Ich frage mich echt, warum es mittlwerweile so viele Linux-Distros und Modifikationen von Ubuntu gibt... Sorry, ich kann damit nicht viel anfangen,
Ja, da soll man mal keinen Flamewar entfachen, aber wie kann einem das angesichts solcher Zustände denn gelingen?
Natürlich: dass es im Linux-Land zahlreiche Distributionen gibt, die sich jeweils nur minimal unterscheiden und für uns irgendwie alle gleich erscheinen, soll nun nicht als Vorteil von FreeBSD für ein Desktop-System gewertet werden. Immerhin gibt es zahlreiche Fertig-Distributionen mit dem Schwerpunkt auf Desktop im Linux-Land. Im BSD-Land sehr deutlich sehr viel weniger!
Das hat nicht so viel mit den technischen Möglichkeiten zu tun, sondern wahrscheinlich eher mit der Lizenz.
Die GPL turned scheinbar eine Menge mehr an Entwicklern an, als die FreeBSD-Lizenz.
Und das findet dann eine ganze Menge an Nachrennern. Also, Follwers oder wie sich das heute in sozial-korrektem-Media-Deutsch auch immer nennt.
Ohne die Motivation zu kennen und als bloße Vermutung: von den 100% OpenSource-Nutzern, von denen gefühlt 95% GNU/Linux einsetzen, benutzen doch höchstens (wieder gefühlt) 5% Systeme, die sich selbst zusammen gestellt haben. Also Systeme, die nach der Installation erst mal mit einem Prompt kommen, wo man sich auf einer Shell einloggen kann.
Ein System, das ohne Grafik kommt und dann auch noch keine GUI zu einem App-Store bietet, will heute kein Mensch mehr haben. Traurig, aber wahr.
Und durch die vielen Nachrenner, die GNU/Linux so anzieht, bilden sich hier auch unverschämt viele Endprodukte, die sich nur minimal unterscheiden. Weil es offenbar keinem "normalen" Nutzer mehr zugemutet werden kann, sein Hintergrund-Bild selbst zu setzen und die Position einer Task-Leiste nach eigenem Wunsch zu bestimmen.
Wieviel Ubuntu mit seinen Flavors zu dieser Entwicklung beigetragen hat, weiß ich zwar nicht, aber ich halte es durchaus für möglich, dass dieser Beitrag nicht unwesentlich gewesen ist.
Zur Erklärung: Ubuntu wollte immer ein Endanwender-Ready-Produkt sein. Doch, die zweite Maxime war: genau eine Anwendung für einen Zweck. Also Redundanzen vermeiden und das ist nicht doof. Man braucht ja keine zwei, drei oder vier Programme, um CDs zu brennen. Und erst recht keine zwei Desktop-Environment(DE)s.
Mal einen kurzen Schwenk zurück: das gleiche System, meinetwegen ein Ubuntu-basiertes GNU/Linux, mit zwei unterschiedlichen DEs erscheint einem wirklich unbedarften Endanwender ja tatsächlich dramatisch unterschiedlich, er kann gar nicht erkennen, dass er es mit dem gleichen Unterbau zu tun hat und wenn ich ihm ein FreeBSD mit dem gleichen DE vorsetze, wird er das auch nicht merken oder anders empfinden. Wie auch?
Jedenfalls entwickelten sich genau deshalb "viele Ubuntus". Es gibt DAS Ubuntu und ein Kubuntu mit dem KDE-DE und ein Xubuntu mit einem XFCE-DE und ein Lubuntu mit einem LXDE-DE und so weiter. Einige dieser Versionen sind offiziell, werden also von den Machern des Ubuntu gepflegt und bereit gestellt, andere, wie etwa mit einem Mate-Desktop, gibt es auch und zwar ganz ohne, dass man sich dazu erst Linux-MINT antun muss.
Und als FreeBSD USer hat man dafür dann vielleicht kein Verständnis mehr.
Denn es gibt in den Ubuntu-Repositries natürlich alle Pakete zu allen DEs und nicht nur das: die haben sogar Meta-Pakete, die so ausgefuchst sind, dass Problem mehrere DEs nebeneinander installiert werden können (was, wie schon gesagt, für EINEN Nutzer kaum Sinn macht).
