Paradigmenverschiebung bei Unternehmens-IT-Infrastrukturen

Ich jedenfalls bekomme zu diesem Kram absolut keinen Bezug. Wenn dann noch eine BSI-Zertifizierung dazu kommt, und das kommt sie zurzeit, wird alles komplett abgedreht.
Bekomme wohl einfach nicht den intellektuellen Zugang dazu hin.
Also grundlegend, ist ITIL besser als vieles, was die meisten mal eben so aus der Hose schütteln. Ich hab mal in nem Laden ein Security Management nach ITIL implementiert und das ist schon bedeutend besser als kopfloses rumgerenne was sonst so üblich ist.
Komplett nach ITIL kannst Du gar nicht, wenn Du nicht mindestens 30 Leute nur in der IT hast.

Allerdings muss einem klar sein, dass man durch sowas halt seine Beweglichkeit völlig aufgibt.
 
Also grundlegend, ist ITIL besser als vieles, was die meisten mal eben so aus der Hose schütteln.

Besser inwiefern?
Linux ist für viele auch besser als BSD. Das sagt aber so alleinstehend überhaupt nichts aus, d.h. es kann, angefangen von persönlichen Geschmäcklichkeiten bis hin zu irgendwelchen Metriken alles bedeuten.
 
man kann im Problemfall erst mal stundenlang Dokumentationen durchforsten, was überhaupt Sache ist.
LOL. Der war gut.

Ich war ja auch einige Jahre bei 'der' IT eines 65k Mitarbeiter Konzerns angestellt und habe so einiges mitbekommen. Dort hat man auch auf Cloud für einige Dienste gesetzt und ist nach den Snowden-Veröffentlichungen zurück gerudert und hat viele Dinge wieder inhouse gemacht. Das ging soweit, dass MS Office abgelöst werden sollte. Das habe ich nicht mehr mitbekommen. Aber ich weiß, dass die Produkte, die MS Office ablösen sollten, mit der Entwicklung und dem Support von dem IT-Konzern nach Indien verkauft wurden. Das sah für mich wieder so aus, dass sie aufs falsche Pferd gesetzt hatten. Wie zuvor beim Mobile OS, als die in der Breite mit den Mitarbeitern eingesetzt wurden, waren Blackberry OS und dann Windows Phone tot. Ich kann mich gut daran erinnern. Wir hielten die Geräte in der Hand und ein paar Tage/Wochen zuvor wurde bekannt, dass der Hersteller die Flinte ins Korn geworfen hat. Die Entscheidungen und auch die Umsetzung haben viel zulange gedauert und auch ziemlich alle waren mit der IT unzufrieden. Nicht weil die Kollegen unfähig oder unmotiviert waren, ganz und gar nicht, sie waren einfach total überlastet. Und so zog sich alles ewig dahin. Datenbank beantragen, dauerte 3 Wochen, DNS-Eintrag länger, da nach ein externer Dienstleister in einem anderen Land involviert war. So was war natürlich ineffizient und trug nicht gerade zum guten Ruf der IT bei. Und so wurde weiter das Personal zusammengestrichen. Verantwortung hat auch keiner übernommen.
 
Besser inwiefern?
Ich denke, wer nur wenig Ahnung hat und für den Kompetenz und Kreativität ein Fremdwort ist, der sehnt sich nach Fremdbestimmung, der braucht einen Rahmen der Orientierung und ein Objekt der Hingabe.:D

Gut ich denke, es wird nicht alles schlecht sein, aber persönliche Freiheitsgrade wirst Du mit ITIL dann nicht mehr haben. Außerdem kann ich mir vorstellen, das kleinere Firmen, die möglicherweise eine Marktnische bedienen, das finanziell nicht stemmen können.
 
Naja es ist besser im Incident Fall einen Zettel zu haben wo drauf steht "mache folgendes: 1. xxx 2. yyy" als erst mal nach "Incident" zu googeln...
 
