Damit meinte ich, daß Du, so sieht es für mich aus, fast beständig ideologisch auf "brennend heißer Spur" wandelst.
@pit234a, das Leben ist eine Burleske . . . ich will jetzt hier nicht noch ins politische-philosophische abgleiten -- es ist einfach eine Burleske.
Zum Abschluß des "Musikthreads":
http://www.di.fm/classictrance
Ja, das ist so und daraus mache ich auch keinen Hehl.
Aber ich schreibe es nicht jedes mal immer wieder dazu. Vielleicht sollte ich das als eine Art Warnschild zu meiner Signatur hinzufügen. Nun kann natürlich jemand prompt überrascht werden, der meine Eigenheiten und Abartigkeiten noch nicht kennen lernte. "Im Auftrag des Herrn" würde mir gut gefallen, ist aber schon belegt und außerdem glaube ich nicht an irgendwelche Herren. "Muttis Liebling" würde mir auch gefallen, aber das geht katastrophal in die falsche Richtung. "In Freedom I trust" gefällt mir, aber ich weiß nicht...
Vorschläge werden gerne gesehen, aber bitte nicht mehr in diesem Thread.
Mal was zum Thema.
meine Schwester fühlt sich in ihrem hohen Alter spät berufen und drückt wieder die Schulbank. Sie studiert nun irgendwas soziales oder psychisches. So genau habe ich das nicht mitbekommen. Es bleibt mir aber nicht erspart, unter einigen der Anforderungen für so ein Studium mit zu leiden.
Es ist tatsächlich so, dass man heute ohne Laptop wohl nicht mehr studieren kann.
Das ist eine deutliche Veränderung gegenüber meinen Zeiten. (Hätten wir Laptops gehabt, hätte es mir vielleicht mehr Spaß gemacht und ich wäre dabei geblieben, wer weiß.)
Es will mir nicht gefallen, dass es quasi unmöglich für jemanden ist, ein Studium in irgendeinem Fach zu absolvieren, ohne dabei einen PC zu nutzen. Ich meine, wir konnten damals auch nicht alle Schreibmaschine schreiben und brauchten mitunter professionelle Unterstützung. Das ist heute wohl undenkbar geworden. Das Vorhandensein einer entsprechenden Infrastruktur aus Smartphone, Laptop, Drucker und Scanner wird wohl mehr oder weniger bei jedem vorausgesetzt.
Noch widerlicher finde ich es aber natürlich, dass dabei fast uneingeschränkt nur auf Verwendung von Microsoft-SW gedrückt wird.
Das ist nicht etwa neutral, also derart, dass etwas eben auch mit M$-produkten gelingen kann, sondern es ist an diesen Produkten alles ausgerichtet. Gerade für ein öffentliches Unternehmen wie eine Universität ist das furchtbar falsch.
Dann fällt mir ein Zeitungsbericht ein, wo voller Stolz verkündet wurde, dass nun eine Kooperation zwischen einem Bundesland und Microsoft beschlossen wurde und es damit glücklicherweise möglich ist, schon im Kindergarten mit M$-Produkten zu arbeiten und dabei keine großen, also weniger als die üblichen Kosten entstehen.
Das ist natürlich auch eine Art Nachwuchsförderung.
Es muss doch jeder einsehen (es muss!), dass hier nicht offen gespielt wird. Ein Kind, das schon im Vorschulalter mit M$ beglückt wird, hat nicht die Chance, sich noch für eine Alternative frei zu machen. Das wird immer die Ausnahme bleiben. Im Prinzip bestimmen wir so aktiv die Entscheidung eines späteren PC-Nutzers.
Ich vergleiche das mit Religion: Es ist wie die Aufnahme in eine Gemeinschaft durch Taufe des Säuglings.
Es braucht sich niemand mehr zu entscheiden, die Entscheidung ist schon getroffen und von einer Gesellschaft von Gläubigen sanktioniert.
Und wie das bei Gläubigen so üblich ist, wird die Entscheidung nicht hinterfragt, sie braucht nicht weiter begründet zu werden, sie wird durch den normativen Druck der unvermeidlichen Wahl der Mehrheit bestimmt und als Selbstverständlichkeit weiter aufrecht erhalten. Die Wahl von Microsoft zum Betriebssystem wird dadurch institutionalisiert und in allen Gesellschaftsschichten etabliert.
