Handelskrieg USA - China: Kann man ohne Google Services heutzutage überhaupt noch leben?

Ich bin zwei Jahre mit meinem Lenovo-Tablet ohne Google-Account ausgekommen, und ich bin bei der Softwarebeschaffung schon anspruchsvoll. Aber es war mühsam, und vor kurzem bin ich dann doch eingeknickt, weil ich etwas sehr Spezielles brauchte, nämlich eine App, um NTFS-formatierte USB-Sticks lesen und schreiben zu können, wobei NTFS von meinem Android-System nicht unterstützt wird. Der "USB Media Explorer" war mein Freund.
Die alternativen App-Stores, die ich empfehlen kann, sind
  • das russische Yandex: sehr hilfreich für alles, was auf Rußland oder seine Sprache bezogen ist, insbesondere natürlich die Apps der russischen Internet-Firmen (VKontakte, Mail.ru usw.), aber auch Allerwelts-Apps wie Facebook-Messenger. Erstaunlicherweise auch sehr viel aus dem asiatischen Raum, besonders Indien. Viele Apps, die nicht im Google Play Store zu kriegen sind, manche Perlen, aber, zugegeben, auch viel billiger Scheiß. Zum Download auf dem Android-Gerät selbst im Browser https://m.store.yandex.ru/ eingeben und dann auf den gelben Knopf mit der Aufschrift "Скачать" tippen. Keine Sorge wegen der Sprache, die App ist lokalisiert.
  • F-Droid wurde ja schon genannt, es liefert nur Open-Source-Programme, aber darunter sind etliche, die die Autoren gezielt nicht im Google Play Store anbieten wollen. https://f-droid.org/ - und dann fügt auch das Repository dieses netten Mannes aus München hinzu: https://apt.izzysoft.de/fdroid/repo
    Neben diesem Repository ist auch sein Web-Verzeichnis interessanter Apps (aus allen möglichen App-Stores) eine wahre Fundgrube.
    F-Droid (inkl. Izzysoft) hat alles in allem weniger dummen Mist, aber auch weniger hochprofessionelle Sachen.
  • Bzgl. Amazon kann man ähnliche Bedenken äußern wie bzgl. Google, aber es ist die einzige nennenswerte Konkurrenz für den Play Store, und die belebt bekanntlich das Geschäft, deshalb habe ich überhaupt nichts dagegen, Amazon ein bißchen zu unterstützen. (In ihrer Eigenschaft als Versandhändler sehe ich das andersrum.) Die Installation verläuft ähnlich wie bei Yandex, indem man vom betreffenden Gerät selbst im Browser die Adresse https://www.amazon.de/androidapp eingibt.
  • Und das Beste zum Schluß: Aptoide (einfach auf den großen Knopf tippen). Das ist eigentlich kein App-Store, sondern eine Plattform, an die beliebige App-Stores angedockt werden können, und dort findet man praktisch alles, was auch im (kostenlosen Teil des) Google Play Store erhältlich ist. Googles Play-Store-App wird auch sofort anfangen herumzuschreien: "Aptoide ist gefährlich, wir haben sie vorsorglich sofort deaktiviert." (Eine Unverschämtheit!)
    Okay, zur Sicherheit sollte man sich vielleicht nur auf die grün markierten Apps ("vertrauenswürdig") beschränken. (Die einzige Ausnahme, die ich hiervon machte, war der Canon-Druckertreiber.)
Fazit: Man kann, wenn man sich etwas Mühe gibt, ganz gut ohne Google-Account leben, außer man möchte etwas sehr Spezielles und gleichzeitig Kostenpflichtiges. Nur Yandex und Amazon verkaufen Apps, bei den anderen beiden kriegt man nur kostenlose, aber der "Spenden"-Knopf ist immer gut sichtbar plaziert. (Gebt Euch einen Ruck!) Die Allerwelts-Apps wie WhatsApp etc. findet man definitiv in einem dieser vier Stores.
Ach ja: Eine Registrierung ist, außer IIRC bei Amazon, nicht notwendig.
 
ich denk man kann auf alle Fälle ohne Google leben. Es ist evtl. stellenweise nur etwas weniger komfortabel. Ich hoffe auch, dass die Geschehnisse evtl. einige Leuten ein wenig die Augen öffnen und um so mehr hoffe ich, dass das Librem 5 ein Erfolg wird. Leider wurde das Release auf Q3 geschoben. Aber wenn dadurch was brauchbares raus kommt wäre das ja mal was.
 
