Occupy GPL

Hallo,
Und von wegen, hach, was hat gpl uns alles Gutes gebracht! Bullshit. Wir haben auch schon in den 80ern Code getauscht oder frei zur Verfügung gestellt. Lizenz? "Wenn's dir nützt fein. Aber Ansprüche mir gegenüber: Null." War nie ein Problem.
In den 80ern und zu diesen Konditionen habe ich auch Software entwickelt. Es war natürlich überhaupt kein Problem so zu verfahren, weil damals die Welt für große Softwareschmieden in Ordnung war. Die paar Hanseln konnten den Großen nicht ans Bein pinkeln. Doch die Zeiten haben sich für die großen Schmieden geändert: OpenSource ist plötzlich zu einer Bewegung geworden, die in direkter Konkurrenz zu den großen Softwareschmieden steht und damit gab/gibt es ein Problem. Und dieser Bewegung versuchte man mit Code-Klau den Garaus zu machen - erfolglos, weil OpenSource mit Lizenzen (GPL bzw. BSD) zurückgeschossen hat.
Im übrigen ist die gpl durch und durch amerikanisch geprägt. Wir haben ein ganz anderes Rechtssystem. So universal, wie immer getan wird, ist die gpl gar nicht bzw. nur aus usa Sicht ("WIR sind die Welt").
Hmmm. Liegt das nicht in der Geschichte der GPL begründet? Wäre das Lizenzmodell in Deutschland entwickelt worden, hätte die GPL auch überwiegend deutsche Züge

Man möge mir mal erklären, was uns die gpl - zu attraktiven Konditionen und angemessen! - gebracht hat, was wir mit BSD nicht hätten haben können. So wie ich es sehe, kriegen wir von BSD lizenz Anhängern im Schnitt weit mehr guten Code zu weniger Bedingungen, während das gpl infested Zeug im Schnitt schlechter ist aber mehr Forderungen stellt.
Ich denke nicht, dass die Code-Qualität proportional zum Lizenzmodell ist. Die Code-Qualität ist doch wohl eher vom Entwickler abhängig, als vom Lizenzmodell, aber ich kann mich auch irren...

Schon interessant: hier verläuft die Diskussion nach dem gleichen Schema wie in der Mailingliste zu Emacs - nur mit anderem Vorzeichen:D

Grüßle

JueDan
 
Aber da du es schon erwähnst, die GPL schützt uns vor so einem Verhalten nicht, systemd selbst ist GPL lizensiert und wirkt dennoch einschränkend.

Das stimmt so nicht. systemd ist LGPL2.1+
http://de.wikipedia.org/wiki/Systemd

Insgesamt hat die GPL für die freie Software und Opensource im Allgemeinen meiner Meinung nach viel getan. Das es jetzt hier mal gezanke gibt, ist doch kein Grund die GPL komplett über Bord zu werfen. Auch FreeBSD hat von der GPL profitiert. Siehe die Zeit, als der gcc Systemcompiler war und der clang lange nicht soweit war. Das ist noch nicht allzulange her ...

https://wiki.freebsd.org/BuildingFreeBSDWithClang
An unmodified FreeBSD head and stable/9 can completely be built by clang! (Note that you still need to setup /etc/make.conf or /etc/src.conf properly, see below for the details.)

Gruß
Georg
 
Also Ideologie wird man kaum groß. Allein schon, dass was eine Lizenz hat hat viel mit Ideologie zu tun und auch Technologien selbst haben viel Verwebung mit Ideologie. Da kommt man nicht wirklich dran vorbei. Auch Code zu machen der Closed oder Open Source hat viel mit der Weltanschauung die man hat zu tun, genauso wie jede andere Handlung auch. Auch bestimmten Ideologien wenig Wert beizumessen ist ideologisch. Das liegt schlicht und ergreifend daran, dass man ohne Weltanschauung wenig Grund zum Handeln hat. Man baut mit weil man Spaß hat, dann ist man vielleicht der Hedonist, oder man baut mit weil man die Welt damit ein wenig besser machen will, als Idealist oder weil man was lernen will. Da schwebt immer ein gewisses Weltbild dahinter.

Ist genauso wie bei deinem Job. Den kannst du machen, weil du Spaß dran hast, die Welt verbessern willst, was lernen willst, weil du Geld brauchst, entweder um deine Familie zu ernähren oder weil du dir das neue iPhone kaufen willst.

