Boycott Systemd

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Die Frage ist doch ob eine Änderung unmittelbar zur Folge hat, das die Textdatei den Inhalt ändern muss. Bei Systemd ist das nicht der Fall, wie siehts bei FreeBSD aus?
 
Aktueller Status: Bei FreeBSD kommen die Konfigurationen zumeist aus Textdateien und stellen das Environment ein. Bei systemd kommen die Sachen aus "?" und stellen "?" ein, eventuell auch rekursiv.
 
Ich arbeite im Linux Enduser-Support. Wir hatten bei der Umstellung auf Systemd einige merkwürdige Fehler, z.B. dass der MATE-Desktop nicht mehr richtig funktionierte. Wir mussten dann für eine Weile zu Upstart zurück. Systemd ist etwas neues, was aber dem eigentlichen Benutzer kaum verkauft werden kann. Der normale Enduser versteht diesen Wechsel nicht, weil man davon nichts sieht auf dem Desktop. Zur Zeit gibt es wieder Probleme mit dem Systemd DNS-Dienst. Dieser funktioniert nicht und hier muss manuell eingegriffen werden. Ich habe manchmal das Gefühl, dass wir den eigentlichen Kunden aus dem Blick verloren haben. Derjenige für den wir "eigentlich" arbeiten. Wir bauen und programmieren wie wild herum und beim eigentlichen "Benutzer" kommt davon nichts an. Was der Enduser damals gemerkt hat, war die Umstellung auf Upstart. Das System startete auf einmal schneller. Systemd ist auch schnell, hat aber manchmal die Angewohnheit, lange zu versuchen einen Dienst zu starten oder zu beenden. Der Endbenutzer sieht nur den Splash-Screen und wundert sich, dass das System länger braucht um zu starten oder herunterzufahren.

Wir müssen uns mehr klar werden warum die ganze Arbeit gemacht wird und dass diese eigentlich für den normalen Administrator oder Enduser ist.

Wildes Umschreiben von Code oder wildes Austauschen von Komponenten macht keinen Sinn! Das sind ABM-Maßnahmen und wir im Support müssen das alles ausbaden.
 
Systemd ist leider nur ein aktuelles "Problem" im Linuxbereich.

Für mich scheint die Qualität von Linux insgesamt in den letzten gefühlten 2 Jahren stetig schlechter geworden zu sein.
Das beginnt bei der Implementierung von neuen Paketversionen bis hin zur Stabilität des Gesamtsystems. Der gefühlte Wartungs- und damit verbundene Zeitaufwand ist dadurch leider gestiegen.

Man könnte auf den Gedanken kommen, dass entweder die Developer in den jeweiligen Distributionen zur Sicherstellung der Qualität fehlen oder eben einfach bedingt durch den "Versions-HYPE" nur noch halbherzig implementiert wird.

In dieser Hinsicht kann ich den vorgenannten Beiträgen nur zustimmen: Man sollte sich auf alte Werte besinnen...
und die Prioritäten Richtung Sicherheit und Stabilität anstatt auf neue "Features" legen.

Deshalb kann ich auch nicht nachvollziehen, warum man in so kurzer Zeit auf systemd umschwenkte...
und den Nutzern ein halbfertiges Init-System präsentierte.

Wenn man bedenkt, dass Microsoft nun Premium-Partner in der Linux-Foundation ist ... dann ist das mit dem Gedanken von freier unabhängiger Software für mich nicht vereinbar.

Insgesamt ist mein Eindruck, dass Linux als System leider komplizierter und instabiler geworden ist.
Wenn es als System für Endanwender mehr Marktanteile gewinnen möchte, dann sollte die Integrität, Sicherheit und Qualität wieder mehr in den Vordergrund rücken.
 
Für mich scheint die Qualität von Linux insgesamt in den letzten gefühlten 2 Jahren stetig schlechter geworden zu sein.
Das Gefühl hatte ich vor geschätzten zehn Jahren auch schon und bin seither bei FreeBSD.

Was Linux angeht, mochte ich die Entwicklung noch nie, die von ganz wenigen Menschen streng nach deren Gutdünken kontrolliert wird. Schwenkt man zu den Distributionen, mochte ich nie den Wildwuchs, den es dabei gab und die unüberschaubare Vielfalt unausgegorener Projekte, die mit großem Eifer begonnen und dann vorzeitig abgebrochen werden.

