BSD Zertifizierung - macht das Sinn?

morpheus

Well-Known Member
Hallo,

ich habe vor, mal wieder etwas in Richtung Zertifizierung zu machen und da kam mir die BSD-Zertifizierung in den Sinn. Vor einigen Jahren war das ja ein ziemliches Thema, allerdings habe ich irgendwie den Eindruck, dass es mittlerweile recht still um die BSDA und BSDP-Zertifizierungen geworden ist. Klar, es gibt die Seite BSDCertification.org, aber ansonsten findet man im Netz so gut wie keine konkreten Infos, wenn man Informationen zu dem Thema sucht. Die meisten Informationen dazu, die ich gefunden habe, sind auch schon relativ alt. Unterlagen zur Prüfungsvorbereitung findet man überhaupt nicht, aber das mag auch mit der Prüfungsphilosophie zusammenhängen, nach der man sein Wissen zertifizieren läßt und nicht auswendig gelerntes.

Nun aber meine Frage: Macht Eurer Meinung nach so eine Zertifizierung Sinn? Ich habe irgendwie so den Eindruck, dass die meisten Arbeitgeber nicht mal genau wissen, was BSD überhaupt ist und es in den meisten Unternehmen keine Rolle spielt. Ich habe bei uns in der Firma mehrere BSD-Server laufen, aber ich bin wahrscheinlich auch der Einzige, der weiß, dass da BSD drauf läuft. Von daher fürchte ich, dass man mit so einer Zertifizierung auf relativ verlorenem Posten steht, wohingegen die LPI-Zertifizierungen mittlerweile allgemein anerkannt und bekannt zu sein scheinen.

Gruß, Morpheus
 
Als Unternehmer sage ich klar: Nein!

Um es etwas auszuführen, muss man erst einmal sehen, was eine Zertifizierung aussagen soll. Nämlich, dass jemand sich mal mit einem Themengebiet befasst hat und gewisse Kentnisse darin hat. Ob er nun wirklich gut ist oder ein Theoretiker, der zwar gut auswendiglernen, aber nur schlecht umsetzen kann, geht aus den meisten Zertfizierungen nicht hervor. Entsprechend sehen sowohl ich als auch viele Kollegen es so, dass man Zertifizierungen als einen Anhaltspunkt betrachten kann, aus einer Masse an Bewerbern Personen auszuwählen oder auch auszuschließen. Mehr allerdings nicht.

Letztendlich hängt der Wert einer Zertifizierung in erster Linie davon ab, wie hoch und wichtig ich sie als Arbeitgeber einstufe. Einmal zwei Beispiele:

- Die Cisco-Zertifizierungen sind etwas "wert", denn wer sie hat, kann entweder etwas oder ist meist in der Lage sich das Können selbstständig zu erarbeiten.

- Ein MSCE ist ein absolutes Ausschlusskriterium, die Bewerbung wird sofort gelöscht. Es tut mir zwar ein wenig Leid, da es durchaus gute Leute mit MSCE gibt, aber der Erfahrung nach sind viele davon entweder Schwätzer oder Idioten ohne die Fähigkeit Transferleistungen zu erbringen. Das mag auch daran liegen, dass Microsoft über Jahre MSCE an praktisch jeden Arbeitslosen verteilt hat.

Nun einmal speziell auf BSD bezogen, ist es halt so, dass es eine recht kleine Sache ist. Wer keine BSD-Leute braucht, der kennt das Zertifikat nicht. Es ist also nur eines mehr im Lebenslauf. Wer BSD kennt, kennt auch die Zertifizierung und ihr niedriges Niveau. Einmal deshalb und weil kaum jemand ein solches Zertifikat hat, wird er seine Entscheidung kaum daran festmachen. Jede mittelprächtige Referenz ist aussagekräftiger.

Daher würde ich dir raten es zu lassen und das Geld lieber einem anderen Verein in den Rachen werfen, dessen Zertifikat eine wirkliche Aussage hat und nicht nur ein Zettel an der Wand ist. Damit ist dir mehr geholfen. Das einzige, was für das BSD-Zertifikat spricht ist, dass jeder halbwegs erfahrene Nutzer dieses Forums es entweder ganz ohne oder mit nur wenig Vorbereitung bestehen kann.
 