Ich stimmte voll und ganz zu, dass die GPL das zur Spitze treibt und RMS das so wichtig ist, dass ihn das paranoid macht. Es gibt auch viele Gründe die GPL zu nehmen. Es gibt wie oben beschrieben Unternehmen, die mit GPL und alternativer kommerzieller Lizenz gut fahren. Es gibt Leute, die wählen GPL einfach weil es alle tun, weil die die Idee mögen, manche die die Lizenz verstehen und andere, die das nicht tun. Die GPL wirkt soweit ich das sehe, so wie sie gedacht war nämlich Closed Source und Patenten, bzw. generell geschlossenen Systemen möglichst wenig zu unterstützen bzw. ihnen effektiv Land abzugraben. Dazu wurde sie eben "infektiös" gestaltet, was eben so Sachen wie OpenWRT quasi ermöglicht hat.

Vor ein paar Jahren habe ich GPL aktiv vermieden und bin ihr effektiv ausgewichen. Meiner Meinung nach sind die Leute in letzter Zeit ziemlich gut darin das zu wählen, was sie wirklich wollen. Ich sehe vieles was auf MIT oder GPL umgestellt wird um auch für Unternehmen spannend zu sein, einen Standard zu schaffen, oder ähnliches. Ich sehe die GPL mittlerweile am absteigenden Ast. Das mag subjektiv sein, aber viele Projekte die groß werden stehen unter der BSD oder der MIT Lizenz.
 
Ich denke für Open Source allgemein ist die GPL nicht so knülle. Ich glaube einfach nicht daran, dass dieses Weltverbessern durch Zwang funktioniert.

Gut ist die GPL für Unternehmen, die alte Software veröffentlichen wollen ohne Sie damit der Konkurrenz zu schenken. Sie Quake Engines etc.
 
Ich denke nicht, dass die Code-Qualität proportional zum Lizenzmodell ist. Die Code-Qualität ist doch wohl eher vom Entwickler abhängig, als vom Lizenzmodell, aber ich kann mich auch irren...

Interessanterweise hört man vom GPL-Lager die gleiche Aussage zugunsten der GPL. Ohne fundierte Datengrundlage fällt die eine wie die andere Aussage in die Kategorie Wunschdenken. Falls jemand eine Studie mit belastbaren Zahlen zur Hand hat, immer her damit.

Und dem Hörensagen nach raten Anwälte vielen Firmen ja auch von der Verwendung von GPL-Software ab

Kein Anwalt wird dir davon abraten, ein GPL-Programm wie Inkscape zur Erstellung eines Logos zu verwenden.
Der Anwalt wird dir davon abraten, in dein kommerzielles Produkt (A)GPL-Bibliotheken einzubauen.
Bei LGPL wird dich der Anwalt kurz auf die Implikationen hinweisen und ansonsten mit dem Tagesgeschäft weitermachen.

und Venture Capital Firmen durchleuchten Startups u.a. nach solchen "Schwachstellen".

Die Überprüfung sämtlicher Lizenzen gehört zum Alltag bei Firmenbeteiligungen und -übernahmen.
In Startups (und nicht nur dort) wird gerne viel Copy & Paste von Code aus unterschiedlichsten Quellen gemacht. Das kann den Unternehmenswert bei einem beabsichtigten Weiterverkauf sehr schnell schmälern.

Bei Startups ist es ferner in vielen Fällen - sobald "Big Money" involviert ist - vorbei mit Open-Source-freundlichen Unternehmensphilosophien. Die GPL (samt Varianten) erzwingt einen Rückfluss der Verbesserungen an die Community, was vielen VC-Firmen ein Dorn im Auge ist. Proprietäre Erweiterungen, gerne auf Basis von BSD/MIT/Apache-Code, versprechen einen besseren Return on Investment.

Gut ist die GPL für Unternehmen, die alte Software veröffentlichen wollen ohne Sie damit der Konkurrenz zu schenken. Sie Quake Engines etc.

Mein persönliches Fazit: "the right tool for the right job" gilt auch für Lizenzen. Inzwischen verweist auch www.occupygpl.org auf www.choosealicense.com.
 
