UbuntuBSD

FreeBSD vs Desktop-System.

Als ich weiter oben den Satz sagte, dass FreeBSD kein Desktop-System ist, bezog sich das auf ein (vorab eingestelltes) Zitat, in dem von einem solchen System das (halb-)automatische mounten von Wechseldatenträgern gefordert wurde. Schon im nächsten Satz fuhr ich fort:
Und wenn ich mir einen Desktop damit aufbaue...

Man kann über diese Begriffe streiten. Umso mehr, da sie nicht festgeschrieben sind. Jeder versteht darunter etwas anders.
Im Allgemeinen wird der Begriff Desktop mit Desktop-Environment und Desktop-PC zusammen gebracht. Hiermit wird die Verwendung von PCs eingegrenzt auf den Nutzer, der in einem grafischen Umfeld seine Programme starten und nutzen möchte. Natürlich gibt es Nutzer, die einen PC zu gleichen Zwecken vollkommen ohne Desktop-Environment oder sogar ohne jegliche grafische Umgebung nutzen. Von daher sieht man schon die Schwierigkeit, diesen Begriff zu fassen. Geht man nur vom EinsatzZWECK aus, dann kann das sehr unterschiedliche Kombinationen von Anwendungen meinen.

FreeBSD ist ein Basis-System, das auch zu einem Desktop-System mit grafischen Anwendungen ausgebaut werden kann.
Besonders im Hinblick auf Ubuntu (und andere) wird aber deutlich, wie wenig FreeBSD dazu tut, direkt als solch ein System zu erscheinen. Man kann es zu einem Desktop-System machen, aber dazu muss man viele Entscheidungen treffen und viele weitere Pakete installieren, die allesamt nichts mit FreeBSD zu tun haben. Ubuntu stellt Fertig-Lösungen zusammen. Man braucht kaum eine Entscheidung zu treffen, die Wahl des Desktops wird bereits durch die Wahl des Flavours festgelegt und dann konsequent Endanwendergerecht installiert. Xubuntu ist nicht nur ein Basis-System, Kubuntu ebenfalls nicht und so weiter. Das ist nicht nur Linux und GNU, nicht nur Linux und GNU und Mechanismen von Ubuntu, das ist ein fertig zusammengestelltes Desktop-System mit einem Desktop-Environment und etlichen Automatismen, die mit der Wahl für das jeweilige Flavour bereits festgelegt sind. Mit FreeBSD kann PC-BSD als solches Desktop-System gelten, aber eben nicht FreeBSD.

Anders gesagt: wer FreeBSD installiert und erwartet, dass da nun ein System fertig mit allen Automatismen und einem vorkonfigurierten Desktop-Environment daherkommt, der irrt. FreeBSD kommt ohne Desktop und hat nicht mal den Desktop-Nutzer im Fokus seiner Entwicklung. Es kommt ohne eingebaute Grafik und ohne weitergehende Anwendnungen, wie ich sie als Desktop-Nutzer typischerweise einsetzen möchte.
Deshalb bezeichnete ich FreeBSD als "kein Desktop-System" und das ist im Verlauf des Threads auch wiederholt so dargestellt worden. Es ging um den vergleich zu Ubuntu und die Erwartungen an Desktop-Systeme, die hier geäußert worden waren.

Wer nun anderer Meinung ist, sollte diese auch darstellen. Wo liegt der Unterschied in der Betrachtung, ist das nur ein anderer Standpunkt, ein anderer Blick auf die gleichen Fakten oder irre ich irgendwo? Einfach nur das Gegenteil behaupten, ist kein hilfreicher Einwand.
Anfeindungen aller Art sind mir vollkommen fremd. Es geht hier doch nicht darum, als Feinde in den Ring zu steigen, eine blutige Schlacht zu schlagen aus der dann einer als Sieger hervorgeht. Wir können doch nur gemeinsam versuchen, für alle zusammen einen Wissensgewinn zu realisieren.


Aber nochmal: es ist müßig darüber hier zu diskutieren, wenn wir uns nicht über den Begriff Desktop-PC oder Desktop-System grundsätzlich einig sind. Die Begriffe sind nicht genormt und jeder mag sie anders verwenden. Deshalb gibt es keine pauschalen Aussagen in Bezug auf diese Begriffe.
 
Leute die ein BSD als Desktop nutzen wollen, installieren NetBSD. Alles andere ist Selbstkasteiung und schadet nur der Umwelt.
 
