Deutsche Bahn wird wieder Deutsch

Anglizismen...


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daiv

AgainstAllAuthority
Ich habe lange überlegt ob ich vielleicht die Kategorie "Fun" nehmen sollte:

Schluss mit "Call a Bike" und "Kiss and Ride": Bahn-Chef Rüdiger Grube hat angekündigt, künftig weniger englischsprachige Ausdrücke bei Angeboten der Deutschen Bahn zu verwenden. Lang etablierte Begriffe wie "Intercity" bleiben jedoch erhalten.

http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1518,678248,00.html

Wäre interessant wer alles daran verdient :)

Vielleicht kommen jetzt Anglizismen aus der Mode? Was haltet Ihr im Allgemeinen von Anglizismen?
 
Ich finde Anglizismen komplett unnötig, es sei denn es sind Fachbegriffe.
Englische Werbeslogans beispielsweise finde ich komplett daneben, z.B. "Come in and find out"...


Daher finde ich den Plan richtig gut, vor allem als Bahnvielfahrer :-)
 
Wow, ich hoffe dem Beispiel werden einige unternehmen folgen..

Wenn ich alleine daran denke wie groß der Anteil unserer Bevölkerung ist die mit den Begriffen nichtmal was anfangen kann ists auch höchste Zeit.
Erinnert mich gerade wieder daran dass ich vor ein paar Jahren, als in Kaufhäusern der Begriff "Sale" in Mode kam von meiner Großmutter gefragt wurde was das denn überhaupt heißt. Ich möchte damit nicht den Anspruch erheben dass meine Großmutter repräsentativ für die Deutsche Bevölkerung ist, aber ich denke so gehts vielen Menschen.
 
Ich bin auch kein Fan von Anglizismen - wenn ich aber die Wahl zwischen "Call-a-Bike" und "das Mietrad-Angebot der Deutschen Bahn" hätte, würde ich mich doch für ersteres entscheiden ;)

"Das ist die Dienstleistungsnummer der Mietrad-Angebote der Deutschen Bahn - was kann ich für Sie tun?" :ugly:
 
Was haltet Ihr im Allgemeinen von Anglizismen?

Wenn's um technische Begriffe geht, habe ich keine Probleme damit. Soll heissen: mir ist's Wurscht, ob jemand eine Datei oder ein File loescht oder ob nun sei Computer oder sein Rechner abgestuerzt ist. Was mich allerdings nervt sind in der Tat uebertriebene Anglizismen in Produktbezeichnungen (wie bei der Bahn) oder auch in der typischen Jung-BWL-er Sprache (zumindest bei dem, was ich so manchmal im Radio von irgendwelchen Wirtschaftsnasen hoere). Und sowas wie "unsere Boys" in irgendwelchen Sportsendungen geht mir ebenfalls auf den Keks (gut, Sportsendungen an sich gehen mir schon auf den Keks).

Andersherum finde ich es witzigerweise *furchtbar*, wenn irgendwelche Software glaubt, deutsch mit mir reden zu muessen, besonders wenn es sich um typische Unix-Tools handelt. Deshalb ist auch einer meiner ersten Handgriffe, wenn ich mich auf einer (Kunden-) Maschine einlogge, ein

Code:
export LC_ALL=C
:D
 
Wenn's um technische Begriffe geht, habe ich keine Probleme damit. Soll heissen: mir ist's Wurscht, ob jemand eine Datei oder ein File loescht oder ob nun sei Computer oder sein Rechner abgestuerzt ist. Was mich allerdings nervt sind in der Tat uebertriebene Anglizismen in Produktbezeichnungen (wie bei der Bahn) oder auch in der typischen Jung-BWL-er Sprache (zumindest bei dem, was ich so manchmal im Radio von irgendwelchen Wirtschaftsnasen hoere). Und sowas wie "unsere Boys" in irgendwelchen Sportsendungen geht mir ebenfalls auf den Keks (gut, Sportsendungen an sich gehen mir schon auf den Keks).

Andersherum finde ich es witzigerweise *furchtbar*, wenn irgendwelche Software glaubt, deutsch mit mir reden zu muessen, besonders wenn es sich um typische Unix-Tools handelt. Deshalb ist auch einer meiner ersten Handgriffe, wenn ich mich auf einer (Kunden-) Maschine einlogge, ein

Code:
export LC_ALL=C
:D

Full ack.
Besonders nervig in Fachgebieten der Informatik wo nunmal alle oder nahezu alle Fachliteratur auf Englisch ist und die Begriffe eigentlich auch. Dann kommt plötzlich einer mit nem "i-Knoten" oder nem "Seitenrahmen".
Anglizismen sind nervig, aber dort wo es eigentlich keine Deutschen Begrifflichkeiten oder deutschsprachige Literatur gibt sollte man dann auch nicht versuchen das krampfhaft einzudeutschen.
 
