Suche Arbeit als Softwareentwickler.



Ich versuchte mich entweder als Programmierer oder zu einer Ausbildung zum Fachinformatiker zu bewerben, da ich feststellte, dasz mir das Studium der Informatik nichts bringt, weil ich einerseits nicht wirklich etwas lerne und andererseits kein Geld verdiene.
Man liest ja immer wieder Leute auf Twitter die sagen das Studium sei verschwendete Zeit gewesen und Sie hätten dort nichts von dem gelernt was sie tatsächlich in ihrem Job brauchen.

Das muss ich mich schon fragen ob die Leute wirklich geschafft haben alles zu verdrängen. Ich arbeite täglich mit Code von Leuten die etwas anderes gelernt haben und der ist eigentlich immer mangelhaft. Schon bei grundlegenden Designentscheidungen werden grundsätzliche Fehler gemacht. Patterns verwendet, die Probleme lösen die man gar nicht hat, etc.. Es fehlt das Verständnis dafür wie Algorithmen skalieren, was Operationen Kosten usw..

Ich hatte mal einen Algorithmus nach einem Paper implementiert das von Mathematikern geschrieben war. Die hatten verschiedene Approximationen beschrieben und Rechenaufwand und Genauigkeit beschrieben. Dabei haben sie den Aufwand in Operationen gezählt. Nur kann man je nach Datentyp und Plattform in der Zeit die eine Division braucht irgend etwas zwischen 20 und 60 Multiplikationen durchführen. Addition/Subtraktion ist sowieso quasi kostenlos. Die korrekte Methode den Rechenaufwand zu bewerten war also die Anzahl Divisionen zu zählen. So konnte direkt ein ganzer Batzen Algorithmen aussortiert werden weil sie gegenüber einem genaueren bloß ein paar Additionen und Multiplikationen einsparen. Von den (ich glaube es waren 9) Algorithmen blieben so noch 3 übrig die irgendwie Sinn machen (für unsere Requirements gab es einen offensichtlichen Fit).
 
Dir Frage ist halt, ob man dafür heutzutage noch ein Studium braucht.
Früher war es halt so, dass das Studium quasi alternativlos war, weil sonstige Ausbildungen in dem Bereich oftmals so unterirdisch schlecht waren, das man es quais vergessen konnte (der Dozent war selbst nur Quereinsteiger und wurde im wesentlichen nur deshalb dafür abgestellt, weil man sowas anbieten wollte und er sich am besten mit Computern auskannte; ist überspitzt formuliert, aber dürfte es trotzdem einigermaßen gut treffen).

Das Informatikstudium war wiederum sehr theorielastig. Im Prinzip (auch wieder überspitzt) konnte man durchs Studium kommen ohne eine Zeile Code zu schreiben. Das heißt nicht, das man im Studium nix (nützliches) gelernt hat. Aber allein durchs Studium wurdest Du halt kein Softwareentwickler. Und es gab tatsächlich Absolventen die dann in der Praxis erhebliche Probleme hatten. Ich glaub daher kommt auch dieser Eindruck, das einem das Studium nicht gegeben hat. Weil man häufig keine unmittelbaren Effekte hatte.

Heute hat sich das ein wenig verschoben. Alternative Ausbildungen sind besser geworden. Es gibt Studiengänge die näher an der Praxis sind. Das macht dann ein Studium nicht mehr ganz so alternativlos. Ich würde aber trotzdem - aus den von mir genannten Gründen - versuchen am Studium festzuhalten. Denn wie gesagt: Ein unmittelbaren Effekt hat das vielleicht nicht (zumindest nicht spürbar), langfristig ist das Wissen und die Erfahrung aber durchaus wertvoll. Gerade weil es auch Wissen ist, was nicht nur ne Halbwertzeit von 20 Jahren hat.
 
