Neues Melderecht erleichtert Adresshandel

juedan

FreeBSDler
[Update] Neues Melderecht erleichtert Adresshandel

Hallo,

mal wieder ein Aufreger: Diese glorreiche schwarz-gelbe Dreckskoalition hat es mal wieder geschafft, sich selber zu übertreffen. Sie haben das Melderecht so reformiert, dass in Zukunft Adresshandel erleichtert wird und ein Widerspruch dagegen nur schwer durchsetzbar sein wird. Diese Koalition verkauft das Volk nicht nur für blöd, sondern auch im wirtschaftlichen Sinne.

Link zum Artikel:
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Scharfe-Kritik-am-neuen-Melderecht-1633043.html

JueDan
 
Zuletzt bearbeitet:
Du musst das so sehen: Das Melderecht wird jetzt endlich an die Bedürfnisse des digitalen Zeitalters angepasst. Von wegen "Wir brauchen ein neues Melderecht!" und so. Außerdem wird dir deine Adresse gar nicht weggenommen, denn die Adresshändler bekommen ja nur eine Kopie deiner Adresse.
 
Letztendlich schadet es auch niemanden:

- Alle die etwas von mir wollen - Geld, Auskünfte, mich zusammenschlagen - haben meine Adresse sowieso. Sie müssen sie also gar nicht bei irgendwelchen Meldeämtern abfragen, außer sie möchten sie auf Korrektheit prüfen. Aber auch dafür gab es bereits vorher Wege.

- Wenn jemand die Adressen nutzen will um Werbung zu schicken, soll er es doch. Daran verdienen alle. Der Papierhersteller, die Druckerei, die Post, die Altpapierentsorgung. Ob ich nun zwei Prospekte mehr in den Müll werfe oder in der Speicherstadt fällt ein Teppich in die Elbe.

Es gibt wirklich wichtigere Probleme in Europa, als ein paar Adressen. Aber das wird den Menschen erst nach dem Zusammenbruch des Euros und Weltfinanzsystems klar werden, wenn die Arbeitslosenquote 40% überschreitet, die Bundeswehr auffährt, etc.
 
@yamagi: WOW.
Lass uns mal gemeinsam weiterdenken
[beissender Zynismus]
Die üblichen Bedrohungsszenarien lassen sich noch vervollständigen: Wir vergessen
das Internet als solches,(inkl. der üblichen Pädoristen, Kapitalisten und sonstiger Strolche).
UUPS, falsche Forum .. sorry :confused:
Deshalb müssen wir uns endlich um wesentliche Dinge kümmern, sprich, uns selbst retten.
Und dazu brauchs fähige Führer. Und exakte Kontrolle dieses semianarchistischen Volksgewusels.
[/beissender Zynismus]
Funktioniert immer. Seit dem römischen Reich oder noch früher.
'ceterum censeo cartharginam esse delendam', Zit. Cato (*nicht* der aus Pink Panther)

Das neue Meldegesetz ist noch nicht durch, es bleibt die Hoffnung es landet vorm Verfassungsgericht.
Politiker und Regierungen weltweit begreifen Verfassungen und Gesetze von Hause aus eher als Beugeübung.
In D scheint das Verfassungsgericht immer noch ziemlich nahe am Grundgesetz zu urteilen.

5 eurocent
 
Hä? Was ist das Problem an ein paar Adressen? Der Staat besitzt sie sowieso, da in diesem Land nun einmal Meldepflicht besteht. Und selbst wenn man sich nicht meldet, bekommt er den Wohnsitz eher früher als später raus. Das ist dann Meldevergehen, kostet je nach Bundesland unterschiedlich viel. Hält sich aber in Grenzen. Irgendwelche Auskunfteien, dubiosen Adresshändler und so weiter besitzen ebenfalls umfassende Datenbanken. In den letzten Jahren ist es einfach geworden sie zu erstellen. Das sie die Daten direkt von den Einwohnermeldeämtern abfragen, ändert kaum mehr was, hilft ihnen allenfalls ein paar Fehler in den Datenbanken zu korrigieren. Kirchen bekommen nun also wieder direkt Adressen. Wenn man Mitglied ist, kennen sie die Daten eh, wenn man kein Mirgelied ist, flattert trotzdem das wöchentliche Bekehrungsschreiben ins Haus. Die GEZ bekommt nun die Adressen. Vielleicht würde es helfen, mal ein paar Schwarzseher einzukassieren. Ist aber eh egal, da die Haushaltsabgabe in einem guten halben Jahr kommt. Also, was genau sind die praktischen Auswirkungen dieses Gesetzes? Sie sind minimal...

