Popkultur heute und vor 30 Jahren

90er Mucke? Das war doch erst neulich .....

30 Jahre ist es jetzt schon her das "Self Esteem" "Cotton Eye Joe" "Boombastic" "Basket Case" "Gangstas Paradise" in den Charts war (und natürlich noch all das andere, abseits der Charts).

Hier die Charts z.B.: https://www.offiziellecharts.de/charts/single-jahr/for-date-1995

Damals war "30 Jahre früher" noch die Charts meiner großeltern, meine Eltern waren selbst noch Kleinkinder:
Die 1965 Charts liefen 1995 definitiv nur im Oldie-Radio bzw. teilweise im "Hausfrauenradio" wie mans bei uns meist genannt hat :D


Was ich damit sagen will: Ich glaube kulturell sind 2025 die 1995 dtl. dichter bei uns als es 1995 die 1965er waren.
 
Zumindest wenn man in den Mainstream guckt. Das war mal deutlich diverser.
Wenn man insgesamt schaut, sieht es vermutlich anders aus.
Außerhalb des Mainstreams wird es schwer zu vergleichen weil es die Genres schlicht noch garnicht gab. 1965 war weder Metal noch die ganzen Rap und elektronischen Musikrichtungen erfunden.

Man könnte evtl. schauen wie viel von den "alten" sachen noch in Musikrichtungen 1995 verbreitet war die es 1965 schon gab, villeicht so Jazz oder Blues, aber da müsste man schon Zeitzeugen such und befragen - wie es 1995 mit Populärer Musik aus 1965 aussieht kann ich dagegen aus eigener Erfahrung sagen.

(Mir geht es ja darum wie "nahe" wir noch 2025 an kultur-themen aus 1995 sind gegenüber wie nahe wir 1995 an kulturellen themen von 1965 drann waren und sich so erschließt warum die gleiche Zeit vergangen ist, ich das aber als viel größeren Zeitabstand empfinden. Ich finde so "von außen" spontan den sprung 60er -> 70er und 70er -> 80er und 80er -> 90er an kultureller entwicklung als jeweils so groß wie villeicht den sprung 1995 -> 2025 - hier ein bisschen an Musik orientiert. Mir geht es auch nicht um die Wertung was villeicht besser oder schlechter war, das ist noch nen eigenes Thema sondern eher die "nähe" dazu.

Bei Filmen funktioniert das imho auch - da ist die Tricktechnik zwar besser geworden und 2,3 andere sachen haben sich auch geändert, aber es gab 1995 wie 2025 Blockbuster, Action-Kracher, ruhige Filme die alle in der art imho nicht so den "riesen" unterschied haben zu aktuellen filmen wie ja eher pre-blockbuster-Kino aus den 60ern die ganz anders erzählt sind, einen ganz anderen pace haben als Filme aus den 90ern.

Bei Serien würde ich mich nicht so weit aus dem Fenster lehnen. Sieht man von wenigen vorreitern ab (Babylon 5 z.B.), begannen in den 90ern gerade erst viele entwicklungen wie z.B. lange storys lines über mehrere Staffeln die erst so in den 2010ern mit beginn der Streaming dienste richtig fahrt aufnahmen - das fühlt sich wenn man 90er Serien schaut schon 2025 alles sehr anders an

/edit: Ich empfinde es ehe so das wir Kulturell in den 70ern und 80ern und 90ern regelrechte "Revolutionen" im Popkulturellen bereich (Da zählt man auch Rap und Metal zu, eigentlich alles was nicht klassische Musik / Blues / Jazz ist) hatten währendessen sich 1995 -> 2025 eher als "langsame Evolution" anfühlt)
 
