Hallo neu, Lob, und Fragen

sprotte

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Hallo in die Runde, ich bin ein langjährger Gentoobenutzer, der sich vor einer Woche mal FreeBSD installiert hat, um mal über den Tellerrand zu gucken. Der Anstoß dazu kam vom Gentooforum selbst, dort wird FreeBSD häufig als positives Beispiel erwähnt. Es ist ja auch schwer zu übersehen, wo unser geliebtes Portage eigentlich herkommt.

Meine ersten Erfahrungen sind durchweg positiv, das System ist offensichtlich durchdacht und man scheint eine Art Plan zu haben. Installation war irgendwie Debian-like fand ich, ging geradlinig und (im Prinzip) problemlos, und sehr fix. Basissystem hat alles, was man so braucht, übliche Tools, Compiler, vi, fertig. Gentoolike. Besonders gefallen hat mir die simple Konfiguration via rc.conf und das schnelle Booten. Ebenso die getrennten etc-Verzeichnisse und die vernünftigen Initscripts. Sehr sauber.

Ich hab mir dann halt noch zsh, vim und elinks draufgehauen und Farbe/Tabcompletion hingebastelt, Handbuch gelesen, mal die rc.conf durchgeguckt und mich eigentlich ganz wohlgefühlt. Fast schon sauwohl. Also dafür erstmal Ehre, wem Ehre gebührt. :-)

Fand es dann positiv festzustellen, daß sendmail installiert war und irgendwas mir so tolle Status-Mails geschickt hat. Was ist denn das? Kommt das von Syslog?

Hab mir dann auch X11 installiert, feigerweise mit sysinstall, und da ich nur 2GB für FreeBSD habe (Glück gehabt, daß überhaupt noch ne primäre Partition frei war, grummel), nicht den Metaport genommen sondern xorg-server, Treiber und ein paar Fonts. Ging dann auch, ich vermißte kurioserweise startx (!), mußte dann halt xauth und xinit nachinstallieren (na, na, nicht dran gedacht?!) und dann ging's. Dann openbox, ging auch, hab mich aber schon vermehrt gewundert, was da so alles an Dependencies gezogen wurde. Naja, OK, man kann nicht alles haben, waren ja Binärpackages. X mit xorgconfig eingerichtet, fertig.

Und jetzt hab ich sowas wie das Äquivalent zu einem minimalistischen Gentoosystem, obwohl Perl, Python und das ganze GTK-Pango-Cairo-Zeug als Abhängigkeiten installiert wurden. Zugegebenermaßen ist das bei Gentoo auch unvermeidbar (aus anderen Gründen). Geht also alles in Ordnung. Und darüberhinaus hat man dieses supercleane, durchdachte Basissystem. Cool.

Soundkarte einrichten war painless, kann man nicht anders sagen. Hardwareliste lesen, Modul laden, fertig. Cool++

Jetzt vielleicht mal die kleinen Kritikpunkte.

- Konsolenauflösung, ja, hab die Threads hier zu dem Thema gelesen. Naja.
- Lokalisierung, ich hab nur wenig i18n Packages gefunden.
- Meine USB-Maus zickt heftigst, mehr später.
- startx ein bißchen lahm, naja :-) keine Katastrophe...
- Auto-Option im Disklabel-Editor ging nicht (2GB angeblich zuwenig?!), Folge: zweimal neu installieren, da /usr voll - unangenehm.
- sysinstall warnt nicht, wenn Platte voll - einfach nur "no space left on device" ist ein bißchen arm.
- Niemand sagt einem, welche Dependencies installiert werden sollen, und wieviel Platz diese benötigen... das kann böse enden, ist aber zumindest nicht nett. Ich wüßte sowas doch gern. Sogar Suse 8.0 konnte das.