Wenn es darum geht, dass unsere liebe Regierung mal wieder ein bedenkliches Gesetz in einer Nacht und Nebelaktion durchgedrückt hat und den Datenschutz erneut mit Füßen tritt, ist es ein ganz anderes Thema. Da stimme ich zu, dass es nicht okay war. Aber da hilft es auch nicht, nach Karlsruhe zu schauen. Warum kommen denn solche Gesetze zustande? Weil der Souverän (das Volk!) Politiker wählt, die sie verabschieden! Und die naive Folgerung wäre, dass wir in einer Demokratie leben und damit das Volk seinen Willen bekommen. Die weniger naive Folgerung ist komplexer, läuft am Ende aber darauf hinaus, dass unser System grundlegend kaputt ist. In dem Fall würde eine andere Regierung auch nichts ändern (und die Erfahrung sagt, dass dem so ist) und das Volk ist längst zum Sklaven der Medien geworden. Wenn man etwas grundlegend ändern möchte, muss man also das System verändern oder gleich zerstören. Mit anderen Worten: Die Systemfrage stellen! Tatsächlich halte ich sie für lange überfällig. Die Reichsten der Reichen werden immer reicher, zugleich können immer mehr Menschen von ihrer Arbeit unter unwürdigsten Bedingungen nicht mehr leben! Die öffentliche Infrastruktur zerfällt, zugleich werden Billionen in den Rachen der Finanzgeier geworfen. Der Staat ist ein Selbstbedienungsladen für wenige geworden, eine gigantische Umverteilungsmaschine von unten nach oben. Die Antwort auf die Systemfrage kann ja durchaus "Demokratie und Soziale Marktwirtschaft" lauten, würde ich zumindest sehr begrüßen. Aber auch wenn sie das tut, muss man die Köpfe und Mitläufer der derzeitigen Inkarnation des Systems zur Schlachtbank führen. Und spätestens da scheitert es, denn im letzten Jahrhundert hatten drei Generationen Deutsche nicht den Mut dazu. Wieso sollten also wir ihn haben?

Nun ist das doch irgendwie recht wirr geworden, aber vielleicht wird ja trotzdem klar, was ich sagen möchte. :)
 
War gar nicht so gemeint, yamagi.
Der sog. Souverän wählt mittlerweile den mit dem dicksten Wahlkampfbudget wegen der daraus erfolgenden am Besten dargestellten Illusionen (Bedrohungen --> Lösungen) odet einfach den, der am buntesten verkündet: 'Wählt mich, ich mach euch glücklich'.
Es ist dennoch ein Unterschied, ob wir entscheiden können, ob unsere Daten weitergegeben werden, insbesondere aus kommerziellen Gründen, oder nicht. Und darum geht's in dem schicken Gesetz.
Übrigens geht es den deutschsprachigen Mitteleuropäern im europäischen oder weltweiten Vergleich überhaupt nicht so schlecht! Nur wird gezielt der Anschein erweckt, das Ende sei nahe, und unsere Grosskopferten retten uns und die Welt gleich mit.
Genauso ist die Überwachungsintensität in diesen drei (inkl. Schweiz) Ländern im genannten europäischen und weltweiten Vergleich relativ niedrig. Und genau das verdanken wir (in D )unter anderem dem Grundgesetz und denen, die immer wieder daran erinnern, das kleine Nacht- und Nebeländerungen des Umfeldes, für sich alleine harmlos, angefochten werden.
 
