OpenBSD-Philosophie?

factorx

Member
Hallo,

da ich erst seit relativ kurzer Zeit mit BSDs arbeite, und daher bisher nur über wenig Hintergrundwissen verfüge, interessiert mich insbesondere im Falle OpenBSD eine Sache immer mehr. Ich bitte im Voraus um Verständnis, denn ich weiß nicht, woher ich diese Information sonst bekommen könnte. :)

Theos Idee zu BSD gründet auf kompromisslose Freiheit. Seit Beginn des OpenBSD-Projektes lässt er keinen GPL-Quelltext oder gar proprietäre Software für das Basisbetriebssystem zu. Die einfache Frage, die sich mir stellt, ist, warum er dennoch für seine Eigenentwicklungen (und die der anderen Mitwirkenden) die BSD-Lizenz wählt, wobei doch aber nur die GPL garantieren würde, dass freie Software auch immer frei bleibt. Hat das ausschließlich traditionelle Gründe, oder steckt auch die Absicht dahinter, dass die OpenBSD-Entwickler ihren Code ausdrücklich auch zur Entwicklung proprietärer Programme freigeben?

Kann mir das jemand erklären?
 
Theo und auch andere Leute (wie ich) sind der Meinung, dass Software unter der GPL nicht frei ist. Das sieht man schon am Umfang der GPL. Sie schränkt vieles ein, vor allem verhindert sie die Relizensierung.
Das einzige was sie garantiert ist, dass der Quelltext offen bleibt. Das hat aber nichts mit Freiheit zu tun.
 
Nun ja,
da muss ja einer hier den Gegenpol liefern, bin eigentlich Anhänger der GPL aber was bedeutet Freiheit.....
George Greeve hat mal gesagt am Anfang war Software noch frei....

Zum Beispiel bedauere ich es zutiefst das OpenBSD Java so ablehnend gegenübersteht, wobei Plattformunabhänigkeit auch eine Art von Freiheit ist.....

LG der rudy
 
Zur Frage GPL vs. BSD-Lizenz ist schon viel geschrieben worden. Letztlich ist die Frage: Welche Freiheit soll geschützt werden? Die GPL schützt die Freiheit des Codes. Die BSD-Lizenz garantiert die Freiheit des Users.
 
Das OpenBSD zum Beispiel Java ablehnt liegt daran, dass Java nicht frei ist. In die Abstraktionschicht läß SUN keinen gucken. Und das ist halt Blob, wie Treiber mit Firmware... Hat nichts im Basissystem von OpenBSD zu suchen...
 
Hallo Sheep,

ja leider ist das so und ich kann Dir da nicht widersprechen!
Hoffe das sich das mal ändern wird und Sun umdenkt, so wie bei GPL !

Allerdings beraubt sich da OpenBSD auch wieder um einige Möglichkeiten, nun gut ist halt so...

Deshalb hoffe ich mal das Sun umdenkt, könnte ich mir ganz gut vorstellen OpenBSD und Java *träum*, da ginge ich vielleicht sogar von meinem geliebten Open Solaris weg ..

LG rudy
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich verweise mal auf einen meiner ersten Threads.
http://www.bsdforen.de/showthread.php?t=10432

Mittlerweile denke ich anders (damals las ich gerade Linus Torvalds "Just for Fun").

Ich sehe das jetzt so.
Open Source ist alles, wo ich den Source Code habe.
Wenn ich unter der GPL lizenzierten Code habe, dann muss die (veröfftliehchte) Weiterentwicklung auch unter der GPL stehen.
Was bedeutet das?
GPL ist (und das ist auch die Absicht der GPL) eine Sackgasse - Manche nennen es auch viral. Genau das ist aber dann keine Freiheit.
Weil du gerade OpenBSD ansprichst.
Ich stimme nicht allem zu, was Theo meint, aber er hat zum Beispiel Recht damit, dass Open Source keine Dokumentation ist. Wenn ein Konzern GPL-Code veröffentlichen will (weil er zum Beispiel etwas im Kernel haben will), dann heißt das nicht, dass die Open Surce Gemeinde etwas damit anfangen kann. Nicht um sonst gibt es in der Linuxwelt so viele NDAs.
Ja, das kann auch unter einer BSD-Lizenz passieren. Nur ist es da ziemlich sinnlos, da man sowieso nicht dazu gezwungen ist Code zu veröffentlichen.
Das kann man jetzt eine Unterstellung nennen, aber Linux und anderer GPL lizensierter Code arbeitet IMO mehr in Richtung viele Funktionen und BSDler eher auf ausgereiftere, technisch gute Lösungen.
BSD-Code bleibt BSD-Code. Auch wenn Weiterentwicklungen closed source oder GPL code werden. Deshalb wird ja soviel code, der unter der GPL ist dual lizensiert.
OpenSSL: OpenSSL und GPL
Mozilla Thunderbird, Firefox, Seamonkey, ..: MPL und (L)GPL
Perl: Artistic und GPL
OpenOffice.org: CDDL und GPL
und dann gibt es noch viel bekannte Open Source Software, wie Apache oder Python, die AFAIK nur eigene Lizenzen verwenden. Es gibt auch andere BSD lizenzierter Projekte, wie Tcl, Tor und aiccu. Wenn man auf freshmeat.net nachguckt, sieht man ,dass es vielnon-GPL code im open source Bereich gibt.

