Was hat euch zu eurer Wahl bewogen, was wollt ihr nicht mehr missen und wie arbeitet ihr?
Auf diese Fragen werde ich nun etwas umfangreicher antworten.
Ich beziehe mich nachfolgend nur auf FreeBSD 11. Vergleiche mit anderen OS sind daher obsolet.
Unter FreeBSD gibt es alle namhaften Desktop Systeme, die es unter Linux auch gibt. Das gilt ebenso für die reichliche Auswahl von WM.
Zur Auswahl eines Desktop Systems standen Gnome 3 und KDE 4, sowie XFCE, Cinnamon als Gnome 3 Fork sowie der MATE Desktop als Gnome 2 Fork zur Verfügung.
Vorab, ich habe alle ausprobiert und getestet und teile hier meine Erfahrungen mit Euch.
1. Gnome 3
Die Benutzung war zumindest anfangs sehr gewöhnungsbedürftig, bis ich erkannte, das das Userinterface (Gnome Shell) genial ist. Auch die Lesbarkeit der Fonts gefiel mir sehr, da ich auch stark kurzsichtig bin. Die Konfigurierbarkeit beschränkt sich auf das Wesentliche, aber das ist auch gut so, weil es dadurch ziemlich übersichtlich bleibt. Es wäre mein Lieblingsdesktop geworden, wenn es nicht einige Mängel gäbe, auf deren Behebung ich keinen Einfluß habe. Der Browser Epiphany ist unbrauchbar, stürzt regelmäßig ab und spielte bei mir keine Videos ab, obwohl alle Audio- und Videocodecs installiert waren. Epiphany nutzt die Webkit Engine, die ist aber in dieser Version leider ziemlich veraltet. Im Dateimanger Nautilus gibt es bei der Größenanpassung für Ordner nur zwei Möglichkeiten mit dem Schieberegler. Zu wenig für Bildschirme mit hoher Auflösung. Brasero lief bei mir auch nicht und ich weiß nicht warum. Der Cover Editor war nicht zu gebrauchen, weil kein Text eingegeben werden konnte. Das Modul Optimierungswerkzeug ließ sich nicht laden. Ansonsten hatte ich schon den Eindruck, das Gnome etwas performanter und flüssiger lief als KDE. Trotz großen Zeitaufwands und massiver Recherche im Netz bekam ich es nicht hin, den GDM zu einer Mitarbeit in deutsch zu bewegen.
Fazit:
Wegen der hier beschriebenen Mängel habe ich von Gnome Abstand genommen und setze es daher nicht ein. Außerdem ist eine aktueller Gnome Desktop mittlerweile bei der Version 3.24 angekommen. Bei der unter FreeBSD 11 installierten Version handelt es sich noch um eine veraltete Version 3.18. Die Software Ausstattung ist gegenüber KDE etwas spärlicher, aber es reicht für die alltäglichen Arbeiten.
Evolution als Mail Client funktionierte einwandfrei und gefiel mir auch durch die schnelle Einrichtung.