Die weniger naive Folgerung ist komplexer, läuft am Ende aber darauf hinaus, dass unser System grundlegend kaputt ist. In dem Fall würde eine andere Regierung auch nichts ändern (und die Erfahrung sagt, dass dem so ist) und das Volk ist längst zum Sklaven der Medien geworden. Wenn man etwas grundlegend ändern möchte, muss man also das System verändern oder gleich zerstören. Mit anderen Worten: Die Systemfrage stellen! Tatsächlich halte ich sie für lange überfällig. Die Reichsten der Reichen werden immer reicher, zugleich können immer mehr Menschen von ihrer Arbeit unter unwürdigsten Bedingungen nicht mehr leben! Die öffentliche Infrastruktur zerfällt, zugleich werden Billionen in den Rachen der Finanzgeier geworfen. Der Staat ist ein Selbstbedienungsladen für wenige geworden, eine gigantische Umverteilungsmaschine von unten nach oben. Die Antwort auf die Systemfrage kann ja durchaus "Demokratie und Soziale Marktwirtschaft" lauten, würde ich zumindest sehr begrüßen.
Stimme dir zwar zu, aber Soziale Marktwirtschaft wird ganz sicher nicht die richtige Anwort sein.

Um mal kurz vom Thema abzuweichen:
Ich bin heute auf eine Maschine namens "Tiger Stone" gestoßen (YouTube: http://www.youtube.com/watch?v=jkVBg_-OviI). Diese Maschine kann Pflasterbelag für Straßen vollautomatisch legen (Prinzip: Steine oben reinwerfen, Plasterstraße kommt unten raus). Der wissenschaftlich-technische Fortschritt hat es uns also ermöglicht, die anstrengende körperliche Arbeit des Pflasterns den Maschinen zu überlassen. Auch in vielen anderen Bereichen der Gesellschaft nimmt die Automatisierung der Produktion durch Computer, Maschinen und Roboter immer weiter zu (Traktoren und Mähdrescher fahren mittlerweile GPS-gesteuert, inkl. der Wendemanöver am Ende des Ackers. Der Maschinist sitzt dabei die ganze Zeit in seiner klimatisierten Fahrerkabine und liest (Bild-) Zeitung). In deutschen Krankenhäusern werden schon erste Roboter getestet, die selbständig Krankenakten in den Keller bringen können, und dabei auch den Fahrstuhl benutzen.

Wir leben in einem Zeitalter, in dem die Menschen immer weniger arbeiten müssten. Stattdessen werden die "Wegrationalisierten" auf die Straße gesetzt, mit Hartz-IV-Almosen versorgt und 24/7 in den Medien daran erinnert, dass sie nur faule Sozialschmarozer seien. Die Menschen, die noch eine Arbeit haben, dürfen 40+ Stunden die Woche malochen: Niedriglohnsklaven, Aufstocker, Leiharbeiter, Praktikanten, Azubis, Reichsarbeitsdienst ("1-Euro-Jobs") – und aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es unter uns Ingenieuren auch nicht besser aussieht (Überstunden, Schichtarbeit, Montage, Zeitverträge, Niedriglohn, Burnout). Wozu das alles? Für den Standortvorteil! Damit wir in der internationalen Konkurrenz bestehen können. Damit unsere vom Export abhängige Wirtschaft nicht gleich nächste Woche zusammenbricht, sondern erst nächstes Jahr. Damit es den Menschen in Griechenland, Italien, Spanien und anderswo auf der Welt noch schlechter geht als uns, weil ihre Schulden "unsere" Gewinne sind.

Um den Bogen wieder zu spannen:
Die Systemfrage zu stellen wird immer dringender, weil die Verhältnisse kaum noch auszuhalten sind. Es fragt sich nur, ob die Menschen noch zu der Erkenntnis kommen, dass der alte Menschheitstraum von einem guten Leben ohne Mühe und Plackerei längst Wirklichkeit sein könnte.
 