Bei Serien würde ich mich nicht so weit aus dem Fenster lehnen. Sieht man von wenigen vorreitern ab (Babylon 5 z.B.), begannen in den 90ern gerade erst viele entwicklungen wie z.B. lange storys lines über mehrere Staffeln die erst so in den 2010ern mit beginn der Streaming dienste richtig fahrt aufnahmen - das fühlt sich wenn man 90er Serien schaut schon 2025 alles sehr anders an)
Wobei mir die alten Serien aus den 90ern / 200x noch immer besser gefallen, als dass, was heute so als Fastfood fuer die Streamingsdienste produziert wird. Ich schaue immer wieder alle paar Jahre die ganzen Star Trek, Stargate, Battlestar Galactica usw. von neuem durch. Ich bin jetzt kein Fanboy, aber damals hatten die Serien noch Geschichten und Werte und es ist nach einem anstrengenden Arbeitstag entspannter. Heute bleibt kaum noch eine Serie lange in Erinnerung. Das ist bei der Musik meiner Meinung nach auch so. Mainstream-Radio kann ich nicht mehr hoeren. Das klingt in meinen Ohren alles gleich und schrecklich. :-)
 
Wobei mir die alten Serien aus den 90ern / 200x noch immer besser gefallen, als dass, was heute so als Fastfood fuer die Streamingsdienste produziert wird. Ich schaue immer wieder alle paar Jahre die ganzen Star Trek, Stargate, Battlestar Galactica usw. von neuem durch. Ich bin jetzt kein Fanboy, aber damals hatten die Serien noch Geschichten und Werte und es ist nach einem anstrengenden Arbeitstag entspannter. Heute bleibt kaum noch eine Serie lange in Erinnerung. Das ist bei der Musik meiner Meinung nach auch so. Mainstream-Radio kann ich nicht mehr hoeren. Das klingt in meinen Ohren alles gleich und schrecklich. :-)

Ich guck beides sehr gerne, 90er/2000er Serien und 2010/2020er Serien empfinde es aber eher als umgedreht:

Die alten Serien hatten noch einen schön entspannenden pace mit 24 Folgen / Staffel und unendlich vielen "Filler" episoden die man anders als die "Perlen" oft schon nach ner Woche nicht mehr im Detail auf dem Schirm hat.
Mit den 10-Folgen-a-30-60 Minuten im Zeitalter der Streamingdienste ist ein hoher Pace mit stark verdichdeter Story-Line. Emotional sehr intensiv aber oft nichts was ich etwas KO nach der arbeit entspannt schauen kann weil viel zu intensiv, komplex, aufmerksamkeit fodernd.
Oft fast wie ein (guter) Kinofilm der die chance hat details etwas mehr raum zu geben als in 120-200 minuten, gerade "The Expanse" ist für mich z.B. das beste was es jemals als bewegtbild an SciFi gab.
Gerade freue ich mich bei Star-Trek auf Strange New Worlds Staffel drei.

Sonst schau ich momentan Deep Space Nine und "Enterprise" (die mit Archer) - die hatte ich beide damals bis heute nicht komplett gesehen und bin ganz angetan. (Ich schau gerade generell Star-Trek - alt wie neu - ganz gerne)
 
Außerhalb des Mainstreams wird es schwer zu vergleichen weil es die Genres schlicht noch garnicht gab.
Da hast Du Recht.
Ich wollte auch nur einem etwaig aufflammenden "früher war alles besser" entgegenwirken. :-)

Man könnte evtl. schauen wie viel von den "alten" sachen noch in Musikrichtungen 1995 verbreitet war die es 1965 schon gab, villeicht so Jazz oder Blues, aber da müsste man schon Zeitzeugen such und befragen
Die 60er Jahre markieren ja so ein bisschen den Beginn das sich ausdifferenzierens was - zumindest gefühlt - in den 70er Jahren seinen Höhepunkt erreichte.
Und so was wie Rap gabs ja auch schon relativ früh. Im Mainstream etabliert ist es aber erst, als man das Anfing das auch an die Hörgewohnheiten anzupassen. Was auch ok ist, weils den Hörbereich natürlich auch weiter auseinander zieht. Aber es führt natürlich gleichzeitig zu einer gewissen Uniformierung. Aber immerhin hat man ja die Möglichkeit sich auf die Subkultur einzulassen.

