Mit meinen acht oder zwölf Wochen bei Ubuntu und meinen Gesamtkenntnissen avanciere ich natürlich keineswegs zu einem Experten. In der Zeit hatte ich aber selbst Systeme mit 14.04, 15.10 und 16.04-Beta installiert, ausgebaut und auch genutzt. Teilweise sind die Systeme noch im Einsatz. Bei mir alles nur 32-Bit-Installationen. Außerdem las ich im Forum mit und versuchte mich auch aktiv zu beteiligen.
Nach meinem persönlichen Eindruck waren über 85% aller gemeldeten Störungen Anwender-Fehler. Das kann leicht aus der Tatsache erklärt werden, dass Ubuntu sich auch sehr unbedarften Anwendern öffnet und diesen jegliche Grundkenntnisse zum Umgang mit einem Unixoiden System vollkommen fehlen.
Das bedeutet im Umkehrschluss auch, dass die Ubuntu-Automatismen mit ihren GUIs versagten!
Wir würden das allerdings gar nicht so zur Kenntnis nehmen und als Fehler begreifen. Wenn etwa eine externe Festplatte durch Eintrag in der fstab gemountet wurde und durch einen Update nun die Gerätekennung eine andere ist oder sich die Nutzergruppen geändert haben, auf die sich ja die Rechte beziehen, dann wissen wir, dass das beim nächsten Boot Probleme machen wird und lösen die natürlich auch einfach im Vorbeigehen. Bei den Nutzern von Ubuntu sind derartige Zusammenhänge oft vollkommen unbekannt und eine Empfehlung, das Problem durch "Editieren der fstab" zu lösen, stößt sehr häufig auf ein globales Unverständnis, das mir unwillkürlich den Spruch vom "Ochsen, der vorm Berg steht" in Gedanken ruft. Das ist in keiner Weise despektierlich gemeint!
Es ist nicht anders zu erwarten, wenn man alle mit einem Unixoiden System beglücken möchte.
Auch Microsoft und OS-X und Android haben die gleiche Klientel und Ubuntu muss sich daran messen.
Es gibt also nach meiner Einschätzung mit jedem Update eine ganze Reihe an sehr einfachen Problemen, an denen viele Ubuntu-Nutzer dann scheitern. Fast alle diese Probleme kommen aber daher, dass diese Nutzer zuvor schon mal etwas an ihrem System verändert hatten. Allermeist, ohne das zu verstehen. So trägt kein Automatismus von Ubuntu eine externe Festplatte einfach so in die fstab ein und bei allen Einträgen in der fstab (oder auch bei grub) nutzt Ubuntu ausschließlich UUIDs, die dann ja gegenüber Änderungen in der Device-Erkennung resistent sind.
In einer Kurzform: von den 85% Fehlern nach einem Update resultieren mehr als 95% aus Anwenderfehlern.
Druckertreiber zerschossen:
Naja. Die Treiber für Ubuntu sind die gleichen, wie sie auch FreeBSD zur Verfügung stehen und das Druck-System ist CUPS von Apple, auch gleich zu FreeBSD. Ubuntu ist sehr viel restriktiver und liefert eine ältere Version von CUPS aus, als FreeBSD das tut. Außerdem baut Ubuntu ungefragt einige Zusatzdienste mit ein, wie Cups.Browser und avahi-Dämon, die das Finden und Installieren von Netzwerkdruckern vereinfachen sollen (und auch unter FreeBSD verfügbar sind). Ubuntu bündelt alle Bemühungen in verschiedene Drucker-Dienst-Einrichtungs und -Verwaltungs-SW, die dann jeweils etwa bei KDE oder Unity oder XFCE als eigenes Paket verfügbar ist und die uns bekannte Verwaltung über die CUPS-Page ersetzen soll. Der Grund ist scheinbar, dass man den Nutzern den Umgang mit dieser Cups-Seite nicht zutraut. Im aller-günstigsten Fall erkennt Ubuntu einen Drucker und richtet ihn ein, ohne dass dazu irgendein Nutzer irgendetwas einstellen musste!!
Bei den von mir installierten Systemen war das nicht der Fall (von einem abgesehen), weil ich manche dafür benötigten Dienste nicht wollte. Deshalb musste ich den bekannten Weg über die Cups-Seite gehen und stellte fest, dass in manchen CUPS-Versionen der automatisch gefundene und konfigurierte Dienst "dnns-...." nicht funktionierte. Nicht unter GNU/Linux, nicht unter FreeBSD und nicht unter Apples-OS-X. In Vorgängerversionen ging das problemlos automatisch, aber mit irgendwelchen Versionen gab es da ein Kuddelmuddel. Bei allen Systemen, also GNU/LInux und OS-X konnte ich den bereits installierten Druckertreiber nutzen und mit Konfiguration der üblichen Schnittstellen meine Drucker zum Laufen bringen.
