Video über NetBSD von EuroBSDcon

Aber deswegen ist es ja nicht "tot".
Ja. Trotzdem hat das natürlich gewisse Effekte. Wenn Du ein Nischenprodukt bist, dann bedeutet das ja auch das potentiell weniger Ressourcen da rein fließen. Das mag dann für die Nischenanwendung immer noch ausreichend sein, aber für den Rest nicht notwendigerweise.
Oder ums mal plakatik zu formulieren:
Die Ressourcen die da im Rahmen von einem "Liebhaberprojekt" reinfließen sind ganz nett für das Liebhaberprojekt, aber helfen eben nicht weiter für z.B. FreeBSD im Desktop-Einsatz.

Umso mehr ein System benutzt wird, umso mehr wird das auch nachsich ziehen das da Ressourcen reinfließen.

Was die BSDs relativ gut hinkriegen ist (aus meiner Sicht) aber, was die aus den Ressourcen die da reinfließen rausholen. Da siehts z.B. bei Linux häufig schlechter aus. Da wird viel entwickelt was dann nicht gut funktioniert und/oder wieder weggeworfen und durch was anderes ersetzt wird usw. Das hat dann halt nur kein Impact weil die schiere Masse an Manpowern das i.d.R. mehr als ausgleicht.

Die Frage ist halt nur, wie sich das langfristig entwickelt und ob das (breite) Einsatzspektrum das es jetzt für die BSDs gibt sich auch über längere Zeit erhalten lässt.
 
Ja. Trotzdem hat das natürlich gewisse Effekte. Wenn Du ein Nischenprodukt bist, dann bedeutet das ja auch das potentiell weniger Ressourcen da rein fließen. Das mag dann für die Nischenanwendung immer noch ausreichend sein, aber für den Rest nicht notwendigerweise.
Oder ums mal plakatik zu formulieren:
Die Ressourcen die da im Rahmen von einem "Liebhaberprojekt" reinfließen sind ganz nett für das Liebhaberprojekt, aber helfen eben nicht weiter für z.B. FreeBSD im Desktop-Einsatz.

Umso mehr ein System benutzt wird, umso mehr wird das auch nachsich ziehen das da Ressourcen reinfließen.

Was die BSDs relativ gut hinkriegen ist (aus meiner Sicht) aber, was die aus den Ressourcen die da reinfließen rausholen. Da siehts z.B. bei Linux häufig schlechter aus. Da wird viel entwickelt was dann nicht gut funktioniert und/oder wieder weggeworfen und durch was anderes ersetzt wird usw. Das hat dann halt nur kein Impact weil die schiere Masse an Manpowern das i.d.R. mehr als ausgleicht.

Die Frage ist halt nur, wie sich das langfristig entwickelt und ob das (breite) Einsatzspektrum das es jetzt für die BSDs gibt sich auch über längere Zeit erhalten lässt.

Da das ja nun hier seit 20 Jahren ein Thema ist, ist die Frage "wie sich das langfristig auswirkt" halt für mich schon "irgendwie beantwortet"
 
Da das ja nun hier seit 20 Jahren ein Thema ist, ist die Frage "wie sich das langfristig auswirkt" halt für mich schon "irgendwie beantwortet"
Wobei dieses "Iss noch immer jut jegange" nüchtern betrachtet ein eher dünnes Argument ist. Ehrlich gesagt bereitet mir das eher Sorgen, wenn sowas genannt wird weil es ja auch irgendwie bedeutet das man keine anderen Gründe parat hat und deshalb sowas in die Runde werfen muss. Wenn man das noch zusätzlich aufführt so nach dem Motto "Es gibt Grund A,B, C und D und übrigens die Diskussionen um 'BSDs sind tot' sind schon alt" ok. Aber so prominent platziert, eher nicht so gut.

Und Du hast ja recht. Die Diskussionen gabs auch schon vor 2 Jahrzehnten. Nichtdestotrotz verschieben sich ja Dinge. Früher hatte man vielleicht auch nicht richtig viele User und auch da hat Linux schon viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Aber früher konnte man wenigstens noch eher sagen: "Viele Sachen die Du mit Linux machen kannst, kannst Du auch mit FreeBSD machen" oder die BSDs waren sogar besser. Heute sieht die Sache anders aus und hat sich diesbezüglich eben verschoben.