Mainstream-Musik hat damit auch so ein bisschen Teaser-Charakter, wo einem leicht verdaulich gezeigt wird, was es noch so gibt.

alle in der art imho nicht so den "riesen" unterschied haben zu aktuellen filmen wie ja eher pre-blockbuster-Kino aus den 60ern die ganz anders erzählt sind, einen ganz anderen pace haben als Filme aus den 90ern.
Also es gibt natürlich viele alte Schinken die man quasi heute gar nicht mehr schauen kann, weil sich die Sehgewohnheiten verändert haben.
Aber ja, viele der alten Filme funktionieren auch heute im großen und Ganzen noch erstaunlich gut, auch wenn sie an manchen Stellen natürlich altbacken wirken.
Mein Eindruck ist, das viele moderne Filme schneller altern.

begannen in den 90ern gerade erst viele entwicklungen wie z.B. lange storys lines über mehrere Staffeln die erst so in den 2010ern mit beginn der Streaming dienste richtig fahrt aufnahmen
Ehrlich gesagt finde ich das oftmals ziemlich anstrengend. Mir gehts bei Serien ja genau um den Überschaubarkeitsaspekt. Man sitzt irgendwie 21 Uhr da, nach dem man den Tag geschafft hat. Spielfilmlänge will man sich nicht mehr antun aber jetzt noch irgendwie halbe oder dreiviertel Stunde für 'ne Serie wäre nett. Und das klappt natürlich bei einer Serie, die eine abgeschlossene Geschichte hat gut.

So ein Fortsetzungsroman lässt einen immer unbefriedigt zurück, weil nicht alles aufgelöst ist und man wissen will, wie es weiter gehen wird. Also "muss" man am nächsten Tag irgendwie weiter gucken. Da hab ich aber vielleicht gar kein Bock auf irgendwelches Fantasy-Zeugs, sondern will mir einen Krimi reinziehen oder auch ganz was anderes machen.
Diese Fortsetzungs-Serien berauben mich dieser Flexibilität. Deswegen fange ich das schon gar nicht mehr an, weil ich weiß, das ich dann alle Folgen gucken "muss" damit das überhaupt Sinn macht und dann heißt der Aufwand plötzlich nicht mehr "ne halbe Stunde füllen", sondern deutlich mehr.
 
Ehrlich gesagt finde ich das oftmals ziemlich anstrengend. Mir gehts bei Serien ja genau um den Überschaubarkeitsaspekt. Man sitzt irgendwie 21 Uhr da, nach dem man den Tag geschafft hat. Spielfilmlänge will man sich nicht mehr antun aber jetzt noch irgendwie halbe oder dreiviertel Stunde für 'ne Serie wäre nett. Und das klappt natürlich bei einer Serie, die eine abgeschlossene Geschichte hat gut.

Ja, ich ja auch, ich finde diese aktuellen Serien haben schon ihrem Platz, aber mir fehlt das genau wie dir - einfach mal abends nach der Arbeit ohne gaz intensiv drüber nachzudenken ein bisschen entspannen - das ist damit einfach nicht möglich.

Und ich fänds schön wenn es da auch etwas aktuelles auch z.B. im Bereich SciFi geben würde.

Sowas verdichtetes wie Expanse ist dann halt eher etwas um einen Streaming Marathon auf nen Samstag Nachmittag zu machen - was ja auch spaß macht.

Ich fand teilweise 2005-2015 rum gab es ein paar Serien die eine gute Balance geschafft haben - Dr. Who zu der Zeit, Grimm, Eureka Warehouse 13, supernatural usw - eher in sich geschlossene Folgen die eine langsame geschichte noch im Hintergrund etwas erzählt haben. Einige sind dann aber auch in späteren Staffeln stark abgedrifftet.
 
Früher war bestimmt nicht alles besser. Aber, wenn ich mir so einige Remakes anschaue, so ziehe ich doch sehr oft die alte Version der neuen vor.
Am Beispiel der Serie. MacGyver von früher kann ich auch heute noch gerne sehen. Die neue Auflage hab ich nach ein zwei Folgen für mich abgeschrieben. Zuviel umgemodelt…
Der Film „Die Zeitmaschine“ aus den sechzigern braucht absolut keinen Vergleich mit der Neuverfilmung zu scheuen. Ich fand die alte wesentlich besser.