Stimme dir zwar zu, aber Soziale Marktwirtschaft wird ganz sicher nicht die richtige Anwort sein.
Wieso nicht? Genau die soziale Marktwirtschaft in ihrer Reinstform ist die Antwort darauf und nicht das, was die INSM (Initiative neue soziale Marktwirtschaft) oder die Industrie jedweder Couleur uns als "Soziale Marktwirtschaft" diktiert ("Sozial ist, was Arbeit schafft", Edmund Stoiber).
Wir müssen weg von einem Angebotsmarkt hin zu einem Nachfragemarkt. Die Nachfrage muss das Angebot bestimmen und nicht umgekehrt.
Schönes Beispiel hierfür ist der Milchpreis. Es ist zuviel Milch auf dem Markt, daher sinkt der Milchpreis beständig. Warum ist zuviel Milch auf dem Markt, weil einfach zuviel produziert wird. Warum wird zuviel produziert? Weil es dem Landwirt eingeredet wird, dass sein Hof nur dann überleben kann, wenn er statt 20 Kühen 100 Kühe in seinen Stall stellt und somit kostengünstiger produzieren kann. Dass er aber gleichzeitig mehr Milch in den Markt pumpt und damit den Milchpreis ja wieder drückt, will keiner sehen.

Wir leben in einem Zeitalter, in dem die Menschen immer weniger arbeiten müssten. Stattdessen werden die "Wegrationalisierten" auf die Straße gesetzt, mit Hartz-IV-Almosen versorgt und 24/7 in den Medien daran erinnert, dass sie nur faule Sozialschmarozer seien. Die Menschen, die noch eine Arbeit haben, dürfen 40+ Stunden die Woche malochen: Niedriglohnsklaven, Aufstocker, Leiharbeiter, Praktikanten, Azubis, Reichsarbeitsdienst ("1-Euro-Jobs") – und aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es unter uns Ingenieuren auch nicht besser aussieht (Überstunden, Schichtarbeit, Montage, Zeitverträge, Niedriglohn, Burnout). Wozu das alles? Für den Standortvorteil! Damit wir in der internationalen Konkurrenz bestehen können. Damit unsere vom Export abhängige Wirtschaft nicht gleich nächste Woche zusammenbricht, sondern erst nächstes Jahr. Damit es den Menschen in Griechenland, Italien, Spanien und anderswo auf der Welt noch schlechter geht als uns, weil ihre Schulden "unsere" Gewinne sind.
Volle Zustimmung!
"Echte Experten" predigen genau das seit Jahren: Binnenwirtschaft stärken. Nur eine starke Binnenwirtschaft kann eine schwächelnde Exportwirtschaft auffangen.

Und damit sind wir wieder bei den Adressdaten. Der Regierung wird diktiert, wie die Regularien auszusehen haben. Damit angeblich viele Arbeitsplätze entstehen/erhalten bleiben, braucht es ein vereinfachtes Verfahren, um an die Adressen zu kommen. Dass aber Printmarketing immer unwichtiger wird und dafür Internetmarketing immer mehr an Attraktivität gewinnt, wird geflissentlich verschwiegen.
Die Adressdaten werden nur benötigt, um eine Verknüpfung zwischen Internetdaten und Realdaten herzustellen. Nur so läßt sich gezielt und personenbezogen Marketing im Internet betreiben.

JueDan
 
Letztendlich schadet es auch niemanden:

- Alle die etwas von mir wollen - Geld, Auskünfte, mich zusammenschlagen - haben meine Adresse sowieso. Sie müssen sie also gar nicht bei irgendwelchen Meldeämtern abfragen, außer sie möchten sie auf Korrektheit prüfen. Aber auch dafür gab es bereits vorher Wege.
Und die Schufa oder irgendeine andere "Rating-Agentur" erstellt dann ein auf dich massgeschneidertes Rating, das noch viel präziser ist als das, was sie jetzt schon haben.
- Wenn jemand die Adressen nutzen will um Werbung zu schicken, soll er es doch. Daran verdienen alle. Der Papierhersteller, die Druckerei, die Post, die Altpapierentsorgung. Ob ich nun zwei Prospekte mehr in den Müll werfe oder in der Speicherstadt fällt ein Teppich in die Elbe.
Printmarketing ist ein Auslaufmodell, weil dafür der Papierpreis zu stark gestiegen ist.
Die Adressdaten vom Meldeamt werden mit den Daten, die du im Internet hinterläßt verknüpft. So wird dir dann eine persönliches Angebot per Mail zugestellt.