Und solchen Dingen wird natürlich nicht mit platten Aussagen a-la "Totgesagte leben länger" Rechnung getragen.
 
Und Du hast ja recht. Die Diskussionen gabs auch schon vor 2 Jahrzehnten. Nichtdestotrotz verschieben sich ja Dinge. Früher hatte man vielleicht auch nicht richtig viele User und auch da hat Linux schon viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Aber früher konnte man wenigstens noch eher sagen: "Viele Sachen die Du mit Linux machen kannst, kannst Du auch mit FreeBSD machen" oder die BSDs waren sogar besser. Heute sieht die Sache anders aus und hat sich diesbezüglich eben verschoben.

Für mich sind das halt die genau gleichen Argumente wie vor 20 Jahren ... xyz geht nicht, das brauch in Zukunft jeder, zyx ist bei Linux / Windows / MacOS etc viel besser.

Den Trend "X" verschlafen wir - etc

Ich will damit garnicht schönreden das es dinge gibt bei denen es äh gut wäre wenn sie funktionieren würden - aber gleichzeitig auch komplett unrealistisch sind das sie kommen (Widevine unter OpenBSD für den umfangreicheren Desktop-Einsatz zb bei mir)

Mein Argument war nicht "Iss noch immer jut jegange" - sondern "wir führen die exakt gleiche Diskusion seit 20 Jahren - und das vermutete halbtote ende der BSDs der damaligen propheten mit den exakt gleichen Argumenten damals ist halt immer nocht nicht eingetreten.

Mein Punkt ist somit eher "niemand kann in die Zukunft sehen, wie wir gesehen haben"
 
Für mich sind das halt die genau gleichen Argumente wie vor 20 Jahren ... xyz geht nicht, das brauch in Zukunft jeder, zyx ist bei Linux / Windows / MacOS etc viel besser.
Ja. Ich würde es auch gar nicht darauf reduzieren. Du wirst immer irgendwelche Dinge finden, die unter System A gehen aber unter System B. Daraus allein lässt sich noch nichts ableiten.
Aber wenns vor 10 Jahren 10 Dinge waren die nicht gingen und heute sind es 100 Dinge die nicht gehen, dann ist das halt schon ne Aussage.
Und ja, es gibt sicherlich noch andere Aspekte. Zum Beispiel die Vitalität eines Projektes. Wenn ich aber dann so Sachen lese wie das OpenBSD kurz vor dem Aus stand, dann ist das schon ein gewisser Anlass zur Sorge.

Mein Punkt ist somit eher "niemand kann in die Zukunft sehen, wie wir gesehen haben"
Ja. Natürlich kann man nicht genau wissen, was in 10 oder 20 Jahren ist. Aber es gibt ja vielleicht gewisse Trends und wenn man die weiter in die Zukunft interpolieren würde und auch nicht irgendwie Dinge am auftauchen sind, die Potential haben den Trend signifikant zu ändern, dann lassen sich ja schon zumindest Abschätzungen machen.

Ich tue mich damit schwer. Ich will ja gar nicht sagen, das ich die BSDs in 20 Jahren tot sehe. Ich kann es nicht einschätzen und würde mich deshalb über Einschätzungen freuen. Möglicherweise gibts ja auch Statistiken dazu. So in die Richtung: "Anzahl der Commits" oder was auch immer man da als quantitative Werte rausziehen kann.
 
Wenn ich aber dann so Sachen lese wie das OpenBSD kurz vor dem Aus stand, dann ist das schon ein gewisser Anlass zur Sorge.

Ehrlich gesagt hatte ich da noch nie von gehört, und ich lese eigentlich zumindest halbwegs aktiv schon länger die Mailinglists mit über die noch immer sehr viel läuft.

Ja. Natürlich kann man nicht genau wissen, was in 10 oder 20 Jahren ist. Aber es gibt ja vielleicht gewisse Trends und wenn man die weiter in die Zukunft interpolieren würde und auch nicht irgendwie Dinge am auftauchen sind, die Potential haben den Trend signifikant zu ändern, dann lassen sich ja schon zumindest Abschätzungen machen.