Ich bin GPL eher abgeneigt, aber es kommt IMO auch auf die software an.
Neben dem bekannten GPL für software und LGPL/BSD für libs halte ich es so, dass mir die GPL in software, wie Spielen viel weniger ausmacht, als sonst wo.

Zum Glück hält sich der Lizenzstreit aber in grenzen und es wird vor allem auf gute Lösungen gesehen. Immerhin verwendet kaum jemand Systeme, die nur software, die unter einer Lizenz steht verwenden. gcc (und es gibt gute andere compiler), openssh, openssl, perl, php, python, apache, mozilla produkte und ähnliches gehören in der Open Source Welt zur Standardausstattung.

Oops, eigentlich wollte ich nur den oberen Link hinzufügen, damit nicht alles so oft wiederholt werden muss *g*

Athaba
 
Ich war frueher ebenfalls grosser GPL-Fan. Ich war eigentlich von RMS' Utopie angetan, dass saemtliche Software frei sein sollte.

Inzwischen bin ich jedoch gegen Copyleft eingestellt. Freiheit ist immer auch die Freiheit des Andersdenkenden - wenn jemand etwas anderes mit meinen Code vorhat - soll er doch. Schliesslich ist er ja frei.

Public Domain ist mit deutschem Urheberrecht ja nicht moeglich... ;-)
 
Zur Frage GPL vs. BSD-Lizenz ist schon viel geschrieben worden. Letztlich ist die Frage: Welche Freiheit soll geschützt werden? Die GPL schützt die Freiheit des Codes. Die BSD-Lizenz garantiert die Freiheit des Users.

Das ist völliger Humbug. BSD-Lizensierter Code ist und bleibt für ewig frei. Du kannst das nicht mehr ändern, sobald der Code unter der Lizenz freigegeben wurde.

auf bald
oenone
 
Die Lizenz ist doch völlig wumpe. Die Freiheit des Autor geht allen anderen voran; wenn er sich dafür entscheidet, seine Software unter die GPL zu stellen, dann sollte man das uneingeschränkt respektieren. Wenn er anderen ebenfalls alle Freiheiten zugestehen möchte, dann halt BSD-Lizenz.

Ich finde den Weg von OpenBSD problematisch, aber konsequent.
 
Ich war frueher ebenfalls grosser GPL-Fan. Ich war eigentlich von RMS' Utopie angetan, dass saemtliche Software frei sein sollte.

Inzwischen bin ich jedoch gegen Copyleft eingestellt. Freiheit ist immer auch die Freiheit des Andersdenkenden - wenn jemand etwas anderes mit meinen Code vorhat - soll er doch. Schliesslich ist er ja frei.

Public Domain ist mit deutschem Urheberrecht ja nicht moeglich... ;-)


Sehr schön gesagt, sehe ich genau sowie du.
 
Ich war frueher ebenfalls grosser GPL-Fan. Ich war eigentlich von RMS' Utopie angetan, dass saemtliche Software frei sein sollte.

Inzwischen bin ich jedoch gegen Copyleft eingestellt. Freiheit ist immer auch die Freiheit des Andersdenkenden - wenn jemand etwas anderes mit meinen Code vorhat - soll er doch. Schliesslich ist er ja frei.

Public Domain ist mit deutschem Urheberrecht ja nicht moeglich... ;-)

Dann bin ich aber beruhigt, genau so denke ich nämlich auch, und es freut mich, dass ich da scheinbar auf einer Linie mit anderen menschlichen Wesen liege. Von einigen GNU-Verfechtern wurde ich für diese Ansicht der Dinge schon das ein oder andere Mal ziemlich unfreundlich behandelt, um es sanft auszudrücken. Ich empfinde die GPL auch als zu einschränkend, da ich unter Freiheit etwas anderes verstehe, als erzwungene Klauseln.

