Ich sehe das Ganze von der pragmatischen Seite. Und da stelle ich drei grundsätzliche Fragen in den Raum:
Erst mal : was wollen die mit den Daten?
Zum zweiten : von wem sind die Daten?
Und zum Dritten : was sind das für Daten und von welchem Belang sind sie?
Daten müssen erst mal wichtig sein um sie überhaupt in nähere Betrachtung zu ziehen usw.
Das schränkt die Nutzung gesammelter Daten natürlich extrem stark ein - eben gerade in Anbetracht der Menge an gesammelten Daten.
Klar dürfte sein, dass der Staat (egal welcher) nach ganz ganz bestimmtem sucht, weil er ja als Staat agiert und nicht einfach Neugierde hat. Darin fallen jene Themenbereiche die er essentiell zu behandeln hat, den Staat als Solches betrifft.
Mitwirken tun da natürlich Firmen die für den Staat von Bedeutung sind, mit ihm zusammenarbeiten evtl gar unter seiner Fittiche stehen usw.
Das Ganze ist also ein grosser Kuchen eines Netzwerkes.
Interessant dabei dürfte auch sein, dass dieses Netzwerk in dem Interessen und damit Daten ausgetauscht werden, ebenso nach aussen hin agieren muss.
Multinationale Grosskonzerne und staatliche Verbündung/Zusammenarbeit.
Sich dieses Ausmasses mal bewusst, wird nun klar, wie interessant Daten für Geheimdienste aber auch andere staatliche Stellen oder Firmen sein können.
Doch der Kuchen ist dermassen gross, dass da kein interesse für's Surfverhalten von 08/15-Bürger Waldemar Komputinger.
Nimmt man es genau, sieht's desaströs aus mit der Datenüberwachung.
Oder wie wären sonst die Amokläufe möglich gewesen die von den Tätern quasi "interenetöffentlich" schon im Voraus angekündigt waren?
Dies nur mal ein Beispiel dafür, dass die private Welt ausserhalb spektakulärer Datenerkenntnisse für die Staaten ziemlich uninteressant sind.
Wie Datenüberwachung in der Praxis funktioniert (und dies auf wohl viel niedrigeren Level als es die NSA tat), ist ja eigentlich erschreckend.
Überwachungskameras wären hier ein Beispiel. Sie befinden sich in Bussen, Bahnhöfen, an belebten Plätzen usw. London ist zB nichts weiter mehr als eine grosse Überwachungskamera.
Auch zeigt das jüngste Beispiel von Norwegen, wie schwierig in der Praxis Datenüberwachung ist.
Es zeit sich auch, dass die Datenauswertung den Daten stets hinbterherhinkt.
Das war schon früher in der Schiffrierung/Verschlüsselungstechniken der Fall und ist ein prinzipielles Phänomen.
Digitale Daten bringen es nun hald mal mit, dass sie leicht verfügbar sind. Es ist nur eine Frage wie man sie abfängt.
Die Digitalisierung macht es also überhaupt erst möglich, dass Informationen so leicht transportierbar und schlussendlich einsehbar sind.
Es ist nun mal eine Tatsache unserer Zeit, das praktisch alles was sich als Information in Daten komprimieren lässt, in digitaler Form verfügbar ist.
Früher hätte man noch die Nachbaren befragen müssen, was Observent X für Musik höre, heute fängt man einfach seinen Stream ab.
Und das erpressbare Nacktfoto der Kurtisane befindet sich auch noch auf selben Speicher . . .
Mir wäre da eine direkte Demokratie wie in der Schweitz ein gutes Vorbild.
Das politische System alleine schützt noch nicht die Privatsphäre.
So hatten wir hier in der Schweiz Ende der 80er Jahren den sog. FichenSkandal. Dabei wurden geheim eifrig Informationen über Leute gesammelt die Kontakt zu Kommunistischen Staaten hatten (ob beruflich oder privat, zB Reisen usw) oder ideologisch potenziell staatsfeindlich waren. Das war so eine "McCarty-light" Sache.
Google StreetView ist ein Beispiel dafür, wie bei uns Datenschutz/Privatsphäre anders gehandabt wird. Andererseits darf bei uns der Staat selber sehr wenig überwachen, die Hürden die genommen werden müssen, sind verhältnismässig gross. So gross, dass es skandalös wurde, als einzelne Kantone kaum mehr verdeckt gegen Kinderpornographie ermitteln durften, weil entsprechende Gesetzgebung befristet war.
Hier zeigt sich eine Diskrepanz zwischen Wirtschaft die diesbezüglich mehr darf, als der Staat.
Auch im nun bedrohten Bankgeheimnis zeigt sich dies exemplarisch.
Diese Umgangsweise erklärt auch unsere Empörung über den Datenklau von BankCD's an den Deutschen Staat.
Es fällt uns leichter, mit einem Staat wie den USA über das Bankgeheimnis zu verhandeln, als das Wissen, dass ein anderer Staat gestohlene Daten kauft und damit die Gesetzgebung untergräbt. Auch wenn ersteres schlussendlich um vielfach grössere politische Ausmasse rp Wirkung hat, so betrachten wir zweiteres für verwerflicher.
Demokratie ist kein Garant für Datenschutz/Privatsphäre.
Der Unterschied liegt lediglich darin, dass wir Verwantwortliche eher zur Rechenschaft ziehen können und diese Staaten eher im Geheimen operieren müssen.
Das Problem ist : der Staat (egal welcher) wird uns sagen, dass die Aufweichung oder gar Aufhebung des digitalen Datenschutz eine Sicherheitsmassnahme ist.
Dass es im Interesse der Allgemeinwohls eine Pflicht sei, auf Datenschutz/Privatsphäre zu verzichten, eine Pflicht die uns ja nur zu Gute käme, ebenso wie Schulpflicht, Steuern zahlen und Militärdienst zu absolvieren.
Sobald dies die demokratische Mehrheit des Landes bejaht, wird die Datensammlung vom "Amt für Datenerfassung" erledigt und die Geheimdienste dürfen dann wieder von James Bond Action träumen.