Hier noch ein paar Apps, die vielleicht für "Leute, die von Unix kommen", interessant sein könnten:
  • Conversations (F) ist wohl der beste Jabber-Client hinsichtlich Funktionsvielfalt, Verschlüsselung, Open source und speziellen Tunings für Mobilgeräte.
  • Für SIP-Telefonie habe ich CSipSimple (F, A, Am) und Linphone (F) installiert. Diese unterstützen anständige Codecs, nicht nur so Zeug wie G711, und arbeiten ohne Firlefanz als "normale" SIP-Clients auch durch NAT hindurch. Ggf. sind zusätzliche Plugins zu installieren, z. B. für den von meinem SIP-Provider angebotenen Audiocodec G729 gab es ein eigenes Zusatzpaket für CSipSimple.
  • Jitsi Meet (A) will ich demnächst mal für Videokonferenzen verwenden.
  • FairEmail (F) oder K9 Mail (F) sind solide, klassische E-mail-Clients und arbeiten gut mit OpenKeyChain (F) zwecks PGP-Verschlüsselung zusammen. FairEmail ist insofern fair, als er sehr ressourcensparend mit dem IMAP-Server umgeht (Downloads nur, wenn explizit angefordert, Push-Benachrichtigung, sortieren auf dem Server usw.).
  • Als Dateimanager den FX File Explorer (G, 2.99 €), der auch FTP, SFTP, SMB2 und WebDAV kann, also nebst dem lokalen Dateisystem auf Dateien im Netzwerk zugreifen kann. Außerdem unterstützt er Paketformate (zip (verschlüsselt), bzip2, gzip, tar, 7zip, rar und insbesondere apk), hat einen Text-Editor und einen Hex-Viewer, kann Mediendateien über HTTP streamen und Shell-Skripte ausführen. Ach ja, auch Dateiübertragung per WiFi direct, Bluetooth oder NFC ist möglich. Krasses Teil, hoffentlich portiert den mal einer auf BSD!
  • VX ConnectBot (F, A) als SSH-Client, nicht zu verwechseln mit dem alten ConnectBot. Kann auch SFTP, Telnet und Terminals ins lokale Android-System. Kann auch Port forwarding in beiden Richtungen, was z. B. für Remote X dienen könnte, sofern man einen X-Server hat.
  • Primitive FTPD (F, A) ist ein FTP- und SFTP-Server. Etwas unbequem in der Einrichtung, dann läuft er aber sehr zuverlässig. Er kann per Knopfdruck (Widget) ein- und ausgeschaltet werden, läuft also nicht dauerhaft, es können FTP und SFTP parallel nebeneinander laufen (auf verschiedenen Ports) und er unterstützt auch Public key authentication, wenn man eine Datei /storage/emulated/0/.ssh/authorized_keys anlegt. Vorsicht, FTP startet im ASCII-Modus, bitte immer als erstes "bin" eingeben!
  • Unicode Map (F) ist wie die "gucharmap" von GNOME, eine Unicode-basierte Zeichentabelle, sehr nützlich für die Eingabe exotischer Symbole.
  • USB Media Explorer (G, 4.39 €) kann USB-Sticks und -Festplatten lesen und schreiben, und zwar bringt er selber die Dateisystemtreiber für FAT und NTFS mit. Damit kann er auch NTFS-Medien lesen und schreiben, wenn das Android-System das nicht kann. Viele Hersteller sparen sich die NTFS-Unterstützung wegen Lizenzkosten. Nachteil ist natürlich, daß dann NUR dieses Programm den Stick lesen kann, keine andere App. Man kann das ggf. umschalten.
    Ganz nebenbei macht er auch noch HTTP-Streaming-Server, WebDAV-Server, Bildbetrachter und Audio-Player.
  • CCTools (A, Y) zum Programmieren in C++ und einigen anderen Sprachen. Das ist eine Portierung von gcc, clang und einigen Skript engines (Perl, Python etc.) samt Utilities (make, cmake, ldd etc.) und grundlegender Libraries (glib, SDL etc.) auf (leider nur) 32 bit ARM. Leicht veraltet (z. B. GCC 4.9), aber ohne Schnickschnack, nur Editor, Terminalfenster zum Ausführen und Schaltknöpfe zum Kompilieren, Debuggen usw. Genau richtig für einfache Programmierübungen und Gehversuche als App-Entwickler.
  • X11 Basic (F), eine BASIC-IDE, noch nicht ausprobiert.
Legende für die Bezugsquelle: F=F-Droid, A=Aptoide, Am=Amazon, Y=Yandex, G=Google
Okay, das reicht. Ich habe noch viele andere schöne Apps, bei denen ich aber keinen Bezug zur Netzwerk- und Programmier-affinen Unix-Klientel herstellen kann. Gerade mal eine sei noch erwähnt: die Textverarbeitung Textmaker (Am, 0 € [basic] + ?? € [Vollversion]) ist fast 1:1 so, wie man sie von Linux her kennt.
 
Moin !

Habe ein Xiaomi RedmiNote4 mit blankem
Android laufen !
Als PlayStore Ersatz nutze ich APKPure !

Es geht ohne Google !

Hatte auch mal SailfishOS angetestet , ist
auch nicht schlecht !

:cool:
 
Ja man kann def. ohne Google leben. Ich selber habe ein Huawei P10 und bin was den Support betrifft immer sehr zufrieden damit gewesen. Angefangen mit Android 7 bis aktuell Android 9, war und ist das Smartphone immer aktuell. Aus aktuellem Anlass, habe ich mich mal umgeschaut und es gibt ein Android AOSP [1]. Das Projekt nennt sich OpenKirin und es gibt verschiedene "Geschmacksrichtungen".
  • LineageOS
  • Resurrection Remix OS
  • OmniROM
Ich für meinen Teil bin da voll entspannt. Mal schauen wie es mit Huawei weiter geht und wenn alles nicht nach meinem Geschmack läuft, kann ich immer noch ein eigenen ROM flashen [2].

[1] https://openkirin.net/devices
[2] https://openkirin.net/download
 
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