Guten Abend liebe Foristen,
ich befinde mich in der luxuriösen Situation, dass mir in einer Festanstellung, in der ich sehr zufrieden bin, ein Jobangebot gemacht wird, dass finanziell sehr verlockend ist. Zur Entscheidungsfindung schreibe ich hier mal alles auf und würde mich sehr freuen, eure Einschätzung zu hören.
Also: Bis Anfang des Jahres war ich bei einem Mittelständler angestellt. Dazu gehörte Consulting bei einer großen IT-Firma. Gehalt damals: ~45.000€/Jahr. Themengebiet im Consulting u.a. eine sehr spezielle Nische, die es so auch nur bei Großfirmen geben kann. Kenne mich da mittlerweile ganz gut aus.
Dann Anfang des Jahres ein Jobwechsel, thematisch moderne Webapplikationsentwicklung, später wahrscheinlich Betrieb der Anwendung. Gehalt: ~70.000€/Jahr. Sehr guter Arbeitgeber, kein Stress, nette Kollegen, interessantes Projekt, das Spaß macht.
Jetzt das Angebot von der großen IT-Firma: Durch ein (in meinen Augen) katastrophales Personalmanagement scheinen Ihnen die Leute auszugehen, die sich in der Nische auskennen. Meiner Einschätzung nach bin ich einer von wenigen (relativ jungen) Menschen, die sich da überhaupt auskennen. Stelle schon länger extern ausgeschrieben, mein Angebot liegt bei ~90.000€/Jahr, mit Tarifvertrag und ohne Personalverantwortung. Ich bin übrigens Mitte 30
Ich kenne die Leute noch von "damals", mit denen ich zu tun haben würde - der potentiell neue Chef ist leider jemand, der mir nicht besonders sympatisch ist. Bin zwar fast immer gut mit ihm ausgekommen, aber er war damals nicht mein Chef. Mitarbeiter aus den anderen Abteilungen, mit denen ich mich abstimmen müsste, sind alle sehr nett und hilfsbereit. Thematisch ist es eben eine Nische, die es nur in sehr wenigen Firmen gibt. Auch wenn mir die Arbeit immer Spaß gemacht hat, ist es schon eine Art goldener Käfig, in den ich mich begeben würde.
Bei beiden Firmen, sowohl der jetzigen, als auch der potentiell neuen, ist es dem Höhrensagen nach so, dass man ziemlich lange auf seiner Stelle festsitzt - große finanzielle Sprünge werde ich wohl bei beiden erstmal nicht machen. Insofern sind die ca. 30% mehr Gehalt schon beachtlich und das Gehalt ist dann auf so hohem Niveau, dass es mir dann auch egal ist, wenn ich da finanziell erstmal nicht weiterkomme
Bei so einem Gehalt in Verbindung mit einem Tarifvertrag ist es für mich möglich, in Teilzeit zu arbeiten (30 Stunden/Woche) und dabei genauso viel zu verdienen, wie bislang. Mit Familie einfach unbezahlbar. Dafür ist der neue Arbeitgeber über ÖPNV schlechter erreichbar ist als mein aktueller, auch wenn er die selbe Entfernung von meinem Wohnort hat. Reisetätigkeit ist nicht vorgesehen, aus Erfahrung als externer war es aber schon sinnvoll, sich ab und zu mit Kollegen an anderen Standorten zu treffen.
Bei beiden Firmen ist der Job bis zur Rente sicher, wenn ich nicht freiwillig gehe.
Pro:
- einmalige Chance, mein exklusives Wissen "vergolden" zu lassen
- Gehalt im Tarifvertrag steigt mit den Jahren über Stufen
- Option auf Teilzeit bei gleichbleibendem finanziellen Niveau
- interessante Tätigkeit, die mich auch fordern wird
- finanzieller Sprung auf ein extrem komfortables Niveau, auf dem mich (finanzielle) Stagnation nicht mehr besonders berührt, und das ohne Personalverantwortung
Contra:
- unsympathischer Chef
- gefühltes Arbeitsklima war damals insgesamt schlechter / jetzige Kollegen sehr nett, gute Stimmung/Atmosphäre
- würde gutes Projekt/AG/Kollegen verlassen
- evtl. mehr Stress, da mehr Erwartungen an mich gestellt werden würden
- etwas schlechtere Lage/Anbindung, evtl. zweites Auto nötig
- Nische ist so speziell, dass ich mit einer weiteren Spezialisierung in diesem Bereich faktisch an diesen AG gebunden bin, anders als bei Webentwicklung
- eventuell "lebenslang" an die Nische gebunden?
Ich will auf jeden Fall erst mit meinem Arbeitgeber reden, ob da finanziell oder über andere Zugaben (mehr Urlaub etc.) was geht. Bin aber pessimistisch, vielleicht kann er um 5% erhöhen, viel mehr ist wahrscheinlich nicht drin.
Die Aussicht auf den neuen Chef und das allgemeine Arbeitsklima trübt den Blick ein wenig. Naja. Ich hoffe, dass das hier nicht arrogant wirkt. Mir ist bewusst, dass ich schon jetzt ziemlich priviligiert bin und es nur noch viel krasser würde. Meine Sorge ist vor allem der goldene Käfig - die Nische ist so klein, dass ich mich damit erstmal auf den AG festlegen würde. Ich erwarte auch, dass in den nächsten 5-10 Jahren viele aus der älteren Generation in Rente gehen werden und so die gebotenen Preise nochmals anziehen könnten - wenn ich dann nicht mehr wechseln kann, bringt mir das alles nichts.