Haha bei dem MCSE gebashe kann ich Dir uneingeschränkt zustimmen... :D
Kenne keinen einzigen MCSEler den ich mit gutem Gewissen an meine Maschinen lasse
 
Yamagi hat - wie üblich - praktisch fast schon alles zum Thema gesagt. :)

Falls du dich für Unix-Jobs empfehlen willst, ist LPIC das Mittel der Wahl.
Stufe 1 und Stufe 2 solltest du (mit ein bisschen Lernaufwand für die Linux-Spezifika) problemlos schaffen; Stufe 3 ist ein härterer Brocken.

Der RHCSA ist ebenfalls empfehlenswert und anerkannt, ist aber entsprechend auf Redhat zugeschnitten und für einen BSDler schwerer als LPIC.
 
Ich würde sie wenn sie hier irgendwo in der Ecke wäre machen.

Mal Frage, hat überhaupt jemand hier diese Zertifizierung gemacht.

Würde mich mal intressieren.

Gruß
 
Schade, aber ich hatte schon sowas befürchtet. Die meisten Arbeitgeber dürften BSD wohl erst garnicht kennen. Schade eigentlich, denn auf dem Server ist es mein bevorzugtes Betriebssystem. Ich habe den Eindruck, dass diese BSD-Zertifizierungsgeschichte damals recht ambitioniert gestartet ist, dass BSD aber einfach zu sehr die breite Nutzerbasis fehlt, um daraus mehr zu machen.

Vom MCSE halte ich auch überhaupt nichts. Dafür kenne ich einfach zu viele Schwätzer, die den Schein mal eben durch stumpfes Auswendiglernen von Prüfungsfragen gemacht haben oder die Zertifizierung vom Arbeitsamt bezahlt bekommen haben, ohne überhaupt die geringste IT-Affinität zu besitzen.
 
Der Artikel hat mich ja auf die Idee gebracht. Allerdings war mir klar, dass man da keine objektive Betrachtung der Zertifizierung erwarten kann. Ich hätte mir nur erhofft, dass die Zertifizierung vielleicht doch eine breitere Anerkennung genießt. Leider stelle ich immer wieder fest, dass von Arbeitgeberseite unglaublich viel Wert auf Zertifizierungen gelegt wird, und sei es nur, um damit bestätigt zu bekommen, dass der Bewerber in der Vergangenheit etwas getan hat, um seine Qualifikationen zu verbessern. Ich habe den Eindruck, dass es dabei häufig garnicht so sehr darauf ankommt, was man an Zertifizierungen und Kursen druchgeführt hat, sondern einzig dass man überhaupt etwas gemacht hat und sich nicht einfach auf seinem vorhandenen Wissen ausgeruht hat.
 
Genau wie ein Studienabschluss - Hauptsache IRGENDWAS studiert als nicht studiert.
Klar auch, warum soll ich für jemanden ohne Cisco/MS/LPIC Zertifikat genau so viel zahlen wie für jemanden mit?

BSD spielt in mittelständigen Unternehmen zumindest in Deutschland keinerlei Rolle. Ein Großteil der "Experten" kennen das OS nichtmal wirklich.
Warum soll ich auch auf BSD wechseln, wenn ich dafür neue Leute einstellen müsste und Linux-"Profis" an jeder Ecke stehen und sich Gehaltstechnisch immer weiter unterbieten?
 
Der Artikel hat mich ja auf die Idee gebracht. Allerdings war mir klar, dass man da keine objektive Betrachtung der Zertifizierung erwarten kann. Ich hätte mir nur erhofft, dass die Zertifizierung vielleicht doch eine breitere Anerkennung genießt. Leider stelle ich immer wieder fest, dass von Arbeitgeberseite unglaublich viel Wert auf Zertifizierungen gelegt wird, und sei es nur, um damit bestätigt zu bekommen, dass der Bewerber in der Vergangenheit etwas getan hat, um seine Qualifikationen zu verbessern. Ich habe den Eindruck, dass es dabei häufig garnicht so sehr darauf ankommt, was man an Zertifizierungen und Kursen druchgeführt hat, sondern einzig dass man überhaupt etwas gemacht hat und sich nicht einfach auf seinem vorhandenen Wissen ausgeruht hat.
Richtig weh tut dann allerdings, wenn es ein Bewerber mit seinen zig Zertifikaten schafft, eine Stelle zu bekommen und dann vor eine Alltagsaufgabe gesetzt wird an der er kläglichst scheitert während der "dumme" Azubi keinerlei Probleme damit hat.
 