Ich denke man lernt im Studium vieles wie Arbeitsweisen, Techniken selbstständig sich in etwas unbekanntes einzuarbeiten auch mit Druck und Konflikten in Zeitmanagement/Organisation umzugehen zu können.
In der Tat, ob jemand in der Lage ist wie ein Programmierer zu denken merkt man da recht schnell.
Ein Programmierer programmiert auch wenn er nicht dazu aufgefordert wird, neben dem Studium!
Man muss kein brillianter Programmierer sein, oft reicht Hartnäckigkeit oder überhaupt die Motivation und Ideen zu haben wie man Probleme angeht.
In meiner Branche suchen wir händeringend Personal, weder ist die Bezahlung im Vergleich gut noch sind es die Arbeitsbedingungen.
Trotzdem, ohne Abschluss hast du keine Chance bei uns einen Platz zu finden.
Als wir noch ein kleine Bude mit 20 Leuten waren gab's noch Quereinsteiger jetzt sind wir ein Teil einer großen Firma, die bezahlt nach objektiven Kriterien wie Hays, Verdi etc.
Damit wirst du auf Dauer auch nicht glücklich werden.
 
In meiner Branche suchen wir händeringend Personal, weder ist die Bezahlung im Vergleich gut noch sind es die Arbeitsbedingungen. Trotzdem, ohne Abschluss hast du keine Chance bei uns einen Platz zu finden.

Das klingt nach den besten Voraussetzungen, um über den Fachkräftemangel zu jammern. :rolleyes:

Der Arbeitsmarkt für IT-ler im Süden Deutschlands ist da wesentlich dankbarer. Sofern man solide Berufserfahrung in der IT und Ahnung von moderner Technik hat, wird man inzwischen auch bei namhaften konservativen Konzernen ohne viel formale Qualifikation mit Kusshand genommen (wobei das Angestelltendasein in Konzeren wiederum ein ganz eigenes Thema ist).

Sofern die leistungsgerechte Tätigkeit und Bezahlung als guter IT-ler an formalen Hürden scheitert, steht einem jederzeit die Option des Freelancer-Daseins offen. Dort zählt Wissen, Erfahrung und Leistungsfähigkeit deutlich mehr als formale Qualifikation.

Ungeachtet dessen steht meine Empfehlung pro Studium, wer die Möglichkeit hat.

Als wir noch ein kleine Bude mit 20 Leuten waren gab's noch Quereinsteiger jetzt sind wir ein Teil einer großen Firma, die bezahlt nach objektiven Kriterien wie Hays, Verdi etc.

Gab es da nicht auch - je nach Tarifvertrag - vor einigen Jahren den überfälligen Schwenk hin zu tätigkeitsbezogener Bezahlung, um promovierten Pförtnern in allerhöchsten Tarifgruppen einen Riegel vorzuschieben? :confused:
 
@Azazyel und @darktrym Sehe ich ähnlich. Mich macht immer wieder stutzig was auf internen und externen Stellenauschreibungen gefordert wird, man aber weiß, was die Personen auf so einer Stelle momentan haben und können.

[sarcasm]
Manchmal hab ich das Gefühl, dass ein Hausmeister mind. 100 Jahre Berufserfahrung haben muss mit einem Studium und seine Großeltern noch Empfehlungen für ihn aussprechen müssen.
[/sarcasm]
 
tl;dr: Es ist alles nicht so einfach und wenn man von der theoretischen Welt in die Praktische Welt geht gibt's eher wenige Richtlinien zu dem was man machen oder nicht sollte.

Ich kann die Einstellung von Kamikaze zwar nachvollziehen, und kenne die Probleme, allerdings sehe ich genau diese Probleme bei Leuten mit und ohne Studienabschluss. Zwar frage ich mich dann immer, wie es sein kann dass so jemand den Bachelor oder Master gemacht hat, aber das ändert nichts an der Situation.

Bzgl. irgendwelche Patterns oder auch Algorithmen blind anwenden. Das sehe ich ehrlich gesagt bei Leuten mit Studium häufiger. Das sehe ich als ein Problem von "habe ich auf der Uni gelernt, also muss das wohl erwartet sein". Gibt's aber auch bei Nicht-Studenten. Da ist das dann eben ein "habe ich in einem Buch/Artikel gelesen und dürfte gut sein".

