Nachdem ich Software im Bankenbereich (allerdings in Java EE, nicht in Cobol) entwickele, geb ich mal meinen Senf dazu.
Jetzt mal die Frage - einfach um seinen Marktwert zu steigern... COBOL lernen?
Nein. Wofür die Finanzbranche verflucht viel Geld zahlt, ist Mainframe-Knowhow.
COBOL ohne Mainframe-Knowhow ist so wertvoll wie Shell-Scripting ohne Kenntnis und Verständnis von vi, grep, awk, Pipes, regulären Ausdrücken und allen anderen Unix-Tools und -Konzepten.
Ich sehe tatsächlich an den Bewerbern hier, dass sich zumindest an Unis niemand mehr damit auch nur ansatzweise damit beschäftigt.
COBOL ist als Programmiersprache auch nicht sonderlich interessant, erst recht nicht im akademischen Umfeld.
Ich bin mir nicht sicher, in wie fern in anderen Branchen COBOL Code noch aktiv ist und wie die Planung für eine Ersetzung ist.
Die Finanzbranche ist der mit Abstand größte Sektor; aber auch in anderen Branchen (u.a. Einzelhandel und Behörden sowie generell großen Unternehmen) gibt es noch reichlich laufenden COBOL-Code.
Im Bankenbereich scheint wohl das Interesse am Wechsel auf eine "moderne" Alternative quasi bei 0 zu sein.
Die Banken würden liebend gerne vom Mainframe bzw. COBOL wegkommen, allein schon wegen der obszönen Summen, die IBM verlangt.
Das Risiko ist ihnen nur viel zu hoch. 40 Jahre alter Code, oftmals völlig undokumentiert, untestbar, kaum wartbar und mit zahllosen angeschlossenen Systemen. Selbst bei einer 0815-Bank reden wir hier von einem Migrationsprojekt für mehrere Milliarden Euro - mit fraglichem Ausgang.
Warum also einen 10- bis 11-stelligen Betrag ausgeben, nur damit alles wie bisher funktioniert?
Auch materiel lohnt sich es für Programierer Cobol anzueignen Du besetzt eine Nische und diese Nische wird mindestens noch so lange bestehen das du mal so langsam an ein Eignheim denken kannst
Siehe oben - COBOL-Knowhow selbst ist wertlos, Mainframe-Knowhow bringt die Kohle. Der Mainframe samt existierendem COBOL-Code wird uns aber noch sehr lange erhalten bleiben.
Wenn man Richtung Mainframe geht, klappt es schnell mit dem Eigenheim. Man verbringt aber auch sehr viel Zeit auf Arbeit mit Gedanken abseits der Arbeit, denn die Arbeit auf dem Mainframe ist sehr bescheiden:
- Praktisch ausschließlich Wartung archaischen Quellcodes; interessante Projekte werden außerhalb des Mainframes (d.h. im Bankenbereich in Java EE) gemacht.
- Probleme, die man in modernen Programmiersprachen an einem Tag lösen kann, sind auf dem Mainframe mehrwöchige Projekte. Der Fortschritt der Softwareentwicklung der vergangenen 25 Jahre ist dort fast spurlos vorbeigegangen.
- Tools, die edlin wie den Gipfel des Komforts wirken lassen.
- Zuhause mal was ausprobieren, was einen auf Arbeit beschäftigt, wird mangels Mainframe im Keller schwierig.
Wenn man viel Geld für wenig Arbeit in einem extrem stabilen Umfeld haben und kaum mehr Neues lernen möchte, ist der Mainframe genau richtig.
Man muss aber nicht sofort in dem Bereich einsteigen. Ich kenne einige ITler in der Finanzbranche, die sich in ihren späten 40ern bzw. frühen 50ern Richtung COBOL bzw. Mainframe umorientiert haben, als das Alter sich bemerkbar gemacht und Familie, Freizeit und der Gedanke an die Rente immer wichtiger wurden. Es ist aber auch nicht sonderlich schwer; man kann nicht in der Banken-IT arbeiten, ohne damit in Berührung zu kommen.