Um mit ein wenig Definition zu beginnen. Ich hoffe das Folgende klingt nicht per se kritisch oder "gegen irgendwas". Was ich nämlich auf keinen Fall will ist irgendwas als schlecht zu bewerten. Wenn ich "generisch" schreibe soll das nicht abwertend, sondern beschreibend sein. Wenn ich "interessant" schreibe meine ich das auch nicht aufwertend per se, sondern mehr sowas wie "anders" oder in irgendeiner Form einzigartig. Die Form kann aber auch komplett blöd, dumm, oder sonst negativ sein und auf jeden Fall auch Dinge beinhalten die mir selbst überhaupt nicht gefallen. Generisch bedeutet in dem Zusammenhang auch vertraut und eher angenehm. Ich will die nur nicht auf diese Begriffe reduzieren, drum eben "geneirsch".
Ich verwende auch ein paar Beispiele, die mir in den Sinn kommen und auch die bitte nicht als große Wertung sehen Ja vielleicht gefällt mir das eine oder andere besser oder schlechter, aber ich bin sicher nicht der Typ, der meint dass das irgendwo objektiv bewertbar ist oder gar Leute nach dem Zeug das sie sich anhören oder ansehen bewertet. Wenn ich Leute schlecht bewerte, dann weil sie genau das tun.
Ich finde es sogar sehr gut, dass es viele unterschiedliche Geschmäcker gibt und sich auch große wenn man global geht man sowohl sich im großen und Ganzen einig sein kann als auch überall Nischen gibt, wo sich Leute mit ganz anderen Menschen auf der anderen Seite der Welt einig bei Geschmäckern sind.
Und falls es nicht klar ist, das sind nur ein paar Gedanken die ich zu dem Thema hatte und vieles spontane Beispiele, keine Überzeugungen und sicher keine politischen oder sonstige Ansichten. Mir geht's um Werke in unterschiedliche Medien, um Industrie und Zielgruppen und sonst garnichts. Hängt sicher auch mit den anderen Sachen zusammen irgendwie, aber darum geht's mir nicht. Auch wenn ich zum Beispiel schreibe "das spricht Leute an, die sich für intelligent halten", dann soll das weder abwertend für den Film sein ist ja auch nicht besser als ein Film für Leute, die sich tumm halten - und aus dem selben Grund auch nicht für die Leute, die sich den ansehen. Mir geht's darum, dass Medien natürlich Zielgruppen haben und das will ich damit ausdrücken und nicht nur so 0815 Zielgruppen wie "Frauen von 16 bis 40" oder "junge, pubertierende Männer" verwenden. Das sind megaklischees, auch wenn's solche Zielgruppen natürlich trotzdem gibt jede kampagne irgendwo beschreibt solche Klischee-Zielgruppen als abstrakte Konsumenten, die vielleicht nicht mal tatächlich so existieren.
So, genug Disclaimer. ;-)
Ich glaube (mainstream) Musik und Film haben eine enorme Standardisierung erhalten. Ich glaube dass das implizit "gewollt" ist, aber vielleicht nicht explizit gemacht wird.
Labels/Publisher/etc. haben mittlerweile einige Blaupausen, was gut funktioniert und nicht alle haben mit dem Inhalt zu tun. Das betrifft auch Marketing, etc. Natürlich aber auch Inhalt. Das ist nicht neu. Das ist genau das was Labels immer machen wenn sie Leute "entdecken". Die schauen sich an ob sie damit zum Beispiel in die Charts kommen könnten.
Filme, die Umsatz generieren sollen haben recht ähnliche Trailer, haben recht ähnlichen Aufbau, oft sogar die gleiche Anzahl an Minuten für Romantik/Action/Humor. Ich glaube mit den ganzen Superhelden-Sachen sieht man das besonders gut. Auch dass man hier schon eine Fanbase hat wo man Marktforschung betreiben kann. Wenn jemand ein Buch zu einem Film macht, ein Comic, ein Videospiel, oder auch Biographien. Oder wenn ein alter Film ein Remake oder eine Fortsetzung bekommt.