Es gibt wirklich wichtigere Probleme in Europa, als ein paar Adressen. Aber das wird den Menschen erst nach dem Zusammenbruch des Euros und Weltfinanzsystems klar werden, wenn die Arbeitslosenquote 40% überschreitet, die Bundeswehr auffährt, etc.

Du irrst. Das ist ein Teil des großen Puzzles "Die Wirtschaft hat Vorfahrt vor allen anderen Belangen"

JueDan
 
Wieso nicht? Genau die soziale Marktwirtschaft in ihrer Reinstform ist die Antwort darauf und nicht das, was die INSM (Initiative neue soziale Marktwirtschaft) oder die Industrie jedweder Couleur uns als "Soziale Marktwirtschaft" diktiert ("Sozial ist, was Arbeit schafft", Edmund Stoiber).
Wir müssen weg von einem Angebotsmarkt hin zu einem Nachfragemarkt. Die Nachfrage muss das Angebot bestimmen und nicht umgekehrt.

Du gehst davon aus, dass man den Kapitalismus nur irgendwie "reformieren" müsse, damit wieder alles so geschmiert läuft, wie im guten, alten Kapitalismus mit "menschlichem Antlitz" ("soziale Martkwirtschaft"). Nur hat das System nicht einen Fehler, den man nur beseitigen müsste, damit es wieder bergauf geht; es ist schlichtweg selbst der Fehler. So, wie es keinen Krisen-freien Kapitalismus geben kann, kann es auch keine soziale Marktwirtschaft im 21. Jahrhundert mehr geben: die gegenwärtigen gesellschaftlichen und ökonomischen Entwicklungen sind systemimmanent. Es gibt weder eine Pause-Taste noch einen Rückwärtsgang. Ich halte es darüber hinaus angesichts der aktuellen Lage für ziemlichen Quatsch, in irgendwelchen Phantasien eines "gesunden", auf "ehrlicher Arbeit" gegründeten Kapitalismus der 1960er Jahre zu schwelgen. Die Aufhebung des illusorischen Glücks ist schließlich die Forderung des wirklichen Glücks. Eine gute Übersicht, wie ich finde, hat Michael Heinrich vor einiger Zeit dazu geschrieben: http://www.taz.de/!28710/ (auch wenn ich sonst kein taz-Leser bin)

Und damit sind wir wieder bei den Adressdaten. Der Regierung wird diktiert, wie die Regularien auszusehen haben. Damit angeblich viele Arbeitsplätze entstehen/erhalten bleiben, braucht es ein vereinfachtes Verfahren, um an die Adressen zu kommen. Dass aber Printmarketing immer unwichtiger wird und dafür Internetmarketing immer mehr an Attraktivität gewinnt, wird geflissentlich verschwiegen.
Die Adressdaten werden nur benötigt, um eine Verknüpfung zwischen Internetdaten und Realdaten herzustellen. Nur so läßt sich gezielt und personenbezogen Marketing im Internet betreiben.
Vielleicht kann man in Zeiten von Facebook den Sinn auch weiter fassen, also in Richtung "Open Data für personenbezogene Daten". Vielleicht ist es ja nur ein Schritt in diese Richtung. Ich bin mir sicher, dass es bei frei zugänglichen Adressdaten viele Wertschöpfungspotentiale gibt.
 