Hab dann auch mal etwas Kleinkram aus Ports installiert, auch nicht schwieriger als bei Gentoo, aber selber Kritikpunkt wie oben: Ich wüßte gerne vorher, was mir da alles auf die Platte geschaufelt werden soll, anstatt daß das mal so nonchalant zwischendurch gemacht wird. Ich möchte eine Meldung: "Hallo, ich möchte das und das installieren, und das und das sind die Abhängigkeiten, und das braucht 12 MB, ist das OK? (Y/N)" Geht das irgendwie?

Und kann ich mir anzeigen lassen, welche Packages von Package X abhängen? Mich würde auch interessieren, ob nicht mehr benötigte Abhängigkeiten beim Deinstallieren automatisch mitgelöscht werden.

Gibt es ein Konsolenfrontend für Ports UND Packages, welches alle die vorgenannten Dinge kann und quasi die Funktionalität von emerge, equery usw. hat?

Weiter im Text...

Und dann wollte ich doch gerne 800x600 in der Konsole... und habe mich ans Kernelkomplieren gemacht, auch einfach deswegen, weil es mir nach einigen Jahren Gentoo im Blut liegt, und ich es mal ausprobieren wollte. Also Wiki gelesen, Config angeguckt, OK, scheint ja nicht so schwer zu sein. Bloat auskommentiert, Vesa etc. eingetragen, config, make buildkernel. Und dann trifft mich fast der Schlag: Der baut ja fast alles, was ich gerade auskommentiert habe! Und irgendwelche obskuren Module, in rauhen Mengen! Und es dauert entsprechend. Beispielsweise baut er mal sämtliche Soundtreiber (klar, gab ja auch keine Gelegenheit, wo ich meinen hätte bestellen können...) KREISCH!

Also nochmal im Wiki gelesen, aha, ja, man kann in der make.conf eintragen, was man denn nun wirklich braucht. Klingt vernünftig ;-) Also Kernelsource angeguckt, und lauter kryptisch beschriftete Ordner gefunden. Tja, keine Ahnung, was nun was ist. Na gut, einiges ist ja naheliegend, also trag ich erstmal ein, was ich _nicht_ haben will. Neukompilieren, und mich trifft der nächste Schlag: Der macht erstmal ordentlich clean, und fängt dann bei Null wieder an. Außerdem baut er z.B. uhci, obwohl ich das auskommentiert habe (hab ohci).

Nee, das kann's nicht sein. Also wie bringe ich ihm bei, nur exakt das zu bauen, was ich haben will? Beispielsweise nur das benötigte Soundmodul, nur das Ethernetmodul, das meiner Karte entspricht etc? Wie genau kann ich das bestimmen?

Und hier stoße ich dann auch auf ein Mentalitätsproblem. Es ist offensichtlich, daß sowas bei BSD eigentlich nicht vorgesehen ist, bzw. vom User (zu dessen Besten?) etwas ferngehalten wird. Die Kernelconfig ist ja extra-simpel gehalten. Während es bei Linux exakt umgekehrt ist: Der User muß seinen Scheiß im Griff haben, und Bescheid wissen, und (anfangs) mehr Zeit investieren - kann aber dafür auch alles machen. Inklusive kaputt ;-)

Beides hat seine Berechtigung...

Nunja. Das ist das eine Hauptproblem, was ich noch habe. Das andere ist die USB-Maus. Ich gebe zu, es ist eine zickige Gamermaus (Razer). Das Problem scheint im USB- oder usbhid- Treiber zu liegen. Die Maus wird erkannt, funktioniert kurzfristig, dann "glitcht" der Mauszeiger nach links oben weg und bleibt in der Ecke stehen. Aus. Mit oder ohne moused, in der Konsole und in X. Die Maus hat natürlich extreme Auflösung und Abtastfrequenz ;-) (nicht hauen bitte) und das Problem tritt eindeutig dann auf, wenn die Maus schnell bewegt wird, also viele Daten gesendet werden. Irgendwas overflowed oder choked da wohl im USB-Treiberbereich, lässig ausgedrückt, man könnte auch sagen, da hapert es.