Ich rede jetzt von Unis die einigermaßen renommiert sind. Zunächst habe ich mir erwartet, dass da Leute vielleicht nur auf irgendwelchen kleinen, privaten "Geld gegen Abschluss"-Unis ist, aber dem ist nicht so.

In meiner Branche suchen wir händeringend Personal, weder ist die Bezahlung im Vergleich gut noch sind es die Arbeitsbedingungen.
Trotzdem, ohne Abschluss hast du keine Chance bei uns einen Platz zu finden.
Da klingt aber in dem Fall ziemlich nach einem "selber Schuld, kein Mitleid". Mal ehrlich, ist das Ziel von denen ehemaligen studierenden eine Pension zu geben? Macht doch irgendwo dann auch keinen Sinn sich da einzugrenzen und dann noch mies zu bezahlen und schlechte Arbeitsbedingungen zu haben.

Als wir noch ein kleine Bude mit 20 Leuten waren gab's noch Quereinsteiger jetzt sind wir ein Teil einer großen Firma, die bezahlt nach objektiven Kriterien wie Hays, Verdi etc.
Ich verstehe das zwar, dass so "objektive Kriterien" verwendet werden, finde auch die Intentionen gut, aber die Sache ist, dass diese Kriterien schnell einmal Humbug werden. Das habe ich schon mal wo mitbekommen. Da gab's ein Bewerbungsgespräch, die Leute waren ziemlich begeistert, nachdem die ein paar Interview-Projekte gemacht haben und er mal mit dem Team gearbeitet haben, haben ihm eine Position für eine Abteilung angeboten und so weiter. Er hat eine mündliche Zusage bekommen, etc. Dann ist HR hergekommen und hat so nach den Details gefragt, hat den laut objektiven Kriterien (kein Scherz) als Junior kategorisiert, wollte entsprechend bezahlen. Die Anderen sind dann vor Scham rot angelaufen. Oh und ein Dienstzeugnis musste auch noch gebracht werden, weil alles seine Ordnung haben muss. Ist dann erst Wochen oder Monate später passiert. Irgendwie haben sie dann doch noch tricksen können, dass der "Junior" dann formell Junior blieb, aber so halb-leitend tätig war.

Hab's schräg gefunden, dass der das mitgemacht hat. Aber kann ja nicht in Leute reinschauen. Ich frage mich bei solchen Unternehmen immer wie die überleben, aber da sieht man mal war wie viel Glück da eine Rolle spielt. Die waren ein paar mal zur richtigen Zeit am richtigen Ort, haben deshalb lukrative Verträge geschlossen und sind dementsprechend gut gepolstert. Aus Partnerseite funktioniert es gut genug, man ist eingespielt und es wäre ein Verlust da jemanden anzusetzen, um das zu evaluieren. Da geht's eher um einen Bruchteil.

Das Unternehmen hat deshalb grandiose Referenzen. Die Leute dürften hauptsächlich auf Grund der Stabilität und eher laxeren Arbeitsweise bleiben. Bezahlung und HR sind wohl ein Manko, aber wenn der Rest passt dann ist das wohl für viele Leute genug. Die starren (sinnbefreiten) Strukturen werden wohl durch Chaos in den Teams und Abteilungen ausgeglichen.

Ich weiß, das sind jetzt alles Anekdoten, aber es ist an der Praxis und der Realität orientiert. Es bringt meines Erachtens nicht viel, wenn man da zu sehr abstrahiert. Da kommt man dann schnell vom Realen ab. Da spielen extrem viele Faktoren mit rein. Man kann da schon pauschal sagen, ein Uni-Abschluss ist auf jeden Fall eine gute Sache, aber ich glaube der Thread-Ersteller wird sich dessen bewusst sein. Es gibt aber auch viele Situationen wo man effektiv umsonst studiert hat. Zumindest von dem was ich so gesehen habe ist das viel häufiger der Fall als nicht. Dieses geballte Wissen das man bekommt und das gut und wichtig ist ist halt meist nur ein Teil von dem was man dann in dem Job indem man landet macht, das Wissen dass man sich aneignet wo man hin will kann man sich häufig auch anders aneignen und weil hier oft von "wenn man älter ist" geredet wird. Entweder geht es hier um Wissen das einigermaßen frisch geblieben ist, dann hat man das in der Zeit schon auf über-Uni-Ausmaß perfektioniert oder man kann sich eher dunkel daran erinnern, dann muss man sich das eher ohnehin neu anwerben.