Dazu gibt es viele Facetten, ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
  • "Alte weiße Männer" bedeutet in erster Linie hochdotierte Altverträge, die man zur Optimierung von Kennzahlen (z.B. "Kosten pro Mitarbeiter") als Manager zwecks Optimierung der eigenen Bonuszahlungen rauskriegen möchte. Bis sich die Konsequenzen dieser Entscheidung zeigen, ist man als Manager schon längst weitergezogen.
  • Anderseits haben es sich ein Teil der Kollegen mit besagten Altverträgen sehr gemütlich eingerichtet und bremsen alle Neuerungen nach Kräften aus, bekommen aber das Gehalt von 2-3 engagierten Seniors oder 4-5 Juniors.
  • Trotz der bekannt hohen Falschbeschuldigungsrate muss man beim allgegenwärtigen Verdacht von sexueller Belästigung - je nach Land mit millionenschweren Klagen verbunden - jederzeit seine "due diligence" zeigen können, um sich als Manager nicht selbst angreifbar zu machen, wenn eine Klage oder ein Shitstorm vorbeigeflogen kommt.
  • Gender & Diversity ist inzwischen eine milliardenschwere Industrie mit vielen gut dotierten Posten. Ähnlich wie die Abmahmindustrie ist man immer auf der Suche nach leichten Opfern, die sich angreifbar machen, um die eigene Existenz zu rechtfertigen.
Eine etwaige Folgediskussion rund um reale und vermeintliche Diskrimierung machen wir aber idealerweise in einem eigenen Geplauder-Thread, sonst sprengen wir diesen hier.

Nee, das ufert aus. Kurz zusammengefasst: "Diversity" ist ganz genauso wie meinetwegen "Agile" oder "Cloud" ein Schlagwort für einen Trend, bei dem man als Unternehmen dabeisein muss, um gut dazustehen und/oder zu zeigen dass man auf der Höhe der Zeit ist. Und es treibt dementsprechend ganz gleichermaßen bizarre Blüten. Und folglich betrachte ich das auch alles genauso.
Das komische dabei ist nur: während man jederzeit über Cloud oder Agile ablästern kann (und das weitgehend akzeptiert wird), scheint es bei Diversity einen gar nicht so kleinen Teil der Bevölkerung zu geben, an dem ein Moraltheologe oder Inquisitor verlorengegangen ist.

Falls es nur an Alter und Kreativität liegt: mit Ü50 kriegt man in Deutschland zwar praktisch keine Festanstellung mehr, als IT-ler kann man sich aber mit seiner Erfahrung eine goldene Nase verdienen, gerade wenn man dank seiner Erfahrung etwas weiter denkt - siehe nächster Absatz.

Interessanter Blickwinkel - ich dachte, Erfahrung ist nicht mehr erwünscht, weil "kommt ja jetzt aus der Cloud".

Als interessierter IT-ler kann man auch gleich seine Dienste auf eigene Rechnung anbieten. Je schlechter Firmen ihre Mitarbeiter fortbilden und je mehr schiefläuft, desto größer ist der Bedarf an engagierten und qualifizierten Querdenkern, die dann für gut Geld engagiert werden. Hier man sein persönliches Interesse - davon gehe ich bei Forenteilnehmern hier a priori aus - in mehr persönlichen und finanziellen Gestaltungsspielraum umsetzen.
Das hat wie alles im Leben seine Vor- und Nachteile, für mein Dafürhalten überwiegen die Vorteile aber enorm. Zumal mit dem Alter die Stunden- und Tagessätze erheblich steigen und einem beim Wechsel im Zweifelsfalle geholfen werden kann.

