steine in den Weg. Unter Arch Linux hatte ich z.B. mit dem Nvidia-Treiber nie Probleme, dort behandelt man ihn wie jeden anderen Treiber auch. Unter Debian ist er hingegen eine Katastrophe, man bekommt mit der Zeit das Gefühl, dass man nicht einmal will, dass er funktioniert.

Interessant, das wusste ich gar nicht. Und warum ist das so? Welche Ideologie? Das ist aber doch dem Ziel, aus Linux eine alternative Gaming-Plattform zu machen, doch eher abträglich, oder? Und spricht mal wieder gegen Linux und für FreeBSD.

AMD wird die verschiedenen drm-next Ports unterstützt, das ist aber experimentell und zwingt einem teilweise -STABLE zu fahren.


Früher war zudem Mesa3D ein großes Problem, dass ist in den letzten Jahren aber deutlich besser geworden. Aus Anwendersicht spricht nicht mehr viel dagegen.

Ist denn damit jetzt OpenGL höher als 3.3 unter FreeBSD möglich? Laut Mesa selbst ist 4.5 schon implemenmtiert.
 
Und warum ist das so? Welche Ideologie?
Er meint damit, dass man den Nutzern einzutrichtern versucht, dass man bei proprietärer Treibernutzung direkt in die Hölle kommt. Nouveau ist keine Handcreme. ;)

Nichts gegen Aufklärung, am Ende soll der Nutzer es einfach selber entscheiden. Wenn ich Bevormundung wünsche, gehe ich zum Obstlager.
 
Interessant, das wusste ich gar nicht. Und warum ist das so? Welche Ideologie? Das ist aber doch dem Ziel, aus Linux eine alternative Gaming-Plattform zu machen, doch eher abträglich, oder? Und spricht mal wieder gegen Linux und für FreeBSD.
Er meint damit, dass man den Nutzern einzutrichtern versucht, dass man bei proprietärer Treibernutzung direkt in die Hölle kommt. Nouveau ist keine Handcreme.
Ich sehe es halt so: Ja, Blobs sind ein Problem. Vor allem so Schrott-Blobs, die fehlerhaft sind und niemals ein Update sehen. Das sind zum Beispiel diese netten Dinger, wegen denen selbst 2018 neue Android-Telefone teilweise noch mit Linux 3.10 erscheinen. Aber der Nvidia-Treiber war niemals ein Blob im strengeren Sinne, das Interface zwischen Kernel und proprietärem Teil war immer offen und damit stand nie etwas größer im Weg, ältere Versionen des Treibers auf ein neueres Linux, FreeBSD oder jedes andere System zu bringen. Vor allem aber war es lange Zeit so, dass der Nvidia-Treiber unter Linux praktisch alternativlos war, wie unsere Kanzlerin sagen würde. Die freien Treiber waren Spielzeug, wer ernsthaft 3D-Grafik wollte, kam um Nvidia nicht herum. Das hat sich inzwischen zwar stark relativiert, aber über viele Jahre hat sich das Linux-Lager da mit ihrem Kleinkrieg gegen Nvidia ins eigene Fleisch geschnitten.

Dafür ist es nun bei GPGPU ähnlich. Niemand nutzt dafür Linux, weil es so schön frei und offen ist. Sondern weil es besser anpassbar als Windows ist und CUDA per Blob drauf läuft.

Ist denn damit jetzt OpenGL höher als 3.3 unter FreeBSD möglich? Laut Mesa selbst ist 4.5 schon implemenmtiert.
Wenn deine GPU es kann, sollte es gehen. Allerdings wirst du die Kernelmodule aus einem der drm-* Ports brauchen.
 
Niemand nutzt dafür Linux, weil es so schön frei und offen ist. Sondern weil es besser anpassbar als Windows ist und CUDA per Blob drauf läuft.
Ja, das ist bei mir auch so, leider... Aber mit Linux habe ich einfach weniger Probleme was die Hardware angeht. Dass ne Software mal wirklich nicht geht, ist schon sehr selten.

Zum Beispiel wüsste ich auch nicht, ob man irgendwei OpenCL unter FreeBSD zum Laufen bekommt. Nutze das zum Beispiel für Darktable.
 
Ich denke, das kaum jemand (Ausnahmen werden die Regel bestätigen, nur eines der BSD als Arbeitsrechner mit Desktop benutzen. Wahrscheinlich hat fast jeder noch ein Linux oder zusätzlich Windows für Spiele am Start. Das ist normal, kulturelle Vielfalt und die Gründe kennen wir ja alle.
 
Um hier mal zum Ende zu kommen und zum eigentlichen Thread zurück zu kehren, ich habe die Intel Grafik sowie die AMD Radeon noch ein wenig getestet und bin zu dem Ergebnis gekommen, das die Intel GPU eindeutig der Sieger ist und zwar nicht auf Grund der höheren Auflösung, sondern insbesondere beim Einsatz von Fenstermanagern und und das verschieben von Fenstern bricht die Leistung der Radeon ein, es ruckelt unübersehbar. Bei der internen Intel GPU ist das nicht der Fall. Intel ist unter FreeBSD und OpenBSD gleichermaßen gut benutzbar.
 
Wenn deine GPU es kann, sollte es gehen. Allerdings wirst du die Kernelmodule aus einem der drm-* Ports brauchen.

