Glasfaser in D

turrican

Well-Known Member
Interessanter Fakt, thematisch passend zum Glasfaser-Thread von @dettus im Netzwerk-Forum:

Scheinbar hatte der damalige Bundeskanzler Schmidt bereits 1981(!) die Vision, Deutschland ab 1985 innerhalb der kommenden 30 Jahre mit Glasfaser auszurüsten, es sollten pro Jahr 3 Mrd DM für den entsprechenden Ausbau ausgegeben werden;
Dies wurde von der Nachfolgeregierung unter Kohl dann gestoppt - es wurden stattdessen die (TV-)Kabelnetze aufgebaut (und Schwarz-Schillings heil'ges Kupfer im Boden weiter aus).

Wir hätten Vorreiter sein können;
Wir hätten jetzt eins der bestausgebauten GF Netze weltweit;

Hätte, hätte... xD

Quellen ua:
[1] WiWo
[2] Golem
 
Tjaja. Immer die wirtschaftlichen Verflechtungen mit der Politik notwendige/wünschenswerte Transformationen erfolgreich verhindern. Ist heute ja auch nicht anders. Sieht man z.B. daran wie erfolgreich Deutschland die erneuerbaren Energien ausgebremst hat. Und heute hat man den Salat mit Abhängigkeit von Öl/Gas.
 
War die Kupfer-Zwangsbeglückung (anstatt gleich GF zu nehmen) in den neuen Bundesländern nicht hauptsächlich wg ISDN?
Das "lief" nicht auf GF, hiess es damals - meine ich mich dunkel zu erinnern.
 
Man muss zugegeben das der Glasfaserausbau ENDLICH an fahrt gewinnt.

Problem in D ist einfach das man dem "Genörgel" der Eigentümer (Und Verdiener) am alten scheiss einfach viel zu viel Raum in Politik und Medien gönnt und dann erstmal lieber 10-20 Jahre aufschiebt.

Ja, natürlich hat EWE, Vodafone Telekom etc ein massives Interesse daran ihren alten Scheiss weiter zu betreiben - jedes Jahr ist das Bares Geld fast ohne investitionen.

Egal ob Glasfaser, Erneuerbare Energien etc. - das debakel sehen wir jetzt auf allen Ebenen.
 
in den FNL gab es Glasfaser - nicht Kupfer - wegen ISDN. Was dann den DSL Zeiten.. naja.

Die Liste der Fehlentscheidungen (was man meist erst hinterher weiss...) ist lang, sehr lang.
 
Ich denke, viel hat auch mit "Gesichtsverlust", "Schutz von Pfründen", "Beratungsresistenz" und "Wir habens immer schon so gemacht" zu tun...
 
Ich denke, viel hat auch mit "Gesichtsverlust", "Schutz von Pfründen", "Beratungsresistenz" und "Wir habens immer schon so gemacht" zu tun...
Das lässt sich 1:1 auf fast jedes Staatsversagen in Deutschland übertragen, von der elenden digitalen Patientenakte bis hin zur Energiekatastrophe.
 
von der elenden digitalen Patientenakte bis hin zur Energiekatastrophe.
ja gut, da kann man m.E. getrost davon ausgehen, dass dieserlei nur gewaltige Geldumverteilungsvehikel sind, um bestimmten Gruppen legal (viel) Geld zukommen zu lassen - anders kann man sich diesen Dilettantismus nicht rational erklären.
 
Wo ein Trog ist kommen Schweine - das ist ja keine Frage.

Es gibt aber imho auch noch ein anderes extrem - wenn die entscheider / gremien etc keine Ahnung von der Materie haben und einfach dinge wollen / fodern die nicht möglich sind.

Dann bewerben sich halt auch nur die Abzocker und Betrüger - oft genug ists sicher auch eine Mischung aus beiden.
 
Wo ein Trog ist kommen Schweine - das ist ja keine Frage.
So war es, so ist es, und so wird es immer bleiben!
Es gibt aber imho auch noch ein anderes extrem - wenn die entscheider / gremien etc keine Ahnung von der Materie haben und einfach dinge wollen / fodern die nicht möglich sind.
Geht auch andersrum: will man Entscheider die Ahnung haben, wirklich?
Die zerreden dann u.U auch jede Entscheidungsfindung!
Dann bewerben sich halt auch nur die Abzocker und Betrüger - oft genug ists sicher auch eine Mischung aus beiden.
Vermutlich, ja.
Zumindest diejenigen, welche das Maul am größten aufreißen können bzw das beste "Verkaufstalent" besitzen.

