Meine Hypothese dazu ist, dass neben der wachsenden Komplexität gerade recht viel im Wandel ist und ziemlich wenig stabil bleibt
Das ist aber nix Neues im Linux-Ökosystem. Wie oft wurde da schon Bestehendes (Funktionierendes) weggeworfen und durch was Neues entworfen. Schau Dir allein
/dev an.
udev ist jetzt der wievielte Versuch ein neues
/dev-Filesystem zu etablieren?
Oder Security. Was es da alles für Frameworks gibt die dann auch teilweise überschneidende Funktionalitäten haben (gut; gibts bei FreeBSD auch; aber nicht so in dem Maße).
Kurzum: Das Linux-Ökosystem ist sehr volatil. Dementsprechend schwer ist es natürlich da irgendwie etwas über längere Zeit auszuentwickeln und zu einer wirklich guten Reife zu bringen.
Wachsende Komplexität trägt dann auch noch zum guten Teil damit bei das Problem zu verschärfen.
Klar. Es gibt andere Anforderungen als z.B. noch vor 20 oder 30 Jahren. Klar kommst Du nicht ohne Änderung aus. Ob das die Bewegung wirklich rechtfertigt die da insgesamt drin ist wage ich aber zu bezweifeln.
Die Linuxer bauen ja Instabilitäten nicht mit Absicht. Das ist (meiner Ansicht nach) eine Folge dieses Basar-Ansatzes. Viele Köche rühern halt im Brei mit rum und das führt dazu, das das Ergebnis nicht unbedingt wohlschmeckend ist.
Ein anders Indiz dafür das die Entwicklungen im Linux-Lager nicht unbedingt optimal ablaufen:
Ins Linux-Ölkosystem fließt ein Vielfaches der Ressourcen die z.B. in FreeBSD reinfließen. Verglichen damit ist der der Vorsprung von Linux gegenüber FreeBSD recht überschaubar.
Ich selbst kenne kaum jemanden, der auf einem Ubuntu am Desktop hängen bleibt (am Server schon eher).
Das hab ich ja noch nie verstanden. Also ubuntu auf dem Server. Kann natürlich damit zusammenhängen, das ich ubuntu eher als Desktop-System sehe und dann auf dem Server setzt man dann eher sowas wie Debian, Redhat/CentOS oder von mir aus noch SuSE (SLES) ein. Keine Ahnung. Vermutlich ist das Verhältnis zwischen ubuntu und ubuntu-Server so ähnlich wie zwischen Fedora und RHEL.
Ich denke es gibt einen Unterschied zwischen dem was populär ist (wo Medien drüber schreiben, was sich Leute mal ansehen, etc.) und de, was Leute langfristig verwenden.
Definitiv.
Zum Vergleich wieder Linux: Debian war mal eine Distribution für Experten und auch wenn viele immer mal wieder versucht haben einen schönen bunten Installer für ein Desktopsystem zu machen hat man Neulingen eher RedHat (später Fedora) und SuSE empfohlen. Irgendwann kam ein Millionär daher und hat Leute dafür bezahlt hat das zu einem Desktop zu machen. Alles was dafür fehlte konnte selbst gebaut werden und obendrauf war Geld dafür da CDs kostenlos um die Welt zu schicken.
Naja. Also Desktop-Systeme gabs schon vorher. ubuntus Erfolg liegt eigentlich nem simplen Schachzug zugrunde.
Statt wie vorher üblich den Nutzer bei der Installation alles mögliche abzufragen und auswählen zu lassen was er installiert, hat ubuntu einfach ein fest definites Set an Paketen auf die Platte gespült (und natürlich auch halbwegs sinnvoll vorkonfiguriert).
Der Nutzer musste sich also nicht mehr zwischen ein halbes Dutzend Optionen entscheiden mit deren Beschriftungen er sowieso nichts anfangen konnte, sondern der Installationsvorgang fragte nur ein Minimum ab und präsentierte dem Nutzer damit rasch ein benutzbares System mit dem er sich dann in Ruhe vertraut machen konnte.
Das senkte die Eintrittshürde für Neulinge enorm.
Ich glaube mit einer modernen Version davon würde man das in der BSD-Welt sicherlich auch hinbekommen, sollte mal ein Millionär Lust haben.
Weiß nicht, ob das was bringen würde. Also ja. Vermutlich schon.
Aber wichtig für Neulinge ist überhaupt erst mal in die UNIX-Welt reinzufinden. Wenn man das geschafft hat, ist der Schritt zu irgendeinem UNIX dann auch nicht mehr so weit.
Also beginnend mit ubuntu (bei dem man nach Deiner Aussage ja eh nicht auf ewig bleibt :-) ) dann irgendwann bei FreeBSD zu landen finde ich jetzt gar nicht mal so abwegig.
Ich empfinde es übrigens auch als Vorteil das man bei FreeBSD viel zu Fuß machen muss. Ich find gut, das man da sich ein Handbuch in die Hand nehmen kann und anhand dessen sein System installieren kann und es eben nicht durch Automatismen abgenommen wird.
Weil ich dann viel besser verstehe, warum bestimmte Dinge so sind wie sie sind und wo bestimmte Einstellungen überhaupt stecken.
Das versetzt mich dann auch eher in die Lage etwas zu fixen, wenn ein Problem auftritt.
Die andere Sache ist die Sinnhaftigkeit die darin liegt etwas genauso wie andere zu machen. Klar kann man alles genauso machen wie Windows oder genauso wie Linux. Aber welchen Anreiz gibt es dann noch für jemanden FreeBSD zu nehmen, wenn da alles genauso wie bei Linux ist? Da nimmt man doch eher gleich das Original.