I am Legend und der Omega Mann sind für mich gleichwertig.

Battlestar Galactica wiederum find ich in der Neuauflage besser.

Ich feiere einfach die Vielfalt und such mir das für mich beste raus.

Abartig schwierig wird es zum Teil bei der Musik. Da gibt und gab es Cover, von denen ich nicht wusste, dass es Cover sind. Dann wiederum kennt man das Original und möchte bei nem neuen Cover teils mit dem Kopf auf den Tisch knallen…
Dann kommt mit einmal ein Cover was das Original in nichts nachsteht, nur einfach anders ist. Mein Beispiel wäre hier Mad World von Tears for Fears und die Version von Gary Jules. Beide Versionen für sich großartig.
 
Was ich damit sagen will: Ich glaube kulturell sind 2025 die 1995 dtl. dichter bei uns als es 1995 die 1965er waren.
Naja, im TV kommen ja mittlerweile dauernd Wiederholungen, das verwischt die Zeit etwas.
Zum Beispiel letztes Wochenende kam 'Schlag den Star' mit Frank Rosin und Mario Basler. Das ist doch auch schon Jahre her als das original lief.
Woanders läuft "Richterin Barbara Salesch" oder anderes Zeug, wovon ich weiß, das ist Jahre (wenn nicht Jahrzehnte) alt, aber meine 17-jährige Nichte kennt das nicht und denkt, das wäre aktuell.
Und im Musikbereich gibt es dermaßen viele Neuauflagen und Covers, das verwischt die Zeiten.
Einerseits habe ich das Gefühl, die Zeit ist stehengeblieben bzw. wiederholt sich, andererseits wird man überrollt von Neuem.
Ich habe mittlerweile das Gefühl, ich bin zu alt. Naja, "früher" wäre ich schon in Rente, jetzt habe ich gefühlt noch ein halbes Arbeitsleben vor mir.
 
"Captain Marvel": Schoener Historien-Film!! ;)

Bitte bei aller Nostalgie nicht vergessen, dass frueher eben nicht "alles besser" war! Ich kann mich noch gut an die "Scheiss Tuerken!" und "Scheiss Schwuchteln!" Sprueche in meinem Heimatdorf erinnern...
Daher freue ich mich sehr, wenn heute die Kloeckner angegangen wird wenn die ueber Regenbogen schimpft.

Aber: Wir waren alle juenger, dummer, und haben uns daher mehr beschuetzt gefuehlt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Naja, im TV kommen ja mittlerweile dauernd Wiederholungen, das verwischt die Zeit etwas.

Ich hab seit ca. 2009 keine Ahnung mehr davon was im TV läuft da ich seit dem eigentlich exklusiv streame :)

Wenn ich über Freunde, SoMedia oder so mal was von irgend nen Raab-Comeback höre oder irgend ner Reality-TV-Serie bin ich immer komplett unwissend. Ich hab da nichts gegen, bitte nicht falsch verstehen, aber das ist irgendwie alle nicht so mein Konzept. Ich schau ein paar wenige explizit fürs TV gemachte Formate im Stream wie manchmal Nachrichtigen, Dokus, Satire-Sendungen, eigentlich dann ausschließlich von den Öffis. Und ab und an "SchleFaz" :D
 
