Zeit: "Linux ist zu komplex geworden!"

Das war zwar vor meiner Zeit, aber wenn es ähnlich wie heute ist, dann hat das vielleicht ganz wenig mit technischer Überlegenheit zu tun, sondern mit quasi allem. Es setzen sich eben nicht die technisch überlegenen Dinge durch. Das heißt es setzen sich nicht *nur* diese Dinge durch. Es hat viel mit zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu tun, damit dass Leute etwas gut verhandeln, es Verträge gibt, etc. Es ist auch ab und an so, dass es danach so aussieht, als wäre es besser, einfach weil mehr Ressourcen da waren.

Mit fällt da eine Geschichte vom VIM-Entwickler ein. Ein anderes schönes Beispiel ist der länger Atem. Der hatte auch häufig das Gefühl, dass eher nvi besser ist, aber mit einem langem Atom und beständigen Weiterentwickeln (also der Ressource Zeit) ist es dann weiter gegangen.

Ein anderes Beispiel ist meines Erachtens die x86 Hardwarearchitektur. Da kann man jetzt auch nicht grundsätzlich sagen x86 ist besser, aber in x86 wurde einfach investiert, also ist das Dinge jetzt quasi besser als bestimmte andere Architekturen.

Dann muss man sich die IT mal ansehen. Die sieht sich gern sehr wissenschaftlich, aber als soziale Struktur ist sie mindestens genau so anfällig auf Dinge, wie Marketing, wie andere. Wenn Person X, eine Ikone im Bereich Y einen Mac hat oder ein Thinkpad oder sonstwas, dann müssen das alle haben. Dann gibt's da noch die Ja-Sager, die sagen Foo ist besser als Bar, weil X das doch in seinem Blog geschrieben hat. X hat auch geschrieben, dass Baz die Zukunft ist.

Ich denke nicht, dass das in akademischen Kreisen so viel anders ist. Ich glaube sogar, dass das sogar auf viel Forschung zutrifft, Bias, weil man X nicht widersprechen will.

Es ist aber echt schwer das hinter sich zu lassen und dann stellt sich da noch die Frage, ob das überhaupt gut ist. Nehmen wir an, du kannst beweisen, dass eine Technologie überlegen ist. Was hilft es dir, wenn keiner darauf hört? Du kannst dann davon ausgehen, dass eine Welt, wo alle eine unterlegene Technologie nutzen genau das einfacher macht, sei es mit Jobs, sei es weil Workarounds für Defizite und Techniken entwickelt werden, die den Umgang damit weiter optimieren. Wenn man dann allein mit einer überlegenen Technologie dasteht, dann tut man sich vielleicht trotzdem recht schwer.
 
Jeder Mensch handelt im guten Glauben, das Richtige zu tun, auch dann, wenn sich später herausstellen sollte, das das Richtige das Falsche war. Das ist einfach menschlich. Aber was ein Mensch sich nicht vorstellen kann, findet in seiner Realität, in seiner Welt auch nicht statt. Deshalb halte ich die emotionale Intelligenz und die schöpferische Kreativität in Form der Phantasie und des Vorstellungsvermögens ebenso wichtig, wie den den reinen Intellekt. Für mich sind beide gleichberechtigt und gleich wichtig. Erst das Zusammenspiel beider erzeugt hoffentlich den gesunden Menschenverstand und ein realistisches Urteilsvermögen.
 
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