Interessanterweise hört man vom GPL-Lager die gleiche Aussage zugunsten der GPL.
Sie mögen das tun, wobei es in der Qualitätsfrage kein "zu Gunsten" geben kann.
So frage ich mich nach der Konsequenz. Wäre also proprietäre (und dazu noch kostenpflichtige) Software schon alleine aus diesem Grund "qualitativ schlechteste" Software?
Wie sieht's mit freier Software aus die aber unterschiedlich vertrieben wird? ZB Shareware usw?
Mh, also so trivial kann es ja nun wirklich nicht sein.

Die Überprüfung sämtlicher Lizenzen gehört zum Alltag bei Firmenbeteiligungen und -übernahmen.
Sicherlich, damit beschäftigen sich ganze Heerscharen von Fachanwälten/Begutachtern.

Aber zurück zum Thema : würdest du also sagen, Apple hätte sich gerade eben auch aufgrund der sehr freien BSD-Lizenz für FreeBSD entschieden?
Aber weshalb dann GPL-Implikationen bei OS X wie Bash (oder sind das umlizenzierte Varianten)?

Irgendwie kommt es mir macnhmal so vor, dass man nicht gerne davon spricht.
Aus meiner Sicht sehe ich das neutral.
 
Apple hat sich nie für FreeBSD entschieden. Apple hat Next gekauft und deren OS basiert auf BSD 4.3. GPL war zu diesem Zeitpunkt unbedeutend wie auch der GCC.
 
Apple hat sich nie für FreeBSD entschieden. Apple hat Next gekauft und deren OS basiert auf BSD 4.3. GPL war zu diesem Zeitpunkt unbedeutend wie auch der GCC.
"Nicht dafür entschieden"? Mussten sie, waren sie dazu gezwungen? Klar, NextStep, aber Darwin . . . ?

Aber schon klar, der "heilige" Steve wusste damals nichts davon, der befand sich zu diesem Zeitpunkt ja schliesslich zusammen mit Bill zur Friedenspfeiffe mit spendablem Ausgang wie wir heute wissen . . .

haben sie kein Problem mit der GPL.
Natürlich, können sie ja auch nicht haben.

Hat das etwas damit zu tun . . . http://www.gnu-darwin.org/index.php?page=about

Klar scheint doch : Apple hatte da bei Darwin & OS X recht 'was zusammengezimmert. Dann obendrauf noch Cacco, QickyTime :ugly: und am Schluss mit dem proprietären Schlüssel zusammenbinden . . .
 
Darwin ist NextStep mit ein paar Updates. Apple hatte vorher schon über ein Jahrzehnt verzweifelt nach einem OS gesucht.
 
"Nicht dafür entschieden"? Mussten sie, waren sie dazu gezwungen? Klar, NextStep, aber Darwin . . . ?

Aber schon klar, der "heilige" Steve wusste damals nichts davon, der befand sich zu diesem Zeitpunkt ja schliesslich zusammen mit Bill zur Friedenspfeiffe mit spendablem Ausgang wie wir heute wissen . . .


. . .

Ich erwähne nur mal nebenbei ein paar Stichworte: Next Computer <> Steve Jobs -> Nextstep <> BSD/Mach -> Apple im Eimer -> Steve Jobs als Berater/Retter inklusive Nextstep huckepack anbei -> Mac OS X

Apple mag zwar irgendetwas gesucht haben, Jobs hatte schon seine Pläne im Exil.
 
Sie mögen das tun, wobei es in der Qualitätsfrage kein "zu Gunsten" geben kann.

Der Vergleich könnte durchaus "zugunsten" der ein oder anderen Lizenz ausfallen - egal ob durch mehr Upstream-Patches, höhere Nutzerbasis, motiviertere Entwickler oder was auch immer. Eine Untersuchung ohne ideologische Scheuklappen wäre auf jeden Fall sehr interessant, auch wenn dabei nur rauskommt, dass die Lizenz keinen Unterschied macht.

Wäre also proprietäre (und dazu noch kostenpflichtige) Software schon alleine aus diesem Grund "qualitativ schlechteste" Software?

Keineswegs. Auch das proprietäre Modell hat seine Vorzüge: Entwickler in Vollzeit, professionelle Tester und räumliche Nähe der Beteiligten - alles Faktoren, die sich positiv auf die Qualität auswirken können. Die aber natürlich auch durch Kostendruck, Golfplatz-Entscheidungen und Deadlines leiden kann...