Wenn ich über Freunde, SoMedia oder so mal was von irgend nen Raab-Comeback höre oder irgend ner Reality-TV-Serie bin ich immer komplett unwissend.
mir geht das ganz genau so.
Allerdings bin ich auch schon "früher" nie am Mainstream interessiert gewesen und habe noch nie verstanden, weshalb man Bild-Zeitung lesen sollte und solche Sachen. Damit will mich keinesfalls zu einer Art Elite bestimmen, für die das alles nicht gut genug ist. Es hat mich eben noch nie besonders interessiert, was andere Leute so machen und denken.
Allerdings ist das auch in gewissem Sinne ein asoziales Verhalten und der Mensch ist doch angeblich ein soziales Wesen. Nun bin ich aber tatsächlich gestört und fühle mich unter Menschen sehr unwohl. Vielleicht erklärt das meine Abstinenz.
Es kann einem aber dann schon passieren, dass man nicht weiß, wer Ralf Schumacher ist oder welche Band gerade angesagt ist und man deshalb schon schief angesehen wird. Man fällt natürlich auf, wenn man eigen ist.
 
Bei Serien würde ich mich nicht so weit aus dem Fenster lehnen. Sieht man von wenigen vorreitern ab (Babylon 5 z.B.), begannen in den 90ern gerade erst viele entwicklungen wie z.B. lange storys lines über mehrere Staffeln die erst so in den 2010ern mit beginn der Streaming dienste richtig fahrt aufnahmen - das fühlt sich wenn man 90er Serien schaut schon 2025 alles sehr anders an

Das begann definitiv schon vor den 2010ern, sowohl bei Cartoons als auch bei normal gecasteten Serien. Bei Zeichentrickserien hast du ja sogar ein Fanart von einer Serie als Beispiel... weitere Beispiele wären Avatar: the last Airbender (vier Staffeln, ein einziger großer Storybogen für die gesamte Serie) und Justice League: Unlimited (zwei Staffeln mit Storybögen die sich jeweils über die gesamte Staffel ziehen).

Für mich fühlt es sich sogar eher so an, als würde das klassische Fernsehen lange Storybögen mehr begünstigen, da Streaming oft diese "einmal am Stück bingen und dann sofort wieder vergessen"-Begleiterscheinung hat. Während bei Serien wie Game of Thrones "kürzlich" alle Welt mitgefiebert hat, wie das wohl ausgeht. Und auch wenn das Ende der Serie... umstritten ist, ist doch wohl schwer zu leugnen, dass es die Leute gebunden und dazu eingeladen hat zu spekulieren.
 
Es gab zwar vorher auch schon Serien mit überspannendem Handlungsbogen, aber die Serie, die das Prinzip populär gemacht hat, dürfte Twin Peaks ab 1990 gewesen sein. Weil sie es mit 30 Folgen in zwei Staffeln auf die damalige Spitze trieb, es sehr radikal umsetzte - im Prinzip ist das ein langer, in Folgen geschnittener Film - und dabei kommerziell erfolgreich war. Zumindest bis zu dem Punkt in der Mitte der zweiten Staffel, an dem zu abstrakt wird.

Wollte ich immer noch mal wieder in seiner Gesamtheit schauen. Die erste Serie -> den Film -> die zweite Serie. Vielleicht reicht diesen Winter meine geistige Kapazität aus, nach langen Arbeitstagen, über die man sich viel konzentrieren muss, ist das Gehirn abends leider oft zu leer für solch anspruchsvollen Stoff. Außerdem kommt ja auch noch Stranger Things 5, wenn auch nur in acht sehr langen Folgen...
 
Um mit ein wenig Definition zu beginnen. Ich hoffe das Folgende klingt nicht per se kritisch oder "gegen irgendwas". Was ich nämlich auf keinen Fall will ist irgendwas als schlecht zu bewerten. Wenn ich "generisch" schreibe soll das nicht abwertend, sondern beschreibend sein. Wenn ich "interessant" schreibe meine ich das auch nicht aufwertend per se, sondern mehr sowas wie "anders" oder in irgendeiner Form einzigartig. Die Form kann aber auch komplett blöd, dumm, oder sonst negativ sein und auf jeden Fall auch Dinge beinhalten die mir selbst überhaupt nicht gefallen. Generisch bedeutet in dem Zusammenhang auch vertraut und eher angenehm. Ich will die nur nicht auf diese Begriffe reduzieren, drum eben "geneirsch".