Nunja Zertifikate sind ja nur ein Anhaltspunkt, dass jemand sich mit der Materie mal befasst hat. Ob er das dann auch verstanden und auf andere Themen übertragen kann liest man da nicht zwangsläufig raus.

Daher sind Zertifikate, wie hier schon angesprochen mit Vorsicht zu genießen. Der Bewerber ohne Zertifikat der evtl. deutlich mehr Ahnung hat muss dem Personaler diese Tatsache aber erst mal näher bringen... Aber wie? Wenn gute Referenzen fehlen wird es da schwer.
 
Warum soll ich auch auf BSD wechseln, wenn ich dafür neue Leute einstellen müsste und Linux-"Profis" an jeder Ecke stehen und sich Gehaltstechnisch immer weiter unterbieten?

Laut letztem c't-Gehaltsspiegel werden Linux-Kenntnisse (52466 EUR) besser bezahlt als BSD-Kenntnisse (49132 EUR). AIX/Solaris/HP-UX lagen jeweils knapp über 60000 EUR.

Die Differenz wird vermutlich auch durch die Unternehmensgröße beeinflusst - ich kenne BSD fast nur aus kleinen Unternehmen, die in der Regel weniger Gehalt bezahlen als Mittelstand und Konzerne. Unterm Strich dürfte es aber keinen signifikanten Einfluss auf die Entscheidung der Unternehmen pro oder contra BSD machen.

Die geringe Verbreitung von BSD in Unternehmen liegt an ganz anderen Faktoren.
 
Ich habe mir mal diesen BSDcert Guide von Dru angesehen. Als erstes soll man da mit allen üblichen BSD Firewalls die aktuellen Firewall Regeln ausgeben können. Nicht Firewall konfigurieren oder so - sondern einfach die Regeln ausgeben.

Kann ich nicht. Nicht mal bei PF und das benutze ich.

Was ich kann ist man pf tippen und nachsehen. Was ich weiß ist wie Tunnel, IP-Adressen/Masken funktionieren und ich Routen einrichte, die meine Pakete ins richtige Interface schicken. Ich weiß was auf welchem OSI-Layer passiert und damit auch wo ich eingreifen muss um etwas zu erreichen.

Das alles hat mit BSD genau so viel zu tun wie mit jedem anderen OS - trotzdem würde es mich besser zum BSD Admin qualifizieren als die BSD Zertifizierung.
 
*schnell was auf ein Zettel kritzel*

Bitte Yamagi: Dein Zertifikat..
Hiermit erhält der BSD-Foren-Guru Yamagi das Rakorsche BSD-Zertifikat Level 1 mit Sternchen und Auszeichnung.

Besonders wollen wir sein gutes Benehmen hervorheben.

:D
 
Naja, es gibt da wohl noch ein paar weitere Fragen - aber das schwerste wäre damit wohl geschafft.
 
Im ernst: Ich habe vor einiger Zeit den Fragenkatalog gesehen und es bewegt sich alles auf dem Niveau. Wer ein BSD regelmäßig nutzt, kommt da recht schmerzfrei durch. Und wie Kamikaze schon sagte, stellt sich die Frage, wieso man bitteschön Dinge wissen muss, die sich mit Hilfe der Manpage in unter 10 Sekunden herausfinden lassen...
 
Was ich an dem Cert blöd finde, ist dass das alle BSDs behandelt. Was interssieren mich Open- und NetBSD?
 
Ich geb mal Kamikaze und Yamagi recht das das Zertifikat in D schon für den Heimschmuck ist und man wenn mans macht oder generell um die ganze Geschichte nicht den Spaßfaktor vergessen darf. Die Sache wird von keiner Firma und Institution gefördert oder gestützt und so ist es den Ausführenden wohl auch bißchen freie Hand bei Entscheidung der Fragen gelassen und der User oder Benutzer soll vor der Prüfung nicht verschreckt werden. Man kann aber auch sicher sein das das Zertifikat in der guten Stube heute mehr Aufmerksamkeit erregt wie eine Doktorarbeit und dazu nur eine Bruchteil kostet.

Gruß
 
Zurück
Oben