Das ist auch, was ich eigentlich am meisten bei SYSTEMD befürchte. Ein Riesenbohei darum gemacht und das wird nun das "Neue Ultimative" und am Ende stehen wir da mit vielen losen Enden und einem Konzept, das einfach aufgelöst wird, weil nichts zu Ende gebracht wird und zwischendurch nur immer wieder repariert und zu-gekleistert wird, weil die Systeme ja alle auch weiter laufen wollen. Tief ins System integriert, ist der Mist dann nicht mehr zu stoppen und alle Welt muss darauf setzen, bis der nächste große Coup gelandet wird. Der provisorische Zustand wird dabei zementiert.

Es ist für mich unverständlich, wie es einzelne immer wieder schaffen, ihre Ideen da durchzusetzen. Diesmal komme ich gar nicht darüber hinweg, dass Debian sich dem Konzept anschloss und damit viele Ableger folgten. Das macht mich regelrecht traurig. Es zeigt, wie OpenSource eben doch nicht immer wirklich gut funktioniert.
 
Wie viele Leute haben denn bei FreeBSD Entscheidungsgewalt?
soviel ich weiß, gibt es dort ein ganzes Team mit einem Vorstand und so etwas ähnliches, wie Demokratie. Bei Linux (ich muss da aber verdeutlichen, dass ich Linux für den Kernel sage und meist nicht synonym für eine komplette Distribution mit GNU/Linux und extra Tools), also bei Linux ist es mehr oder weniger immer noch Linus Torvalds der das Sagen hat und als ich letztes Mal da nachgesehen habe, waren es wohl noch zwei andere Gurus die Untermengen verwalteten oder beisteuerten.
 
Und das soll nun wesentlich besser sein?
besser habe ich nicht gesagt, ich kann das nicht mal ansatzweise beurteilen.
Nein, ich mochte das noch nie. Die Idee gefällt mir besser, dass Menschen zusammen entscheiden und überlegen, ein Ziel beschließen und darauf hin arbeiten, als wenn das einer Alleine macht und Vielen seine Ideen aufzwingt. Das mag nun nicht Punktgenau auf Linux zutreffen. Es soll mein Gefühl, meine Regung beschreiben, die das Mögen oder Nicht-mögen ausmacht. Dass Linus Torvalds (ähnlich wie Theo de Raadt bei OpenBSD) über Jahre, ja Jahrzehnte hinweg eine derart dominante Stellung bei Linux einnimmt, das mag ich nicht so gerne, als die Vorstellung, mit FreeBSD etwas zu benutzen, was viel eher allen gehört und wo eine Gemeinschaft demokratisch über die weitere Entwicklung bestimmt.
Ich könnte vielleicht den Satz formulieren, dass Linux immer noch das Spielzeug von Torvalds ist und er lässt uns halt alle mal damit spielen, während FreeBSD von Anfang an viel eher ein gemeinsames Projekt ohne großen Führer war.
 
Bei OpenBSD würde ich die Situation eher so sehen, dass die dort Beteiligten alle eine ähnliche Vorstellung haben und ein Diktator da weitgehend arbeitslos ist. Höre irgendwie selten von irgendeinem Veto durch Theo.

(Wir geraten etwas ins OT gerade, bemerke ich.)
 
Wir geraten etwas ins OT gerade, bemerke ich.
nur leicht...