Ich verwende auch ein paar Beispiele, die mir in den Sinn kommen und auch die bitte nicht als große Wertung sehen Ja vielleicht gefällt mir das eine oder andere besser oder schlechter, aber ich bin sicher nicht der Typ, der meint dass das irgendwo objektiv bewertbar ist oder gar Leute nach dem Zeug das sie sich anhören oder ansehen bewertet. Wenn ich Leute schlecht bewerte, dann weil sie genau das tun.

Ich finde es sogar sehr gut, dass es viele unterschiedliche Geschmäcker gibt und sich auch große wenn man global geht man sowohl sich im großen und Ganzen einig sein kann als auch überall Nischen gibt, wo sich Leute mit ganz anderen Menschen auf der anderen Seite der Welt einig bei Geschmäckern sind.

Und falls es nicht klar ist, das sind nur ein paar Gedanken die ich zu dem Thema hatte und vieles spontane Beispiele, keine Überzeugungen und sicher keine politischen oder sonstige Ansichten. Mir geht's um Werke in unterschiedliche Medien, um Industrie und Zielgruppen und sonst garnichts. Hängt sicher auch mit den anderen Sachen zusammen irgendwie, aber darum geht's mir nicht. Auch wenn ich zum Beispiel schreibe "das spricht Leute an, die sich für intelligent halten", dann soll das weder abwertend für den Film sein ist ja auch nicht besser als ein Film für Leute, die sich tumm halten - und aus dem selben Grund auch nicht für die Leute, die sich den ansehen. Mir geht's darum, dass Medien natürlich Zielgruppen haben und das will ich damit ausdrücken und nicht nur so 0815 Zielgruppen wie "Frauen von 16 bis 40" oder "junge, pubertierende Männer" verwenden. Das sind megaklischees, auch wenn's solche Zielgruppen natürlich trotzdem gibt jede kampagne irgendwo beschreibt solche Klischee-Zielgruppen als abstrakte Konsumenten, die vielleicht nicht mal tatächlich so existieren.

So, genug Disclaimer. ;-)

Ich glaube (mainstream) Musik und Film haben eine enorme Standardisierung erhalten. Ich glaube dass das implizit "gewollt" ist, aber vielleicht nicht explizit gemacht wird.

Labels/Publisher/etc. haben mittlerweile einige Blaupausen, was gut funktioniert und nicht alle haben mit dem Inhalt zu tun. Das betrifft auch Marketing, etc. Natürlich aber auch Inhalt. Das ist nicht neu. Das ist genau das was Labels immer machen wenn sie Leute "entdecken". Die schauen sich an ob sie damit zum Beispiel in die Charts kommen könnten.

Filme, die Umsatz generieren sollen haben recht ähnliche Trailer, haben recht ähnlichen Aufbau, oft sogar die gleiche Anzahl an Minuten für Romantik/Action/Humor. Ich glaube mit den ganzen Superhelden-Sachen sieht man das besonders gut. Auch dass man hier schon eine Fanbase hat wo man Marktforschung betreiben kann. Wenn jemand ein Buch zu einem Film macht, ein Comic, ein Videospiel, oder auch Biographien. Oder wenn ein alter Film ein Remake oder eine Fortsetzung bekommt.

Für Musik ist das ähnlich. Eigentlich ist es nur Risiko was neues zu machen (zum Vergleich in der IT will man ja auch manchmal mit alten unspannenden wegen eine Erwartungshaltung haben können und nicht was neues mit Risiko machen, selbst wenn es sich auszahlen könnte). Da ist einfach das Budgetieren schwieriger. Zwischen einem klassischen Wohngebäude und einen Fusionsforschungsreaktor gibt es halt was Ausgaben und Einnahmen betrifft eine unterschiedlich präzise Erwartungshaltung und wenn man mit ersterem gut verdient warum letzteres tun? Klar kann man ein bisschen Risiko investieren, vor allem wenn ein Scheitern finanziell leicht wegsteckbar ist. Aber wenn ich einfach mein gestecktes Ziel erreichen will warum das Risiko eingehen und vielleicht dann alle Finger auf sich gerichtet haben, wenn's nicht aufgeht? Wenn man Glück hat findet man ja was was eh schon am Gedeheien ist und wo man die Daten und Erfahrung hat, dass man zumindest so und so viel damit erreichen wird. Das heißt man bietet einem wachsenden Künstler ohne Label oder bei einem kleinen Label einfach was großzügiges an, und wenn man das ein paar hundert mal macht weiß man dass man im Schnitt so viel hat. Und vielleicht ist ja ein Winning Ticket dabei und wird zur neuen Ikone.