Was ein "Desktop-System" ist werden wir hier nicht klären. Aber die Frage bezog sich ja eigentlich auch nur auf Erfahrungen mit diesem neuen Hybriden.
 
Was ein "Desktop-System" ist werden wir hier nicht klären. Aber die Frage bezog sich ja eigentlich auch nur auf Erfahrungen mit diesem neuen Hybriden.

Hmm, ich habe mir diesen "Hybriden" mal aus Neugier herunter geladen und werde ihn antesten und hier gerne berichten.

Falls jemand den Kram nicht installieren mag aber dennoch Fragen hat: Worauf soll ich beim Test achten, was ist interessant für Euch u.s.f.?

Viele Grüße,
Holger
 
@holgerw: Interessant ist wie es sich bei täglicher Nutzung verhält. Ist es wie Ubuntu, nur mit ZFS und ohne systemd? Funktioniert dtrace? Merkt man was von FreeBSD? Verhält sich die Software in Ordnung oder machen Dinge, wo es um Hardware geht Probleme? Laufen Updates gut? Zanken sich die Linux- und FreeBSD-Welt im System?

Ich denke das sind die Fragen, die man sich stellen muss wenn man wissen will, ob das Projekt eine Chance hat. Weil wenn man ständig um das System herum arbeiten muss, weil es meint es hätte einen Linux-Kenrnel, dann wird es kritisch.

Mich wundert das Projekt etwas. Rein von Gefühl her würden Leute, doch eher ein Debian/kFreeBSD nutzen, oder? Das ist offiziell unterstützt und bietet ähnliche Vorteile (abseits von der default software).

Oder anders gesagt: Debian/kFreeBSD hätte aus meiner Sicht eine größere Chance tatsächliche (im Sinne von Nutzung als Hauptsystem) User und Entwickler anzuziehen. Übersehe ich da etwas?
 
In Beitrag #31 und #32 kommen die ersten Vorschläge auf den OP einzugehen in praktischer Weise.

Wie wichtig war dazwischen alles andere für den geneigten Leser später Zeiten dieses Threads..... Denkt an die Zukunft, wenn das mal jemand über die Suchfunktion aufruft. Was kommt dann? Spam.

Macht es doch nicht immer so kompliziert: UbuntuBSD.......Nicht Desktop-FreeBSD

Lieben Gruß
Chu
 
Der Threadersteller fragte nach dem Eindruck. Da ist eine Seite "ich find's scheiße" doch durchaus keine Spam. ;)
 
Bei GNU/Linux ist das nicht so, da kommt GNU für sich und Linux für sich und sie können auch nahezu beliebig in unterschiedlichen Versionen gemischt werden. Besonders im Embedded -Umfeld findet sich dann Linux auch oft mit busybox gepaart, also etwas vollkommen anderem als GNU. In FreeBSD hat der Kernel noch nicht mal einen eigenen Namen und das finde ich auch gut so, denn niemand (?) kennt die Namen der Kernel von einem Windows oder Solaris und nur wenige jenen von OS-X. Ich kenne kein System, wo der Kernel eine solche (namentliche) Bedeutung hat, wie bei Linux-Systemen.
Die Antwort auf letztere Aussage findet sich wohl im ersten (zitierten) Satz.
Die Bedeutung der Nomenklatur des/der Linux-Kernel/s rührt ja gerade von der Modularität, von der Distributionsvielfalt. Technisch mag dieses zusammenwürfeln bestimmt auch Nachteile mit sich ziehen, auf der anderen Seite ist dies ja gerade das, was Linux-Systeme auszeichnet.

Bei GNU/Linux funktionieren solche Dinge oft deshalb besser, weil sehr pragmatisch auch Teile in den Kernel übernommen werden, die unter der FreeBSD-Lizenz einfach nicht enthalten sein dürfen (und manchmal auch nicht unter der GPL, aber das ist auch wieder ein anderes Thema). Deshalb werden solche Probleme unter FreeBSD wohl immer vorhanden sein, vielleicht schon aus dem Grund, weil eine Lösung in einem unsauberen Patch liegen würde.
Angesichts solcher Gedanken frage ich mich, ob monolithische Kernel da überhaupt noch praktikabel sind.
Schliesslich will ja UbuntuBSD Ubuntu bleiben und somit folglich Alternative zu Windows & OS X (eine präzisere Definition von "Dektop-OS" sei hier mal vorweggenommen).
Bei Linux (bzw deren Distributionen) setzte man ja schon früh auf Kernel-Module, aber auch FreeBSD bediente sich zunehmend solcher (nach meinen Kenntnissen).
Hätte sich das Projekt "UbuntuBSD" des Dragonfly-Kernel's statt des FreeBSD bedient, könnte die Sache vlt etwas anders aussehen.