ich meine. Wie kann man sich letztlich erklären, dass niemand diesen SYSTEMD eigentlich wollte (wenn man sich so umhört), aber dass dann doch genau das sich durchsetzen kann. Wie kann das passieren, dass ein Entwickler bei einem Unternehmen dermaßen viel Macht umsetzen kann.
Das liegt irgendwie schon an Strukturen und Kultur, wie rubricanis sagt.
Und ich finde das in dem Zusammenhang interessant zu beleuchten, es ist mir persönlich wichtiger, als die technischen Hintergründe.
Es ist ein bisschen Beleuchtung von Vorgängen in der "Freien Welt".
Wir haben in den letzten Jahren ja mehrere erlebt. HAL und UDEVD um nur mal zwei zu nennen, die ebenso furios umgesetzt wurden oder einer meiner persönlichen Lieblinge, der hier natürlich super hin passt: PULSEAUDIO. Das sind alles nicht irgendwelche SW-Pakete, die sich einer alleine oder in einem Team ausdenkt und die dann Gefallen finden und dadurch allgemein aufgenommen werden. Das sind Ideen, die von irgendjemandem gepuscht wurden, ohne dass sie schon mehr als eine Idee oder ein Konzept gewesen wären und die seltsamerweise in vielen GNU/Linux-Distributionen vorbehaltlos Einzug hielten.
Ich kann mir das nur dadurch erklären, dass in einer Art Management-Entscheidung etwas nach einer Präsentation gekauft (beschlossen) wird, das sich gut anhört, das man gut verkaufen kann. Wäre ich Herr der Welt, würden solche Projekte erst mal klein getestet und nicht sofort groß eingeführt.
Gerade bei SYSTEMD war aber deutlich zu spüren (finde ich), dass einige Distributionen gar nicht wirklich begeistert waren und trotzdem haben alle JA gesagt. Das finde ich nach wie vor irgendwie unbegreiflich. Ich hatte das Gefühl, dass zwar jeder auch dafür war, das alte Init-System zu ersetzen, aber dann mit SYSTEMD allgemein so ein Rauschen zu vernehmen war, so ein Stöhnen: "nicht schon wieder...", oder: "diesmal bitte nicht!" Und Wommm. Es kommt trotzdem.
 
ich meine. Wie kann man sich letztlich erklären, dass niemand diesen SYSTEMD eigentlich wollte (wenn man sich so umhört), ...
Daraus dass eine gewisse Menge an Leuten es es nicht wollten, kannst du doch nicht schließen dass es "eigentlich niemand will." Die Fakten sprechen jedefalls dagegen denn offenbar sehen das eine Menge anderer anders.:rolleyes:
...aber dass dann doch genau das sich durchsetzen kann. Wie kann das passieren, dass ein Entwickler bei einem Unternehmen dermaßen viel Macht umsetzen kann.
Also Macht hat der doch nun bestimmt nicht. Das ist doch nicht so einfach zu verstehen: Da entwickelt jemand in einer Firma ein Konzept das ein altes Problem zu lösen verspricht. Die Firma überzeugt das Konzept und bezahlt 1/2 Dutzend Leute das umzusetzen was wg. des Umfanges einige Jahre dauert und wie jedes größere Projekt natürlich auch Fehler produziert die erst nach und nach behoben werden. Schließlich ist es ja auch so dass das auch für die Entwickler ein Lernprozess ist. In einer Menge anderer Distributionen sehen das viele ab einem bestimmten Punkt auch so und dann kommt es eben wie es kommt...

Linus T hat einmal angemerkt dass wir uns kaum auf politische, aber wohl doch auf technische Lösungen verständigen können. Wie sich zeigt hat das aber Grenzen...

Fakt ist, dass wer immer etwas ganz neues tut, er Prügel dafür bekommt. Oder auf gut Norddeutsch: Der Knüppel liegt immer beim Hund...;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Wechsel vom alten Init zum Systemd ist durch die anders lautenden Befehle mit etlichem Lernaufwand verbunden.

Sind dann gewohnte Tools, vor allem die mit grafischer Benutzeroberfläche, nicht an die neuen Gegebenheiten angepasst und es erscheint keine sinnreiche Fehlermeldung, dann ist oftmals der "Nebenbei-Admin" total überfordert.

Die neuen Befehle zu Systemd wollen erst mal erlernt werden und die vorhandene Literatur gibt dazu oftmals nicht her, da veraltet. Da lern mal schön ....

Oftmals werden auch kleine Tricks einfach übersehen.
Zum Systemstart nicht benötigte Laufwerke mit der Option "x-systemd.automount" erst bei Bedarf einzubinden ist einer davon. Bei einem Multiboot-Rechner mit W$ ist das für NTFS-Partitionen sehr von Vorteil, denn bei einem unsauberen Zustand weigert sich das ntfs-3g diese rw einzubinden.
 
