Politiker sind ein Teil des Volkes und wir sollten uns auch bemühen, dass so zu sehen und zu leben.
Ja. Eigentlich sollte es so sein. Und eigentlich ist das auch in unserem System so angedacht. Deswegen ist ja Politiker auch kein Beruf. Weil das Parlament sich eben aus allen Schichten der Gesellschaft rekrutieren soll, damit das wirklich unsere Gesellschaft widerspiegelt.
Aber wie sieht die Wirklichkeit aus? Die Wirklichkeit sieht so aus, das viele Gruppierungen im Parlament praktisch gar nicht zu finden sind. Sei es der Handwerker oder die Kassiererin bei ALDI. Solche Leute findest Du im Bundestag kaum. Die meisten sind Lehrer, Juristen, Ärzte. Also auch noch Personen die privilegiert sind (sei es durch Beamtenstatus oder auch guten Verdienst). Die verstehen also die Nöte des viel zitierten kleinen Mannes gar nicht.
Und natürlich wird dann auch der Blickwinkel schmaler, wenn nur wenige Berufsgruppen beteiligt sind.
Das Parlament spiegelt also gar nicht die Struktur der Gesellschaft wider wie es sein sollte.
Auch das die Länge z.B: der Abgeordnetentätigkeit angeht spricht eine klare Sprache. Eigentlich ist das System so ausgelegt, das man als Normalbürger sich ins Parlament wählen lassen kann, da dann ein paar Jahre sich engagiert und dann wieder in den Beruf zurückkehrt.
Aber auch das findet in der Praxis weniger oft statt als man vielleicht denken würde.
Viele halten sich über Jahre und Jahrzehnte in dem Politikbetrieb auf. Auch das trägt zur Entfremdung bei, weil die Leute gar nicht (mehr) wissen wie ein normaler Tagesablauf in einer normalen Familie stattfindet.
Das führt dazu, das Du de-facto dann doch irgendwie eine Kaste hast. Nicht offiziell. Aber es hat sich eben so entwickelt. Und das System begünstigt auch, das es sich dahin gehend entwickelt. Nur keiner stellt das halt in Frage. Die Parlamentarier sowieso nicht, da sie ja die direkten Profiteure des Ist-Zustandes sind. Und Impulse von außen kommen eher selten durch.
Ein weiteres Problem ist auch, das in den Parteien das vorankommen sehr durch Intrigen und Machtkämpfen geprägt ist. Nicht der mit den besten Ideen kommt voran, sondern der der sich eher rücksichtslos verhält. Wer, so wird es ja immer etwas euphemistisch gesagt wird, Durchsetzungsstark ist. Im Klartext Psychopathen (nein; Psychopathen sind nicht automatisch Leute die mit einer Kettensäge durch die Gegend laufen und jeden nieder metzeln, der ihnen über den Weg läuft; das sind nur die ganz extremen Fälle).
Im wesentlichen haben also Psychopathen (also Leute die kaum ein Gefühl für die Belange Anderer haben) in der Politik das Sagen.
Ein Hang zur Selbstdarstellung muss auch vorhanden sein. Sieht man auch anhand von Wahlplakaten häufig. Da werden ja meist keine Ideen präsentiert, sondern Gesichter. Es wird nicht mit Ideen geworben, sondern wer Kanzlerkandidat wird ist ja immer die entscheidende Frage.
Dieses durchsetzen und Konkurrenzdenken macht ja in der Partei nicht halt (das hattest Du ja auch schon angesprochen). Jede Partei hält sich natürlich für die Beste. Da gehts Kooperation in dem Sinne: Na wir sammeln mal alle Ideen und Argumente ein und entscheiden dann. Du hast ja auch häufig das Phänomen, das wenn ein Vorschlag von einer Partei kommt das von den anderen Parteien niedergemacht wird. Nicht unbedingt weil die Idee nix taugt, sondern weil sie vom politischen Gegner kommt. Und man will sich ja in der Wahl durchsetzen. Also rückt man sich selbst in ein positives Licht und versucht den politischen Gegner schlecht aussehen zu lassen.
Kurzum: All das, was eine Demokratie eigentlich ausmachen sollte (ringen um gute Lösungen, Kooperation, Ideenwettbewerb) fehlt in unserer real existierenden Demokratie.
Und deshalb kann ich mich auch damit und dem Staat nicht identifizieren. Und wenn Du damit ein Problem hast, das ich nicht von einer Horde Psychopathen angeführt werden möchte, dann muss und kann ich damit gut leben.
