Einige Fragen vor der Installation von FreeBSD 8.2

murgel

Member
Hallo zusammen,
ich habe mir für mein im Herbst beginnendes Studium ein neues Notebook gekauft. Neben einer Installation von Windows 7, welches für einige Spiele herhalten soll, möchte ich natürlich auch noch ein vernünftiges Betriebssystem installieren, um eine stabile Umgebung für ernsthafte Tätigkeiten zu haben. Der Fokus soll hierbei auf Stabilität und Verlässlichkeit liegen, weshalb ich FreeBSD eine Chance geben möchte. Zudem möchte ich nach zahlreichen Linuxdistributionen mal etwas anderes ausprobieren.
Bevor ich die Installation in Angriff nehme, habe ich noch ein paar Fragen, die ich (auch mit Googles Hilfe) nicht ganz klären konnte.

Ich habe eine 750GB Festplatte, von denen ca. 350GB auf Windows 7 entfallen, sodass weitere 350GB für FreeBSD bleiben (gewisse Verluste durch Partitionierung/Formatierung eingerechnet). Meine Frage ist jetzt, wie ich diese am besten aufteile. Ich möchte seperate Partitionen für /, /var, /usr und /home anlegen, jedoch scheint mir die Empfehlung in der FreeBSD-Dokumentation (http://www.freebsd.org/doc/de_DE.ISO8859-1/books/handbook/install-steps.html) für sehr viel kleinere Platten ausgelegt zu sein:
- 1GB für / wird wohl noch immer ausreichen nehme ich an.
- Ein weiteres GB für /var sollte wohl auf einem Notebook auch mehr als ausreichend sein, oder?
- /usr ist doch sicher bei 350GB Speicherplatz größer als 8GB zu wählen, da sich mit der Zeit ja doch einige größere Programmpakete ansammeln (X, XFCE, Office, etc.)
- Ist es bei 6GB RAM überhaupt noch sinnvoll, eine Swap-Partition anzulegen? Bei Linux habe ich selbst bei 2GB RAM auf meinem Desktop-Rechner nie mehr als ein paar MB gebraucht. Ich konnte allerdings keine Informationen darüber finden, ob bei (Free)BSD irgendwelche Eigenheiten zu berücksichtigen sind.
- Ist es sinnvoll, eine weitere Partition anzulegen, auf die ich / spiegeln kann, um bei einem Systemcrash eine Sicherung zu haben? Ich habe auch irgendwo gelesen, dass man das Root-Dateisystem read-only mounten kann (was bei Linux wohl nicht ohne Weiteres möglich sein dürfte).
- Als Dateisystem dürfte für meine Zwecke wohl UFS ausreichen, da ich insbesondere keine großen Dateien anlege/bearbeite/verschiebe.
- Gibt es sonst irgendwelche Verbesserungsvorschläge bezüglich der Partitionierung?

Eine Frage noch zum Installationsvorgang: Ich habe öfter gelesen, dass von einer Installation mittels sysinstall abgeraten wird. Betrifft dies nur spezielle Installationsszenarien, oder wäre auch in meinem Fall eine andere Installationsart zu bevorzugen? Falls ja, gibt es dazu ein Tutorial? Ich konnte bisher leider immer nur den Hinweis finden, dass sysinstall veraltet sei.

Ich hoffe ihr könnt mir bei meinen Fragen weiterhelfen.

MfG murgel
 
1.) Wenn du auf "/" nur deine Kernel und "/root" hast reicht 1GiB. Allerdings würde ich da ruhig 2GiB nehmen.

2.) Auf /var sammeln alle Updates die portsnap so läd. Es kann durchaus sinn machen /var größer zu wählen.

3.) Ohhh ja. Solltest du auf dem Laptop selbst kompilieren wollen (Worstcase ist wohl LibreOffice) so würde ich eher 32GiB einplanen. Wenn du noch Jails in "/usr" liegen haben willst kann "/usr" sehr schnell zum größten Dateisystem werden. Alllerdings sollte man dann eher ein extra FS für die Jails haben das man ruhig nach "/usr/jails" mounten kann.

FreeBSD legt wenn "/home" nicht bereits existiert einen symlink von "/home" nach "/usr/home" an. Auf einem Laptop würde ich auf jedenfall ein extra "/home" Dateisystem anlegen.

4.) Du wirst normale Desktopaktivitäten surfen, chatten etc. mailen (natürlich auch $EDITOR und LaTeX) mit 6GiB RAM problemlos ohne Swap erledigen können. Swap ist spannend wenn was schief geht und du nen Dump des RAMs braucht. Du brauchst nicht nach alter Faustformel 2 * RAM (12 GiB) swap in deinem Fall. Lass den Swap auf nem Laptop einfach weg.

5.) Ja man kann "/" ro mounten nur macht das auf einem Laptop keinen Sinn. Du solltest zwar Backups haben allerdings macht es keinen sinn "/" auf die selbe Platte zu spiegeln.

