Also gut, radeonhd mal kurz zusammengefasst: Grundsätzlich gibt es zwei Treiber für die ATi-Karten, wie sicher bekannt ist. Der ältere xf86-video-ati ("radeon") und den neueren xf86-video-radeonhd ("radeonhd"). Nachdem man zuerst gegeneinander gearbeitet hatte, arbeitet man nun miteinander. Vor dem Hintergrund wurde radeon grundsaniert. Die Idee ist inzwischen, dass radeonhd mehr oder weniger inoffziell in radeon aufgehen soll. Ob und wann das passiert, ist eine völlig andere Frage, die eh erst interessant wird, wenn radeon die neue Hauptversion herausbringt. Aber beide Treiber sind in wesentlichenteilen fertig. Sie können 2D-Beschleunigung per EXA, sie können XVideo, sie können 3D-Beschleunigung. Das einzige, was beiden Treibern noch fehlt, ist Powermanagement. Für R100 bis R500 funktioniert es, für R600 bis zum kommenden R800 nur sehr eingeschränkt. ATi ist da auch recht knauserig mit Doku, allerdings ist die vorhandene noch nicht vollständig implementiert. Wann das passiert kann man nicht sagen, denn der entsprechende Code wird von SuSE-Entwicklern im Auftrag von Novell geschrieben, die allerdings auch noch an diversen anderen Teilen der Distribution basteln. Oder anders gesagt ist die Zeit dort begrenzt.
Das eigentliche Problem, worauf wir seit Monaten warten, sind also gar nicht die Treiber. Die können längst 3D. Es scheitert an zwei Dingen. Dort ist einmal DRM, also der Kram im Kernel. Die aktuelle Version kann für den R600 bis R800 nur eingeschränkte Beschleunigung, ausreichend für EXA und XVideo. Den Code für 3D-Beschleunigung hat Robert Noland vor wenigen tagen in FreeBSD -CURRENT commitet, er wird aber kein Teil von 8.0 werden. Wenn Interesse besteht, habe ich einen Patch für 7.2 und 8.0. Also ist DRM nun auch aus dem Spiel.
Bleibt der dritte im Bunde, Mesa3D. Mesa - besser bekannt als libGL - ist eine OpenGL-Implementierung, die in Software und per DRM in hardware rendern kann. Mesa untestützt zur Zeit in der aktuellen Version 7.5 die R600 bis R800 nur extem rudimentär. Damit ist kein nutzbares 3D möglich. In den Ports ist sogar noch Version 7.4, das wird sich wohl erst nach 8.0 ändern. Neue Mesa-Versionen sind meist recht destruktiv. Die Entwicklerversion kann bereits für diese Karten 3D. Es ist noch recht langsam, aber es geht und reicht für Quake III. Entwickelt wird es von AMD und Red Hat. Motivierte Frickler können sich also Mesa3D aus dem Git ziehen, ein -CURRENT nehmen und sich über echtes 3D auf ihrer neueren ATi-Karte freuen. Mit Mesa3D, was im Herbst bis Winter kommen soll, werden dann alle jemals gebauten ATi-Karten inklusive allen neu kaufbaren, freie 3D-Beschleunigung haben.
Das große Problem ist jetzt aber, dass OpenGL im Moment bei Version 3.2 ist. Mesa3D unterstüzt maximal Version 2.1. Das ist an sich noch kein Beinbruch. Nun kann aber kein DRM-Modul, welches für die 3D-Beschleunigung benötigt wird, dies. Allen fehlt mindestens GLSL, die Unterstützung für Shader. Diese benötigen aber praktisch alle Spiele, die neuer als Quake III sind. Sprich: Keine Shader in Hardware -> Müssen in Software gerendert werden -> Doom 3 und co. sind unspielbar. Auch an GLSL arbeitet man aktiv, aber ob es mit 7.6 kommt, kann keiner sagen.
Einmal von all dem abgesehen, gibt es noch Galium, welches im Moment in Mesa3D integriert wird. Gallium ist ein neuer Renderstack, der plattformunabhängig ist. Sprich, der gleiche Treiber würde auf Windows, OS X, Linux, FreeBSD und vielem mehr laufen. Die Idee ist, dass man vielleicht Hersteller dazu bringen kann, so mehr und vor allem höherwertige Blobs zu bauen. Es hat noch mehr Vorteile, wie 3D-Beschleunigung in virtuellen Maschinen ohne hacks und weiteres. Aber Gallium hat noch keine Treiber, aus einem für den Cell-Prozessor und einem für die alte Intel i915. Ein Radeon-Treiber ist in Planung. Aber Gallium wird kaum vor 2011 für den Endnutzer kommen.
So, das ist grob der aktuelle Stand der Radeon-Front.