Also... wie kann ich denn einen Bug filen bei Free BSD, gibt es da ein Bugzilla?

Soweit erstmal, und im Prinzip, echt klasse OS. Habs noch nicht wieder gelöscht. Wir werden sehen, wie es sich beim ersten Update anstellt, das wird dann der Härtetest. Was macht FreeBSD mit meinen Configfiles beim Updaten, werden die gebackupt oder überschrieben (doch wohl nicht), oder was passiert dann?

Kann ich mit Binary Packages updaten, oder muß ich Ports nehmen?

Gibt es einen Mechanismus für Security-Updates?

Die Sprotte aus Kiel
 
Ich lege dir jetzt mal die pkg_info Manpage ans Herz, es gibt noch mehr zu deinen Paketsystemfragen zu sagen aber ich antworte mal auf den Kernel-Teil.

Du kannst mit
Code:
MODULES_OVERRIDE=
in der make.conf das bauen aller Module verhindern.

Das Problem mit den Razer-Mäusen ist, dass sie sich gleichzeitig als Tastatur und als Maus melden. Da geht wohl irgendwann mal was in den Kernel, es fliegen jedenfalls entsprechende Patches in den Mailinglisten rum. Wann es soweit ist, weiß ich aber nicht.

Was security updates angeht:
Für die Ports ports-mgmt/portaudit und für das Basisystem freebsd-update oder dem entsprechenden Security-Branch folgen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Erst einmal danke für das Lob :)

Also vorweg, dass Sysinstall der letzte Schrott ist, ist nichts neues. Du kannst stolz auf dich sein, mit dem Ding auf Anhieb eine Installation zustandegebracht zu haben, nicht wenige scheitern entnervt an den praktisch nicht vorhandenen Fehlermeldungen und den doch immer noch recht zahlreichen Bugs. Es befinden sich mehrere potentielle Nachfolger in der Pipeline, aber bis davon was fertig wird, wenn überhaupt, dauert es sicher noch. Als kleiner Tipp an dieser Stelle, fasse es nach der Installation nie wieder an. Es wird dir mehr kaputt machen als das es gegenüber manuellem Vorgehen Zeit spart.

Das mit Kernel ist halt Gewöhnungssache. FreeBSD baut grundsätzlich alles, in der Kernelkonfiguration legst du nur fest, was fest in das Image gelinkt wird und was nicht. Viele hier sind in der letzten Zeit daher dazu übergegangen wirklich alles als Modul zu machen und fest in den Kernel nur das zum Starten nötige reinzulinken. Irgendwelche Module ausschließen würde ich nicht, solange ich nicht um jedes Kilobyte feilschen muss. Die potentiellen Fehler sind einfach zu zahlreich.
Eine höhere Auflösung ist auch so eine Sache. FreeBSD nutzt VESA, im Gegensatz zu Linux mit Framebuffern. Daher läuft die höhere Auflösung nur unter i386 und auch dort je nach Grafikkarte von gut bis unnutzbar. Mal schauen, was da in der Zukunft kommen wird.

Dann noch der Sendmail. FreeBSD versteht sich selbst als komplette Implementierung eines BSD-Unix und liefert daher einen kompletten MTA mit. Dieser verteilt auch E-Mails, die zum Beispiel von cron und periodic stammen. Wen es stört kann ihn in der /etc/rc.conf deaktivieren, ich selbst ersetze Sendmail immer gegen mail/ssmtp aus den Ports injizierte damit die Mails des System in meinen Mailserver. Dann landen sie komfortabel in meiner normalen IMAP-Mailbox und ich kann sie direkt aus Mutt lesen ohne etwas ändern zu müssen.

