Das würde ein langer Beitrag werden. Aber kurz zusammengefasst: Jordan Hubbard hat so um und bei 1993 FreeBSD mitbegründet und hat das Projekt bis 2001 sozusagen geleitet. Dann wechselte er zu Apple, wo er in verschiedenen Rollen hauptsächlich für die Entwicklung von Darwin (also dem OS X zugrundeliegenden Unix) verantwortlich war. Hubbards Wechsel zu Apple war damals einer der Hauptgründe für die "BSD is dying" Kampagne einiger Personen aus dem Konkurrenzlager. FreeBSD gab sich daraufhin eine demokratische Struktur, in der einzelne Personen nur noch einen begrenzten Einfluss haben. Letztes Jahr verließ Jordan Hubbard dann Apple und ging zu iX Systems, die Systeme auf Basis von FreeBSD bauen und auch ein großer Sponsor sind.
Recht schnell zeigte sich, dass Jordan Hubbard und die FreeBSD-Entwickler sowie der größere Teil der Community unterschiedliche Vorstellungen von der Zukunft haben. Jordan sieht die Sache aus einer Apple-Perspektive, schon in seinen ersten Mails nach seiner Rückkehr in die FreeBSD-Welt warb er für die Integration diverser Techniken aus Darwin in FreeBSD. Das führte zu Widerstand. Das Jordan auf mehreren Konferenzen so tat, als würde er für die FreeBSD-Entwickler sprechen, machte die Sache nicht besser. So kam zum Beispiel das Gerücht zustande, dass FreeBSD planen würde auf launchd zu wechseln. "NeXTBSD", ältere Semester werden das Wortspiel mit dem OS X Vorläufer NeXTStep erkennen, ist eine direkt Folge dieser Entwicklung.
Ich finde, dass Jordan Hubbard in einigen Dingen durchaus recht hat. Wir FreeBSDler haben teilweise zu lange Reviewprozesse und einige Regeln sind zu hart. So wird kaum etwas ins System aufgenommen, was vorhandene Dinge verändert. Und es werden generell keine Änderungen vorgenommen, die Workloads benachteiligen. Selbst wenn sie einer breiten Masse Vorteile bringen würden. Oder anders gesagt: Man darf gerne konservativ sein. Wir leben davon, dass wir ein konservatives System sind. Aber man muss auch darauf achten, dass eine konservative Denkweise nicht dazu führt, dass man Fortschritt generell kritisch gegenüber steht.
Auf der anderen Seite geht man beim NeXTBSD gerade wie mit der Axt im Walde vor. Oder will es zumindest tun. Beispielsweise muss man sich fragen, was MACH-IPC in einem unixoiden System zu suchen hat. Oder auch launchd. Wenn es große Vorteile bringt und es einen Konsens darüber gibt, gerne. Aber wenn es nur darum geht eine Service-Überwachung zu bekommen muss man sich fragen, wieso man 29 Jahre Rückkompatibilität einfach wegwerfen will. Genauso einheitliche Config-Files. Natürlich wäre das schön. Aber man ist nicht auf einer grünen Wiese, es gibt >30 Jahre Vergangenheit...
Insgesamt stehe ich dem neutral gegenüber. Erstmal muss NeXTBSD beweisen, dass sie nicht den Weg von so vielen anderen Forks gehen. EccoBSD (schrieb sich das so?), MirBSD, DesktopBSD, EdgeBSD, Birtrig scheint noch aktiv zu sein und wird trotzdem von niemanden genutzt, etc. Und dann kann man weitersehen.