Und ich glaube mittlerweile kennt ja auch jeder so Zeug wie "spiel den Song einfach oft genug in Radios, Einkaufszentren und Co." und irgendwann wird der Song dann von vielen Leuten gemocht weil er vertraut ist. Also einfach nur ein psychologischer Effekt.

Bei Filmen ist das ja mittlerweile so, dass man Trailer-Material macht und das irgendwo rein schustert. Und ein paar Dinge die immer gehen macht. Irgendwas mit Elfen, irgendeinen ur starken Tyüen, wo jede Bewgung ein Action Effect ist, den Bösen der irgendwann einen Hund killt und irgendwie sexistisch daherkommt. Dann eben einen feministischen/queeren/... guten Charakter. Den Traum-Mann und die Traum-Frau. Oft die klassische Pocahontas/Avatar/... Story wo die schöne unschuldige Frau gerettet werden muss, aber die halb-böse Familie/Sippe da nicht gut drauf reagiert. Mittlerweile ist dafür der Schwarze der dann stirbt out. Dann gibt's mittlerweile so idealisierten pseudo-Biographien die gerade in sind, die auch immer das selbe Schema haben, und sowas wie Joker was irgendwas was eh schon 100 Mal auf jedem Filmfestival gelaufen ist eine 0815-Blockbuster-Struktur gibt damit irgendwelche Leute die sich gern als besonders gebildet und intelligent sehen das auch im Kino tun können und vielleicht einen Artikel drüber schreiben.

Ich glaube neben einfacher Profit-Optimierung ist es auch einfach so, dass man schauen muss wer wie wo Film und Musik macht. Und das ist ja im geschichtlichen Wandel. Und da spielt Streaming eben eine massive Rolle und wenn deine Kunden einfach global sind dann musst du halt generisch genug für global sein. Da kann man schwierig Nischen einbauen. Das ist riskant und schreckt garantiert auch Leute ab. Das machst du vielleicht im Kleinen, aber wenn man da drin ist, den Job hat den Umsatz zu erhöhen dann ist es nicht dein Job kleine Sachen zu managen. Das wiederum führt wieder dazu dass du was nimmst was eh schon einigermaßen existiert und eine kalkulierbare Fanbase hat. Das ist dann eben einen Künstler dazu bringen ein Label zu wechseln oder noch besser eben eine Fortsetzung (Ghostbusters) oder eine Filmumsetzung (Comics, etc.) zu machen. Und manchmal treffen sich halt trotzdem Sachen gut und interessant und dann hat man was neues.

Aber wenn man das vergleicht mit Orten wo man kein Label braucht, kein riesiges Budget, dann gibt's dort viel interessantes. Derzeit ist das ja sowas wie YouTube. Da braucht man erstmal kein Studio, keinen expliziten Plan für Umsatz, kein Budget. Da kann man relativ einfach auf gut Glück was reinstellen und auch Nieschen die erstmal kein Geld haben erreichen. Sowohl mit Musik als auch mit Dingen die man sonst in Filmen und Serien sieht.

Und ich würde da auch hinzufügen, dass wir das selbe Thema zum Beispiel bei Computerspielen haben. Da gibt's die Großen, die auch generell mit Leuten agieren, wo sie wissen "das wird gekauft werden", selbst bei miesen Reviews.