Zu allem Überfluss gibt es auch noch (gab es bei meinen letzten Versuchen vor einigen Jahren noch) ein Ubuntu vollkommen ohne DE!
Man konnte also auch tatsächlich ein Ubuntu (ähnlich wie FreeBSD) installieren und sich zu einem eigenen Desktop-System ganz gezielt ausbauen. Alle Möglichkeiten sind vorhanden.
So: warum macht das keiner?
Die Welt wäre doch so einfach und bräuchte kein Mint und kein elementary, wenn man den Endanwendern das nur erklären und nahelegen könnte!
Nunja: dann könnten sie tatsächlich auch ein FreeBSD nutzen. Oder?
Sobald nur die wenigen Kenntnisse vermittelt werden, die es dazu braucht, kann auf jedem Unterbau auch ein Desktop installiert und konfiguriert werden. Und zwar ganz ohne GUI und App-Store!
Aber die Wirklichkeit sieht eben anders aus.
Fast alle nutzen fertig konfigurierte Systeme mit DE inklusive. Ob Android, Windows, Mac-OS. Alle sind fertig und erwingen vom Nutzer gewisse Bedienungen, Teilnahme an App-Stores, Game-Stores, Cloud-Services.
Hat jemand je von einem Nutzer gehört, der ein KDE auf einem Windows betrieben hat?
Die Welt würde doch für die meisten Anwender zusammen brechen, wenn die gefestigten Bahnen der Vorgaben durch die Möglichkeit freier Entscheidungen ersetzt würde!
Man stelle sich die Qual vor (die ja tatsächlich Neulinge im OpenSource-Land haben), zwischen einer Vielzahl an Fenstermanagern und DEs zu entscheiden! Ja, dann müsste man ja probieren oder sogar lernen (und lernen tut bekanntlich weh)!
Also ich glaube, dass kein einziges Prozent aller IT-Endanwender dazu bereit ist.
Und vermutlich glauben das viele GNU/Linux-Nachrenner ebenfalls und anstatt nun zu erklären. dass eben der Endanwender eines OpenSource Systems erst mal die Hürde der eigenen Entscheidung für etwas meistern muss, bieten sie gleich die eigene favorisierte Version eines DEs an und veröffentlichen das dann als etwas vollkommen Neues.
Nur damit kann man glücklich werden und dafür soll man dann auch gerne etwas spenden, steckt ja Arbeit drin.
Und so kann es nicht wundern, dass es Debian-GNU/Linux gibt, aus dem Ubuntu-GNU/Linux mit seinen diversen Flavors wird und dass dann solche Dinge wie elemantary OS entstehen und sich in meinen Augen ohne Bezug zur Wirklichkeit etablieren wollen.
Also, ich bin (nachdem ich das viele Jahre anders gesehen habe) inzwischen sehr froh, dass FreeBSD kein Desktop-System ist!
Es erhebt nicht diesen Anspruch und es will nicht dem Endanwender viele GUIs und App-Stores liefern, es will nicht den Desktop-Anwender glücklich machen. Das ist gut so! Es ist genau richtig für mich!
Also drei Ausrufezeichen in vier Sätzen.
Nein, FreeBSD hat wirklich keine Vorteile als Desktop-System gegenüber einem GNU/Linux-System.
Aber ich lande damit gleich dort, wo ich (also ICH) hin möchte. Mit allen fertigen Systemen war ich bisher unglücklich, immer. Anstatt sie aufwändig umzubauen, starte ich lieber mit der Basis und baue mir selbst zusammen, was ich möchte.
Und das geht mit FreeBSD und zwar so, dass ich nicht zu viel lesen muss und so, dass ich von Hand konfigurieren kann, ohne mich unbekannten Tools auszuliefern. Das passiert nämlich mit systemd und mit immer mehr GNU/Linux-Distributionen.
Nein, FreeBSD hat keine Vorteile.
Aber für mich überwiegen die Nachteile der anderen Lösungen und lassen mich selbst bei FreeBSD bleiben.