Das Lernen ist ohnehin noch ein Thema für sich. Ob man auf einer Uni, selbständig, im Job oder irgendwie anders am Besten lernt ist was anderes. Was immer wichtig ist, ist nicht nur auf Tests hin zu lernen, in Übung zu bleiben und nicht gleich wieder alles zu vergessen. So "ja, hab ich zuletzt an der Uni gemacht"-Sätze höre ich doch recht häufig. Was das effektiv bedeutet ist dass man keine Ahnung davon hat, eben weil seither vergessen. Sachen aufschnappen ist zwar schön und gut, aber dafür braucht man echt keine Uni.

Letzte Sache: Das soll nicht heißen, dass ich jemandem von einer Uni abraten würde und das heißt keinesfalls dass es nicht deutlich schlechtere Lebenswege gibt. Wenn ich sehe, dass jemand auf einem Code-Camp oder ähnliches gemacht hat ist das eher ein schlechtes Zeichen. Da kenne ich noch keine Ausnahmen bzgl. dem was Kamikaze geschrieben hat.
 
Das Informatikstudium war wiederum sehr theorielastig. Im Prinzip (auch wieder überspitzt) konnte man durchs Studium kommen ohne eine Zeile Code zu schreiben. Das heißt nicht, das man im Studium nix (nützliches) gelernt hat. Aber allein durchs Studium wurdest Du halt kein Softwareentwickler. Und es gab tatsächlich Absolventen die dann in der Praxis erhebliche Probleme hatten. …
Der Praxisanteil ist gut für die Motivation und um sich die Hände mal schmutzig zu machen, letzteres halte ich auch für sehr wichtig.

Aber nicht nur ich sondern auch das Gros meiner Kommilitonen programmierten schon vor dem Studium und während die Programmiersprachen von damals wie Turbo Pascal, Delphi, Java und PHP für mich keinerlei Relevanz mehr haben ist alles Theorie Wissen von damals immer noch genauso nützlich und wertvoll. Der praktische Teil verliert halt an Relevanz und hat über praktische Erfahrung sammeln keinen Wert. Das Problem sehe ich vor allem bei Leuten aus der Berufsakademie, die halt super Namespaces schachteln können aber die Erkenntnis das man in ein bis zwei Wochen kompetenz in einer anderen Programmiersprache erlangen kann ist zu denen noch nicht vorgedrungen, weil sie glauben es gäbe die eine, beste Antwort auf alle Fragen.

Natürlich gibt es ein paar Dinge über die man nach dem Studium erst mal hinwegkommen muss. Objektorientiert ist nicht die Antwort auf alles, funktional auch nicht. Wenn man beides kann ist man auf jeden Fall besser dran, die nächste Sau wird bestimmt auch noch durchs Dorf getrieben und wenn man die Propheten ignoriert die das blaue vom Himmel versprechen kann man sich von jedem Trend etwas mitnehmen und ein vielseitiger, flexibler Programmierer werden, der viele unterschiedliche Ansätze versteht und umsetzen kann. In vollem Bewusstsein der Vor- und Nachteile. Das ist etwas was keine Ausbildung liefern kann, das muss man selber machen. Aber theoretische Grundlagen sind für die Ewigkeit.
 
Der Praxisanteil ist gut für die Motivation
Das stimmt. Die Erfahrung habe ich auch gemacht.