Ihr habt mir sehr geholfen, danke!
 
also hier werden ja mal wieder viele sachen durcheinander geworfen.

erst einmal gilt festzuhalten, dass der autor der GPL die Free Software Foundation ist und sich deren ziele von Linux Torvalds und auch von den meisten Linux-Distros unterscheidet.
linus ist der meinung, dass der autor ein software grundsätzlich machen können soll was er will (und er sich persönlich damals für die gpl entschieden hat, weil er wollte das änderungen an seinem code zurückgegeben werden) und der nutzer sich aussucht was er haben will, egal ob frei oder unfrei oder sonstwas.
die fsf ist generell der meinung das alle software die nicht die vier freiheiten erfüllt schlecht ist und das ultimativ alle software frei seien sollte.
die klauseln der gpl die vielen menschen kompliziert scheinen dienen einzig und allein dazu zu verhindern, dass die arbeit die in die entwicklung von freier software gesteckt wurde nicht der weiterentwicklung unfreier software dienen (wie z.b. freebsd -> mac osx).

lizenzen die die weiterlizenzierung (also auch die entwicklung zu proprietärer software) erlauben, erlauben somit auch dass nutzern abgeleiteter projekte nicht die gleiche freihet zu teil wird wie den entwicklern die deine software umlizensiert haben. und die fsf stellt ultimativ die freihet der benutzer höher als die der entwickler, denn sie sieht jeden menschen als nutzer und als hauptziel nicht gute, schöne, sichere oder stabile software, sondern so etwas wie eine feste veraknerung der vier freiheiten, so dass sie irgendwann allen menschen zu teil werden.

die positionen der unterschiedlichen bsd-projekte ergeben mit diesen ansichten wol unterschiedliche schnittfelder, wobei es zwischen der fsf und dem openbsd projekt m.e. mehr gemeinsamkeiten als bei den anderen gibt, hauptsächlich die generelle und rigorose ablehnung unfreier software (das openbsd projekt lehnt übrigens gpl-software nicht grundsätzlich ab) und der kampf dagegen blobs...

der hauptideologie unterschied ist wohl, dass die obsdler davon ausgehen, dass sich (ihre) hochwertige freie software letzendlich sowieso durchsetzt und keine proprietäre abspaltung ihnen das wasser reichen könnte und es deswegen sinnloss ist sich mit lizenzen und gesetzen rumzuschlagen....
 
Das ist völliger Humbug. BSD-Lizensierter Code ist und bleibt für ewig frei. Du kannst das nicht mehr ändern, sobald der Code unter der Lizenz freigegeben wurde.

Der exakte Code, der BSD-lizenziert ist, bleibt natürlich frei - keine Frage.

Aber BSD-lizenzierter Code kann in eine proprietäre Lösung einfließen, und ist dann eben nicht mehr frei. Das ist eben das spannende, manchmal erwünschte, manchmal unerwünschte an der GPL: dass auch Derivative, sobald sie weitergegeben werden wieder mit freien Quellen verbunden sein müssen.

Das war es, was ich in meinem ursprünglichen Post meinte: Die BSD-Lizenz will dem Nutzer größtmögliche Freiheit geben. Dabei lässt sie es auch zu, dass das Derivat nicht mehr frei ist. Die GPL hält die Freiheit des Codes - eben auch der Derivate - so hoch, dass der Nutzer dabei eingeschränkt wird.

SolarCatcher
 
Da im Titel das Wort 'Philosophie' auftaucht, wäre vielleicht noch zu ergänzen, dass es im wirklichen, philosophischen Sinne keine "freie Software" gibt, genausowenig wie es "freie Socken" oder "freie Kaffeetassen" gibt. Der (ethische) Begriff der Freiheit ist -- so verstehe ich das zumindest -- immer an die Existenz eines eigene Willens gebunden und kommt daher nur Menschen bzw. Individuen zu, nicht aber Gegenständen oder Daten. Daher finde ich den Begriff "freie Software" eigentlich nicht gut, weil mit dem Wort "frei" oft eine moralische Wertung und Überlegenheit (bewusst oder unbewusst) verknüpft wird. "Public domain" = "jedermann zugänglich" trifft meiner Meinung nach eher die Kernidee.
 
anscheinend hat das openbsd projekt auch gerade mit lizenzproblemen zu kämpfen :D [1]

und nein das ist keine schadenfreude... die reaktion vom openbsd projekt finde ich nur mal wieder etwas sehr "hilfe wir sind die opfer der opensource-community"....