Ich finde das ist einfach die falsche Frage die seit 20 Jahren gestellt wird. Die Frage ist ja nicht "Gibt es technologien die unter *BSD nicht laufen und für bestimmte (ggf. sehr große / breite Anwendungszwecke) gebraucht werden.

Sondern: Wird es in 10 oder 20 Jahren nocht Enthuisasten geben die das weiter Pflegen, kleinere oder größere Nischen und / oder mittelgroße Anwendungen finden?

Und das weiß niemand, wie man das vor 20 Jahren auch nicht wissen konnte.

Soweit ich die OpenBSD entwicklung, zb auf @tech verfolge ist die recht aktiv und munter.
 
Ehrlich gesagt hatte ich da noch nie von gehört,
Ich greife ja nur auf, was hier im Thread gesagt wird. Ich selbst kann dazu nix sagen.

Frage ist ja nicht "Gibt es technologien die unter *BSD nicht laufen und für bestimmte (ggf. sehr große / breite Anwendungszwecke) gebraucht werden.
Da hast Du völlig Recht. Deswegen versuche ich es ja explizit nicht darauf zu beschränken.

Und das weiß niemand, wie man das vor 20 Jahren auch nicht wissen konnte.
Ja. Natürlich kann das niemand wissen. Man kann aber schon Aussagen zu gewissen Trends treffen. Wenn irgendein BSD vor 20 Jahren von 10000 Leuten benutzt wurde, vor 10 Jahren von 1000 und heute noch von 100, dann können es in 10 Jahren natürlich wieder 1000 oder mehr sein. Aber der Trend zeigt in ne umgekehrte Richtung. Und das ist das, wonach ich frage. Und nicht ne 100% zuverlässige Prognose.
Wenn also nur jemand platt sagt "die Diskussion üb die BSDs gabs schon immer" dann hat das halt keine wirkliche Aussagekraft(*) als wenn jemand zum Beispiel sagt "Vor 10 Jahren hatte *BSD x Committer und heute sinds noch genauso viele".

*) Gibt ja da auch diesen alten Witz wo jemand von einem Hochhaus stürzt und bei jedem Stockwerk sagt "Bis hier hin ging es gut". Das zeigt eigentlich sehr schön, wie uninformativ solche Aussagen sind. Wichtigere wäre es zu wissen, ob er ungebremst fällt oder ob er sicheren Boden unter den Füßen hat.
 
Ach du gute Güte, das Projekt ist doch nicht so gut wie tot weil man zum sammeln von nen €€€ für nen paar Server-Kosten etwas die Werbetrommel gerührt hat :)

Ich dachte es gab tatsächlich so etwas wie das irgendwie alle Stamm-Entwickler aufgehört haben oder sowas, mach mir doch nicht sonnen Schreck.

Ja. Natürlich kann das niemand wissen. Man kann aber schon Aussagen zu gewissen Trends treffen. Wenn irgendein BSD vor 20 Jahren von 10000 Leuten benutzt wurde, vor 10 Jahren von 1000 und heute noch von 100, dann können es in 10 Jahren natürlich wieder 1000 oder mehr sein. Aber der Trend zeigt in ne umgekehrte Richtung. Und das ist das, wonach ich frage. Und nicht ne 100% zuverlässige Prognose.
Wenn also nur jemand platt sagt "die Diskussion üb die BSDs gabs schon immer" dann hat das halt keine wirkliche Aussagekraft(*) als wenn jemand zum Beispiel sagt "Vor 10 Jahren hatte *BSD x Committer und heute sinds noch genauso viele".

Naja aber es gibt halt keine wirklichen Nutzungsstatistiken, maximal noch irgendwie "Wie viele Browser mit "angeblich" dem und den Betriebsystem besuchen diese Seite".

Zumal unsere Nischen-Osse halt auch da bei der massivne menge an devices irgendwo auch schon seit 20 Jahren "untergehen.

Man könnte noch so sachen machen wie "Ist das Betriebsystem in der IT-Welt bekannt" aber auch da ist es schwierig aussagen zu finden.