Aber nicht nur ich sondern auch das Gros meiner Kommilitonen programmierten schon vor dem Studium
Ja. War bei mir ähnlich. Ohne dem hätte ich auch gar nicht in Erwägung gezogen ein Informatik-Studium zu beginnen (mir war auch klar, das es kein "Programmierkurs" ist aber genau das war für mich der Anreiz; nämlich die theoretische Seite zu beleuchten).
Ich bin ja immer wieder fasziniert davon, wenn irgendwelche Leute in ein Informatik- oder ähnlich gelagertes Studium reinrutschen und vorher nie eine Zeile Code geschrieben haben.

damals wie Turbo Pascal
Nix gegen Turbo Pascal. :-)
Turbo Pascal kam ja bei mir vor C und ich war dann einigermaßen erschüttert als ich das erste Mal mit der C-Welt konfroniert wurde. Empfand ich als klaren Rückschritt.

Der praktische Teil verliert halt an Relevanz und hat über praktische Erfahrung sammeln keinen Wert.
Ja. Man sammelt mit der Praxis auch viel theoretisches Wissen auf. Wenn Du dann irgendwie mit Programmiersprache XYZ neu zu tun kriegst und da irgendwelche Konzepte sind die man dann schon von früher kennt. Die Syntax ist zwar anders, aber dadurch das Du (schon einmal) begriffen hast wie es funktioniert, ist es dir dann auch leicht zugänglich.

Man hat halt dann den Effekt, den Du beschrieben hast. Man kommt gut in neue Programmiersprachen rein.

Objektorientiert ist nicht die Antwort auf alles, funktional auch nicht.
Ja. Dummerweise gibts halt viele Programmiersprachen, die einen bestimmten Stil arg bevorzugen, wenngleich das besser geworden ist.

In vollem Bewusstsein der Vor- und Nachteile.
Ja. Das geht leider Vielen ab.
Aber das ist auch eine Sache die man erst mal lernen muss.
Oft negiert man mögliche Nachteile, weil man die als etwas Negatives empfindet und die deshalb eigentlich gar nicht haben will.
Dann dahin zu kommen, das man sagt "ja ok; das hat ganz konkrete handfeste Nachteile aber insgesamt kann es dann trotzdem eine gute Lösung gegenüber möglichen Alternativen darstellen" das muss man halt auch irgendwie schaffen.
Und da sind wir auch gleich schon thematisch bei Deinem nächsten Satz:
Das ist etwas was keine Ausbildung liefern kann
Ja. Da können allenfalls Grundlagen gelegt werden. Man darf sich nicht der Illusion hingeben, das man mit abgeschlossener Ausbildung sein Handwerk beherrscht.
 
@Azazyel und @darktrym Sehe ich ähnlich. Mich macht immer wieder stutzig was auf internen und externen Stellenauschreibungen gefordert wird, man aber weiß, was die Personen auf so einer Stelle momentan haben und können.

Das ist eine ebenso intelligente wie zynische Strategie der Personalabteilung, damit ihr keiner ans Bein pinkeln kann:
  • Grundsätzlich: eine unbesetzte Stelle ist erstmal ein Schmerz der jeweiligen Fachabteilung, nicht der Personalabteilung.
  • Je irrwitziger die Ausschreibung, desto weniger Bewerbungen und desto weniger Stress für die Personalabteilung.
  • Erfüllt ein Kandidat tatsächlich die absurd hohen Voraussetzungen, macht er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einen guten Job. Für den unwahrscheinlichen Fall, das er das nicht tut, kann die Personalabteilung immer die Verantwortung auf Dritte abschieben: "Der Mitarbeiter hatte doch Studium/Promotion/Zertifizierung von ${NAMHAFTE_EINRICHTUNG} - wer hätte das ahnen können, dass der versagt?"
  • Kommt doch mal ein normaler passabler Kandidat vorbei, der 80% der ausgeschriebenen Anforderungen (und damit rund 120% der tatsächlichen Anforderungen) erfüllt, kann man den schwarzen Peter der Entscheidung der Fachabteilung zuschieben. Versagt der neue Mitarbeiter, ist die Personalabteilung fein raus: "Wir wollten ihm absagen, aber ihr als Fachabteilung wolltet ihn ja unbedingt haben."
  • Gefällt der Personalabteilung die Nase des Bewerbers nicht und lehnt sie ihn einfach ab, bleibt die Stelle halt unbesetzt - die Personalabteilung kann ja nichts dafür, dass gerade Fachkräftemangel herrscht. ;)
Egal was passiert, die Personalabteilung hat immer eine saubere Weste. :ugly:

Ja. Da können allenfalls Grundlagen gelegt werden. Man darf sich nicht der Illusion hingeben, das man mit abgeschlossener Ausbildung sein Handwerk beherrscht.