6.) UFS genügt deinen Anforderungen die du hier beschrieben hast. ZFS ist halt bequemer. Du musst dir nicht mehr darüber Gedanken machen wie groß ein Dateisystem werden darf. Du würdest einen Pool anlegen und darin Mountpoints erstellen.

7.)
Code:
/     | 2GiB
/tmp  | 4GiB
/var  | 6GiB
/usr  | 32GiB
/home | der Rest

Die Manualpage zu sysinstall fasst es gut zusammen:
Code:
     This utility is a prototype which lasted several years past its expira-
     tion date and is greatly in need of death.

In FreeBSD 9.0 wird ein neuer Installer dabei sein. Das hilft dir jetzt noch gar nichts. Sysinstall kann für deinen Fall ausreichen. Ich hoffe mal du hast keine Platte mit 4kB Sektoren im Laptop sonst müsstest du in Sysinstall alle Offsets prüfen ob sie durch 8 Teilbar sind.

Um FreeBSD zu installieren braucht es keinen Installer, wenn man weiss was man will. All die Schritte die sysinstall durchführt (partitionieren, newfs, tarballs entpacken) kann man (schneller) selbst ausführen. Genau die leute die einen neuen Installer schreiben könnten brauchen ihn nicht. Da hat sich die Katze jahrelang selbst in den Schwanz gebissen. Installer schreiben ist langweilig und frustrierend. So etwas macht kein Entwickler aus Eigenbedarf.
 
Noch ein Tipp zuvor, der vielleicht etwas seltsam klingt, aber wahr ist und auch so im Handbuch steht, wenn man es genau liest:

Mach' es einfach FALSCH und installier' irgendwann mal noch einmal besser neu, wenn Du Dich gut auskennst.

So hab' ich auch angefangen und wahrscheinlich hat jeder mal das Problem gehabt.
 
Für ein Desktopsystem wäre auch durchaus überlegenswert gleich PC-BSD (http://www.pcbsd.org/) zu nehmen...erspart doch einiges an Einrichtungsarbeit im Gegensatz zu einem blanken FreeBSD.
 
Ich würde auch einfach erstmal die Installation so durchführen wie es richtig erscheint. Dann wird man einige Wochen damit verbringen alles einzurichten und grundlegende Konzepte von FreeBSD zu verstehen. Mittlerweile hat man vermutlich soviel rumgestellt und ausprobiert, dass man nochmal von vorne anfangen will.

Mir geht das zumindest bei fast jedem Betriebssystem so ;)

Hier vielleicht noch ein paar mehr Infos: http://www.freebsdwiki.net/index.php/Hard_Disk_Partition_Sizes
 
@Crest:

Danke für die schnelle Antwort. Ich bin jetzt schon weiter als vorher. Dennoch habe ich noch einige Fragen:
Zu 1.) Auf / liegt eben alles außer /tmp, /var, /usr und /home. Aber 2GB kann ich ja ruhig einplanen.
Zu 2.) 6GB sind auch hier machbar. Du sagst, die Updates "sammeln" sich. Heißt das, dass die Speicherbedarf auf /var kontinuierlich anwächst? Muss man irgendwelche Vorkehrungen treffen um hier einer "Überfüllung" der Parition vorzubeugen? Die Limitierung von /var dient doch eigentlich dazu, ein ständiges Anwachsen zu verhindern, oder?
Zu 3.) Mit Jails habe ich mich noch nicht wirklich beschäftigt, weshalb es wohl kaum sinnvoll ist, eine extra Partition anzulegen. Falls ich später jedoch Jails benutzen möchte, reichen dann 32GB aus, oder soll ich /usr lieber noch größer dimensionieren. 350GB werde ich ohnehin nie füllen können, da für große Datenmengen noch eine externe 500GB Festplatte vorhanden ist.
Zu 5.) Meine Motivation war, einfach eine Sicherung der Konfiguration (/etc) zu haben, um diese im Falle einer Fehlkonfiguration o.Ä. schnell zurückspielen zu können. Allerdings lassen sich bei einer Größe 2GB auch gut Sicherungen auf DVD machen. Auch die besagte externe Festplatte kann ich für Backups nutzen.

Noch mal zum Installationsprozess: Ich habe kein Problem damit, das alles manuell vorzunehmen (habe ja auch schon Gentoo installiert :D), jedoch wäre dann ein Tutorial vonnöten.

@Alle anderen:

Ich verstehe natürlich was du meinst nakal, allerdings habe ich gerade die Geschichte mit der Partitionierung oft genug falsch gemacht (auch unter Linux). Außerdem probiert es sich doch so viel besser, als wenn ich einfach die Partitionsgrößen rate. :D
Wegen PC-BSD: Ich denke, der Schritt zum desktoptauglichen FreeBSD ist einfacher als jetzt noch mal das PC-BSD-Image durch meine DSL-1000-Leitung zu ziehen. Zudem tägt diese Vorgehensweise wohl stärker zum Verständnis der von zuglufttier angesprochenen "grundlegenden Konzepte" bei.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi,

Zu 2.) Die Limitierung von /var dient doch eigentlich dazu, ein ständiges Anwachsen zu verhindern, oder?