Besonders nervig in Fachgebieten der Informatik wo nunmal alle oder nahezu alle Fachliteratur auf Englisch ist und die Begriffe eigentlich auch. Dann kommt plötzlich einer mit nem "i-Knoten" oder nem "Seitenrahmen".

Oh wie wahr! Stilbluetenalarm zum lachen:

http://www.info.uni-karlsruhe.de/~i44www/swk/folien/swk03-EJB.pdf

Zum schnellen Lacherfolg kommt man, wenn man nach "bohne", "stapel" und "keller" sucht. Ganz klasse sind auch die Sitzungsbohnen und vor allem die Dauerbohnen.

Irgendwo kommt da auch der Begriff "Bohnenbauer" (fuer "Beanprovider") vor ;-)

(Wer mit all dem nichts anfangen kann: da wurden Begriffe aus den Sun J2EE-Specs gnadenlos uebersetzt -- mit wirklich skurrilen Ergebnissen)
 
Andersherum finde ich es witzigerweise *furchtbar*, wenn irgendwelche Software glaubt, deutsch mit mir reden zu muessen

Und hier ist ein Beispiel dafuer, wie fantastich man Software kaputtlokalisieren kann (in diesem Fall wohl gmake unter SUSE Linux). Ich zitiere mal abkuerzend die beiden dort genannten Fehlermeldungen:

Code:
Makefile:111: *** missing separator. Schluss.
Code:
Makefile:111: *** Befehle beginnen vor dem ersten Ziel. Schluss.

Das ist so total gaga, dass es mich an eine Mail erinnert, die ich vor etlichen Jahren mal an unsere lokale Unix-Mailingliste geschickt hatte -- darin hatte ich zum Scherz vorgeschlagen, auch make(1) konsequent einzudeutschen und in mach(1) umzubenennen. Die typischen Standard-Targets^WZiele wuerden dann natuerlich `alles' , `installiere', `sauber', `wirklichsauber' etc. heissen.
 
Ich kann nur zustimmen!

Wenn sich etwas an Laien richtet, dann gehört lokalisiert und wenn nicht, dann gehört eingedeutscht. Es ist ab und an sogar so, dass man mit eingedeutschten Begriffen Dinge besser erklären kann.

In Informatik und in der Wirtschaft wird Englisch verwendet, in der Küche Französisch und in der Musik meist Italienisch. Trotzdem kann und sollte man, wenn man es allgemeinverständlich halten will Deutsch verwenden. Leider wird ja vor allem in der Wirtschaft, aber auch teilweise in der Politik mit englischer Fachsprache zu verschleiern. Ich verwende deshalb in Diskussionen gerne deutsche Begriffe und nicht selten kommt dabei raus, dass das Gegenüber verwendete Worte eigentlich gar nicht kennt.

Ich finde es auch immer witzig, wenn Leute extrem gehobenes "Deutsch" verwenden und zum Beispiel Replik, statt Antwort sagen. Das ist IMO mindestens genau so blöd.
 
Oh wie wahr! Stilbluetenalarm zum lachen:

http://www.info.uni-karlsruhe.de/~i44www/swk/folien/swk03-EJB.pdf

Zum schnellen Lacherfolg kommt man, wenn man nach "bohne", "stapel" und "keller" sucht.