Wie seht ihr das? Wie schätzt ihr die Gehälter ein (NRW)? Die Perspektiven? Die Risiken?
Es würde mich sehr freuen, von euch zu hören.
Viele Grüße
drm
ich befinde mich in der luxuriösen Situation, dass mir in einer Festanstellung, in der ich sehr zufrieden bin, ein Jobangebot gemacht wird, dass finanziell sehr verlockend ist. Zur Entscheidungsfindung schreibe ich hier mal alles auf und würde mich sehr freuen, eure Einschätzung zu hören.
Also: Bis Anfang des Jahres war ich bei einem Mittelständler angestellt. Dazu gehörte Consulting bei einer großen IT-Firma. Gehalt damals: ~45.000€/Jahr. Themengebiet im Consulting u.a. eine sehr spezielle Nische, die es so auch nur bei Großfirmen geben kann. Kenne mich da mittlerweile ganz gut aus.
Dann Anfang des Jahres ein Jobwechsel, thematisch moderne Webapplikationsentwicklung, später wahrscheinlich Betrieb der Anwendung. Gehalt: ~70.000€/Jahr. Sehr guter Arbeitgeber, kein Stress, nette Kollegen, interessantes Projekt, das Spaß macht.
Jetzt das Angebot von der großen IT-Firma: Durch ein (in meinen Augen) katastrophales Personalmanagement scheinen Ihnen die Leute auszugehen, die sich in der Nische auskennen. Meiner Einschätzung nach bin ich einer von wenigen (relativ jungen) Menschen, die sich da überhaupt auskennen. Stelle schon länger extern ausgeschrieben, mein Angebot liegt bei ~90.000€/Jahr, mit Tarifvertrag und ohne Personalverantwortung. Ich bin übrigens Mitte 30

Ich kenne die Leute noch von "damals", mit denen ich zu tun haben würde - der potentiell neue Chef ist leider jemand, der mir nicht besonders sympatisch ist. Bin zwar fast immer gut mit ihm ausgekommen, aber er war damals nicht mein Chef. Mitarbeiter aus den anderen Abteilungen, mit denen ich mich abstimmen müsste, sind alle sehr nett und hilfsbereit. Thematisch ist es eben eine Nische, die es nur in sehr wenigen Firmen gibt. Auch wenn mir die Arbeit immer Spaß gemacht hat, ist es schon eine Art goldener Käfig, in den ich mich begeben würde.
Bei beiden Firmen, sowohl der jetzigen, als auch der potentiell neuen, ist es dem Höhrensagen nach so, dass man ziemlich lange auf seiner Stelle festsitzt - große finanzielle Sprünge werde ich wohl bei beiden erstmal nicht machen. Insofern sind die ca. 30% mehr Gehalt schon beachtlich und das Gehalt ist dann auf so hohem Niveau, dass es mir dann auch egal ist, wenn ich da finanziell erstmal nicht weiterkomme

Bei beiden Firmen ist der Job bis zur Rente sicher, wenn ich nicht freiwillig gehe.
Pro:
- einmalige Chance, mein exklusives Wissen "vergolden" zu lassen
- Gehalt im Tarifvertrag steigt mit den Jahren über Stufen
- Option auf Teilzeit bei gleichbleibendem finanziellen Niveau
- interessante Tätigkeit, die mich auch fordern wird
- finanzieller Sprung auf ein extrem komfortables Niveau, auf dem mich (finanzielle) Stagnation nicht mehr besonders berührt, und das ohne Personalverantwortung
Contra:
- unsympathischer Chef
- gefühltes Arbeitsklima war damals insgesamt schlechter / jetzige Kollegen sehr nett, gute Stimmung/Atmosphäre
- würde gutes Projekt/AG/Kollegen verlassen
- evtl. mehr Stress, da mehr Erwartungen an mich gestellt werden würden
- etwas schlechtere Lage/Anbindung, evtl. zweites Auto nötig
- Nische ist so speziell, dass ich mit einer weiteren Spezialisierung in diesem Bereich faktisch an diesen AG gebunden bin, anders als bei Webentwicklung
- eventuell "lebenslang" an die Nische gebunden?
Ich will auf jeden Fall erst mit meinem Arbeitgeber reden, ob da finanziell oder über andere Zugaben (mehr Urlaub etc.) was geht. Bin aber pessimistisch, vielleicht kann er um 5% erhöhen, viel mehr ist wahrscheinlich nicht drin.
Die Aussicht auf den neuen Chef und das allgemeine Arbeitsklima trübt den Blick ein wenig. Naja. Ich hoffe, dass das hier nicht arrogant wirkt. Mir ist bewusst, dass ich schon jetzt ziemlich priviligiert bin und es nur noch viel krasser würde. Meine Sorge ist vor allem der goldene Käfig - die Nische ist so klein, dass ich mich damit erstmal auf den AG festlegen würde. Ich erwarte auch, dass in den nächsten 5-10 Jahren viele aus der älteren Generation in Rente gehen werden und so die gebotenen Preise nochmals anziehen könnten - wenn ich dann nicht mehr wechseln kann, bringt mir das alles nichts.
Wie seht ihr das? Wie schätzt ihr die Gehälter ein (NRW)? Die Perspektiven? Die Risiken?
Es würde mich sehr freuen, von euch zu hören.
Viele Grüße
drm