Macht das Bill Gates und Co jetzt besser? Nö. Hab ich aber auch so nie behauptet. Ich wehre mich nur gegen die Behauptung, das wenn der Staat es macht es automatisch gut oder besser ist.
Ist der Staat moralisch im Vorteil? Auch das nicht. Wenn der Staat mir Geld abpresst um damit Kohlekraftwerke zu subventionieren, statt endlich mal in Schulen zu investieren oder was für Kinder zu tun (was seit Jahrzehnten in der Kritik steht und angemahnt wird!), dann kann ich da keine moralische Überlegenheit erkennen. Tut mir leid.
Deshalb ist deine Aufzählung auch unvollständig, denn die andere etablierte Partei, die sich zwar den Namen Alternative gegeben hat, bietet auch keine solche, ganz im Gegenteil.
Es kann sich auch effektiv nichts ändern. Die die an der Macht sind wollen nichts ändern, weil das potentiell ihre jetzige Stellung bedroht.
Und Neue die reinkommen wollen habens ebenfalls schwer. Wie gesagt. Die Selektivmechanismen bevorzugen halt (wie oben beschrieben) ein gewissen Menschentypus. Nur der kann überhaupt so weit kommen, das er in der Lage ist wirklich etwas zu bewirken. Und dann haben wir wieder das Problem das ein Typ von Mensch das sagen hat, von dem man das ja eigentlich nicht will.
Microsoft verdient nicht Geld, in dem es SW herstellt, sondern, in dem es sie verkauft! Genauer gesagt geht es um den berühmten geistigen Eigentum und der muss ja in Frage gestellt werden.
Schwer zu sagen. So was wie geistiges Eigentum oder Copyright braucht man ja eigentlich nur, weil Software (und ähnliche materielle Güter) quasi zu Nullkosten reproduzierbar sind.
Wenn Du einen Gegenstand (Hammer, Auto, whatever) in die Hand bekommst, hast Du ja keine Möglichkeit das einfach zu replizieren.
Du musst Material besorgen. Du musst es verarbeiten. Die Hürde ist einfach viel höher.
Und es ist auch schwer zu rechtfertigen, das der der jeden Tag in der Fabrik steht und Dein nächstes Auto zusammenschraubt entlohnt wird, aber der Softwareentwickler der 8 Stunden am Rechner sitzt um das Programm zu schreiben was Du haben willst aber nicht.
Und das es Leute gibt, die Software kostenlos zur Verfügung stellen kann ja auch nicht der Maßstab sein.
Jedenfalls kann man sich auch auf den Standpunkt stellen, dass SW kein Handelsgut ist oder sein dürfte, sondern eine Art öffentliches Kulturgut.
Kann man machen. Die Frage ist nur, ob es dann Software im nennenswerten Umfang geben würde. Ja. Hobbyisten leisten einiges. Aber man muss auch sehen, das ganz viel (also selbst in der Open-Source-Bereich) kommerzgetrieben ist. Da fließt also unheimlich viel Geld rein. Und irgendwie muss das letztlich immer bezahlen.
Die andere Sache ist, das eine rechtliche Einordnung von Software als Kulturgut den Schöpfer quasi enteignet. Der darf eben nicht mehr frei darüber verfügen. Und damit ist ja auch nicht nur proprietäre Software gemeint. Auch Open-Source-Software. Denn auch der liegt in der Regel eine Lizenz bei in der der Autor bestimmt, was man mit seiner Software machen darf und was nicht. Der hält vielleicht Krieg für eine schlechte Sache also bestimmt er in seiner Lizenz, das die Software nicht für militärische Zwecke eingesetzt werden darf oder was auch immer.
Sobald Du eine gesetzliche Regelung einführst, musst Du eine Regelung dafür haben, wie solche Lizenzen aussehen sollen und was sie enthalten dürfen. Das heißt aber, der Autor kann solche individuellen Bestimmungen nicht mehr treffen. Sonst wäre es ja kein öffentliches Gut mehr. Und eine Regelung zu finden die alle zufrieden stellt ist erfahrungsgemäß schwierig.
Viele Forderungen klingen ja immer so schön einfach und richtig. Aber so einfach ist die Welt halt leider bei genauer Betrachtung dann doch nicht. Dementsprechend selten haben solche Sachen dann auch einfache Lösungen.