(Ich hatte ja schon mal erwähnt das zb das hier oft zitierte Docker & Co maximal einem von 20 IT-Kollegen in meinem Umfeld bekannt ist - geschweige denn das sies irgendwo einsetzen - das gleiche ergebniss bekomme ich auch bei OpenBSD - aber bedeutet das, das beides gleich "relevant" ist? Vermutlich eher nicht zugunsten von Docker. Bitte bedenkt bei diesen ganzen Diskusionen das ihr immer wahnsinnig aus "eurer" IT-Perspektive schreibt)
 
Ach du gute Güte, das Projekt ist doch nicht so gut wie tot weil man zum sammeln von nen €€€ für nen paar Server-Kosten etwas die Werbetrommel gerührt hat :)

Ich dachte es gab tatsächlich so etwas wie das irgendwie alle Stamm-Entwickler aufgehört haben oder sowas, mach mir doch nicht sonnen Schreck.


Ich bin kein OpenBSD Nutzer, deshalb fehlt mir da eine detailierte Einsicht. Ging halt damals groß durch die Medien, vielleicht wurde da auch nur übertrieben, Klicks und so..
 
Naja aber es gibt halt keine wirklichen Nutzungsstatistiken, maximal noch irgendwie "Wie viele Browser mit "angeblich" dem und den Betriebsystem besuchen diese Seite".
Es geht doch nicht zwangsläufig um Nutzungsstatistiken.
Aber z.B. sowas wie Anzahl und Umfang der Commits im Verlaufe der letzten 10 Jahre. Das würde schon eine gewisse Aussagekraft haben und lässt sich dank Versionskontrollsystem ja im Prinzip auch super nachzeichnen.

Und wie gesagt. Es geht gar nicht so sehr um irgendeine Verbreitung oder Relevanz (auch wenn das indirekte Indikatoren sein können). Es geht (wie schon ein paar Mal gesagt) darum, sind die BSDs gut genug aufgestellt um auch noch künftig als "brauchbar" zu sein. Also das ich z.B: OpenBSD auch noch in ein paar Jahren als Desktop-System benutzen kann ohne das droht, das es nicht mehr geht weil ich nicht mal mehr einen halbwegs aktuellen Browser bekomme oder es praktisch keine Treiber mehr für dann relevante Hardware gibt usw.

Bitte bedenkt bei diesen ganzen Diskusionen das ihr immer wahnsinnig aus "eurer" IT-Perspektive schreibt)
Ich schreib aus keiner Perspektive. Ich stelle lediglich eine Frage.
 
brauchen wir die zigste Eierlegende Wollmilchsau?
Gute Frage. Also ja. Auch Systeme am "Rande der Gesellschaft" haben ihre Berechtigung/Bedeutung. Ich denk da zum Beispiel an DragonflyBSD und so aber auch OpenBSD. Dort kann man einfach mal Sachen machen und Ausprobieren. Denn es ist nicht dramatisch wenn irgendwelche Dinge (gerade WEIL sie nicht Mainstream sind) mal Kompatibilitäten brechen oder so.

Auf der anderen Seite will man aber auch eine Alternative haben zu Systemen wie z.B. Linux. Weil sich Dinge ja auch mal in eine Richtung entwickeln können, die einem nicht gefällt und wenn man dann auf gar nix ausweichen kann, ist das schlecht. Auch wenn das jetzt keine riesige Gefahr ist. Linux ist immer noch Open-Source. Da hat man immer noch gute Chancen solchen Tendenzen entgegen zu wirken.

Generell bewerte ich Diversität als etwas Gutes und wünsche mir daher, das sie erhalten bleibt (oder sogar noch ausgebaut wird).
 
Und mir ist lieber, wenn man ein "research OS" hat (OpenBSD), in dem man nicht alles dem DESKTOP hinter her wirft - respektive es "jedem recht" machen will.

Ging mir auf Kongressen/Linuxtagen/... immer schon so auf den Zeiger. "Zeig mal her" - ein Kennerblick auf den Windowmanager "ahm, hm hmm.. ok. weitergehen".
 
Und mir ist lieber, wenn man ein "research OS" hat (OpenBSD), in dem man nicht alles dem DESKTOP hinter her wirft - respektive es "jedem recht" machen will.

Ging mir auf Kongressen/Linuxtagen/... immer schon so auf den Zeiger. "Zeig mal her" - ein Kennerblick auf den Windowmanager "ahm, hm hmm.. ok. weitergehen".
Sehr schoen gesagt!
Ein Betriebssystem ist immer mehr als die Oberflaeche.