Klingt in der Theorie gut, stellt sich aber in der Praxis recht schwierig dar. Sicher gibt es den besagten Bedarf (bzw. zumindest einen wahrgenommenen Mangel) innerhalb der IT-Abteilungen, aber der wird ja nicht nach aussen artikuliert. D.h. das Problem ist nicht so sehr Engagement und Skill, und auch nicht die Bereitschaft, auf eigene Rechnung zu arbeiten, sondern erstmal, dass man dazu die richtigen Leute kennen muss, und -ähnlich schwerwiegend- dass Firmen nicht einfach Freelancer beauftragen, weil ihnen das zu gefährlich ist (Verantwortlichkeit, Security, Scheinselbständigkeit, usw.). Da kommen dann eher Beratungshäuser ins Spiel, die eine "Expertise" in "Transformations" und "SuccessFactors" haben (und die dann wiederum junge Betriebswirte ohne Erfahrung in die Firmen schicken und dafür 250€ Stundensatz berechnen).
 
Kurz zusammengefasst: "Diversity" ist ganz genauso wie meinetwegen "Agile" oder "Cloud" ein Schlagwort für einen Trend, bei dem man als Unternehmen dabeisein muss, um gut dazustehen und/oder zu zeigen dass man auf der Höhe der Zeit ist.
Und nicht auf IT oder Unternehmen beschränkt.
Und vielleicht deshalb derzeit auch so positiv besetzt.
Wir wissen doch, dass der Rückgang der Artenvielfalt in der Feldflur dramatisch ist, also reden wir über Bio-Diversität und wollen die auch sehen.
Wir wollen auch nicht einen Einheitsmenschen erziehen, also reden wir von Diversität in Kindertagesstätten.
Wir wollen nicht nur ein Standbein haben, nicht nur auf ein einziges Produkt setzen, also fordern wir Diversifizierung von Unternehmen.
Und so weiter. Alles durchaus positiv und wie setzt man den guten Willen um? Indem man ein Diversity-Management bildet und Pläne entwickelt, die dann möglichst andere Leute in die Tat umsetzen sollen.
Meiner Meinung nach, weil es eben nicht in den Köpfen angekommen ist, was man eigentlich haben möchte, sondern genau, wie @PMc sagt, nur als Schlagwort bekannt ist, als Modegag, den man einfach mitmachen muss. Dass dann durch die entwickelten Pläne oft jede Vielfalt auf der Strecke bleibt und genau das Gegenteil bewirkt wird, hat schon etwas dramatisches.

Ich denke so oft an das Märchen von des Königs neuen Kleidern und warte darauf, dass endlich mal jemand ruft: der hat doch gar nichts an!
Aber ehrlich gesagt fürchte ich, dass die Gruppendynamik in den Unternehmen heute so stark gegen Erkenntnis gerichtet ist, dass niemandem die Augen durch einen wahren Satz geöffnet würden. Das wird einfach weg-ignoriert.
 
Jetzt will ich doch mal was zu Diversity sagen: Ich halte das nämlich grundsätzlich für einen sehr vernünftigen Trend. Dass das oft schlecht umgesetzt wird, mag ja sein, aber das ändert für mich nichts daran, dass Diversity ansich Sinn macht. Ein paar Beispiele:
  • Bei Frauen wird ein Herzinfarkt (und div. andere Krankheiten auch) viel seltener erkannt, als bei Männern. Einfach, weil vor allem an Männern geforscht wurde.
  • Gesichtserkennungssoftware erkennt regelmäßig Menschen mit dunkler Hautfarbe nicht. Weil keiner auf die Idee kam, mit diesen zu testen. Das geht hin bis zu dem Händetrockner auf einer öffentlichen Toilette, der auf Twitter die Runde machte, weil er dunkle Hände nicht erkennt und daher nicht anspringt.
  • Eine Freundin, die in einer großen Versicherung arbeitete, zeigte mir einen Prospekt zum Thema Altersvorsorge. Vorne ein großes Sparschein drauf. Drinnen Bilder von der glücklichen Familie aus Vater, Mutter und 2 Kindern. Für die meisten von uns ein prima Bilder zum Thema, der Vorstand wäre sicher auch zufrieden. Aber erreicht die Bank damit auch die Teile der Bevölkerung, die Schweine(fleisch) ablehnen? Oder deren Familien traditionell aus Vater, Muter, 5 Kindern und Oma und Opa bestehen?
Es zeigt einfach immer und immer wieder, dass wenn Diversity nicht intern gelebt wird, Diversity bei den (potenziellen) Kunden ebenfalls vergessen wird.
 