Grade aber bei der Glasfasersache von Schmidt 1981 wäre es aber endlich mal korrekt von "oben nach unten" gegangen - und hätte direkt was werden können (Probleme gibts bei jedem Großprojekt, aber ich denke, die 30 Jahre Invest und Aufwand hätten sich am Ende direkt gelohnt).
 
Vermutlich, ja.
Zumindest diejenigen, welche das Maul am größten aufreißen können bzw das beste "Verkaufstalent" besitzen.

Ich meinte eher - wenn eine "Eierlegende Wollmilchsau" angeboten werden soll, also etwas einfach komplett unrealistisch, werden Seriöse Anbieter sagen: Das ist grober unfug, das können wir so nicht leisten.

Dann bleiben halt nur noch die Unfug-Anbieter die viel Geld bekommen, genau wissen das sie es nicht leisten können und die Verträge entsprechend gestalten das sie nicht haftbar sind für das Debakel.
 
Das ist halt das Problem beim Ausschreibungsverfahren. Und entweder hat man eh schon ne Verbandelung von Politik und Wirtschaft und dann werden die Ausschreibungen so gemacht, das vorher schon klar ist wer gewinnt. Wenns dann doch mal ein relativ offenes Verfahren ist, dann gewinnt halt der mit dem niedrigensten Preis. Und das ist oft der, der unseriös kalkuliert hat. Was aber sich in der Praxis selten negativ auswirkt denn der weiß, wenn der Staat schon zig Mio versenkt hat, wird der immer noch was nachschieben sobald man Bedarf anmeldet, weil das Projekt ja doch noch erfolgreich beendet werden soll.

Nun kann man natürlich sagen: Die bösen Firmen oder die unseriösen Verkaufstalente usw. Aber die Probleme sind strukturelle Probleme die eben solche Sachen begünstigen. Da müssen Änderungen her sonst gehts halt immer so weiter, auch wenn die Akteure wechseln.
 
der Thread heißt "Glasfaser in D" und ich möchte mal meine Geschichte dazu erzählen, nicht ganz korrekt und mit meinen naiven Begriffen und ein wenig in Form einer Abenteuergeschichte.

"Glasfaser in FR"

Ganz weit draußen, an der Grenze der Republik, wohnt der kleine Pit in einem kleinen Dorf und träumt von schnellem Internet.
Aber leider hat das natürlich keine Priorität. Hier leben nicht viele Menschen, die Jungen wandern zunehmend in Richtung Arbeitsplatz, also weg vom Land und für uns paar Alte lohnt sich nicht, auf den Resten der verfallenden Infrastruktur noch großartig was aufzubauen. Deshalb war Glasfaser bei uns geplant, ab etwa 2023.
Immerhin! Oder? Es gab einen Plan für den gemütlichen Ausbau und der kleine Pit brauchte also nur ein wenig Geduld.

Dann kam Corona.
Die Leute arbeiteten von zu Hause, kauften von zu Hause, unterhielten sich mit anderen von zu Hause und all das über ein schlechtes Internet, zumindest was uns angeht und in vielen anderen Außenstellen ebenfalls. Da sprach der Häuptling Macron ein Machtwort: "das geht so nicht, es werde schnelles Internet!"

Gesagt getan.
Es gab ja Geld aus einem Europäischen Hilfsfond. Nicht für Internet, aber wegen Corona. In D können davon zB Waldbesitzer eine extra Förderung bekommen, weil..., ich weiß nicht mehr wieso. Irgendwas mit Corona halt.
In FR wurde eine Firma mit dem Ausbau des Internets beauftragt, bekam etliche Rollen mit Glasfaser geliefert, stellte zeitweise Personal ein und beauftragte auch andere Firmen. Man legte ein wenig unter die Erde, aber die letzte Meile ging von Haus zu Haus und an bestehenden Lichtmasten entlang schön kreuz und quer durchs Dorf. Ohne irgendwelche Löcher im Bürgersteig und viel viel schneller.