*BSD ist experimentell, es ist anders. Es wird nicht mit soviel Geld vollgepumpt wie Linux oder Microsoft, und IMHO, das ist gut. Die Entwicklercommunity ist kleiner und uebersichtlicher. Damit ist die Entwicklung naemlich nicht Profit getrieben, sondern es wird sich auf etwas anderes konzentriert. (Kernel relinking, zum Beispiel)

Zum Video: Ist schon cool so eine ganze Praesentation in ASCII-Art. :) 800 Views finde ich fuer das Thema uebrigens auch nicht "wenig". Wenn ich bei Youtube nach meinem anderen Lieblingsthema "Magnetic Scrolls" suche, kommen da immer Videos mit 30-40 Aufrufen.
 
in dem man nicht alles dem DESKTOP hinter her wirft
Um mal das Thema Desktop aufzugreifen:
Hinter den Bestrebungen auch irgendwie den Desktop zu bedienen steckt ja die Idee, das wenn das System Desktop kann dann installiert man sich das ja auch. Und wenn es benutzt wird, fallen auch eher Sachen auf die nicht so gut funktionieren und man hat auch ne zusätzliche Motivation die zu beheben. Mehr User bedeutet halt auch immer potentiell mehr Beitragende.
Und das ist auch nicht völlig von der Hand zu weisen. Ob man dem jetzt alles unterordnen muss oder ob man das wirklich braucht, darüber kann man aber sicher diskutieren.

Es wird nicht mit soviel Geld vollgepumpt wie Linux oder Microsoft, und IMHO, das ist gut.
Hinter kommerziell getriebenen Investitionen steckt natürlich auch immer die Erwartung, das da auch letztlich was bei rauskommt. Insofern ist das natürlich immer mit Vorsicht zu genießen.
Ich bin übrigens der Meinung das wenn wir hier in Deutschland und Europa schon über digitale Souveränität reden, das dann eigentlich auch mehr öffentliche Mittel in solche Dinge fließen sollte. Gerade auch so was Lehre und Forschung angeht. Aber das ist ein anderes Thema. :-)

Was das Ausprobieren an Features angeht. Die Wahl das Systems hängt ja nicht nur von dessen technischer Geeignetheit ab. Da spielen ja auch andere Dinge eine Rolle. Sowas wie Linux kennt halt "jeder". Du hast auch viele Dinge die Du schon nutzen kannst.

Die Entwicklercommunity ist kleiner und uebersichtlicher.
Ja. Es gibt ne da wirklich einige gute Projekte, wo Du zwar relativ wenig Entwickler hast, aber die sehr produktiv sind. Gerade weil da halt jeder jeden kennt und Du auch kaum diesen Viele-Köche-Verderben-den-Brei-Effekt hast.
 
Ich benutzte FreeBSD bei uns in der Firma als Server und OpenBSD als Router. Für den Desktopeinsatz würde ich beider nicht einsetzen wollen. Linux kommt mir im Vergleich zu den meisten Distribution schon fast zugemüllt vor. Meint ihr wirklich das die Entwicklung bei FreeBSD am Einschlafen ist? Gab es in den letzten Jahren nicht einige große Spenden?
 
Ich würde ehrlich gesagt mal behaupten dass sich bei Usern doch einiges getan hat. Da war es gefühlt bei FreeBSD und OpenBSD schon mal stiller.

OpenBSD hat in den letzten Releases den Desktop wieder flott bekommen. Wedivine tut halt den BSDs extrem weh (da kann man sich beim Standardkommittee bedanken, haben ja genug Leute und Organisationen gewarnt davor).

Allerdings hat's ein paar Faktoren gegeben die glaube ich die BSDs wieder interessanter gemacht haben. Flucht vor ein paar Entwicklungen im Linux-Bereich (also Linux, nicht Android, ChromeOS oder so, sonst könnten wir ja auch sagen BSD geht's prächtig wegen macOS und iOS). Außerdem hat OpenBSD mit LibreSSL, pledge und unveil ein bisschen Interesse hervorgerufen. ZFS hat FreeBSD auch ein paar User beschert. Und dann gibt's Leute die es immer mal wieder in Blogposts, etc. erwähnen.

