Ich habe da mal reingelesen und finde den Artikel ehrlich gesagt etwas sonderbar: Es wird gesagt, dass sendmail in der Vergangenheit zahlreiche Sicherheitslücken hatte, die in FreeBSD aber behoben wurden.
Eine Software, die in der Vergangenheit massig Sicherheitslücken hatte, wird aller Voraussicht nach auch in der Zukunft massig Sicherheitslücken haben. An sendmail wurden keine signifikanten architekturellen oder sonstige Veränderungen vorgenommen, die eine erhebliche Verbesserung der Sicherheitslage vermuten lassen.
Daher ist davon auszugehen, dass in sendmail noch massig Sicherheitslücken schlummern.
Dann wird weiterhin kritisiert, dass weiterhin ständig Verbesserungen zur Sicherheit einfließen, diese aber nicht genauer mitgeteilt werden.
Stell dir vor, du administrierst einen FreeBSD-Server. Getreu dem Motto "never change a running system" aktualisiert du ihn nur, wenn eine Sicherheitslücke bekannt wird.
Wird nun eine Sicherheitslücke in sendmail entdeckt, aber von FreeBSD heimlich, still und leise gefixt wird, aktualisiert du deinen Server natürlich nicht - bist aber nun trotzdem verwundbar.
Dann wird auch noch kritisiert, dass sendmail ein kompletter Mailserver wäre, was man ja gar nicht bräuchte, weil ein lokaler völlig ausreichen würde???
Der alte Unix-Ansatz, bei dem jeder Server auch ein gleichberechtigter Mail-Server ist, ist inzwischen völlig überholt und wird kaum mehr praktiziert:
- Endanwender nehmen einen dedizierten Mail-Client (Evolution etc.) oder einen Web-Client
- Professionelle Betreiber nehmen einen ordentlichen MTA
Jetzt hätte FreeBSD folgende sinnvolle Optionen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
- Gar nichts (mit dem Nachteil, dass rein lokale Mailzustellung nicht funktionieren würde)
- Einen schlanken und sicheren MTA für rein lokale Zustellung wie msmtp
- Einen ausgewachsenen und ordentlichen MTA wie Postfix
Keinesfalls ist sendmail eine sinnvolle Option. Scheiße bleibt Scheiße und wird nicht besser, wenn man sie weit jenseits des Verfallsdatums im Basissystem belässt.
Was sind das denn für Argumente?
Das sind professionelle Argumente, die dem aktuellen Stand der Technik entsprechen.
Sorry, dass sich das Bild dann für mich nicht ganz so negativ gestaltet. Was den Performancevergleich im anderen Artikel anbelangt, wird nicht genau dargestellt, auf welchen Plattformen man da vergleicht. Vielleicht läuft sendmail auf Windows oder Linux ja wirklich nicht so schnell wie andere, möglicherweise auf FreeBSD aber viel besser, weil nativ.
Nativ läuft sendmail auf allen Plattformen.
Im Jahre 2020 ist die Performance auch nur für große Hoster eine ernstzunehmende Frage. Du kannst zuhause auf einem Raspberry Pi problemlos eine Million Mails pro Tag mit sendmail durchjagen. Mit Postfix halt noch eine Menge mehr.
Ich finde es also nicht schlecht, dass er weiterhin im Basissystem als Bordmittel vorhanden und aktiviert ist, wer etwas anderes auf FreeBSD will, kann das ja einfach erreichen.
Der Verbleib von sendmail im Voreinstellung Basissystem verletzt den Grundsatz der
reasonable defaults. Du stellst dem Anwender keine Kacke vor die Nase, sondern setzt ihm als Voreinstellung sinnvolle Software zur Verfügung. Den Verbleib von sendmail im FreeBSD-Basissystem kann man nicht schönreden.