Bei Kaffeemachen sind mir noch ein paar Beispiele eingefallen:
  • Ich hatte hier im Forum mal erfolgreich angemerkt, dass Links ohne Unterstreichung und nur mit leicht anderem Grauton für mich einfach nicht gut erkennbar sind. Einige stimmten dem zu und die meisten sagten: "Das Problem habe ich nicht, kann ich aber nachvollziehen". Die Foren-Admins waren sofort bereit, das Aussehen der Links anzupassen. Das passiert aber selbst auf großen kommerziellen Webseiten ständig - darum gibt es mittlerweile immer mehr Regeln zum Thema Web Accessibility.
  • Diversity heißt z.B. auch, dass man Webdienste nicht nur mit Kabelgeschwindigkeit und auf großen Monitoren oder iPhones testet, sondern auch mal mit schlechterer Verbindung und Hardware (hatte Facebook dafür nicht sogar mal den "2G Tuesday" eingeführt - damit alle mal sehen, wie sich Facebook für Kunden mit langsamer Verbindung anfühlt). Ich erlebe so viele Seiten, wo klar ist, dass die Firma nur auf ihren teuren Geräten getestet haben.
 
Jetzt will ich doch mal was zu Diversity sagen: Ich halte das nämlich grundsätzlich für einen sehr vernünftigen Trend. Dass das oft schlecht umgesetzt wird, mag ja sein, aber das ändert für mich nichts daran, dass Diversity ansich Sinn macht. Ein paar Beispiele:
  • Bei Frauen wird ein Herzinfarkt (und div. andere Krankheiten auch) viel seltener erkannt, als bei Männern. Einfach, weil vor allem an Männern geforscht wurde.
  • Gesichtserkennungssoftware erkennt regelmäßig Menschen mit dunkler Hautfarbe nicht. Weil keiner auf die Idee kam, mit diesen zu testen. Das geht hin bis zu dem Händetrockner auf einer öffentlichen Toilette, der auf Twitter die Runde machte, weil er dunkle Hände nicht erkennt und daher nicht anspringt.
  • Eine Freundin, die in einer großen Versicherung arbeitete, zeigte mir einen Prospekt zum Thema Altersvorsorge. Vorne ein großes Sparschein drauf. Drinnen Bilder von der glücklichen Familie aus Vater, Mutter und 2 Kindern. Für die meisten von uns ein prima Bilder zum Thema, der Vorstand wäre sicher auch zufrieden. Aber erreicht die Bank damit auch die Teile der Bevölkerung, die Schweine(fleisch) ablehnen? Oder deren Familien traditionell aus Vater, Muter, 5 Kindern und Oma und Opa bestehen?

Bei Frauen wird ein Herzinfarkt seltener erkannt, weil mehr an Männern an geforscht wurde?
Es wäre schön - wenn Du dafür eine belastbare Quelle hättest.

Haendetrockner, der auf Hautfarbe der Haende reagiert? LoL ... welche Lichtschranke oder welcher Näherungssensor mag solch
rassistisches Verhalten haben? Stelle ich mir technisch sehr anspruchsvoll vor!
So einen Unfug kann sich eigentlich auch nur eine Rassist ausdenken,
der einem Schwarzen noch nie die Hand gegeben hat.

"Bilder von der glücklichen Familie aus Vater, Mutter und 2 Kindern...."
Jetzt musst Du mir nur noch erklären wie Du an solchen Bildern erkennst, dass diese Personen Schweinefleisch essen?
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei Frauen wird ein Herzinfarkt seltener erkannt, weil mehr an Männern an geforscht wurde?
Es wäre schön - wenn Du dafür eine belastbare Quelle hättest.