Bei ZFS und deren dtrace-Alternativen und Reimplementierungen hat Linux aber mittlerweile wieder aufgeholt, dafür sind die BSDs (leider nicht so stark NetBSD) was Performance und solche Dingen wieder besser geworden und hinken seit den letzten Releases nicht mehr ganz so nach. Da hat das Nischen-DragonFly lustigerweise aber den größten Vorsprung (gehabt?).

Ich glaube TrueOS hat FreeBSD leider einigermaßen geschadet, vor allem mit dem neuen Desktop. Die anderen Dinge kann ich zumindest als interessante Experimente (OpenRC) oder gute Entwicklungen (quasi alle Ports unterstützen sndio) abtun.


Jetzt noch eine Theorie die ich schon länger habe mit FreeBSD.

Ich glaube FreeBSD hat ein bisschen ein Problem mit Defaults und dass es als Platform und Baukasten genutzt wird. Darin ist es mittlerweile echt gut. Soll heißen Leute verwenden FreeBSD als Image, oder haben ihre Skripts die's tunen, verwenden crochet zum Images bauen oder stöpseln sich ihre Speziallösungen zusammen, sei es jetzt Netflix mit ihren Mega-Caches oder eben eine Playstation oder ja sogar mfsbsd-Skript was aber weniger anpasst per default. Die meisten FreeBSD-Entwickler machen das auch so. Wenn man dann noch dazunimmt dass poudriere bzw. konfigurierte Ports eine echte Stärke von FreeBSD ist, aber dass das ein Anfänger zunächst mal nicht angreifen wird bedeutet das, dass die erste User-Experience extrem drunter leidet.

Am Besten steht man am Desktop sicher noch mit dem FreeBSD deskop-installer da (von dem was man sieht und hört, selbst nie verwendet). Aber das weiß man am Anfang eher nicht.

Dazu gibt's dann noch unzeitgemäße Defaults das heißt die Chance bei FreeBSD derzeit als Neuling eine gute Erfahrung zu machen ist nicht gerade groß.

Aber selbst wenn jemand FreeBSD mag geht es noch weiter mit dem Baukasten. poudriere habe ich ja schon erwähnt, aber auch das Thema Jails und deren Management krankt ein wenig. Ist zwar besser als es mal war, aber es gibt einen Grund warum es eine ordentliche Menge an Jail-Management-Tools gibt. Das was man in FreeBSD hat sind einfach Baublöcke.

Das ist zwar an und für sich nichts schlechtes, aber es braucht denke ich breit verwendete Tools auf die im besten Fall auch vom Projekt hingewiesen wird.

OpenBSD geht da ein bisschen einen anderen Weg und drum ist einen (viel verwendeten, wie ein Thinkpad) Laptop einfach mal zu installieren recht einfach. Wie man WLANs einrichtet ist auch straight forward und man muss nicht zuviel fummeln, dann noch ein paar Pakete und man hat einen laufenden Desktop. Dadurch dass die Ports weniger auf Flexibilität und ohnehin sind da Pakete der Standardweg, deshalb gibts auch da nichts zum Frickeln. Deren größtes Manko nämlich keine offiziellen Sicherheitsupdates bei den Paketen haben sie zum Glück beseitigt.

Ich glaube nicht, dass FreeBSD so starr werden muss, aber ich glaube der fehlende Standardweg in Kombination mit dem weggefallenen großen Desktop- sagen wir mal FreeBSD-Distributionen, von TrueOS/PC-BSD und DesktopBSD bedeutet hat, dass der Einstieg echt nur was für ziemliche Profis ist. Das ist eben ganz anders wie in der Linux-Welt. Da nimmt man ein Ubuntu (oder auch eines der anderen) hat einen Desktop wenn man in die Linuxwelt eintauchen will und kann das dann auch auf den Server packen und es funktioniert alles gleich.

Also selbst bei einem Teenager, der was drüber gelesen hat, IT-begeistert ist und der ich anno dazumal selbst mal war hat es extrem schwer auch nur anzusetzen ohne absolut verwirrt zu sein, und ich sag das als jemand der von Gentoo Linux gekommen ist damals.

Gerade bei so Themen wie Defaults gibts ja bei allen BSDs Lichtblicke. Das ist halt die Arbeit die nicht gerade interessant ist und die man als langjähriger Nutzer irgendwie gelöst hat und sei's auch nur das zu kopierende sysctl.conf.

