Sorry, aber was soll das denn heißen. FreeBSD ist ein fertiges System, was soll denn daran nicht fertig sein ?
Um FreeBSD in ein Desktop system (X11) zu konfigurieren braucht es nicht viel Arbeit.
Erstens ist alles wunderbar beschrieben im Handbuch und zweitens ist der X11 + ein DE kein Hexenwerk (pkg install gnome und gut)
Es macht durch aus Sinn mal ein BSD System von Grund auf zu konfigurieren mit X11 und einem DE. Danach hat man viel gelernt und kann das wissen auch auf Linux und anderen Unixen verwenden.
Zum anderen sind die BSD Systeme langlebig wenn es um die Konfigurationen geht. Die rc.conf muss ich nicht anpassen wenn ich von 8.0 auf 10.2 upgrade. Bei vielen Linux Distributionen muss ich erstmal einige neue Dokumentation lesen zu neuen Programmen die ersetzt wurden und es keine alte Version mehr gibt im Repo. (Bsp.: CentOS 5 auf CentOS 6 und das Thema pam-nss-ldap).
Wie schon gesagt wollte ich keine Diskussion in dieser Richtung anstreben, erkenne aber, dass ich wohl etwas erklären muss.
Aus dem Zusammenhang geht hervor, dass wir über Laptops redeten und den Vergleich zu Linux Mint anstellten. Also ein System meint für mich in diesem Zusammenhang natürlich ein fertiges Desktop-System mit Sound und Mail-Client, Browser und anderen Anwendungen. In diesem Sinn ist FreeBSD nicht fertig, ebenso wenig wie pures GNU/Linux. Linux Mint ist aber eine fertige Distribution mit allen diesen Bestandteilen und vorkonfiguriert zum Gebrauch und insofern eben nicht mit FreeBSD zu vergleichen. Du redest selbst zum Beispiel von der rc.conf. Als einfacher User eines Ubuntu brauche ich dergleichen gar nicht zu kennen. Ich brauche mir auch keine Gedanken um die Sound-unterstützung zu machen oder wie ich X nun konfiguriere und welche Treiber ich dafür brauche oder etwa für meine W-Lan Karte.
pamm-nss-ldap ist wohl eine Anwendung und hat dann wenig mit der Frage nach GNU/Linux oder FreeBSD zu tun. Auch aus den Ports von FreeBSD verschwindet SW mit der Zeit, etwa das hervorragende KDE3 oder solche Nützlichkeiten wie pdfedit. Das ist bei OpenSource generell so und hängt an der rasanten Entwicklung und manchmal auch einfach daran, dass die Leute keine Lust mehr an ihrem Projekt haben. Insgesamt gibt es bei FreeBSD sicher eine ausreichende Anzahl an Ports, aber es gibt bei Ubuntu nicht weniger (ich muss immer von Ubuntu reden, weil es das einzige GNU/Linux ist, das ich selbst derzeit benutze und alle anderen kenne ich noch weniger). Wenn pamm-nss-ldap keine Anwendung ist, dann zeigt mein Irrtum bereits, dass nicht alle User derartige Dinge wissen müssen, um ihren PC nutzen zu können.
Reden wir mal über mich selbst. Aus irgendwelchen Gründen habe ich mir FreeBSD irgendwann mal angesehen und bin aus verschiedenen Gründen dabei geblieben. Das bedeutet, dass ich alle notwendigen Konfigurations- und Installationsarbeiten erlernen konnte, um mir ein Desktop-System zu bauen und dieses nun schon seit Jahren zu nutzen. Wenn ich nun demnächst mal einen neuen PC bekomme, dann muss ich all das Zeugs wieder lernen, denn es hat sich ja etliches geändert seither und außerdem habe ich das "alte" Zeugs zum größten Teil wieder vergessen, denn ich habe all das seit der Installation ja kaum jemals wieder gebraucht.
Natürlich ist mir klar, dass ich nur dann erfolgreich an allen möglichen Hebeln drehen kann, wenn ich mich da vorher auch schlau mache und lese, wie es geht. Dann komme ich zu einer Meinung und kann die realisieren. Oder ich übernehme einfach, was andere für gut befunden haben. Etwa solche Sachen, wie kern.maxfiles="50000" oder kern.ipc.shm_allow_removed=1. Weiß ich wirklich, was die bedeuten? Sie sind im Basis-System so nicht eingestellt, ich muss das schon setzen, wenn ich es will und ob ich es will, ist eine nicht ganz triviale Frage.