Inwieweit das nun auf die Aussage von Lance zutrifft, kann ich nicht sagen, aber ich wiederhole nochmal: Drucken bedeutet heute fast immer CUPS und das hat wirklich nichts mit Ubuntu zu tun und wenn Updates Treiber zerschießen, dann zerschießen sie diese auch für FreeBSD oder OS-X.
Ähnlich möchte ich hinsichtlich zerschossener WLAN-Treiber argumentieren, ohne das nun auch in solchen Details zu beschreiben. Ist es OpenSource, dann nutzt FreeBSD, OpenBSD und viele andere mit großer Sicherheit den gleichen "Treiber" und wenn der bei Ubuntu nach einem Update zerschossen ist, dann vermutlich auch für alle anderen Systeme. Sind nur die Mechanismen betroffen, die eben den Gebrauch eines solchen Treibers in Ubuntu betreffen und es wird durch einen Update ein solcher zerschossen, dann ist das ein immer wiederkehrendes "Glück", das alle GNU/Linuxer und vielleicht auch andere gelegentlich heimsucht.
Also, ich sage es wieder: ich mag Ubuntu nach wie vor nicht! Aber alle Installationen liefen extrem brauchbar und gut und mit hoher Performance und mit keinen Problemen, die es in FreeBSD nicht auch schon gegeben hätte. Im Gegenteil waren meine Ubuntu-Installationen eine Ausgeburt an Stabilität und Performance, an die FreeBSD vielleicht so eben heranreicht, aber nichts überflügelt.
Allerdings, ich habe ja einige Probleme unterschlagen, nicht ausreichend darauf aufmerksam gemacht.
Also, von den restlichen 15% Usern mit Problemen am System nach Update standen die absolut meisten mit systemd und plymouth in Zusammenhang. Dabei nutzen viele Anwender eine "Problemen SW, die nicht offiziell freigegeben war" (die Beta-Version 16.04). Trotzdem gewann ich den Eindruck, dass Systeme mit systemd besonders anfällig und instabil sind. systemd ist noch neu und die Umstellung bei Ubuntu läuft gerade, da ist das einfach zu erwarten, dass nicht alles immer sofort funktioniert.
Warum Ubuntu da nicht spezielle Releases veröffentlicht und stattdessen so tut, als habe man alles bereits im Griff und könne getrost auf die neue Technologie setzen, habe ich nicht verstanden.
Allerdings liest sich die offizielle Ubuntu-Information auch so, dass nur LTS, also Langzeit gepflegte Versionen für den einfachen Endnutzer zu empfehlen sind. Das war bisher nur die 14.04 unter meinen getesteten und da gab es keine Probleme mit systemd. Sieht man die Zwischenversionen 15.10 und 16.04 Beta als Tests an, dann muss man anerkennen, dass sie doch bereits ziemlich gut funktionierten.
Debian hat angeblich systemd etwas anders umgesetzt (es hatte nicht bereits zuvor wie Ubuntu ein eigenes System (upsart) am Laufen und deshalb nun nur den Wechsel zu systemd zu bewältigen) und da scheint es weitaus weniger Probleme zu geben.
Ich will das zusammenfassen:
Ubuntu hat nach meiner Erfahrung keine Probleme mit Stabilität von irgendwas, die größer wären, als bei anderen OpenSource-Systemen.
Ubuntu legt sehr großen Wert darauf, vollkommen unbedarfte Nutzer ohne jeglichen Erkenntnisgewinn auf deren Seite an einem unixoiden und offenen System teilhaben zu lassen. Daher sind alle Installations- und Ausbauschritte GUI-orientiert und so gehalten, dass nur die einfachsten Fragen beantwortet werden müssen. Das gelingt zu einem erstaunlich hohen Prozentsatz.
Ubuntu braucht keinen FreeBSD-Kernel um an Stabilität zuzulegen.
Der FreeBSD-Kernel wird von einem typischen Anwender (und von den meisten Anwendern überhaupt) gar nicht erkannt werden. Mit dem Kernel kommt man normalerweise nie in Berührung. Würde Apple bei OS-X einen anderen Kernel einbauen, würde das niemand merken. Bei Ubuntu merkt es niemand, wenn von einem Linux 3.x auf ein Linux 4.x gewechselt wird. Wenn das nun FreeBSD-Kernel ist oder HURD oder sonst etwas, merkt das auf der schillernden Oberfläche niemand.
Es gibt bereits länger Debian-GNU/K-FreeBSD und niemand redet darüber.
Dieses Ubuntu mit FreeBSD-Kernel sollte mal jemand sich ansehen, der gerade eine VM frei hat und eine schnellere Internet-Anbindung besitzt. Bisher spekulieren wir ja mehr herum, als dass wir etwas wissen. Die Beschreibung ist ja eher reißerisch und nicht Vertrauen erweckend.