Damit trennt sich in meiner Erfahrung auch später die Spreu vom Weizen: wer sich privat für Programmierung interessiert und Zeit und Energie investiert, wird irgendwann mal zumindest ein passabler Programmierer. Lücken im theoretischen Wissen lassen sich im Selbststudium beheben. Mangelndes persönliches Interesse aber führt früher oder später unweigerlich dazu, dass man den Anschluss verliert (oder nie findet).
 
Ich möchte als jemand, der eine Weile im Hiring involviert war noch eine Sache anmerken, bzgl. hoher Anforderungen. Es stimmt sicher was du schreibst, allerdings führt die Strategie der hohen Anforderungen nicht unbedingt zum Ziel. Da bekommt man Leute mit großer Selbstüberschätzung. Habe das mal miterleben dürfen.

Im Endeffekt müsste man jede Person ein kleines Projekt machen lassen. Habe Leute gesehen, die laut Lebenslauf die letzten X Jahre genau im gesuchten Feld gearbeitet haben, vielleicht sogar als Senior und dann eine Mini-Aufgabe bekommen einfach um dann drüber reden zu können, mit freier Tool-Wahl, mit der Möglichkeit Fragen zu stellen, einfach am eigenen Rechner, genug Zeit haben um das eigentlich komplett ohne Know-How ergoogeln zu können und trotzdem komplett scheitern.

Die Erfahrung deckt sich aber mit dem oben schon ausgiebig beschriebenen "Wie kann die Person einen Studienabschluss in Informatik haben?". Also ich rede da nicht von Sachen, dass jemand ein Tool nicht kennt oder so. Ich meine wirklich Basics. Sowas wie wissen, dass Gleitkommazahlen-Arithmetik nicht exakt ist oder Effizienz von Algorithmen abschätzen zu können, vielleicht einen Hoch von Wissen zu Security zu haben.

Ich war mal bei Job-Interviews für ein Unternehmen. In der Ausschreibung stand "Kenntnisse im Bereich Security und Kryptographie". Die Anzahl der Kandidaten, die die Frage "Was ist ein Public Key?" (oder Variationen davon) nichts anfangen konnten war erschreckend. Wir haben bei der Frage auch öfters mal nachgehakt, ob man schon mal von asymmetrischer Kryptographie gehört haben. Aber wirklich kein Schimmer. Waren wenn ich mich recht erinnere alles Leute mit Uni-Abschluss in Informatik.

Bin auch schon über lustige Stellenausschreibungen gestolpert, bzw. hat schickt mir die ein Bekannter gerne mal, der Kurse gibt und auf dem Laufenden bleibt was Unternehmen so Suchen. Klassiker ist so 10+ Jahre Erfahrung in fünf Jahre alter Technologie.

Aber alles in allem bedeutet das, dass man bei Ausschreibungen nicht zu genau lesen darf, wenn man einen Job haben will. Es gibt da nämlich auch die andere Seite, wo man selbst mit den höchsten Anforderungen Leute in Interviews hat, die vielleicht schon mal in der Zeitung von dem Job gelesen haben und das scheinbar als ausreichende Qualifikation sehen.

Ist aber ein ziemlicher Augenöffner. Also falls jemand unter dem Imposter-Syndrom leidet: Ihr seid wahrscheinlich weit über dem Durchschnitt.
 