Du gehst davon aus, dass man den Kapitalismus nur irgendwie "reformieren" müsse, damit wieder alles so geschmiert läuft, wie im guten, alten Kapitalismus mit "menschlichem Antlitz" ("soziale Martkwirtschaft"). Nur hat das System nicht einen Fehler, den man nur beseitigen müsste, damit es wieder bergauf geht; es ist schlichtweg selbst der Fehler. So, wie es keinen Krisen-freien Kapitalismus geben kann, kann es auch keine soziale Marktwirtschaft im 21. Jahrhundert mehr geben: die gegenwärtigen gesellschaftlichen und ökonomischen Entwicklungen sind systemimmanent. Es gibt weder eine Pause-Taste noch einen Rückwärtsgang.
Ich halte es darüber hinaus angesichts der aktuellen Lage für ziemlichen Quatsch, in irgendwelchen Phantasien eines "gesunden", auf "ehrlicher Arbeit" gegründeten Kapitalismus der 1960er Jahre zu schwelgen.
Aber genau da müssen wir wieder hin und das hat nix mit Sozialromantik zu tun: Die Wertschöpfung aus realer Produktion muss das Maß der Dinge sein und nicht irgendwelche imaginären und unkontrollierbaren Geldgeschäfte. Auch der Wert eines Unternehmens muss sich wieder nach realen Werten richten und nicht nach irgendwelchen jubelnden Analystenempfehlungen (s.a. Facebook)
Die Aufhebung des illusorischen Glücks ist schließlich die Forderung des wirklichen Glücks. Eine gute Übersicht, wie ich finde, hat Michael Heinrich vor einiger Zeit dazu geschrieben: http://www.taz.de/!28710/ (auch wenn ich sonst kein taz-Leser bin)
Ähnliches stand auch schon in der FTD :)

Ich gebe dir vollkommen Recht. Der Zug ist abgefahren, die letzte Weiche vor dem Prellbock wurde bereits überfahren.
Vielleicht hatte ich es unglücklich beschrieben, aber es stimmt: Der Kapitalismus in seiner aktuellen Form ist nicht reformierbar und müsste durch ein anderes System ersetzt werden. Da aber die Interessengruppen die Regierungen zu sehr unterwandert haben, kann man das einfach vergessen.

Vielleicht kann man in Zeiten von Facebook den Sinn auch weiter fassen, also in Richtung "Open Data für personenbezogene Daten". Vielleicht ist es ja nur ein Schritt in diese Richtung. Ich bin mir sicher, dass es bei frei zugänglichen Adressdaten viele Wertschöpfungspotentiale gibt.
Hm, an OpenData hatte ich nicht gedacht. Aber man sollte eine Widerspruchsmöglichkeit haben und die hat man ja so verkompliziert, dass es eigentlich keine mehr ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ähnliches stand auch schon in der FTD :)

Ich gebe dir vollkommen Recht. Der Zug ist abgefahren, die letzte Weiche vor dem Prellbock wurde bereits überfahren.
Vielleicht hatte ich es unglücklich beschrieben, aber es stimmt: Der Kapitalismus in seiner aktuellen Form ist nicht reformierbar und müsste durch ein anderes System ersetzt werden. Da aber die Interessengruppen die Regierungen zu sehr unterwandert haben, kann man das einfach vergessen.

Die "Regierungen" repräsentieren ja auch nicht die Gesellschaft. Die sollen das System ja nur am Laufen halten. Frau Merkel zieht ihre Euro-Politik nicht deshalb so durch, weil es des Volkes Wille ist, sondern weil die deutsche Exportindustrie (v. a. Automobilindustrie und Maschinenbau) ihr sagen, wo es lang geht. Dem Volk verkauft sie das dann mit lustigen Märchen über "Arbeitsplätze sichern" (was, bei der berechtigten Angst der arbeitenden Menschen, auch verstanden wird).

Ein neues System kann aber nicht am Reißbrett geplant werden (nach dem Motto: "ich habe mir das hier toll augedacht, jetzt alle mir nach"). Das geht nur über gesamtgesellschaftliche Diskussionen und Streitereien. Aber selbst so etwas zu organisieren ist schon sehr schwer, und alle praktizierte Ansätze sind (bis jetzt) noch unbeutend.

Hm, an OpenData hatte ich nicht gedacht. Aber man sollte eine Widerspruchsmöglichkeit haben und die hat man ja so verkompliziert, dass es eigentlich keine mehr ist.

War und ist ja bei den freigegebenen Geo-Daten des Bundes nicht anders (die der Länder werden auch noch folgen). Der Staat schmeißt sein "Inventar" raus, in der Hoffnung, dass die Wirtschaft das irgendwie verwerten kann und ihr das somit eine weitere Galgenfrist verschafft.
 