Nun müsste ich noch ein wenig Revolutions-Rhetorik raus kramen und den ungleichen Kampf der aufrechten OpenSource Entwickler in heroischen Lettern beschreiben, aber weil heute Sonntag ist, lasse ich das mal.
Ich will nicht nur einfach so auf den Putz hauen. Aber es ist mir tatsächlich auch ernst damit, zu fragen, in welche Richtung unsere Gesellschaft geht. Es ist nicht so, als fielen Entwicklungen oder Entscheidungen vom Himmel. Wir ziehen nun in einen Krieg auf der Arabischen Halbinsel (auch wenn manche sich nicht trauen, das so zu nennen) und das ist eine bewusste Entscheidung, für die wir uns irgendwann in der Geschichte verantworten müssen. So, wie unsere Väter sich für die Entscheidung verantworten müssen, dem ollen Adolf nachgelaufen zu sein. Uns hat man in der Schule beigebracht, dass diese Entscheidung damals falsch war und die Mechanismen erklärt, wie sich ein ganzes Volk zu dieser falschen Entscheidung verführen ließ. Uns und den nachfolgenden Generationen hat man nicht beigebracht, dass alle Entscheidungen wichtig sind und hinterfragt werden müssen, dass man immer Verantwortung dafür tragen muss und deshalb bewusst und gewissenhaft entscheiden und dass man jede Entscheidung selbst und eigenständig suchen muss. Es gibt viele Beispiele für Entscheidungen, die unser Leben maßgeblich bestimmen, für die wir Verantwortung tragen und erstaunlicherweise nimmt oft kaum jemand die Tragweite solcher Entscheidungen wahr. Das sehe ich als gesellschaftliches Problem.
Und der Gegenentwurf zu einer Gesellschaft, deren Mitglieder Verantwortung übernehmen, sieht so aus, dass Entscheidungen von Wenigen für Alle getroffen werden und die Mehrheit diese Entscheidungen nur lebt, zu reinen Konsumenten ohne eigene Meinung verkommt.
Ich sage nicht, dieses oder jenes System ist besser und macht alleine Glücklich. Aber ich sehe, dass man nicht den Anspruch aus A haben kann und das Verhalten aus B lebt.
Eben auch deshalb ist es für mich wichtig, dass jemand seine Wahl treffen kann und sich für ein Betriebssystem entscheidet, ganz selbstständig.
Und was ich da mit meiner Schwester an der Uni erlebe oder in der Zeitung zur Ausrüstung der Kindergärten sehe, das geht ganz klar in eine Richtung, die keine Entscheidung mehr erfordert, ja, wo eine eigene, von der Mehrheitsmeinung abweichende Entscheidung sogar boykottiert wird.
Eine Nachwuchsförderung, ja, eine Manipulation für Microsoft erfolgt entlang der kompletten Ausbildung in unserem Land.
Deshalb ist Nachwuchsförderung ein Thema.
Es stellt sich mir aber nun tatsächlich die Frage, ob man da beim Nachwuchs anfangen kann.
Müssten nicht eher die Verantwortlichen, die Lehrer, Ausbilder, Schulleiter, Professoren und schließlich die Politiker erreicht werden? Müsste man nicht versuchen, von oben her zu missionieren, wobei die Mission hier in reiner Aufklärung bestehen kann, dass es noch mehr als nur M$ gibt.
Es darf nicht sein, dass ich meine Steuern per PC erklären kann, aber nur, wenn ich dazu ein Programm unter Microsoft nutze. Leute, die derartige Bestimmungen erlassen, müssen erfahren, was sie da verlangen und ihren Bürgern zumuten. Nun glauben sie mehrheitlich vermutlich sogar, dass sie besonders fortschrittlich handeln und ihren Bürgern entgegen kommen. Schließlich hat doch jeder einen PC, hat doch jeder Microsoft...
Vielleicht muss Nachwuchsförderung am Kopf beginnen und gar nicht bei den wenigen, interessierten Schülern und Nachwuchskräften?