Und dann gibt's die Indies, und auch die wirklich unabhängigen (so Zeug, was man auf itch.io findet), die auch eigentlich nur einen Editor brauchen in den sie Code tippen können. Da gibt's halt Dinge, wo man kein Genre nennen kann. Dinge, die man nie erwartet hätte. Und auch viel Müll, genau wie auf YouTube.

Noch ein Ort wo man das sieht ist ja das ganze SCP-Zeug. Das wird als großes Phänom bezeichnet und gibt ja scheinbar auch einiges was aufgegriffen wird. Aber wenn man es wieder aus der Sicht von oben sieht: Da muss man erstmal wirklich nur ein Wiki editieren können. Es gibt keine Verträge, es gibt kein Budget, kein garnichts. Leute schreiben da was. Vielleicht googlen die noch ein Bild oder haben sogar Photoshop-Skills, aber dann bist du schon weit. Dann kann man interessante und (wirtschaftlich gesehen) riskante Digne machen.

Und jetzt um den Bogen zurück zu schaffen. Wenn man sich Kino bis circa in die 80er anschaut, dann wird man viele Ausreißer sehen. Veile krude Sachen, vieles mit Nieschen. Und ich seh da wieder die selbe Ursache. Du konntest relativ unabhängig Filme machen. Es gab Filme die sind halt mit minimalen Budgets ausgekommen. Das heißt das konntest du mit etwas Glück und wenn du sagen wir mal obere Mittelschicht bist, zusammen mit ein paar Freunden und vielleicht sogar Leuten die das Eine oder andere selbst machen können schon stämmen. Drum gibt's da so viel Krudes, so viel Zeug, wo man sieht dass die einfach einen coolen Film machen wollten, aber extrem schlechte Schauspieler sind. Da gibt'e eben auch massiv "it's so bad it is good" B-Movie-Zeug.

Heute schaffst du's so eher nicht mehr in ein Medium wie in's Kino zu kommen. Fürs Kino bleibt eben nur noch relativ generisches da. Weil Streaming mehr Budget hat (weil quasi die halbe Welt als Kunde, wie früher Kinos) können die auch mal was finden, ein wenig riskieren und man kann zumindest ein wenig in Nieschen eintauchen. Aber im Vergleich zu YouTube und ähnlichen Plattformen ist es von der Kreativität her eine ziemliche Wüste und alles sehr standardisiertes Schema, wo man sich schon begeistert, wenn man sowas wie eine psychische Krankheit zum Tehma wird, sich ein Film traut Dinge zu machen die seit den 80ern immer wieder gemacht wurden, etc. Sowas wie "oh ein Mann mit Nagellack, Make-Up und Frauennamen" wo man ja nur an Alice Cooper, Marilyn Manson oder Kiss denken muss. Und niemand von denen ist irgendwo Niesche. Alles schon gehabt.

Mittlerweile ist es eben generisch genug oder die Zielgruppe die sich durch sowas begeistern lässt groß genug.

Und ich glaube genau wegen solchen Dingen ist die "Evolution" eher langsam. Das sind halt gewissermaßen Ausreißer oder Dinge die nur ein wenig anders sind, aber einen Trend starten. Wobei das ja eher Trends und neue Konzepte sind, als Evolution, weil da kommt ja auch vieles einfac alle paar Jahrzehnte wieder und man kann sich (und tut man auch) 1920er Jahre Musik nehmen und die neu erfinden, erweitern, etc. Ist ja nicht wirklich surivival of the fittest oder was wo es klare Errungesnschaften gibt, sondern mehr Leute die Namen und lala-Definitionen für Genres fidnen und das interessante, neue war einfach immer das Zeug, das wo die Leute nicht gesagt haben "wir machen jetzt einen Rocksong, der wie jeder klassische Rocksong klingt". Das ist das Selbe bei Filmen und Computerspielen. Und drum immer ein wenig komisch wenn kritiker dann sagen "kann sich nicht entscheiden ob es X oder Y sein will". Das ist nicht das Problem. Im besten Fall will es nichts davon sein. Aber um fair zu sein geht's da auch mehr um "selbst wenn man es aus der perspektive sieht ist es nicht interessant".
 
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