Entscheider und Entscheidungen

nickers

Well-Known Member
TS hat mich mit einem Beitrag im NetBSD-Logo-Thread zu einer Antwort animiert und weil ich den anderen Thread nicht völlig zerfleddern wollte gibts meinen Beitrag hier.

Nach welchen Kriterien treffen Entscheider Entscheidungen?

ts schrieb:
Wenn heutezutage ein Entscheider von sich aus nach dem Logo unteilt der ist eh verloren.
Eine Entscheidung wird im Zusammenhang mit Personal getroffen die wissen ob die Anforderungen oder die zukünftige Ausrichtung passt.

TS kennt definitiv die besseren Entscheider. Die die ich kenne kümmern sich nämlich einen Dreck um Fakten und technische Daten und aktuelle Gegebenheiten, die kennen nur Geld. Und da "entscheidern" die dann so Sachen wie:

"Wir ersetzen unser Lotus-System durch MS-Exchange, weil das besser zu unserer Windows-Everywhere-Strategie passt. Und alle Gegenargumente und Alternativen interessieren uns nicht."
Wir erwarten jetzt mit Spannung das neue System und kleben schonmal vorsichtshalber Briefmarken auf Vorrat, man hat ja Erfahrung mit der ausgelagerten Konzern-IT-Abteilung :-)

oder

"Unsere dezentral verteilten Fileserver werden alle auf einem zentralen Server zusammengefasst, das erleichtert die Administration und kostet weniger!"
Das ist ein tolle Idee und funktioniert auch ganz gut, ... nachts um drei wenn in China Stromausfall ist.
Zwischen 7 und 17 Uhr MEZ, wenn 70% der Mitarbeiter arbeiten und SAP, Mail, Web und Messdaten die dünnen Leitungen zur Zentrale belegen, kannst Du während der Ladezeiten von irgendeinem Dokument bequem genug Kaffee trinken, um die nächsten vierzehn Tage nicht mal an Müdigkeit zu denken, Kaffee mahlen und aufbrühen inklusive.
Die dezentralen Server an den einzelnen Standorten hatten wir nämlich nur, weil wir zu dumm waren eine ordentliche zentrale Lösung zu konzipieren :-)

oder

Sasser ist in the wild und schreckt auch nicht vor'm Intranet zurück. Natürlich haben alle Rechner, die von der verehrten Superauskenner-Outsourcing-IT-Firma administriert werden einen Virenscanner installiert und der erkennt auch Sasser. Nur leider gab es auf 20% aller Rechner im Konzern einen Konflikt zw. Virenscanner und irgendeinem mir nicht bekannten Programm, was bei den Verantwortlichen zu der Entscheidung führte den Virenscanner eben nicht laufen zu lassen. Und natürlich ist auch Patchen ein Fremdwort, das Sasser-Problem und der MS-Fix waren ja erst 4 Wochen alt, als wir das Problem hatten.
Also starteten sich in den nächsten 8 Tagen immer mal wieder einzelne Rechner neu, weil lsass den Geist aufgab.
Die naheliegendste Lösung, nämlich einfach die infizierten Rechner vorrübergehend vom Netz zu nehmen, schien wohl nicht praktikabel und es dauerte nur weitere 4 Wochen bis man das Problem dann endgültig gelöst hatte.
(Das hat sich auch bis heute nicht gebessert, ich habe nach wie vor eine Liste mit Sicherheitsproblemen zu liegen, die die heilige ausgelagerte IT-Abteilung einen Sch*** interessieren. Wir Dorf-Admins haben von sowas ja keine Ahnung.)
Das spezielle Problem hat natürlich nichts mit den Entscheidern an sich zu tun, aber am Ende haben eben diese sich ja für die Firma entschieden, die jetzt unsere Rechner (nicht) administriert.
btw: Alle Rechner die wir selbst (also die "Dorf-Admins") verwalten, waren nicht von den Sasser-Problemen betroffen. Dies lag wohl nicht zuletzt daran, das wir versuchen uns um unsere Systeme zu kümmern und ausserdem eine Monokultur verhindern konnten und nicht alles mit WinXP betreiben.