Ohne Ausbildung oder Nachweis der eigenen Fähigkeiten wird es schwer einen Job im Bereich Informatik oder Programmierung zu bekommen. Aber unmöglich ist es nicht. Den normalen Bewerbungsweg kann man sich dabei wohl aber sparen. Wenn jemand etwas kann auch ohne Ausbildung oder Studium, dann könnte man sich in einer Firma zwecks Praktikum vorstellen und im Zuge dessen zeigen das man die Aufgaben problemlos lösen kann. Wenn man dann gute Arbeit leistet, dann sehe ich keinen Grund warum eine Firma dann sagen sollte "Ohne Abschluss keine Job". Natürlich gibt es auch Bereiche in denen man alleine wegen der Haftung Fähigkeiten nachweisen muss, aber wenn man den Fuß einmal im Unternehmen hat, dann sollte es an einer Qualifizierung/Weiterbildung ja nicht scheitern. Zumal so etwas auch von den Jobcentern gefördert werden kann.

Nur diese Idee ohne Referenzen sofort einen Spitzenposten zu bekommen ist unrealistisch.
 
Ich habe noch nie einen Job über den offiziellen Weg über die Personalabteilung bekommen. Aufgrund meiner (fehlenden) offiziellen Ausbildung hätte ich wahrscheinlich auch nie einen der Jobs bekommen, hätte ich mich normal beworben - ich hätte auch nicht mal wirklich Lust mich in so einem offiziellen Bewerbungsverfahren zu sein. Ganz früher war ich mal in einem Assessment Center von einem größeren Unternehmen, meine Güte, das grenzt ja schon fast an Psychofolter...
Wie schon geschrieben sind offene Stellen erst mal nicht das Problem der Personalabteilung sondern der Fachabteilung. Fast überall gilt: Wenn die Fachabteilung jemanden explizit haben will, wird die Personalabteilung diesen Vorschlag nahezu nie ablehnen (da, wie auch schon geschrieben, diese dann in jedem Fall fein raus ist).
Damit Dich jemand aus der Fachabteilung unbedingt haben will, muss diese Person Dich natürlich kennen.
Ich hab früher (ich weiß nicht ob das heute noch geht) oft Schulungsanbieter abgeklopft und nach freien Plätzen in demnächst (1-2 Tage) startenden Schulungen gefragt, die Sie mir quasi zum "Selbstkostenpreis" geben wollten. Hat oft geklappt und ich habe viele Leute aus dem Fach (und auch über das Fach) kennen gelernt.
Auch gut waren immer Fachmessen. An günstige oder kostenlose Karten kommt man ja immer ran. Und oft sieht man da ja die gleichen Personen immer.
Wie überall im Leben kann man Qualifikationsnachteile durch Engagement locker wettmachen. Aber eins von beiden braucht man halt
 
Bin auch schon über lustige Stellenausschreibungen gestolpert, bzw. hat schickt mir die ein Bekannter gerne mal, der Kurse gibt und auf dem Laufenden bleibt was Unternehmen so Suchen. Klassiker ist so 10+ Jahre Erfahrung in fünf Jahre alter Technologie.

Wobei dieser Irrsinn erklärbar ist: viele Unternehmen haben eine ziemliche Starre Progression der Mitarbeiter. Den Titel Senior kriegst du z.B. nach 12 Jahren automatisch. Wenn das Unternehmen jetzt einen erfahrenen Mitarbeiter - mindestens Senior - für $NEW_TECHNOLOGY sucht, landet halt in der Stellenanzeige 12 Jahre Erfahrung mit $NEW_TECHNOLOGY als Voraussetzung.

Oder wie man in Deutschland sagt: "Das ist im Prozess nicht vorgesehen." :ugly:

Ist aber ein ziemlicher Augenöffner. Also falls jemand unter dem Imposter-Syndrom leidet: Ihr seid wahrscheinlich weit über dem Durchschnitt.

Wer privat in einem IT-Forum unterwegs ist, muss sich wenig Sorgen machen. :cool:

Auch gut waren immer Fachmessen. An günstige oder kostenlose Karten kommt man ja immer ran. Und oft sieht man da ja die gleichen Personen immer.

Meetups und Barcamps. Man lernt viel dazu und hat die ungefilterte Stellenbörse gleich mit dabei. :D
 
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