Also, ich kann mich noch gut erinnern daran, als man mit einem 56Kb modem "schnell" unterwegs war. Das entsprach Daumen mal Pi 3 bis 4 A4 Schreibmaschinen Seiten/Sekunde; da konnte man also schon eine ganze Menge Information übermitteln.
Ich habe eben mal die Startseite hier angesehen; und die ist nach heutigen Verhältnissen ja schlank und bescheiden. Ca 135 KB (ohne jegliche includes, also nur die Seite selbst). Textgehalt: Ca 10%.
Zum einen ist xml nun mal eine sehr fette Sache, zum anderen ist obendrein HTML mit immer neuen features verfettet; dazu noch scripts und (hier kaum) allerhand Buntzeuch. Plus natürlich (allgemein gesprochen, nicht spezifisch hier) *ultramassiv und gnadenlos* Werbung. Und fertig sind die 1MB+ Seiten.
In meinen Augen ist die Geschichte einfach. Der übliche unschöne Kreislauf eben. Also: Am Anfang eine nützliche neue Sache. Dann kommen Buntleute (Designer, etc.), Verfettung Phase 1. Als nächstes kommen Bastler, die, oft aus unschuldigem Spieltrieb, allerhand dazu basteln, teilweise durchaus Nützliches. Dynamische Menus sind ein Beispiel. Dann werden Werbe und Marketing Leute aufmerksam und überlegen sich jede Menge Gadgets um im Falle HTML etwas wie "dynamische Broschüren" hinzukriegen. Große Software Firmen in den usa sind mehr als willig, da so allerhand zu entwickeln. Da es ausschließlich um Verkauf geht, geht es auch ausschließlich um bunt und features und nicht um Sicherheit oder Vernunft und auch nicht um Angemessenheit, denn große Firmen haben nunmal große Leitungen. Natürlich macht das auch andere Mitspieler wie z.B. Carrier glücklich, denn fette Seiten brauchen fette Verbindungen = eine neue Geschäftsphase und neuer Profit.
Zwischendurch warnen ein paar besonnene Fachleute - und werden ignoriert. Zuletzt wird dann rein proprietärer Dreck zum de facto "Standard", der zwar akut unsicher ist und die Nutzer ausspioniert, der aber eben die großen Werbespam-Firmen, Marketing Abteilungen, etc. glücklich macht.
Kurz, nicht was gut wäre für 5 Mrd. * 1 Mensch setzt sich durch sondern das, was ein paar Hundert große Kunden mit Millionenbudgets zufrieden macht.
Und am Ende stehen "schlanke" Seiten, die Leute mit einer dünnen DSL Strippe nicht mehr sinnvoll nutzen können und durchschnittliche Seiten mit Hunderten von KB bis hin zu MBs. Und als ob diese Menschen noch Hohn bräuchten, dient ein nicht unerheblicher Teil des Traffics dazu, sie auszuspionieren und zu verfolgen.
An noch einem anderen Ende stehen Hardware Hersteller, denen es natürlich gelegen kommt, dass immer schnellere Prozessoren, mehr Speicher usw. gebraucht wird. So gesehen ist das ganze Spielchen durchaus ein gutes.
Dumm nur, wenn man wie die meisten an dem Ende sitzt, wo immer mehr Geld für im wesentlichen gleichen Nutzen aufgewendet werden muss und dabei als "Belohnung" immer weniger Qualität (und Sicherheit) dabei rumkommt. Endgültig dumm gelaufen ist es, wenn man nicht mal, wenn man will, die nötige Generation Internet kaufen kann, weil's einfach nicht verfügbar ist. Diese Menschen, z.B. im norddeutschen Loch, erleben dann so etwas wie (immer noch) die Luxusvariante dessen, was für ein paar Milliarden Menschen in der super-globalen Welt wenig erfreulicher Alltag ist.
Macht nix. Wir kriegen ja immer mehr LTE und den Breitbandausbau.
Jemand im Umfeld von Prof. Wirth hat's mal schön formuliert, nämlich sinngemäss so: Die Hardware wird langsamer schneller als die Software sie langsamer macht.