Für Musik ist das ähnlich. Eigentlich ist es nur Risiko was neues zu machen (zum Vergleich in der IT will man ja auch manchmal mit alten unspannenden wegen eine Erwartungshaltung haben können und nicht was neues mit Risiko machen, selbst wenn es sich auszahlen könnte). Da ist einfach das Budgetieren schwieriger. Zwischen einem klassischen Wohngebäude und einen Fusionsforschungsreaktor gibt es halt was Ausgaben und Einnahmen betrifft eine unterschiedlich präzise Erwartungshaltung und wenn man mit ersterem gut verdient warum letzteres tun? Klar kann man ein bisschen Risiko investieren, vor allem wenn ein Scheitern finanziell leicht wegsteckbar ist. Aber wenn ich einfach mein gestecktes Ziel erreichen will warum das Risiko eingehen und vielleicht dann alle Finger auf sich gerichtet haben, wenn's nicht aufgeht? Wenn man Glück hat findet man ja was was eh schon am Gedeheien ist und wo man die Daten und Erfahrung hat, dass man zumindest so und so viel damit erreichen wird. Das heißt man bietet einem wachsenden Künstler ohne Label oder bei einem kleinen Label einfach was großzügiges an, und wenn man das ein paar hundert mal macht weiß man dass man im Schnitt so viel hat. Und vielleicht ist ja ein Winning Ticket dabei und wird zur neuen Ikone.
Und ich glaube mittlerweile kennt ja auch jeder so Zeug wie "spiel den Song einfach oft genug in Radios, Einkaufszentren und Co." und irgendwann wird der Song dann von vielen Leuten gemocht weil er vertraut ist. Also einfach nur ein psychologischer Effekt.
Bei Filmen ist das ja mittlerweile so, dass man Trailer-Material macht und das irgendwo rein schustert. Und ein paar Dinge die immer gehen macht. Irgendwas mit Elfen, irgendeinen ur starken Tyüen, wo jede Bewgung ein Action Effect ist, den Bösen der irgendwann einen Hund killt und irgendwie sexistisch daherkommt. Dann eben einen feministischen/queeren/... guten Charakter. Den Traum-Mann und die Traum-Frau. Oft die klassische Pocahontas/Avatar/... Story wo die schöne unschuldige Frau gerettet werden muss, aber die halb-böse Familie/Sippe da nicht gut drauf reagiert. Mittlerweile ist dafür der Schwarze der dann stirbt out. Dann gibt's mittlerweile so idealisierten pseudo-Biographien die gerade in sind, die auch immer das selbe Schema haben, und sowas wie Joker was irgendwas was eh schon 100 Mal auf jedem Filmfestival gelaufen ist eine 0815-Blockbuster-Struktur gibt damit irgendwelche Leute die sich gern als besonders gebildet und intelligent sehen das auch im Kino tun können und vielleicht einen Artikel drüber schreiben.
Ich glaube neben einfacher Profit-Optimierung ist es auch einfach so, dass man schauen muss wer wie wo Film und Musik macht. Und das ist ja im geschichtlichen Wandel. Und da spielt Streaming eben eine massive Rolle und wenn deine Kunden einfach global sind dann musst du halt generisch genug für global sein. Da kann man schwierig Nischen einbauen. Das ist riskant und schreckt garantiert auch Leute ab. Das machst du vielleicht im Kleinen, aber wenn man da drin ist, den Job hat den Umsatz zu erhöhen dann ist es nicht dein Job kleine Sachen zu managen. Das wiederum führt wieder dazu dass du was nimmst was eh schon einigermaßen existiert und eine kalkulierbare Fanbase hat. Das ist dann eben einen Künstler dazu bringen ein Label zu wechseln oder noch besser eben eine Fortsetzung (Ghostbusters) oder eine Filmumsetzung (Comics, etc.) zu machen. Und manchmal treffen sich halt trotzdem Sachen gut und interessant und dann hat man was neues.
Aber wenn man das vergleicht mit Orten wo man kein Label braucht, kein riesiges Budget, dann gibt's dort viel interessantes. Derzeit ist das ja sowas wie YouTube. Da braucht man erstmal kein Studio, keinen expliziten Plan für Umsatz, kein Budget. Da kann man relativ einfach auf gut Glück was reinstellen und auch Nieschen die erstmal kein Geld haben erreichen. Sowohl mit Musik als auch mit Dingen die man sonst in Filmen und Serien sieht.
