Wenn Ihr meint, dass moderne Texteditoren keine Autovervollständigung haben und nicht einrücken können, dann irrt Ihr Euch ganz gewaltig.
Eine IDE hat nur ein Merkmal, was sie von der Arbeit mit Editoren unterscheidet. Sie integriert Werkzeuge und fasst ein Projekt zusammen zu einem Bündel. Mich stört das letztere. Das Problem ist nämlich, dass eine IDE meistens Projektdateien erzeugt, womit die freie Wahl der Werkzeuge eines Team-Mitglieds verhindert wird. Man sollte den Experten seine Werkzeugpalette selbst überlassen und ihm nicht irgendwelche hinderlichen Geschichten ans Bein binden.
Das korrekte Vorgehen ist, dass man ein Projekt low-level-mäßig verwaltet und eine IDE dann für die eigene private Arbeitsweise verwendet. Dagegen ist nichts einzuwenden, denn es gibt halt Entwickler, die eine IDE toll finden. Das soll auch dann so sein. Aber primär nimmt man stets den kleinsten gemeinsamen Nenner. Der Vorteil ist, dass man immer an einem Projekt weiter arbeiten kann, auch wenn die IDE gerade nicht verfügbar ist.
Ich habe schon mal die Erfahrung gemacht. Vor langer Zeit an der Uni hat jeder in meinem Team an einem Projekt mit harter Deadline gearbeitet und alle Projektrechner wurden mit einem Wurm infiziert. Ich war der einzige, der etwas unixoides eingesetzt hat und keine IDE gebraucht hat, die sie als Standard genommen haben. Natürlich gucken alle auf einen runter, aber Fakt ist ich habe mich in den 2 Wochen, wo sie die Umgebungen und Projekte restauriert haben einfach in den allgemeinen Pool für Studenten an eine Sun gesetzt und weiter gearbeitet als ob nichts gewesen wäre, während das ganze Team nichts gemacht hat als Rechner neu zu installieren und abzusichern, dass der Wurm von jedem Share runter ist. So richtet man seinen Arbeitsplatz ein ... und zwar, dass man nicht von Werkzeugen abhängig ist, die man nicht sofort wieder besorgen kann, wenn etwas in die Hose geht.
Kurz zusammengefasst: ich habe nichts gegen IDEs, wenn Ihr sie nutzt. Leider ist es oft so, dass die Leute, die unerfahren mit Texteditoren sind auch gleichzeitig unerfahren mit Projektverwaltung sind und dann den anderen eine IDE implizit aufzwingen. Deswegen kann man im Endeffekt eher gegen eine IDE sein, weil man eben Kopfschmerzen von solchen Projekten bekommt.