Ich weiß jetzt nicht, wie das FreeBSD-Handbuch ist, aber als ich das letzte Mal reingeschaut hat das ziemlich outdated und unübersichtlich. Das heißt selbst als RTFM-Mensch hat man grobe Hindernisse.

Ich glaube wenn man dem Projekt wirklich helfen will sollte man an den Punkten ansetzen. Für vieles davon braucht man nicht mal groß programmieren können. Leute die an der Doku schreiben nehmen die meisten Projekte gerne auf und offizielle Doku ist meist sichtbarer als irgendwo in einem Blog oder auch hier.

Das löst zwar nicht das Performance-Problem aber sorgt für interessierte User die vielleicht ihre Projekte im Schlepptau haben und dann mit etwas Glück auch schauen warum dieses und jenes nicht so gut läuft und dann Verbesserungen bringen. Und dann kann man sich auf das konzentrieren was man hat anstatt nur darüber zu reden was man nicht hat. Diese Selbstreflexion ist zwar vielleicht gut um zu sehen was nicht so gut läuft, aber bringt nur was wenn man selbst auch Hand anlegt. Und da gibt's ja für jeden was. Und an Open Source oder generell in Communities mitzuarbeiten macht extrem viel Spaß und ist im Vergleich zu anderen Dingen meist auch noch weitaus motivierender als Arbeit (oder Haushalt ;)). Und selbst wenn man Blödsinn oder irgendwelche Nischendinge tut gibt's oft mal Synergien.

Und anders als bei riesigen Projekten wo es eh schon hunderte Programmierer gibt kann man bei den kleinen BSDs echt einen Unterschied machen. Man sehe sich nur mal das NetBSD-Blog an.
 
Ich wollte hier eigentlich nichts weiter zu schreiben, da mich diese so ein bis zweimal im Jahr aus anderen Themen beginnenden Diskussionen um die Zukunft der BSDs generell und FreeBSD speziell nerven. Mein Beitrag oben mag ironisch wirken, aber eigentlich war er es nicht. Ich mache nun an die 25 Jahre FreeBSD (ich werden alt :() und ebenso lange wird regelmäßig lamentiert, dass FreeBSD gegenüber der Konkurrenz zurückfällt, irrelevant wird, keine Entwickler mehr hat und stirbt. Bisher ist das nicht eingetreten und glaubt mir: Wir werden diese Diskussion auch in zehn Jahren noch führen.

Wie jedes Unternehmen, jeder Verein und jedes Open Source Projekt hatte auch das FreeBSD-Projekt schlechtere und bessere Zeiten. Der Tiefpunkt war rückblickend Mitte der 2000er, als man sich während FreeBSD 5.x und 6.x durch das SMPng-Projekt quälte. Davon sind wir sehr weit entfernt. FreeBSD hat heute eine große Anzahl kommerzieller und privater Sponsoren, es kommen laufend neue Entwickler hinzu und natürlich scheiden auch altgediente Entwickler aus. Es gibt einen konstanten Strom an Commits, sowohl die üblichen Kleinigkeiten, als auch groß Features.

Natürlich ist FreeBSD auch ein Teil seiner Umwelt. Es ist beispielsweise sinnlos schon Anfang Oktober auf den Spendenzähler der FreeBSD Foundation zu schauen. Spenden kommen erfahrungsgemäß immer in den letzten Wochen des Jahres. Obwohl wir erst Mitte November haben und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen derzeit schlecht sind, steht der Tacho bereits bei $931.000. Die Chancen, das Ziel von $1.400.000 zu erreichen sind gut. Natürlich geht es bei der Unterstützung von Hybrid-CPUs nur langsam voran, aber kib@ als der dort zentrale Entwickler lebt in Kiew und hat sich sicher nicht ausgesucht, dass sein Land in einen Krieg gezogen wird. Trotzdem hat er vor einigen Tagen, trotz zerbombter Infrastruktur und Luftschutzbunker, die entscheidenden Patches gepostet. Natürlich gibt es auf dem Desktop Verbesserungspotential. Das streitet niemand ab. Aber hey, Gnome ist bei 42.4 und damit nicht allzu weit hinter dem Upstream. Plasma ist bei 5.24.6, dem aktuellen LTS-Release. Beide Desktops sind gut nutzbar. Die offizielle Wayland-Protokollsammlung unterstützt jetzt von Haus aus FreeBSD und die wlroots-Compositoren laufen inzwischen wirklich gut. Das Docs-Projekt hat sich komplett neu aufgestellt und seitdem geht es mit der Doku auch wieder voran. Nur um ein paar Punkte zu nennen.