In der Populärliteratur findest Du eine ganze Menge dazu. Weil Du nach "belastbar" fragst, nehme ich aber mal eine Aussage von der Seite der Harvard Medical School: "Most of our ideas about heart disease in women used to come from studying it in men. But there are many reasons to think that it's different in women." (Quelle: https://www.health.harvard.edu/heart-health/gender-matters-heart-disease-risk-in-women )

Haendetrockner, der auf Hautfarbe der Haende reagiert? LoL ... welche Lichtschranke oder welcher Näherungssensor mag solch
rassistisches Verhalten haben? Stelle ich mir technisch sehr anspruchsvoll vor!
So einen Unfug kann sich eigentlich auch nur eine Rassist ausdenken,
der einem Schwarzen noch nie die Hand gegeben hat.
Ich bezweifle, dass man dazu Rassist sein muss. Einfach nicht nachgedacht, nicht speziell getestet, würde schon reichen.

Wenn ich mit meinen Kindern unterwegs bin, kann ich ja oft direkt erleben, wie Designer/Architekten nicht an kleine Menschen gedacht habe - bis hin zu automatisch aufgehenden Schiebetüren, die auf Kinder nicht reagieren, weil sie zu weit weg sind vom Sensor oberhalb der Tür (manchmal ist genau das beabsichtigt, damit Kinder nicht rein/rauslaufen können - manchmal aber ganz offensichtlich nicht nachgedacht, nicht getestet).

Oder in der Uni gesehen: Ein Knopf, mit dem rollstuhlfahrende Menschen eine Tür elektrisch öffnen können - aber so hoch angebracht, das man die im Sitzen (fast) nicht erreichen kann. Das war bestimmt nicht aus Hass auf Rollstuhlfahrer so angebracht, sondern weil niemand daran gedacht hat, dass die Standardhöhe für Lichtschalter u.ä. hier nicht sinnvoll ist.

"Bilder von der glücklichen Familie aus Vater, Mutter und 2 Kindern...."
Jetzt musst Du mir nur noch erklären wie Du an solchen Bildern erkennst, dass diese Personen Schweinefleisch essen?
Hier ging es um das Titelbild mit dem Sparschwein. In muslimischen oder jüdischen Haushalten würde *niemand* auf die Idee kommen, etwas Wertvolles in einem Schwein aufzubewahren.

Dass Du das Sparschwein offenbar überlesen hast, zeigt genau unsere eigene Kulturblindheit und warum es Sinn machen kann, Menschen mit anderem Hintergrund (Größe, Geschlecht, Alter, Hautfarbe, Religion, körperlichen Fähigkeiten,...) einzubeziehen.
 
Hier ging es um das Titelbild mit dem Sparschwein. In muslimischen oder jüdischen Haushalten würde *niemand* auf die Idee kommen, etwas Wertvolles in einem Schwein aufzubewahren.

"Herr", sagte Gwydion, "Neuigkeiten sind mir zu Ohren gekommen. Unbekannte Tiere sind in den Süden gebracht worden, und sie gehören einer Rasse an, die nie zuvor auf der Insel der Mächtigen gesehen wurde."
Math kratzte sich das Kinn.
"Wie heißen sie?" sagte er.
"Sie werden Schweine genannt, Herr. Ihr Fleisch soll besser schmecken als das vom Rind, wenn es auch kleine Tiere sind."
"Sie sind also klein?" sagte Math und rieb sich wieder das Kinn. Oder vielmehr die Stelle, wo es sich befinden mußte, unterm blassen Katarakt seines Bartes.
"Ja", sagte Gwydion, über dieses Detail hinwegeilend, "und ihre Namen ändern sich auch. Sie werden auch Säue oder Sauen genannt."
"Wem gehören sie?"
"Arawn, der König von Annwn in Faery, sandte sie Pryderi dem Sohn Pwylls. Sie sind eines jener Geschenke, die zwischen Dyved und jenem Teil von Faery, der in der Unterwelt liegt, ausgetauscht wurden, seit Pwyll mit Arawn die Gestalt tauschte und an Arawns Statt Havgan erschlug. Und dieses Mal hat Pryderi bestimmt das bessere Teil erwischt, denn er hat die Nahrung und den Wohlstand der Welt vermehrt."