Es dient dazu, dass die Logfiles und Co. unter /var dir nicht den Platz des Restsystems wegnehmen.

Falls ich später jedoch Jails benutzen möchte, reichen dann 32GB aus, oder soll ich /usr lieber noch größer dimensionieren.

Es ist egal, wo du Jails hinlegst. Du kannst die auch später unter /home anlegen.

Eins noch: auch wenn du nicht unbedingt swap "brauchst", empfehle ich kein System ohne Swap anzulegen. Mach einfach 2-4 GB swap und gut ist.

Rob
 
Sysinstall funktioniert eigentlich problemlos, auch für Doofies wie mich. Man kann auch kaum was falsch machen.

Drückst Du in bsdlabel die Taste "A", dann setzt er Dir automatisch seine Partitionsgrößen. In wie weit das nachher zu brauchen ist, ist eine Frage des Anwednungsfalles. Wer viele Programm hat, braucht ein großes /usr, wer große Datenbanken hat ein großes /var und wer sich von seinen ganzen Babyphotos nicht trennen kann ein großes /home.
 
Ja, genau das meinte ich. Meine Frage ist nur, ob alte Logs automatisch gelöscht werden, oder ob ich selbst dafür sorgen muss (unter Linux gibt es ja sowas wie logrotate).

Unter FreeBSD ist dafür standardmäßig newsyslog zuständig. Das Prinzip ist aber dasselbe. Es rotiert+packt Logfiles und schmeißt alte weg.
Es gibt aber auch Dateien unter /var, die keine rotierbaren Logfiles sind. Ein gutes Beispiel ist mysql, das seine Datenbanken unter /var/db/mysql ablegt.

Rob
 
Mal als Beispiel von meinem Desktop:
Code:
yamagi@saya:pts/7 ~: df -lha                                        [15:31:49]
Filesystem        Size    Used   Avail Capacity  Mounted on
/dev/ufs/root     989M     89M    821M    10%    /
devfs             1.0K    1.0K      0B   100%    /dev
/dev/ufs/tmp      989M     34K    910M     0%    /tmp
/dev/ufs/var      989M    211M    700M    23%    /var
/dev/ufs/usr       19G     12G    5.9G    67%    /usr
/dev/ufs/jails     19G    9.5G    8.4G    53%    /usr/jails
/dev/ufs/home      67G    8.8G     52G    14%    /usr/home
/dev/ufs/hd       1.8T    909G    744G    55%    /usr/home/yamagi/hd

murgel schrieb:
Ja, genau das meinte ich. Meine Frage ist nur, ob alte Logs automatisch gelöscht werden, oder ob ich selbst dafür sorgen muss (unter Linux gibt es ja sowas wie logrotate).
Ja, heißt newsyslog und wird für System-Logs automagisch genutzt. Für Zusatzdienste musst du es manuell konfigurieren.

EDIT: Und deshalb sollte man ab und an mal auf "Reload" drücken :)
 
Warum überhaupt so viele Partitionen? Es handelt sich doch um ein Notebook / Arbeitsgerät, oder? Für ein Single-User system mit ohne Diensten, ist das IMO alles Quatsch, einfach:
Code:
/	1GB
/crypt	rest

/var	-> /crypt/var
/tmp	-> /crypt/tmp
/usr	-> /crypt/usr
/home	-> /crypt/home

Und gut ist. Dann ärgerst du dich nicht, dass du falsch partitioniert hast und der ganze Platz wird ordentlich verwendet.
 
Für ein Testsystem:
/
/home
swap

Mir fällt kein wirklich sinnvoller Grund ein hier drölfzig Partitionen einzurichten.
 
Ja, so habe ich es sonst auch (fast) immer gemacht. Allerdings habe ich gelesen, dass UFS die Dateisysteme entsprechend ihrer Nutzungsweise optimiert und daher wollte ich das Ganze etwas mehr aufteilen. Ich weiß jedoch nicht, wie relevant diese Optimierung bei einem Notebook ist...
 
Habe mich jetzt folgendes gemacht:
/ - 80GB
/home - Rest
ca. 3GB Swap

Ist sicher sehr großzügig für "/" aber ich werde die Platte ohnehin niemals füllen können :D
 
Ich habe / niemals mehr als 2 GB zugewiesen
Dafür dass man sich nur einmal pro Installation als root einloggt, sehr großzügig ^^

Was nakal in #3 schreibt ist so wahr... peace bro ;-)
 
Mein / hat 1G, aber bei ihm liegt ja noch /usr mit drin, da sind 80G durchaus angemessen.
 
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