Da spielt auch ganz stark die Gesamtqualität freier Software rein. Die in Teilen des Linuxlagers bis heute verbreitete Ansicht, dass Software erst über Monate "abhängen" muss, stammt aus der Zeit, in der viele freie Softwareprojekte einfach im Bereich Schrott oder sogar großer Schrott anzusiedeln waren. Es war ein sehr aufwändiger, langwieriger Prozess jedes einzelne Paket einer Distribution in brauchbaren Zustand zu patchen und die ganzen Paketen in einen miteinander kompatiblen, konsistenten Zustand zu bringen. Später wollte man möglichst nichts mehr ändern, um das Kartenhaus nicht zum Zusammenbruch zu bringen.Ist komisch und ich habe Rolling Release früher wesentlich kritischer gesehen, aber ich habe für Leute, die NULL Ahnung von Rechnern haben Rolling Release Sachen aufgesetzt, weil Fedora Probleme machte und war dann relativ überrascht wie gut das lief.
Inzwischen haben sich die Zeiten geändert. Die Qualität freier Software ist drastisch gestiegen, auch wenn man es oft sieht, spielt Rückkompatibilität eine große Rolle. Eine Distribution kann daher die Upstream-Releases oft 1:1 durchreichen, Anpassungen sind nicht mehr notwendig. Häufig ist es sogar so, dass die Distributoren durch ihre gut gemeinten Patches mehr Schaden anrichten, als dass sie eine höhere Stabilität oder Fehlerfreiheit erreichen. Dazu kommen die prinzipbedingten Probleme älterer Software, die mehrere Versionen zwischen dem Upstream hinterherhinkt und natürlich der große Bereich Sicherheit.
Ich würde daher noch einen Schritt weitergehen und sagen: Bis auf einige Randbereiche braucht heute kein Mensch mehr eine sogenannte stabile Distribution. Polemisch könnte ich fordern Debian Stable einzustellen und die unendlich vielen, darein fließenden Mannstunden lieber in die Upstreamprojekte zu investieren.