Wie seht ihr das?
 
Er ist allerdings ganz anders aufgebaut. Besser, sozusagen.
 
@holgerw: Interessant ist wie es sich bei täglicher Nutzung verhält. Ist es wie Ubuntu, nur mit ZFS und ohne systemd? Funktioniert dtrace? Merkt man was von FreeBSD? Verhält sich die Software in Ordnung oder machen Dinge, wo es um Hardware geht Probleme? Laufen Updates gut? Zanken sich die Linux- und FreeBSD-Welt im System?

Ich denke das sind die Fragen, die man sich stellen muss wenn man wissen will, ob das Projekt eine Chance hat. Weil wenn man ständig um das System herum arbeiten muss, weil es meint es hätte einen Linux-Kenrnel, dann wird es kritisch.

Mich wundert das Projekt etwas. Rein von Gefühl her würden Leute, doch eher ein Debian/kFreeBSD nutzen, oder? Das ist offiziell unterstützt und bietet ähnliche Vorteile (abseits von der default software).

Oder anders gesagt: Debian/kFreeBSD hätte aus meiner Sicht eine größere Chance tatsächliche (im Sinne von Nutzung als Hauptsystem) User und Entwickler anzuziehen. Übersehe ich da etwas?


Hallo @Libellenliebhaber :)

danke für die Hinweise, ich werde das dann mal auf einem hier noch herum stehenden Rechner, der als Gäste-PC fungieren soll, ausprobieren.

Was mir schon aufgefallen ist: Das iso lässt sich leider nicht auf USB-Stick schreiben, auch nach einem Bearbeiten mit isohybrid mag das Image nicht mit einem USB-Stick, es startet damit nicht. Dann werde ich wohl mal einen Rohling nutzen. Ich komme in den nächsten Tagen zu einem Test und werde dann hier berichten.

Viele Grüße,
Holger
 
Wieso? Was wäre da anders? Der reguläre DF kernel ist doch nicht schlanker als ein fbsd kernel...
Es mag ja schon so sein, dass "möglichst schlanker Code" zu einem "Unix-Paradigma" gehört, als Indikation sauberer Programmierung.

Bei einem Projekt wie UbuntuBSD welches ja allzu offensichtlich "Desktop" sein will, zusätzlich Einsteiger-freundlichkeit auf die Fahne schreibt, hinterfragt sich, ob solches Paradigma überhaupt noch von Belang ist. Ganz zu schweigen von kaum mehr mangelnder Speicherkapazität solch' betreffender Hardware.
DragonflyBSD nutzt einen HybridKernel, nach meinen Kenntnissen das einzige BSD-OS, also ähnlich wie auch Mac OS X. Kommen noch weitere Dinge hinzu, worauf sich vermutlich die Aussage von CrimsonKing bezieht.

Immer wieder liest & hört man Aussagen wie "von Windows weg kommen", als sei dies ein grundsätzlich erstebenswertes Ziel. "Von Windows wegkommen", bedeutet aber auch, dass Systeme verfügbar sein müssen, welche Windows (oder OS X) in Grundeigenschaften gleicht. In der OpenSource Welt, wo das Userland aus zahlreichen EinzelEntwicklungen zusammengewürfelt wird, ein äusserst schwieriges Unterfangen. Meine Kenntnisse reichen für eine fachgerechte Einschätzung nicht aus, von daher spreche ich von "Vermutung", wenn ich einen HybridKernel für solche Systeme in Erwägung ziehe, bzw in's Feld führe.

"Möglichst schlank" ist ja nicht das, womit man ein Ubuntu assoziert, genauso wenig wie Environments wie KDE, Gnome oder Mate usw

Vermutlich zeichnet sich bereits ab, was es mit UbuntuBSD auf sich haben wird : ein weiteres Gefrickel . . .
 