Was erwarten wir denn von Politikern? Sie regieren uns nach den Spielregeln Machiavellis.

Wir haben eine inszenierte Hollywood Demokratie.

Der derzeitige Turbo Kapitalismus ähnelt dem eines organisiertes Verbrechens!

Aber das war früher auch nicht anders. Nur heute haben wir andere Kommunikationsmöglichkeiten und alles kommt ans Licht.

Schon Präsident Roosevelt sagte einmal treffend: "In der Politik geschieht nichts zufällig. Und, wenn etwas so aussieht, dann war es so gewollt ...

Auch die Spaltung der Gesellschaft in arm und reich gehört dazu.

Immer nur soll der Schein erweckt werden, das es einen funktionierenden Datenschutz gäbe, oder einen funktionierenden Verbraucherschutz.

Was mich stört ist einzig, das vorsätzlich und bewußt Verfassungsbruch begangen wird, und Karlsruhe immer mehr gefordert ist, Korrekturen anzubringen.

Die Executive ist leider ausser Rand und Band geraten.

Unsere Gesellschaft ist am Ende, weil jede kleinste menschliche Regung zum Geschäftsmodell verkommen ist.

Die ganze Entwicklung habe ich schon seit 1999 vorausgesehen. Unser angeblicher Wohlstand war auf Pump finanziert und damit auf Sand gebaut.

Ich fing damals an, eine Buch mit dem Titel "Die Ware Mensch" zu schreiben. Es folgte ein Zweites "Der Schein der Heiligen".

Es sind unendliche Geschichten, und die Recherchen dazu haben mich zutiefst betrübt und auch wütend gemacht.

Veröffentlich habe ich es nie.

Oder das Thema Gerechtigkeit.. Da fällt mir spontan Platon ein:

Wenn der Gerechte auf Erden erscheint, wird er gegeißelt und gefoltert, geteert und gefedert und ans Kreuz geschlagen, so lange bis er einsieht, das er nur gerecht zu scheinen als wie gerecht zu sein hat.

Das habe ich jetzt frei aus dem Gedächtnis zitiert.

Und wenn mich jemand am Telefon belästigt, gibt es eine ganz einfache Lösung:

Augenblick bitte...

nichts antworten und Ihn einfach warten lassen. Das ist nicht unhöflich, sondern eine probate Gegenwehr, denn der ruft nie wieder an!

Gottlob gibt es eine wohltuende Gegenoffensive zum unerträglichen Kampagnenjournalismus. Selber lese ich regelmäßig die Nachdenkseiten.

Es fällt zusehends schwerer, sich serös kundig über die augenblicklich relevanten politischen Vorgänge zu machen. Yamagi hat nicht ganz Unrecht, es gibt in der Tat Wichtigeres.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Das Pendel der Uhr schägt nie nur zur einen Seite.

Schon regt sich Widerstand und das auch zu Recht.

Selber denke ich, das die verantwortlichen Politiker die Internetgemeinde völlig unterschätzt.

Wie bereits die acta Debatte die Internetgemeinde politisiert hat, so wird es auch jetzt kommen. Ich glaube nicht, das die Novellierung des Meldegesetzes im Herbst im Bundesrat einfach in der derzeitigen Form die Länderkammer passieren wird.

Der völlig untaugliche Versuch, uns hinters Licht zu führen, wird daher ein Irrläufer, ein Bumerang werden.

Deshalb bin ich auch nicht besorgt, denn wo Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht!

(Bertold Brecht)
 