Und ich würde da auch hinzufügen, dass wir das selbe Thema zum Beispiel bei Computerspielen haben. Da gibt's die Großen, die auch generell mit Leuten agieren, wo sie wissen "das wird gekauft werden", selbst bei miesen Reviews.
Und dann gibt's die Indies, und auch die wirklich unabhängigen (so Zeug, was man auf itch.io findet), die auch eigentlich nur einen Editor brauchen in den sie Code tippen können. Da gibt's halt Dinge, wo man kein Genre nennen kann. Dinge, die man nie erwartet hätte. Und auch viel Müll, genau wie auf YouTube.
Noch ein Ort wo man das sieht ist ja das ganze SCP-Zeug. Das wird als großes Phänom bezeichnet und gibt ja scheinbar auch einiges was aufgegriffen wird. Aber wenn man es wieder aus der Sicht von oben sieht: Da muss man erstmal wirklich nur ein Wiki editieren können. Es gibt keine Verträge, es gibt kein Budget, kein garnichts. Leute schreiben da was. Vielleicht googlen die noch ein Bild oder haben sogar Photoshop-Skills, aber dann bist du schon weit. Dann kann man interessante und (wirtschaftlich gesehen) riskante Digne machen.
Und jetzt um den Bogen zurück zu schaffen. Wenn man sich Kino bis circa in die 80er anschaut, dann wird man viele Ausreißer sehen. Veile krude Sachen, vieles mit Nieschen. Und ich seh da wieder die selbe Ursache. Du konntest relativ unabhängig Filme machen. Es gab Filme die sind halt mit minimalen Budgets ausgekommen. Das heißt das konntest du mit etwas Glück und wenn du sagen wir mal obere Mittelschicht bist, zusammen mit ein paar Freunden und vielleicht sogar Leuten die das Eine oder andere selbst machen können schon stämmen. Drum gibt's da so viel Krudes, so viel Zeug, wo man sieht dass die einfach einen coolen Film machen wollten, aber extrem schlechte Schauspieler sind. Da gibt'e eben auch massiv "it's so bad it is good" B-Movie-Zeug.
Heute schaffst du's so eher nicht mehr in ein Medium wie in's Kino zu kommen. Fürs Kino bleibt eben nur noch relativ generisches da. Weil Streaming mehr Budget hat (weil quasi die halbe Welt als Kunde, wie früher Kinos) können die auch mal was finden, ein wenig riskieren und man kann zumindest ein wenig in Nieschen eintauchen. Aber im Vergleich zu YouTube und ähnlichen Plattformen ist es von der Kreativität her eine ziemliche Wüste und alles sehr standardisiertes Schema, wo man sich schon begeistert, wenn man sowas wie eine psychische Krankheit zum Tehma wird, sich ein Film traut Dinge zu machen die seit den 80ern immer wieder gemacht wurden, etc. Sowas wie "oh ein Mann mit Nagellack, Make-Up und Frauennamen" wo man ja nur an Alice Cooper, Marilyn Manson oder Kiss denken muss. Und niemand von denen ist irgendwo Niesche. Alles schon gehabt.
Mittlerweile ist es eben generisch genug oder die Zielgruppe die sich durch sowas begeistern lässt groß genug.
Und ich glaube genau wegen solchen Dingen ist die "Evolution" eher langsam. Das sind halt gewissermaßen Ausreißer oder Dinge die nur ein wenig anders sind, aber einen Trend starten. Wobei das ja eher Trends und neue Konzepte sind, als Evolution, weil da kommt ja auch vieles einfac alle paar Jahrzehnte wieder und man kann sich (und tut man auch) 1920er Jahre Musik nehmen und die neu erfinden, erweitern, etc. Ist ja nicht wirklich surivival of the fittest oder was wo es klare Errungesnschaften gibt, sondern mehr Leute die Namen und lala-Definitionen für Genres fidnen und das interessante, neue war einfach immer das Zeug, das wo die Leute nicht gesagt haben "wir machen jetzt einen Rocksong, der wie jeder klassische Rocksong klingt". Das ist das Selbe bei Filmen und Computerspielen. Und drum immer ein wenig komisch wenn kritiker dann sagen "kann sich nicht entscheiden ob es X oder Y sein will". Das ist nicht das Problem. Im besten Fall will es nichts davon sein. Aber um fair zu sein geht's da auch mehr um "selbst wenn man es aus der perspektive sieht ist es nicht interessant".