DragonflyBSD nutzt einen HybridKernel, nach meinen Kenntnissen das einzige BSD-OS
Hm, das steht überall, aber außer, dass man die Kernel zum Debuggen im Userspace ausführen kann, hat mir bis jetzt niemand erklärt, was an der Df-Kernel so "micro" oder "hybrid" ist. Welche relevanten Treiber laufen denn außerhalb des Kernel-space, die bei einem anderen BSD in der Kernel sind?
Kommen noch weitere Dinge hinzu, worauf sich vermutlich die Aussage von CrimsonKing bezieht.
Da bin ich mal gespannt! @CrimsonKing ?

PS: Das soll kein Diss sein, ich find DfBSD spannend, nur die Diskussion um die Kernel habe ich bis jetzt nicht verstanden.
 
hat mir bis jetzt niemand erklärt, was an der Df-Kernel so "micro" oder "hybrid" ist

Stichwort: LWKT und Messaging-API. Wenn ich (ich hatte bisher noch keinen freien Rechner, der stark genug gewesen wäre, um sinnvoll Gebrauch von DragonFly BSDs Funktionen machen zu können) das richtig verstehe, funktioniert der DragonFly-Kernel so ähnlich wie der von Amiga OS oder der Hurd: Die meisten Prozesse werden ausgelagert, der Kernel übernimmt nur noch die Koordination.

Ich vermute, langjährige Anwender könnten das besser erklären.
 
Der ganze Kram läuft aber im Kernel-Modus. Es ist im Endeffekt nur eine andere Art wie der Userspace mit dem Kernel redet und der Kernel mit seinen Treibern. Ich würde da den Begriff "Hybridkernel" jetzt nicht zu stark reizen...

Wer ein Microkernel BSD haben will, der kann sich ja MiniX angucken. Das ist ein Microkernel mit NetBSD Userland.
 
holgerw ist bisher alleine damit, das System auch mal tatsächlich zu installieren und sich anzusehen, worum es eigentlich genauer geht.
Am Wochenende bin ich ebenfalls in einem schnelleren Netz zu Gast gewesen und habe die Gelegenheit genutzt, mir dieses System down zu laden und gerade eben habe ich es in einer VM installiert.
Gibt es eine spontane Abneigung gegenüber Betriebssystemen?
Mir geht es so, dass ich nichts mit diesem System zu tun haben möchte und das ist merkwürdigerweise mit der Ubuntu-Version 15.10 auch schon so gewesen, die ja hier Verwendung findet. Vielleicht erklärt sich das aus meinen wenigen Wochen "Leben mit Ubuntu", ich weiß es nicht. Denn im Grunde sind einige der Sachen gar nicht vorhanden, die mir bei 15.10 im Ubuntu negativ aufgefallen waren und so müsste ich eigentlich aufgeschlossen für diese neue Version sein, doch es kommt keine Neugierde auf, es wird bei mir kein Interesse geweckt und ich will nicht weiter nach sehen.

Es handelt sich hier um ein System, das nicht zuvor live gestartet wird sondern analog zur Ubuntu-mini-iso (dem ungefähren Pendant zu unserem bootonly), wird ein Installer gestartet, der in wenigen Schritten dieses System installiert. ZFS ist dabei nicht Vorschrift, ich habe UFS genommen, was meinen bescheidenen HW-Umständen besser gerecht wird. SWAP habe ich weg gelassen und zur Installation ein X-Ubuntu Basis, einen X-Ubuntu-Desktop und einen OpenSSH-Server ausgewählt. Die Installation gerät einfach und läuft glatt ab.
Es wird ein FreeBSD-10.1 Kernel installiert und irgendein GNU (nicht nachgesehen, bzw Fenster mit den Ausgaben schon wieder gelöscht). Das System startet ohne upstart und ohne systemd, lädt einen für Ubuntu-Verhältnisse bescheidenen Umfang an automatischen Diensten. Manche der typischen Linux-Anwendungen fehlen (etwa hdparm) und andere sind vorhanden (parted bzw gparted), jedoch nicht im Vollem Umfang nutzbar (weil etwa die UFS-Unterstützung fehlt).
Bei mir versagt auch die Maus in der VM und wie schon gesagt, darum kümmern möchte ich mich nicht weiter und alles möglichst schnell wieder löschen.
Das System ist ein Ubuntu-typisches sudo-Konstrukt und auch die Installation von Paketen gerät vollkommen synchron zu Ubuntu, allerdings von einem eigenen Repositrie und für mich derzeit nicht erkennbar, wie da der Kernel upgedatet wird. Auch die Anzahl verfügbarer Pakete habe ich nicht geprüft.
Und überhaupt, alles weitere überlassen ich dann lieber mal holgerw.
 
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