Ich glaube, es wird gerne unterschätzt, dass FreeBSD ein komplett demokratisches Projekt ist. Oder eine "Do-o-cracy', wie es mal jemand nannte. Es gibt keinen großen Plan. Die Reise geht dort hin, wo sich Entwickler engagieren. Die Beschreibung als Toolbox ist schon sehr richtig. FreeBSD ist das, was seine Entwickler wollen. Das kann beeindruckend sein, wie z.B. Netflix >750 Gbit/s Streamingbox. Oder widersprüchlich, wie z.B. das ausgerechnet der Minimalhypervisor Bhyve auf dem Weg zu wirklich gutem GPU-Passthrough ist. Aber auch vielleicht nicht unbedingt das, was die Nutzer gerne hätten. Wenn sich niemand im Bereich OCI-Container engagiert, gibt es eben keine. Diese Differenz zwischen Entwicklern und Nutzern führt zu dem immer wieder diskutiertem Eindruck, dass das FreeBSD Projekt langsam sterben würde.

Und das ist auch mein Tipp. Ich will dabei nicht irgendwie arrogant klingen: Lasst uns auf diese ewigen Diskussionen verzichten und lieber machen. Man muss nicht coden können, es gibt viele andere Wege sich zu engagieren und FreeBSD dorthin zu lenken, wo man selbst es gerne hätte. Egal ob es um das Basissystem oder um Ports geht. Solange das Engagement im Bereich Desktop gering ist, wird FreeBSD sicherlich kein zweites MacOS. ;) Um eine Baustelle zu nennen.
 
wie z.B. das ausgerechnet der Minimalhypervisor Bhyve auf dem Weg zu wirklich gutem GPU-Passthrough ist.
Wo gibt es dazu genauere Informationen für jemanden, der sich noch nie mit dem Thema beschäftigt hat? Ist es also beispielsweise schon möglich, 3D-Spiele in einem virtuellen Windows 10 zu spielen? Braucht man dazu bestimmte Hardware?
Für was würde man Net auch nehmen - was Free und Open nicht auch könnten ... oder halt Linux?
Das ist die gute Frage, die in dem Thread neulich zum Raspberry behandelt wurde: In erster Linie wohl für irgendwelche uralte Abandon-Hardware, aus dem Beweggrund "Because we can".
Als interessanter Aspekt ist aber auf jeden Fall zu nennen, dass NetBSD auf dem Raspberry im Gegensatz zu FreeBSD sowohl Soundunterstützung als auch Hardwarebeschleunigung für die GPU hat. Letztendlich bringt das aber nicht viel, weil es für NetBSD kein Kodi gibt. Kodi gibt es aber natürlich für FreeBSD, diesem fehlen jedoch wie gesagt die zwei vorher genannten Dinge. Äußerst schade, da ist man dann gezwungen, etwas Linuxbasiertes zu nehmen. Und ich kann mir gut vorstellen, dass die Performance mit einem BSD besser wäre.
 
Wo gibt es dazu genauere Informationen für jemanden, der sich noch nie mit dem Thema beschäftigt hat?
https://letmegooglethat.com/?q=bhyve+windows :rolleyes:

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(thematisch zur EuroBSDcon, ansonsten aber zum Threadthema abschweifend)

Braucht man dazu bestimmte Hardware?
Eine GPU mit UEFI-kompatiblem BIOS wäre fürs Gelingen ganz gut, wenn nicht sogar Pflicht (bei bhyve), ich hab es noch nicht ausprobiert. Manchmal kann man das auch flashen, wenn man es im Netz was gibt. Muss aber jeder selber wissen, ob man ein image aus dubioser Quelle flasht. Wenn was schiefgeht, ist die Karte ein Briefbeschwerer. -> https://www.hackintosh-forum.de/forum/thread/33440-uefi-bios-für-betagte-grafikkarten-nvidia-amd/

Nun aber wieder BTT! ;)
 
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