Aber weshalb dann GPL-Implikationen bei OS X wie Bash (oder sind das umlizenzierte Varianten)?

Ursprünglich wurde Mac OS X mit tcsh als Voreinstellung ausgeliefert, was bei den Nutzern auf eher verhaltene Gegenliebe gestoßen ist. Es gab kaum einen Kommandozeilen-Nutzer, der nicht darüber geflucht hat.

und am Schluss mit dem proprietären Schlüssel zusammenbinden...

Apple will keinen GPL-v3-Code haben (Stichwort Patentklausel und Tivoisierung) und schmeißt fleißig GPL-Pakete raus.
 
Kein Anwalt wird dir davon abraten, ein GPL-Programm wie Inkscape zur Erstellung eines Logos zu verwenden.
Der Anwalt wird dir davon abraten, in dein kommerzielles Produkt (A)GPL-Bibliotheken einzubauen.
Bei LGPL wird dich der Anwalt kurz auf die Implikationen hinweisen und ansonsten mit dem Tagesgeschäft weitermachen.
Ich hatte noch überlegt, ob ich auch hier noch einen dicken Relativ-Nebensatz als Einschränkung ranbauen muss. Ich dachte, mit der Einleitung meines Posts, sei klar gewesen, dass es DARUM nicht ging. Ich hatte da geschrieben "wenn man Software mit eigenen Anwendungen bündelt oder erweitert, bzw. Services damit anbietet.". Und da können Anwälte bei (A)GPL dann doch schon kalte Füße bekommen.
 
Wieso soll ein Anwalt nicht davon abraten Inkspace zu verwenden? Kommt in das Endprodukt GPL-Kram rein wirds heikel, das müsste man im Zweifel sich anschauen. Es gibt nicht umsonst die Ausnahmeregel beim GCC.
 
Hier mal eine kleine Anekdote warum auch die BSD Lizenz nicht der heilige Gral ist, für welchen sie manchmal hingestellt wird!

LIDAR: offenes Dateiformat LAS [1] in Bedrängnis

Zum Speichern von Laserscans etwa zur Gebäudevermessung ist das offene Dateiformat LAS verbreitet. Geowissenschaftler aus aller Welt werfen jetzt dem Softwarehaus Esri vor, es wolle dieses Format mit proprietären Erweiterungen aus dem Markt drängen. [2] ...Esri, das mit seinen kommerziellen Geoinformationssystemen einen weltweiten Marktanteil von mindestens 40 Prozent halten soll, propagiert für die Ablage von Scan-Daten aber mittlerweile das hauseigene, proprietäre Format "optimized LAS". Es soll Mängel des Ursprungsformats – großen Platzbedarf durch unkomprimierte Datenspeicherung und schlechte Unterstützung bei wahlfreien Zugriff auf einzelne Datensätze – beheben.... Doch dessen Lizenz lässt es nicht zu, die entsprechenden Funktionen in andere Anwendungen einzubinden.... Es gebe bereits die quelloffene Bibliothek LASzip, mit der sich LAS-Dateien verlustfrei auf ein Zwanzigstel des ursprünglichen Umfangs verdichten ließen, und experimentell habe man auch schon LAS-Dateien mit umsortierten Datensätzen erzeugt, mit denen wahlfreie Zugriffe schneller gelängen....


^^ Genau das ist es, was Richard Stallman mit der GPL zu verhindern versucht! Das er manchmal über sei Ziel hinaus schiesst, ist absolut richtig aber hier sieht man, dass er doch auch Recht hat! Wäre LAS unter der GPL Lizenz und nicht unter BSD, wäre dies nicht so einfach möglich.

Gruss :)

[2] http://www.heise.de/open/meldung/LIDAR-offenes-Dateiformat-LAS-in-Bedraengnis-2609710.html
[1] http://en.wikipedia.org/wiki/LibLAS
 
Ich glaube nicht, dass man ein Dateiformat unter eine Lizenz stellen kann. Höchstens die Spec, wenn man das Reverse-Engineert ist man Safe. Seine RE-Ergebnisse kann man wiederum unter BSDL veröffentlichen.
 
Man kann da nur seine Ergüsse unter möglichst vielen Patenten einbuddeln. Dagegen sind die klassischen Lizenzen BSDL als auch GPL machtlos.
 
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