Zu guter Schluss, ich habe keine Ahnung nach welchen Kriterien Entscheider entscheiden, es ist mir einfach ein Rätsel.
Aber ein Blick auf die Webseiten unserer 20000-Mann-IT-Firma gibt mir zumindest einen kleinen Hinweis.
Dort wirbt man mit Kompetenz, Sicherheit und weiss der Geier was noch alles. Lauter schöne Sprüche die Entscheider-Herzen höher schlagen lassen.
Ja, wahrscheinlich ist eine gut designte Webseite mit markigen Sprüchen verkaufsfördernder als alle technische Daten und belegbare Zahlen dieser Welt.
 
Je nach Branche, Firma, Entscheider spielen auf jeden Fall folgende Faktoren eine Rolle:

- Betriebskosten (fixe und variable)
- Nennung bestimmter Schlagwörter ("Haben wir unsere IT schon auf XML umgestellt ?")
- Vitamin B, z.B. wenn große Konzerne wie Siemens (-> BMW, -> Peugeot) und IBM (-> Banken) genereller Ansprechpartner und "Berater" in Sachen IT sind, haben natürlich nur bestimmte Produkte eine Chance
 
nickers schrieb:
TS hat mich mit einem Beitrag im NetBSD-Logo-Thread zu einer Antwort animiert und weil ich den anderen Thread nicht völlig zerfleddern wollte gibts meinen Beitrag hier.

Nach welchen Kriterien treffen Entscheider Entscheidungen?



TS kennt definitiv die besseren Entscheider. Die die ich kenne kümmern sich nämlich einen Dreck um Fakten und technische Daten und aktuelle Gegebenheiten, die kennen nur Geld. Und da "entscheidern" die dann so Sachen wie:

"Wir ersetzen unser Lotus-System durch MS-Exchange, weil das besser zu unserer Windows-Everywhere-Strategie passt. Und alle Gegenargumente und Alternativen interessieren uns nicht."
Wir erwarten jetzt mit Spannung das neue System und kleben schonmal vorsichtshalber Briefmarken auf Vorrat, man hat ja Erfahrung mit der ausgelagerten Konzern-IT-Abteilung :-)

oder

"Unsere dezentral verteilten Fileserver werden alle auf einem zentralen Server zusammengefasst, das erleichtert die Administration und kostet weniger!"
Das ist ein tolle Idee und funktioniert auch ganz gut, ... nachts um drei wenn in China Stromausfall ist.
Zwischen 7 und 17 Uhr MEZ, wenn 70% der Mitarbeiter arbeiten und SAP, Mail, Web und Messdaten die dünnen Leitungen zur Zentrale belegen, kannst Du während der Ladezeiten von irgendeinem Dokument bequem genug Kaffee trinken, um die nächsten vierzehn Tage nicht mal an Müdigkeit zu denken, Kaffee mahlen und aufbrühen inklusive.
Die dezentralen Server an den einzelnen Standorten hatten wir nämlich nur, weil wir zu dumm waren eine ordentliche zentrale Lösung zu konzipieren :-)

oder

Sasser ist in the wild und schreckt auch nicht vor'm Intranet zurück. Natürlich haben alle Rechner, die von der verehrten Superauskenner-Outsourcing-IT-Firma administriert werden einen Virenscanner installiert und der erkennt auch Sasser. Nur leider gab es auf 20% aller Rechner im Konzern einen Konflikt zw. Virenscanner und irgendeinem mir nicht bekannten Programm, was bei den Verantwortlichen zu der Entscheidung führte den Virenscanner eben nicht laufen zu lassen. Und natürlich ist auch Patchen ein Fremdwort, das Sasser-Problem und der MS-Fix waren ja erst 4 Wochen alt, als wir das Problem hatten.
Also starteten sich in den nächsten 8 Tagen immer mal wieder einzelne Rechner neu, weil lsass den Geist aufgab.
Die naheliegendste Lösung, nämlich einfach die infizierten Rechner vorrübergehend vom Netz zu nehmen, schien wohl nicht praktikabel und es dauerte nur weitere 4 Wochen bis man das Problem dann endgültig gelöst hatte.
(Das hat sich auch bis heute nicht gebessert, ich habe nach wie vor eine Liste mit Sicherheitsproblemen zu liegen, die die heilige ausgelagerte IT-Abteilung einen Sch*** interessieren. Wir Dorf-Admins haben von sowas ja keine Ahnung.)
Das spezielle Problem hat natürlich nichts mit den Entscheidern an sich zu tun, aber am Ende haben eben diese sich ja für die Firma entschieden, die jetzt unsere Rechner (nicht) administriert.
btw: Alle Rechner die wir selbst (also die "Dorf-Admins") verwalten, waren nicht von den Sasser-Problemen betroffen. Dies lag wohl nicht zuletzt daran, das wir versuchen uns um unsere Systeme zu kümmern und ausserdem eine Monokultur verhindern konnten und nicht alles mit WinXP betreiben.