Der vierte Zweig des Mabinogi. Erstes Buch. Die Schweine Pryderis.
 
Hier ging es um das Titelbild mit dem Sparschwein. In muslimischen oder jüdischen Haushalten würde *niemand* auf die Idee kommen, etwas Wertvolles in einem Schwein aufzubewahren.

Dass Du das Sparschwein offenbar überlesen hast, zeigt genau unsere eigene Kulturblindheit und warum es Sinn machen kann, Menschen mit anderem Hintergrund (Größe, Geschlecht, Alter, Hautfarbe, Religion, körperlichen Fähigkeiten,...) einzubeziehen.

Richtig - das ist in der Industrie schon lang bekannt und wird auch getan.

Ein Beispiel: mir ist in Indonesien mal der Sonnenschutz ausgegangen. Dann hab ich da in einem Laden tatsächlich original Beiersdorf/NIVEA Sonnenmilch gefunden - gleicher Name, gleiche Verpackung, gleiches Design, gleicher Hersteller - genau die, die man auch hier kaufen kann.
Und dann hab ich nicht schlecht gestaut darüber, dass ich kein bischen braun geworden bin! Die Sonnenmilch, die in Indonesien verkauft wird, ist also anders zusammengesetzt und verhindert jegliche Bräunung.
Das ist verständlich, denn Indonesien liegt am Äquator, und Bräune gilt dort nicht als Schönheitsideal (sondern zeigt, dass man arm ist und auf dem Feld arbeiten muss).

Diese Unterschiede der kulturellen Werte gibt es, und sie sind fast immer geografisch und klimatisch begründet und bei Interesse leicht nachzuvollziehen.
Im Nahen Osten etwa läßt sich Schweinefleisch (ohne moderne technische Hilfsmittel) nicht haltbar machen und verdirbt, ist daher gesundheitsschädlich. In Europa dagegen ist das Schwein inbegriff für Nahrung und Wohlstand, und das schon seit Jahrtausenden - glücklich ist, wer (ein) Schwein hat. (Das obenzitierte Mabinogion etwa geht zürück auf die ältesten überlieferten Mythen der keltischen Kultur.)

Dementsprechend wird eine Versicherung, wenn sie in Arabien Altersvorsorge verkaufen will, auch kaum ein Glücksschwein als Symbol wählen - und ich denke, das ist den Unternehmen vüllig bewusst.

Eine ganz andere Sache ist es, wenn man heutzutage meint, jegliche kulturellen Unterschiede müßten überall berücksichtigt werden. Das ist schon deshalb falsch, weil diese kulturellen Eigenheiten z.B. klimatisch begründet sind und zu einer geografischen Region gehören (und anderswo gar keinen Sinn ergeben).

Es ist aber auch deshalb falsch, weil diese jahrtausendealten Ideen und Symbole eben das sind, worauf eine gemeinsame Kultur und Kommunikation dann aufbaut.
Würde man diese durch eine beliebige Vielfalt ersetzen, dann hätte man keine gemeinsamen Ideen und mithin keine Kultur und keine Kommunikation mehr - dann würden wir nur sprachlos nebeneinander sitzen und isoliert als Konsumzombies auf unsere Smartphones starren, wo uns Influencer erklären was wir alles kaufen müssen. Man erreicht damit also genau das, was man vorgeblich nicht will: eine Reduzierung auf den kleinsten gemeinsamen Nenner und die Beseitigung der Vielfalt zu Gunsten einer Uniformität.

Und auch wenn sich Kommunisten und Neoliberale darin einig sind, dass genau diese dumpfe Uniformität das eigentlich Angstrebte ist (die ersteren aus gleichmacherischen Gründen, die zweiten im Interesse der globalen Profite), so ist das Ergebnis doch nicht lebenswert.
Auch das sollte man verstehen, wenn man von Diversität spricht.
 
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