Yay, Politik! :D

Also, wenn ich auch mal ein wenig Propaganda machen darf. Ich war zuletzt auf einem Geschichte-Trip und bin zufällig auf die Revolution in Spanien 1936 gestoßen. Darauf folgte zunächst etwas, was mich fasziniert hat. Anstatt, dass die Probleme größer wurden gab es ein "jeder tut was er kann/will" und das Resultat war eine Mischung aus dem was den eher sozialistischen Leuten gefallen dürfte zusammen mit dem was den Freunden von selbstregulierender/unkontrollierter Marktwirtschaft gefällt. Denn, wie gesagt machte jeder was er wollte, ohne Staat ohne Chef, teilweise sogar ohne Geld, andererseits wurde die Effizienz gesteigert und viele überflüssige Geschäfte, wie Friseursalons sperrten zu, konsolidierten den Markt, wurden günstiger (wo es Geld gab) und investierten eben gemeinsam in den Salon und steigerten so die Qualität. Hört sich utopisch an. Vielleicht funktionieren solche Systeme nur deshalb so häufig nicht, weil sie irgendeine Partei aufdiktiert. Denn auch in diesem Fall passierte ähnliches, was das System letzten Endes zerstörte. Naiv wie ich bin denke ich aber, dass für die Zeit, in der das ganze passiert ist (viel Nationalismus in Europa und zwischen zwei Kriegen) das ganze extrem gut funktioniert hat. Netter Seiteneffekt war auch eine kulturelle Revolution die die meisten hier wohl positiv bewerten würden, einfach weil es keine rechtlichen Ungleichheiten mehr gab.

https://de.wikipedia.org/wiki/Anarchismus_in_Spanien#Die_Revolution_von_1936

Vielleicht also mal ein geschichtliches Beispiel, dafür dass eine Utopie funktionieren kann... zumindest bis Politiker aufkreuzen.

PS: Lob dafür, dass die Diskussion trotz Meinungsverschiedenheiten ganz nett verläuft. ;)
 
Vielleicht also mal ein geschichtliches Beispiel, dafür dass eine Utopie funktionieren kann... zumindest bis Politiker aufkreuzen.
Solche Beispiele gab es in der Vergangenheit ja häufiger, nur wurden sie immer durch Coupe d'Etat, Konterrevolution, Krieg oder Revisionismus wieder abgeschafft.

So zum Beispiel:
  • Chile unter Salvador Allende (siehe auch Cybersyn)
  • Israel bis in die 1970er (Kibbuz-Bewegung)
  • Kuba bis zum Zusammenbruch der UdSSR
  • Nicaragua unter den Sandinisten
 
Danke Athaba für den Link, ich werde mir das genauer ansehen, denn ich finde es sehr interessant. Ich bin auch beeindruckt von der positiven "Streitkultur", aber das sollte bei gebildeten Menschen doch auch eine Selbstverständlichkeit und das Normale sein. Die bunte Vielfalt der unterschiedlichen Meinungen sind für mich ganz einfach eine Bereicherung. Es wäre ja auch langweilig, wenn wir alle die gleiche Meinung vertreten würden. Schließlich lebt jeder in seinem eigenen Wertekosmos und dazu kommt, das wir wahrscheinlich je nach Bildungsgrad auch unterschiedlich sozialisiert wurden. Sickboy danke ich auch für die Links, ich werde mir morgen früh alles genauer anschauen. Nur mit Agitation und Propaganda kann ich nichts anfangen, das ist nicht meine Welt ....
Mir ist aber bewußt, das das bloße Aussprechen von unliebsamen Wahrheiten einige Zeitgenossen bereits als Provokation empfinden. Damit ist aber jetzt niemand hier gemeint, alle Beiträge fand ich zielführend und gut.
 
Nun man könnte die Politiker in einen großen Sack packen und mit einem Bärentöter feste drauf hauen. Man würde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht den Falschen treffen.

Manchmal wäre es besser wenn Politiker ein anerkannter und geprüfter Ausbildungsberuf wäre. Da bliebe uns dann so Einiges vermutlich erspart.

Gruß Bummibär
 
Letztendlich schadet es auch niemanden:
Es stellt eine Verschlechterung der aktuellen Situation ohne sichtlichen Trade-Off dar. Warum zum Henker sollte ich dem zustimmen?
Da kann die liebe Wirtschaft genausogut eine Datenbank aufbauen, in der sich jeder, der getracked werden will, freiwillig eintragen kann.

Es gibt wirklich wichtigere Probleme in Europa, als ein paar Adressen.
Warum steht dann stattdessen die Weitergabe meiner Meldedaten auf der Tagesordnung?? Das aktuelle Handling ist ok, es bedarf keiner Verbesserung.
 
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