Der kleine Pit sah im ersten Corona-Sommer bei seinen Spaziergängen durch das Dorf die merkwürdigen "Drahtrollen" und betrachte sie vorwitzig. Da las er auf einem Aufkleber: "Fibre Moselle" und dachte, das kann doch wohl nur Glasfaser sein?
Auf in die nächste Stadt, wo der Internet-Provider seiner Wahl ein Büro hatte. WoW. Glasfaser demnächst?
Vertrag geändert und auf 2G Glasfaser umgestellt, im Vergleich zu DSL ca 30€ im Monat gespart, im Oktober oder so Besuch von einem freundlichen Postboten mit einer Glasfaser-Box unterm Arm und zwei Wochen später von einem Arbeiter, der die letzten Meter des "Fibre" verlegte, anschloss und testete. Weit vor Weihnachten und drei Jahre vor dem Plan, hatte der kleine Pit schnelles Internet.

Kurz darauf auch alle Nachbarn, nachdem sie das miterlebt hatten.

Und kein einziger Bürgermeister musste bestochen werden. Keine Umfragen, keine Besonderheiten für jedes Bundesland, kein OK der Betreibergesellschaft für die Lichtmasten, an denen das "Fibre" nun hängt und keine endlosen Baustellen in der Ortschaft.

Es kam so sanft und unauffällig, wie Schnee in der Nacht.
Man steht am Morgen auf und die Landschaft sieht vollkommen verändert aus.
Wie von Zauberhand von 10M DSL auf 2G Glasfaser.

Ob D es bis Ende 2023 schafft?
Vermutlich bricht ja vorher unser derzeitiges System zusammen und so weiter. Falls aber nicht, haben wir vielleicht schneller 5G (zB wenn wir das die Chinesen machen lassen), als Glasfaser verlegt ist.
 
Wow, ich hätte nicht gedacht, dass Deutschland da so hinterherhinkt. Ich habe schon seit mehreren Jahren Glasfaser, ich denke, das ist schon lange der Standard in sämtlichen größeren Städten in Spanien. Für 500 Mb Datenbandbreite (synchron) + Festnetz + Mobiltelefon (50 GB) zahle ich bei O2 38 €.
Scheinbar hatte der damalige Bundeskanzler Schmidt bereits 1981(!) die Vision, Deutschland ab 1985 innerhalb der kommenden 30 Jahre mit Glasfaser auszurüsten
Ich weiß nicht, ob eine derartige Vision hier weiterhilft oder gar zum Vorwurf für die derzeitige Situation In Deutschland gemacht werden kann. Das deckt sich nicht mit der Realität, wie sich das Internet tatsächlich weltweit entwickelt hat. Nach meinen Erinnerungen war es damals Mitte der 90er-Jahre schon eine tolle Sache, wenn man ein 56k-Modem hatte. Danach kam dann ISDN. Flatrate wurde erst noch später zum Standard.

Tjaja. Immer die wirtschaftlichen Verflechtungen mit der Politik notwendige/wünschenswerte Transformationen erfolgreich verhindern. Ist heute ja auch nicht anders. Sieht man z.B. daran wie erfolgreich Deutschland die erneuerbaren Energien ausgebremst hat. Und heute hat man den Salat mit Abhängigkeit von Öl/Gas.
Da könnte man genauso gut sagen, hätte man niemals auch nur ein Atomkraftwerk ausgeschaltet, hätte man sich nicht in die Abhängigkeit von Öl und Gas begeben müssen. Das ist aber ein Thema für sich, dazu könnte man gerne einen gesonderten Thread öffnen.
 
Da könnte man genauso gut sagen, hätte man niemals auch nur ein Atomkraftwerk ausgeschaltet, hätte man sich nicht in die Abhängigkeit von Öl und Gas begeben müssen.
Bei Atomkraftwerken hast Du auch Abhängigkeiten. Oder was meinst Du, wo das ganze Uran her kommt?
Von den ganzen Sicherheits-, Umwelt- und Kostenaspekten (Atomstrom ist relativ teuer) mal abgesehen.
 
Das lässt sich 1:1 auf fast jedes Staatsversagen in Deutschland übertragen, von der elenden digitalen Patientenakte bis hin zur Energiekatastrophe.
Ich arbeite im öffentlichen Dienst und sehe, dass 99% aller Leute hier ausschließlich im "Cover your ass" Modus laufen. Denke, das wird sich auch "weiter oben" so durchziehen. Warum auch nicht? Wenn Du nicht anfängst, Mobiliar anzuzünden wirst Du da zu nahezu 100% weiter bis zur Pension arbeiten, außer Du fängst an Dinge zu tun, die dafür sorgen, dass Deine Kollegen andere Dinge tun müssen als die letzten 20 Jahre.
 
Zurück
Oben