Sicherheitsupdates werden für die Ports per ports-mgmt/portaudit gehandhabt. Dies Tool sagt dir was Löcher aufweißt, die zuständigen Parts musst du dann händisch aktualisieren. Hierzu musst du deinen Portstree synchronisieren und anschließend die betreffenden Pakete neu bauen. Dazu ist stark zu empfehlen ein Frontend für die Ports zu nutzen, am beliebtesten sind dort ports-mgmkt/portupgrade und ports-mgmt/portmaster. Das ganze wird im handbuch auch recht ordentlich beschrieben.
Das Basissystem wird innerhalb eines Releases mit freebsd-upgrade auf dem neuesten Stand gehalten. Das Tool ist wirklich einfach zu bedienen und selbst erklärend. Funktioniert aber nur mit Standardkernel wirklich umfassend, Kernelupdates müssen andernfalls manuell eingespielt werden. Wenn wir gerade dabei sind, freebsd-update kann das System auch auf ein neues Release heben, alternativ zum neu durchkompilieren und manuellen installieren. In beiden Fällen werden die Konfigurationsdateien automatisch abgeglichen und bei Unterschieden musst du sie von Hand zusammenführen. Das ist einfacher als es nun klingen mag.

Zu Maus kann ich dir nichts sagen, einige Kollegen hier hatten aber ähnliche Probleme. Mal schauen, was sie dazu so sagen. EDIT: Womit Kamikaze nun schneller war :)
 
Das Problem mit den Razer-Mäusen ist, dass sie sich gleichzeitig als Tastatur und als Maus melden. Da geht wohl irgendwann mal was in den Kernel, es fliegen jedenfalls entsprechende Patches in den Mailinglisten rum. Wann es soweit ist, weiß ich aber nicht.

Ich habe USB Keyboard-Support deaktiviert, war das vielleicht nicht so schlau? Patches, ja, Patches sind gut :-) dann muß ich wohl mal in die Mailinglisten gucken.

Die erwähnten Package-Tools werde ich dann mal installieren und Manpages lesen.

Viele hier sind in der letzten Zeit daher dazu übergegangen wirklich alles als Modul zu machen und fest in den Kernel nur das zum Starten nötige reinzulinken. Irgendwelche Module ausschließen würde ich nicht, solange ich nicht um jedes Kilobyte feilschen muss. Die potentiellen Fehler sind einfach zu zahlreich.

Hmm, der Kernel lädt ja schnell genug, das ist es nicht. Es geht mir einfach um die Zeit, die zum Kernelbauen benötigt wird. Ich hab einen altersschwachen Rechner. Und es erscheint mir so ineffizient, das will so gar nicht ins Bild passen. Ich habe schon daran gedacht, das mit ccache abzufedern, funktioniert das und wenn ja, gibts ein FreeBSD-ccache-Howto? Wäre ja wohl sinnvoll.

ich selbst ersetze Sendmail immer gegen mail/ssmtp aus den Ports und injiziere damit die Mails des System in meinen Mailserver.

Kommt mir bekannt vor, ssmtp ist IIRC Gentoo-Standard. Ich wollte mich auch nicht beschweren, ich fand's nur beeindruckend daß ich automatisch System-Mail kriege. :-)

Portaudit, ja? Guck ich mir dann mal an. Bin in Lernlaune.
 
Zu Maus kann ich dir nichts sagen, einige Kollegen hier hatten aber ähnliche Probleme. Mal schauen, was sie dazu so sagen. EDIT: Womit Kamikaze nun schneller war :)
Wenn man die Textmengen vergleicht, ist das wohl kaum eine Überraschung. Wahrscheinlich hast du trotz der leicht unterschiedlichen Postcounts mehr in dieses Forum geschrieben als ich.:ugly:

Damit der Post nicht komplett Off-Topic ist:
http://docs.freebsd.org/cgi/mid.cgi?20080223120658.GA30178

Da geht's zu einem Thread in der Stable-Mailingliste in dem es um Razer-Patches geht.
 
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