Zu guter Schluss, ich habe keine Ahnung nach welchen Kriterien Entscheider entscheiden, es ist mir einfach ein Rätsel.
Aber ein Blick auf die Webseiten unserer 20000-Mann-IT-Firma gibt mir zumindest einen kleinen Hinweis.
Dort wirbt man mit Kompetenz, Sicherheit und weiss der Geier was noch alles. Lauter schöne Sprüche die Entscheider-Herzen höher schlagen lassen.
Ja, wahrscheinlich ist eine gut designte Webseite mit markigen Sprüchen verkaufsfördernder als alle technische Daten und belegbare Zahlen dieser Welt.

Hallo nickers,

du hast Recht, bei einigen Entscheidern werden natührlich auch strategische Entscheidungen getroffen, die meist für die arbeitende Bevölkerung ;) schlechtere Ergebnisse bringen.
Gerade diese Entscheider haben oft von der Technik keine Ahnung und wollen deswegen auch nichts davon wissen.
Zum Glück habe ich mit den "technischen Entscheidern" zu tun. :D
Bei denen wird eben so entschieden: Nachdem das Projekt umgesetzt ist und das Geld ausgegeben, muss die Funktion vorhanden sein.

- Thomas
 
Ich formuliere das Ganze mal sehr abstrakt und auf alle Entscheidungen bezogen, ganz generell:

1. Es ist eine Frage der Prioritäten (wie wichtig ist mir die Sache). Ist die Sache marginal oder ist sie z.B. fürs Überleben wichtig (sowohl der Firma als auch mein eigener Sessel).

2. Es ist eine Frage der Kompetenz (hat der Entscheider/Berater/whoever) ausreichende Sachkenntnis.

3. Wer trägt die Konsequenzen bzw. wer "bezahlt" dafür im doppelseitigen Sinne. Das ist dann wiederum eine Frage der Machtverhältnisse bzw. der Eigentumsverhältnisse. Der Inhaber/die Inhaber einer kleinen Firma, die jede Entscheidung am eigenen Geldbeutel spüren, werden ganz andere Verhaltensweisen an den Tag legen als die Manager einer Milliardenfirma, die selbst bei eklatanten Fehlentscheidungen nicht ihr eigenes Geld verbraten haben, sondern noch mit einer satten Abfindung das Unternehmen verlassen können.

4. Dann sind da noch die nicht ganz unwichtigen persönlichen Belange. Wer schläft mit wem? Wer ist der persönliche Feind von wem? Wer bevorzugt was, weil er es schon seit 20 Jahren nicht besser kennt? Wer akzeptiert aus Eitelkeit irgend etwas Besseres nicht, weil er nicht genügend Courage hat? usw. usf.

5. Was sagen irgendwelche Vorschriften, Gesetze etc. zu irgendeinem Punkt und werden diese richtig interpretiert?

Die Aufstellung ist sicherlich nicht vollständig, aber ich denke, daß jeder merkt, in welche Richtung es geht. Grössere Entscheidungen sind immer komplex und die Gefahr des Scheiterns ist immens hoch, deswegen scheitern sie ja auch meist oder sind nur suboptimal. Mit der eigentlichen Sache haben die wenigsten Entscheidungen ewas zu tun, es sei denn es gibt wirklich rein naturwissenschaftlich-mathematisch oder betriebswirtschaftlich definierte Dinge. Und selbst dann passiert es noch recht häufig.

Nur meine 2 cents ;)
 
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