Klingt gut. Es wäre interessant, wenn jemand mit einer moderneren AMD-Karte mal testen und berichten könnte. Ein weiteres Problem können aber auch bestimmte Texturkompressionen sein, die nicht open-source sind, soweit ich weiß. Mit s2tc ist es, glaube ich, nicht immer getan.

Dafür ist es nun bei GPGPU ähnlich. Niemand nutzt dafür Linux, weil es so schön frei und offen ist. Sondern weil es besser anpassbar als Windows ist und CUDA per Blob drauf läuft.

Ich weiß nicht, wo ich das mal gelesen habe, aber angeblich soll es einen Grund dafür geben, warum die FreeBSD Entwickler bisher auf die Implementierung von CUDA verzichtet haben. Soll nicht viel bringen oder so ähnlich.
 
Geforce gegen Radeon ist eine schwierige Frage. Ein wenig religiös und es kommt doch sehr auf den Einsatzzweck drauf an. :)

Beschränken wir uns mal auf Mittelklasse. Das sind auf Nvidias Seite im Moment die Geforce 1050 und Geforce 1060 in verschiedenen Varianten und auf Seiten von AMD die Radeon RX 570 und Radeon RX 580. Nvidias Karten sind dort tendenziell ein wenig schneller und etwas energieeffizienter, AMDs Karten dafür etwas günstiger. Zumindest bei Normalpreisen, der Mining-Wahnsinn hat in den letzten Wochen zwar drastisch nachgelassen, aber die Preise sind trotzdem noch verzerrt... Zumindest kann man einigermaßen guten Gewissens sagen, dass sich beide Hersteller in der Mittelklasse nicht viel nehmen.

Unter Windows hat Nvidia den generellen Vorteil, dass sie den wesentlich größeren Marktanteil haben und schon daher viele Spiele auf ihre Architekturen optimiert werden. Dazu kommen Dinge wie Nvidia GameWorks. Wenn man sehr aktuelle Spiele spielen möchte, fährt man daher mit Nvidia insofern besser, als das die Treiberunterstützung bei neuen Spielen oft besser als bei AMD ist. Wartet man einige Wochen gleicht es sich aber recht schnell an, AMD muss halt erst hinterherarbeiten. Bei professioneller Software stellt sich die Frage des Herstellers oft erst gar nicht, sie ist für eine Reihe Grafikkarten lizensiert und die muss man nehmen.
Es ist aber nicht mehr so, dass Nvidias Windows-Treiber grundsätzlich besser wären. AMD hat viel Arbeit in seine Windows-Treiber gesteckt und ist für die meisten Spiele in etwa gleich auf zu Nvidia. Bei Vulkan (AMD tendenziell besser) und OpenGL (Nvidia ohne Frage besser) werden die Gräben etwas größer, das ist auch gar nicht so relevant.

Bei den freien Systemen trennt es sich dann in zwei Lager auf. Für Nvidia spricht, dass sie einen sehr hochqualitativen Treiber mit sehr guter OpenGL-Implementierung und umfassenden Tooling liefern. Unter FreeBSD ist er immer noch die beste Wahl, unterstützt dort aber kein CUDA. Unter Linux ist das Problem den Nvidia-Treibers, dass man die ungesunde Tendenz hat Nutzer zur eigenen Ideologie zwingen zu wollen, sprich viele Distributionen werfen Nvidia absichtlich große Steine in den Weg. Unter Arch Linux hatte ich z.B. mit dem Nvidia-Treiber nie Probleme, dort behandelt man ihn wie jeden anderen Treiber auch. Unter Debian ist er hingegen eine Katastrophe, man bekommt mit der Zeit das Gefühl, dass man nicht einmal will, dass er funktioniert.

AMD fährt eine Strategie freier Treiber, die Module sind Teile des Linux-Kernels und werden von dort auf andere Systeme portiert. Unter Linux sind AMDs Karten daher sehr problemlos, zumindest die ersten Jahre. Meine bittere Erfahrung geht dahin, dass die Treiber einige Jahr nach dem Ende einer Architektur beginnen merklich "runterzugammeln", oft sogar deutlich bevor Nvidia die Unterstützung gleichalter Modelle durch ihren Treiber einstellt. Früher war zudem Mesa3D ein großes Problem, dass ist in den letzten Jahren aber deutlich besser geworden. Aus Anwendersicht spricht nicht mehr viel dagegen.

Also, kurz zusammengefasst:
  • Windows: Nimmt sich für Spiele nicht viel.
  • Linux: Proprietärer Treiber von Nvidia, wie gut es funktioniert hängt von der jeweiligen Distro ab. AMD setzt auf freie Treiber, die Unterstützung ist die ersten Jahre exzellent.
  • FreeBSD: Propietärer Treiber von Nvidia, funktioniert meist sehr gut. Aber er unterstützt kein CUDA und direkt nach neuen Releases kann es kleinere, aber meist schnell gelöste Probleme geben. AMD wird die verschiedenen drm-next Ports unterstützt, das ist aber experimentell und zwingt einem teilweise -STABLE zu fahren.

@Yamagi Vor 2 Jahren hast du diesen genialen Beitrag gepostet. Vielen Dank. Du hast mich gerade vor einem Fehlkauf bewahrt. Aber ich hatte schon geahnt, dass es eine AMD Karte sein wird, wenn ich auf openBSD setzen möchte.
 
Zurück
Oben