Computerbenutzung für Blinde -> Erfahrung jemand?

peterle

Forenkasper
Ich habe einen Blinden/Sehbehinderten und der soll einen Browser und ein WebACD benutzen.

ACD_Agententool.png


Nun hat er in seiner Reha Erfahrung mit Jaws gemacht:
http://www.freedomscientific.com/products/software/jaws/

und ist darauf ausgebildet.

Wie das so ist, ist natürlich zum einen die Kasse klamm und es sollen keine sündteuren Lizenzen gekauft werden und zum anderen arbeiten im Schichtbetrieb an dem Computer ständig wechselnde Personen ...

Meinem Bauchgefühl nach, ist da das Chaos vermutlich vorprogrammiert, weil irgendwer was für sich einstellt und der andere kommt damit dann wiederum nicht klar. Der Computer wird von den meisten nicht sonderlich geliebt, geschweige denn verstanden.

Hat einer von Euch Erfahrungen mit speziell eingerichteten Computern für solche Anwender und was habt ihr an Software drauf?


Wie immer mit Dank!
 
Hallo Peter,

ich kenne einen ehemaligen Kollegen, der blind ist, er schult mittlerweile andere Blinde für Apple (Voice Over wird von einer Gruppe für Apple entwickelt und kostet nichts extra).
In Bezug auf Jaws ist das wohl aber nicht so hilfreich, oder?

Viele Grüße
Holger
 
Ich werfe mal generell KNOPPIX ein.
Das mag zunächst verwundern, aber, soviel ich das gelesen habe und erinnere, ist eine seiner lieben Bezugspersonen blind, weshalb der Entwickler Klaus Knoppix sehr viel Mühe in seine GNU/Linux-Live-Distro investiert, diese auch gerecht für Sehbehinderte zu gestalten. Ich glaube, die Zusätzlichen Pakete werden unter "Ariadne" zusammengeführt oder dieser Name hat irgendwas anderes damit zu tun.

Wieweit das die Anfrage berührt, kann ich selbst nicht sagen. Aber vielleicht lohnt sich ein Blick auf Knoppix, was ja einfach zu machen ist. Möglicherweise inspiriert das ein wenig. Ich glaube, dass dazu auch etwas auf der HP beschrieben ist.
 
Hat einer von Euch Erfahrungen mit speziell eingerichteten Computern für solche Anwender und was habt ihr an Software drauf?

Ich hatte schon das Vergnügen mit JAWS für Tests der Barrierefreiheit von Webanwendungen. Die Standard-Shortscuts von JAWS haben eine große Schnittmenge mit gängigen Anwendungen, d.h. man aktiviert es als unbedarfter Nutzer leicht unabsichtlich.

NVDA ist die wohl am wenigsten schlechte freie JAWS-Alternative. Leider gibt es NVDA nur für Windows.

Unter Unix ist neben dem Veteranen brltty für die Kommandozeile vor allem Orca von GNOME empfehlenswert. Insgesamt hat GNOME die wohl beste Unterstützung für Barrierefreiheit.

Wenn es nur um den Browser geht, könnte ChromeVox eine Alternative sein - das habe ich aber noch nicht in Aktion erlebt.
 
Das war ja schon mal top! Danke.

Ich werde mal einen Laptop für den user besorgen und ihm extra was basteln. Sonst gibt das nix ...
Das Knoppix sieht interessant aus, nur das ACD funktioniert natürlich nicht unter Linux und die Webpage dazu ist so ein hardcore-Java-Gedöns, mal schauen, ob das mit elinks geht.
Wenn ich mir diese modernen Seiten vorlesen lassen müßte, würde ich vermutlich eher aus dem Fenster springen, als zu surfen. Ich will mein Web 1.0 wiederhaben ...
 
Wenn ich mir diese modernen Seiten vorlesen lassen müßte, würde ich vermutlich eher aus dem Fenster springen, als zu surfen. Ich will mein Web 1.0 wiederhaben ...

Laut Aussage der mir bekannten Zeitgenossen mit Sehbehinderung ist es seit dem Web 1.0 besser - oder sagen wir lieber weniger schlecht - geworden.

Nach dem Tiefpunkt des frühen Web 2.0 sind wir inzwischen bei modernen Single Page Application Frameworks mit eingebautem Support für Barrierefreiheit angelangt, es gibt Browser-Unterstützung für Barrierefreiheittests plus erhöhtes Bewusstsein der Web-Entwickler für halbwegs korrekte Auszeichnung der Elemente samt Trennung von Inhalt und Formatierung. Zu Zeiten des Web 1.0 war das alles meist ein Brei ohne Struktur.

Der Zustand der meisten Seiten in Sachen Barrierefreiheit ist zwar immer noch durchwachsen, die 08/15-Webseite ist aber heute zugänglicher als die 08/15-Webseite vor 20 Jahren - trotz des ganzen JavaScript-Gedöns.
 
Laut Aussage der mir bekannten Zeitgenossen mit Sehbehinderung ist es seit dem Web 1.0 besser - oder sagen wir lieber weniger schlecht - geworden.

Eine blinde Kollegin arbeitet in unsrer IT-Abteilung (Testen verwendeter Applikationen auf Barrierefreiheit, Scripten mit Jaws). Laut ihrer Aussage sind es vor allem in Java programmierte Anwendungen, die sehr viel Scherereien machen, wenn Jaws auf sie per Scripting angepasst werden soll.
 
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