2. KDE 4
KDE ist der umfangreichste und kompletteste unter den hier aufgeführten Desktop Systemen. Er besticht durch seine hohe Konfigurierbarkeit. Wer noch nie mit KDE gearbeitet hat, braucht allerdings einige Zeit, um alle Möglichkeiten der Anpassung an die persönlichen Bedürfnisse nutzen zu können. Dann allerdings lassen die Konfigurationsmöglichkeiten und das Feintuning keine Wünsche mehr offen. Zu den Blockbustern bei KDE zählen für mich das Brennprogramm k3b, das auch komfortabel Audio CD's in den gängigen Formaten rippen kann sowie Digikam zur Verwaltung von großen Photosammlungen. Der Dateimanager Dolphin ist (fast) ein Alleskönner, ich jedenfalls wüßte nicht, was dem für das Dateimanagement noch fehlte. Holger sprach das schon an. Das Design ist harmonisch und ansprechend, kann aber auch jederzeit nach Gusto geändert werden. K3b funktioniert in allen Belangen einwandfrei. Anders als im Forum gepostet, wird eine eingelegte CD oder DVD bei mir automatisch gemountet und im Dateimanger Dolphin angezeigt. Mit dem Dolphin kann ich auch komfortabel und schnell auf meine Cloud bei 1und1 zugreifen. F6 blendet die Adresszeile ein und ich kann webdavs:// benutzen. Die Cloud kann auch gleich als Lesezeichen gesetzt werden, so das sie unter Orte später immer wieder benutzt werden kann. Dort ist auch meine 1 TB Festplatte verortet, auf der ich ein Datenpool backup angelegt habe. Sie wird bei jedem Neustart automatisch gemountet und steht daher jederzeit unter Orte zur Verfügung. Mit F4 wird ein Terminal im Dolphin eingeblendet, das finde ich sehr praktisch. Kmail funktioniert auch einwandfrei, wenn die ersten Hürden der Einrichtung überwunden sind. Warum die Entwickler das nicht einfacher gemacht haben, wird mir ein ewiges Rätsel bleiben. Das KDE mit QT verheiratet ist, ist ja kein wirkliches Geheimnis. Deshalb laufen auch Qt 4 oder QT5 Programme wie Lyx sehr gut unter KDE. Auch die Integration von GTK2 oder GTK3 Anwendungen ist kinderleicht, wenn das Paket kde-gtk-config installiert wurde. Der KDM funktioniert auch in deutsch einwandfrei, wenn in der /etc/rc.con der Eintrag kdm4_enable="YES" gesetzt wurde. KDE startet standardmäßig mit Desktop Effkten, die aber durch einen einzigen Klick in den Systemsteuerungen dekativiert werden können.
Fazit:
KDE ist mein Lieblings Desktop und daher mein Favorit geworden, auch weil alles aus einem Guß ist und dieser Desktop sehr ausgereift ist. Bisher gibt es bei mir keine größeren Mängel, die erwähnenswert wären.
Selbst die Multimediatasten auf meiner Tastatur funktionieren .... da kommt Freude auf und das Arbeiten macht Spaß.
3. Cinnamon
Habe ich bisher nicht zum Laufen bekommen, nach einer Installation stürzt der Cinnamon Desktop sofort ab.
Fazit:
Hier ist keine Bewertung möglich.
4. XFCE Desktop
Er ist schnell installiert, für geringere Rechenleistung geeignet und auch ziemlich ausgereift. Gestört hat mich, das alle Anwendungen wie Texteditor, Mail Client, Browser, PDF Viewer, Brennprogramm, Image Viewer, alles muß nachinstalliert werden. Ein automatisches Mounten wie bei KDE funktionierte bei mir nicht. Multimediatasten auch nicht. Die Konfigurationsmöglichkeiten indessen sind auch umfangreich und für meine Bedürfnisse ausreichend.
Fazit:
Wenn ich alles nachinstallieren und anpassen muß, kann ich gleich zu KDE greifen.
5. MATE Desktop
Hat mir auch gut gefallen. Mate hat aber kein eigenes Brennprogramm und der Lautstärkeregler funktioniert nicht, das Modul müßte neu mit Alsa gebaut werden. Der Dateimanager Nemo ist auch gut zu gebrauchen. Mate ist als GTK2 Fork gestartet und wird augenblicklich auf GT3 umgestellt.
Fazit:
Die Softwareausstattung ist auch ein wenig spartanisch, genügt aber für den täglichen Workflow.
Erfahrungen mit WM folgen noch. Möchte noch hinzufügen, das ich KDE 4 im Einsatz habe und kein Plasma5. Über die Performance schreibe ich nicht, weil die natürlich von der RAM Ausstattung sowie der Rechenleistung des PC abhängt.
Oft wurde behauptet, das FreeBSD nicht so sehr für den Desktop Einsatz geeignet wäre, dem möchte ich hiermit vehement widersprechen.
Ansonsten kommen Erfahrungen zur zustande, wenn man sich ausreichend mit allem auseinandersetzt. Das habe ich getan.
So, es reicht für heute, ich möchte noch ein wenig den Sommertag und das schöne Wetter genießen.
PS:
@pit234a , auch ich fühle mich nicht angegriffen und das war und ist auch nicht meine Absicht, Dich herabzusetzen oder anzugreifen. Alles andere wurde schon geschrieben .... Ich schätze Deine Erfahrung und Deine Kompetenz, durch die ich auch viel lernen durfte, danke dafür!