All die guten ZFS-Eigenschaften, die man unter Umständen ja auch erst mal einbauen muss, brauchen also doch ein gehörig Maß an Wissen und damit Zeit, um sie zu verstehen.
Snapshots kommen auch nicht von selbst zu Stande und wenn wir gerade dabei sind, bei einem Desktop-System, das vielleicht nicht mal jeden Tag für eine oder zwei Stunden läuft, weiß ich nicht so recht, ob sie da überhaupt angebracht sind, weil sie doch auch eine gewisse Zeit brauchen, oder?
Desktop Systeme (von diesen will ich hier zunächst mal nur reden und annehmen, dass sie der typische Einsatz bei einem Enduser sind), bieten auch gegen rm(1) Probleme den von manchen als praktisch empfundenen Papierkorb und es gibt bei rm die Option -i und außerdem ja auch mv(1) als Alternative (mv file-xyz to_my_basket). Natürlich ist klar, das Yamagi nur ein Beispiel setzen wollte und meine Gegenbeispiele sind im gleichen Sinn gemeint.
Snapshots sind indessen keine Redundanz. Geht eine Platte defekt, sind die Snapshots auch weg und so brauche ich jedenfalls zusätzliche Sicherungsmechanismen und dann kann man eben auch ganz gut ohne Snapshots leben, weil man ja eh von den wichtigen Dingen Backups anlegt.
Was ich da sagen möchte: ZFS bringt sicher einige gute Eigenschaften mit, doch wenn ich nur eine Platte im Rechner habe und etwa in einem Notebook, das nur mal gelegentlich für kurze Zeit eingeschaltet wird, dann kann man diese Eigenschaften gar nicht wirklich nutzen.
fsck. Das dauert lange. Es hört sich so an, als müsse man quasi Arbeitstäglich fsck fahren. Ich erinnere mich nicht, wann ich das zum letzten Male musste. Dabei habe ich schlechte Stromnetze und häufige Schwankungen und Ausfälle.
In einem anderen Beitrag habe ich die Ansicht schon mal vertreten, dass es wahrscheinlich nicht das alleinig glücklich machende Dateisystem gibt und je nach individueller Lage immer ein Kompromiss gefunden werden muss. So habe ich von dieser modernen HW, die ZFS einfach wegstecken kann, ohne dass man davon etwas merkt, keine im Einsatz und ich wüsste nicht mal, was ich auf einer 1-TB Platte unterbringen sollte, geschweige denn auf 8-TB. Das sind für mich unglaubliche Zahlen, was da in einem PC an Daten auf einer Platte liegen kann. Mein derzeitiges FreeBSD 10.3-Release braucht bisher etwa 11-GB* und mit Ports etwa 15-GB* und das bedeutet, bis zu 1-TB wäre gigantisch viel Luft für ... ich weiß es nicht.
Also, auf den 15-GB* sind meine wichtigen Daten, Briefe, Mails etc. ja schon enthalten!
Ich fühle mich damit so langsam, wie einer aus der Steinzeit und vielleicht bin ich das auch wirklich (es ist überaus wahrscheinlich und ich glaube sogar, dass ich besonders viel Neandertaler-DNA geerbt habe, doch das ist ein anderes Thema), aber ich will nicht meine HW nun entsorgen, weil es etwas schickes Neues gibt, was ich damit nicht kann. Zumal mir das Neue nichts besser macht, als ich es mit meinem Alten auch habe. Die Betonung liegt darauf, dass es MIR nichts besser macht.
Selbst dann, wenn ich irgendwann mal einen neuen PC kaufe und bessere HW habe, überlege ich mir die Wahl des Dateisystems sehr gut. Nun habe ich ZFS gewählt, weil ich zwei Festplatten im PC habe, die bisher an einem HW-Raid hingen und die ich nun über ZFS zu einem Mirror verbandelt habe, bin aber bei der Performance des Systems (gegenüber vorher) etwas enttäuscht.
Dass ein Desktop PC zwei Festplatten hat, ist vielleicht auch heute noch unüblich.
Das war für mich ein Grund, auf ZFS zu setzen. Und damit kommen wir dann langsam in den Server-Bereich und damit in den professionellen Einsatz.
Während ich als Endnutzer froh bin, einfach von den Vorteilen von ZFS profitieren zu können, ohne dafür viel Aufwand zu betreiben, gilt das auf dem Servergebiet ja nicht. Da muss optimiert werden und da dürfen nur Leute arbeiten, die sich auskennen.
PCs und Betriebssysteme, erst Recht Dateisysteme (ZFS ist mehr, viel mehr) sind nicht mein Hobby und nicht mein Beruf. Ich will nicht und ich werde nicht erst ein Buch lesen, um ZFS zu lernen und besser zu begreifen, weil das meine Zeit unnötig blockieren würde. Ein einfaches Ergebnis, das ist OK. Die man-Page und die Anweisungen im Handbuch, das geht, aber darüber hinaus macht es für mich keinen Sinn, wenn ich alle fünf bis zehn Jahre einen PC neu installiere, Zeit in tiefgründiges Detail-Wissen zu verschwenden. Damit gebe ich mich natürlich auch nicht der Illusion hin, besonders pfiffige Lösungen zu fahren, sondern ich bin mit grundsätzlicher Funktion schon zufrieden.
Auch dies nochmal:
Ein einfacher Endanwender kann ohne tiefere Kenntnisse ZFS einsetzen und erfolgreich nutzen und ich selbst bin so jemand, der für ZFS auch wirklich extrem dankbar ist. Doch ZFS' Möglichkeiten ausnutzen und es wirklich gut einsetzen, das kann man offenbar dann, wenn man tiefere Detailkenntnisse erwirbt, wie sie typischerweise dem Profi vorbehalten sind.
Dass solch ein Profi aus seinem Wissen dann auch die richtigen und passenden Einstellungen für seinen eigenen Desktop-Gebrauch ziehen kann, steht natürlich außer Frage.
Dass er die eine oder andere Einstellung mit uns armen Endnutzern teilt, sei ihm ausdrücklich gedankt.
Trotzdem bleibt die Wahl des Dateisystems eine individuelle Angelegenheit und muss auf den jeweiligen Kontext bezogen werden, zu dem nicht nur HW und Einsatzzweck, sondern auch Wissen und Können des Anwenders gezählt werden muss. Dann macht es für mich durchaus immer noch Sinn, UFS einzusetzen, besonders bei Desktop-Rechnern.
*auf dem ZFS mit lzh4. Ist mir zu spät aufgegangen, also Faktor zwei nemen