Ist dir bewusst, dass viele Dinge der Informatik von Deutschen entdeckt/erfunden wurden? Daher sind die deutschen Begriffe die Originale und die englischen Begriffe sind "gnadenlose" Übersetzungen. Dies gilt z.B. für den "Keller"[1] ("stack") und das "Streuspeicherverfahren" ("Hashing").
So mancher englische Begriff ist auch komplett sinnentleert, wenn nicht gar grob falsch. So ist eine "Pipeline" irreführend: Bei einer echten Pipeline ist die Idee, dass am anderen Ende wieder genau das rauskommt, was man am einen reingesteckt hat. Bei der informatischen Pipeline geht es um die schrittweise Verarbeitung. Im Gegensatz zur "Pipeline" trifft dies der deutsche Begriff "Fließband".
Ebenso gilt dies für das obige Beispiel "Call-a-Bike": Erstmal wurde das deutsche Gegenstück mit dem Firmennamen erweitert, was wohl dem Beispielgeber schlicht dazu dient, den Eindruck zu erwecken, der deutsche Begriff sei umständlicher.
Weiter ist "Call-a-Bike" schlicht irreführend: Ich kann ein Taxi rufen, dann kommt es zu mir gefahren und holt mich ab ("Holen sie mich in einer Stunde in der Beispielstraße 42 ab und bringen sie mich zum Hauptbahnhof"). Aber dies gilt nicht für "Call-a-Bike": Ich muss das Fahrrad irgendwo rumstehend auffinden und kann mich dann von dort aus fortbewegen. Der deutsche Begriff "Mietrad", welcher auch keineswegs länger oder umständlicher ist, macht keine solche Suggestion. Wahrscheinlich handelt es sich sogar um einen Scheinanglizismus, denn im Englischen würde der Begriff eher "Rent-a-Bike" lauten.
Auch dein Beispiel mit den Dauerbohnen ist unglücklich gewählt: "entity bean" bedeutet für jemanden mit Muttersprache Englisch genauso wenig und klingt wohl ebenfalls genauso lächerlich wie die deutsche Dauerbohne - falls der durschnittliche US-Amerikaner überhaupt weiß, was ein "entity" ist.

Weiter gibt es natürlich auch grausame Fehlübersetzungen in der Informatik. Mein Steckenpferd ist der Steuerfluss - oder engl. "control flow". Das Englische kennt keinen begrifflichen Unterschied zwischen "steuern" und "kontrollieren", beides heißt "control". Und so wird "control flow" oft falsch mit "Kontrollfluss" übersetzt. Nur hat jemand, der das Steuer in der Hand hält, noch lange nicht die Kontrolle. Um die Sache noch zu verschlimmern: "Regeln" wird üblicherweise auch mit "control" übersetzt (z.B. Regelungstechnik, control engineering). Nur handelt es sich hierbei wieder um eine andere Bedetung von "control".
Umgekehrt kennt z.B. das Deutsche keinen Unterschied zwischen "safety" und "security" - in beiden Fällen "Sicherheit", was gerade beim heutigen /Sicherheit/swahn brisant ist.
Also auch vermeintliche Direktübersetzungen können die Bedeutung vollständig verzerren.

[1] "Die Deutschen haben den Keller erfunden." (Prof. Goos in der Info I-Vorlesung)
 
@Athaba. Zustimmung. Auch ich mag die deutsche Sprache. Wenn ich beispielsweise zu schnell fahre bekomme ich einen "Strafzettel". Im Parkhaus ein "Parkschein" und im Theater eine "Eintrittskarte". Für den Zug einen "Fahrschein" sowie einen "Flugschein" am Flughafen. Do you prefer a ticket?

Wenn in der Wirtschaft jemand mit englischen Fachbegriffen kommt will er meist nur alten Wein in neuen Schläuchen verkaufen. Mir fällt spontan nichts neues in den Wirtschaftswissenschaften ein, was nicht ein älteres zueinst deutschsprachiges Äquivalent besitzt.

@kili: Zugegeben in der Informatik müssen sich Menschen mit vielen unterschiedlichen Sprachen verständigen. Die Frage ist nur, wie ist das Verhältnis von Kosten zu Nutzen. Wenn die Lokalisierung nur halbherzig umgesetzt ist, sollten wie sie nicht dann gleich ganz einstellen? Die Frage ist eben welche Arbeit macht die Lokalisierung im Verhältnis zu dem Aufwand und wer leistet die Arbeit (nicht richtig) und wer erntet die Früchte? Ich jedenfalls finde solche Übersetzungsfehler immer wieder belustigend.

@troll: Natürlich wächst Sprache zusammen. Da ich etwas älter bin sind mir sogar noch die französischen Begriffe geläufig, die vor dem Anglizismenhype in Deutschland verwenden wurden. Wer sagt heute noch chic, en vouge ect. Ich bin schon gespannt aus welcher Sprache wir als nächstes Wörter ins Deutsche übernehmen werden. Esperanto vielleicht? Übrigens mein englisches Lieblingswort ist "Rucksack":)

@Deutsche Bahn: Sie tut eigentlich gut daran mehr Deutsch zu verwenden. Die Deutsche Bahn muss dringend an Ihrem Deutsch arbeiten. Vergleiche Zwiebelfisch.