[1] http://forum.ubuntuusers.de/topic/83999/

Hallo soul,

schade eigentlich, da ich open bsd durchaus positiv gegenüberstehe auch wenn ich es derzeit nicht oder besser gesagt noch nicht anwende ( hpt. wegen java )
hatte davon schon vor einiger zeit gehört bedauerliche sache und heftigste reaktionen so was ich da mitbekommen habe...

wie Ihr ja meiner Signatur entnehmen könnt stehe ich Novell sehr distanziert gegenüber und irgendwie passt das auch zum Thread der sich primär um Lizensen dreht..

wohin sowas führen kann sieht man an dem Deal den Novell mit Microsoft eingegangen ist...
Deshalb finde ich es gut das jetzt die Gpl 3 diskutiert wird um so etwas in Zukunft zu verhindern..
Ich für meinen Teil habe die Konsequenz in der Art getroffen, kein Code für Novell - Suse-Linux beizusteuern weder jetzt oder in naher oder ferner Zukunft...

gruss rudy
 
Hallo soul,
schade eigentlich
Das Problem wurde durch Entfernen des Treibers "beseitigt". Nicht die beste Loesung, aber immerhin.

da ich open bsd durchaus positiv gegenüberstehe auch wenn ich es derzeit nicht oder besser gesagt noch nicht anwende ( hpt. wegen java )

Ich verstehe die ganzen Diskussionen um Java hier nicht so ganz. Wer Java wirklich braucht, kann es selbst bauen, ein Port ist vorhanden. Wir koennen halt bloss keine Packages zur Verfuegung stellen (weil Sun das nicht will), und es ist nicht ganz klar, ob das, was beim Bauen eines JDKs herauspurzelt, wirklich benutzt werden darf (weil Sun hier die totale Angst vor irgendwelchem Kontrollverlust hat). Aber ein

Code:
$ cd /usr/ports/devel/jdk/1.5 && make install

funktioniert, wenn auch mit Schmerzen, weil man jede Menge Distfiles per Hand downloaden muss (weil Sun.gerne moechte, dass sich jeder, der die JDK-Sourcen herunterlaedt, erstmal einen Anwalt anheuert, der beim Lesen der Lizenzbestimmungen hilft).

Aber es geht.
 
Das OpenBSD zum Beispiel Java ablehnt liegt daran, dass Java nicht frei ist. In die Abstraktionschicht läß SUN keinen gucken. Und das ist halt Blob, wie Treiber mit Firmware... Hat nichts im Basissystem von OpenBSD zu suchen...

Ein BLOB in den JDK-Sourcen? Wo? Ich hab' da lange nicht mehr reingesehen.
 
Java läuft auch auf OpenBSD ohne probleme... Ist sogar in den Ports.

Wo ist jetzt die Ablehnung?
 
anscheinend hat das openbsd projekt auch gerade mit lizenzproblemen zu kämpfen :D [1]

und nein das ist keine schadenfreude... die reaktion vom openbsd projekt finde ich nur mal wieder etwas sehr "hilfe wir sind die opfer der opensource-community"....

Also ich teile hier Theos - sehr verstaendliche Meinung - dass der Linux-Entwickler dass unnoetigerweise sofort alles oeffentlich breittreten musste.

Siehe auch: http://www.from-hades.de/2007/04/06/openbsd-angeblicher-code-klau/
 
Also ich kann den Linux Entwickler sehr gut verstehen würde mich auch ärgern...
Allerdings kann man geteilter Meinung über sein Vorgehen sein...

Trotz dieses Vorfalls ändert das aber nichts an meiner positiven Einstellung zu OpenBSD, man sollte versuchen das im gösseren Zusammenhang zu sehen..

Und solche verbalen Entgleisungen wie Kinder Unix bringen eh nix, höchstens Stillstand weil dann durch den Streit der dann entsteht eigentlich es dann nicht vorwärts geht...

Leider gehen viele oder sind viele Projekte deswegen den Bach runtergegangen oder streiten sich seit Jahr und Tag, denke die Community wäre schon viel weiter...

Aber dann immer Grabenkämpfe oder Nebenkriegsschauplätze das ist nicht nur unter den unixoiden Systemen zu beobachten sondern auch bei anderen Projekten..

Schade eigentlich es gibt soviel zu tun..

der rudy

<OT>
ps.:

aber mal ein positives Beispiel nur so am Rande :

http://www.midnightbsd.org/

da geht es stetig voran neues Facelift für die homepage, dann man hört fast nichts drüber, findet mann/frau auch nicht unter : http://www.bsdforen.de/forumdisplay.php?f=39

Aber da wird ganz fleissig gewerkelt und das ist gut so......

Also geht doch :D

</OT>
 
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