Nun nehmen wir an, dass Leute, von denen ich diese Empfehlungen auch übernommen habe, sich zusammen setzen und all ihr Wissen einbringen, um einen typischen Desktop-PC für mich aufzusetzen. Das sind also Leute, die das sehr viel besser können, als ich das kann. Die auch wissen, was pam-nss-ldap bedeutet und die gelernt haben, wie ein System sicher und gut aufzubauen ist. Es ist jedem leicht ersichtlich, dass deren Ergebnis viel besser ausfallen wird, als meine dilettantischen Versuche etwas aus dem Nichts zu generieren.
Was mich angeht ist das jedenfalls so bei PC-BSD und bei den GNU/Linux-Distributionen, die ich bisher probiert habe.
Es ist keine Frage, dass ich weniger Freiheit habe, weil mir viele Entscheidungen schon abgenommen wurden, aber Freiheit ohne Kompetenz kann schädlich sein. Brauche ich da meine Freiheit, muss ich meinen Kopf durchsetzen, muss ich mich selbst beweisen? Wenn all das geht, was ich von einem fertigen Desktop erwarte und es mich zufrieden stellt, dann muss ich nicht erst noch Unix lernen, um solch ein System nutzen zu können. Die Leute, die das für mich zusammengestellt haben, werden vermutlich an viel mehr Dinge gedacht haben, als ich mir vorstellen kann und ein wesentlich besseres System hinbekommen, als ich mir nur träumen könnte.
Wohl bemerkt: ich habe keine Gründe gegen FreeBSD zu reden und auch dass sich jeder selbst um sein System kümmert, es kennen lernt und sich selbst etwas baut, ist ganz auf meiner Wellenlänge. Ich jage und schieße mir mein Fleisch selbst, bereite mir Wurstwaren daraus oder brate es und ich pflanze auch mein Gemüse selbst und finde das alles gut, aber ich bin kein Koch, kein Landwirt und kein Metzger. Es wäre vermessen, wenn ich mich mit Meistern ihres Faches vergleichen wollte.
Leute, die solche Distributionen zusammenstellen sind sehr viel besser, als ich armer Tropf und ihr Ergebnis dürfte mit großer Sicherheit sehr viel besser sein, als das, was ich aus FreeBSD oder einem GNU/Linux bauen kann.
Das also rein vom Ergebnis her betrachtet.
Von der Installation und dem Lerneffekt her betrachtet: Das Ubuntu, das ich nun nutze, ist auf einem I-Mac installiert und bootet mit EFI. Alle HW wurde unterstützt, das System läuft einfach gut und stabil. Die Installation brauchte etwa 90 Minuten, wobei die Migration meines Mailers mitsamt ausführlicher Mailbox und allen Regeln sowie der benutzen Mail-Verschlüsselung enthalten war. Dabei brauchte ich nicht einmal in irgendein Handbuch zu sehen oder etwas außerhalb des Installations-Tools zu lesen. W-Lan funktioniert ebenso, wie LAN und alles ohne irgendeine Konfigurationsdatei finden zu müssen. Ob es überhaupt eine xorg.conf gibt, hat mich noch nicht mal interessiert. Ich musste dazu gar nichts lernen und habe in etwa den gleichen Nutzen, wie von meinem FreeBSD-Desktop. Die Frage hier war, ob sich der Aufwand für FreeBSD auf einem Laptop lohnt. Lohnt es sich, all das zu lernen, was für FreeBSD notwendig ist, wenn man später nur auf der Oberfläche agiert? Wenn ich dieses Ubuntu ansehe, dann meine ich eher nicht. Es ist dann eher verlorenes Wissen. Das bedeutet nicht, dass es nicht durchaus interessant sein kann, das trotzdem zu machen. Aber wenn nach Aufwand und Leistung gefragt wird, was "sich lohnen" ja beinhaltet, dann meiner Meinung nach ganz klar: Nein, es lohnt sich nicht.