Befolgen wir als den Rat Stöbers: "Wir müssen den Kindern mehr Deutsch lernen" und bekennen uns zu unser Sprache. Diese verstehen wir wenigstens anstatt Denglischbegriffe zu verwenden, die werde wir Deutschen/Österreicher/Schweizer noch die Engländer/Amerikaner verstehe. "Es macht Sinn" - mein am meisten gehasster Anglizismus.
 
das dokument aus karlsruhe ist ja geil...
also, die dozenten an meiner uni waren meistens aus lauter faulheit ihre vorlesungen auf englisch gehalten.
die hatten gar keinen bock sich zu ueberlegen wie man was uebersetzt. :D


ansonsten finde ich anglizismen in werbespruechen auch manchmal doof, daneben, und teilweise auch grammatikalisch voellig unzureichend. manchmal hat man einfach das gefuehl in der sek 1 besseres englisch gelernt zu haben.
aber das sind werbefuzzie-entscheidungen. durch ein wenig marktforschung evolutionieren da auch einige plattheiten einfach weg.
andererseits, wenn man schon etwas fortgeschrittener in einer sprache ist, dann kann man in der vielleicht einige sachen besser ausdruecken als in der muttersprache.
wenn ich z.b. mit meinen kollegen rede, die aus spanien/russland/china kommen, schalte ich auch ab- und zu mal um. manchmal weil die ein wort auf deutsch nicht kennen, manchmal auch einfach weils effizienter ist. ich find das uebrigens beneidenswert dass die teilweise vier- oder fuenf sprachen koennen!


aber software, und deutsch... das geht ja wohl gaaaaaaaaaaaaaar nicht. so schnell das geht stell ich bei mir alle software immer auf englisch um. (bei windows ist das uebrigens gar nicht mal so einfach! :belehren:)
oder allgemein informatik.
einigen uebersetzern ist z.b. nicht klar dass "writing code" nicht mit "codes schreiben" zu uebersetzen ist. und dass sourcecode nicht mit uebersetzt werden sollte. eine "wenn-dann-sonst" entscheidung ist ja auch immer etwas seltsam...
 
Lol... muß gerade beim Windowsupdate an "... werden gedownloadet..." denken. Nach einer Weile wurde dann doch auf "heruntergeladen" umgestellt.
 

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Wirklich schlimm finde ich es vorallem, wenn englische Begriffe "verdeutscht" ausgesprochen werden. Wenn man die Leute dann nicht versteht und rückfragen muss, wirds erst richig lustig. :o

Ein bisschen OT: Bin heute im Bus bei folgender Plakat-Werbung einer Spracheschule ins Schmunzeln gekommen:

Eine Frau versteckt sich hinter dem Schal und sagt: "I shame me so for my English!" (Bild bei Flickr)

Es gibt eben schon Werbung in der Fremdsprachen Sinn machen. :)

mousaka
 
Ganz toll finde ich es, wenn wir bei einem "Meeting" eine Qualifizierung "reviewen" und wenn etwas aus dem "Range" ist ein "Assessment" einberufen. Das ganze natürlich "retrospektiv". Danach "switchen" wir auf ein anderes Thema um.

Ich werde dann immer ganz mitleidig angesehen, wenn ich ohne diese Anglizismen antworte, weil ich mich für diese verhunzte Sprache fremdschäme!
 
Das ist im deutschen aber auch so. Die Trennung der Begriffe ist hier im allgemeinen Gebrauch genau so unsauber.
 
Das ist im deutschen aber auch so. Die Trennung der Begriffe ist hier im allgemeinen Gebrauch genau so unsauber.

Das kann ich nicht bestätigen: So ist eine Radarsteuerung doch etwas gänzlich anderes als eine Radarkontrolle. Solche "unsauberen Trennungen" rühren immer von schlechten Übersetzungen her, die dann langsam in den Sprachgebrauch sickern: "Das macht Sinn.", "Er presste die Taste." (schon von einem nicht unbekannten deutschen Autor gelesen!), "Er machte sich an den Kontrollen zu schaffen.".
Soches Zeug rührt wohl oft von irgendetwas zwischen Unwissenheit, Termindruck und (bei Filmen) Lippensynchronität her.
Interessanterweise können sogar im selben Film gute Übersetzungen ("Yippie-Ay-Yeah, Schweinebacke" ist meiner Meinung nach weitaus gediegener als das originale "Yippie-Ay-Yeah, motherfucker") als auch Abgründe ("Das ist eine Prozellanwaffe." - gemeint ist Keramik und der Rest der Beschreibung ist auch Unfug) gemeinsam auftreten. Zumindest scheint sich auch beim letzten Übersetzer rumgesprochen zu haben, dass "Silikonchips" eine nicht so ganz korrekte Übersetzung für "silicon chips" ist.
 
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