Wobei automount keine Erfindung von systemd ist, es gibt ja den bewährten automount-Daemon (bzw. auch autofs). Ob da der systemd-automount besser ist?
 
ich meine. Wie kann man sich letztlich erklären, dass niemand diesen SYSTEMD eigentlich wollte (wenn man sich so umhört), aber dass dann doch genau das sich durchsetzen kann.

In meinem beruflichen Umfeld sind sowohl Admins als auch Entwickler seit Jahren mit SysVinit unzufrieden und sie empfinden allesamt systemd als deutliche Verbesserung. Leider sind sie meist in Foren auch merklich unterrepräsentiert.

Fakt ist, dass wer immer etwas ganz neues tut, er Prügel dafür bekommt. Oder auf gut Norddeutsch: Der Knüppel liegt immer beim Hund...;)

Nur wer nichts macht, macht nichts falsch. ;)

Der Wechsel vom alten Init zum Systemd ist durch die anders lautenden Befehle mit etlichem Lernaufwand verbunden.

XKCD lässt grüßen:

workflow.png
 
Ich kenne auch genug Leute, die sich über systemd aufregen, wenn sie es entweder nicht kennen oder es falsch verwenden. Es gibt mehr als genug echte Kritikpunkte an systemd. sysvinit habe ich persönlich auch nie für das Wahre gehalten. Gab zwar auch da gutes und schlechtes, habe aber persönlich Dependencies als Zahlenwerte.

Dass es nichts anderes gibt oder gab was besser ist als klassisches SysV-Init ist falsch und wie gut SystemD ist ist streitbar. Auch halte ich eben deshalb die Behauptung, dass sich Leute aufregen, dass etwas neu ist für im Großen und Ganzen für Unsinn. Klar, diese Leute wird es immer geben, aber das hätte man auch bei anderen Dingen viel stärker. Auch macht man wenn man zu Faul ist ein paar Manpages zu lesen wohl keine Forks von Distros (gab ja mehrere), keine Alternativen, maintained nicht OpenRC-Skripte, forked nicht systemd nach uselessd, ...

All das hat aber stattgefunden. Vor allem die Teile die trotzdem Kenntniss von Systemd erfordern kann man so nicht kritisieren. Ich glaube sogar, dass da Kritik besser ist, als bei anderen Dingen, die gleich mal gebashed werden. Ganz generell würde ich auch eher sagen, dass es eher einen Hang zum Neuen gibt, gerade in der IT. Schaut man sich Datenbanken an, sind alle viele NoSQL umgestiegen, Programmiersprachen, dann Node.js, Go, Rust, CPU-Architekturen, da gibt es da einen Trend in Richtung ARM. Da hat man auch keine Kinderkrankheiten - die es überall gab - gescheut. Da gab's auch immer mal wieder Leute, die Meinten, dass es einfach nur blöd sei, aber auch Leute, die Probleme kritisiert haben, solche die behoben wurden und solche die by Design sind. Designfehler mistet man dann so aus, dass man entweder zurück geht oder ihn behebt, häufig mit neue Ansätzen. Meist entwickeln sich die Dinge ja so, dass sie wo groß werden und dann Leute die Vorteile sehen und dann drauf umsteigen. Systemd war halt wo man ein (zumindest am Anfang) unfertiges Produkt überall eingebaut hat, zuerst Bugs hatte und dann die Leute, die tatsächlich damit zu tun haben auf die Probleme drauf kommen und vor allem teilweise drauf kommen, wie viel das nach sich zieht.

Nummerierte Shellskript-Klonglomerate sind nicht das Wahre. Ich glaube da sind sich alle einig, aber so das komplette Gegenteil zu Machen ist halt auch Unfug, vor allem wenn es sei es jetzt mit OpenRC oder auch ganz anders Mittelwege gibt, die nicht gleich mit einem riesigen Ökosystem im Schlepptau kommen, wo man dann meint man könne es austauschen, aber wo dann teilweise krummes Verhalten entsteht, weil es eben nicht so modular ist, wie behauptet.

Leider wird dann Kritik an systemd unter anderem von den Entwicklern immer mal persönlich genommen und wenn dann die Leute dafür kritisiert werden, dann ist das quasi sogar, aber man könnte auch mal nachbessern und Dinge überdenken. Ist ja nur ein Stück Software. Hoffe das zerstört niemanden das Weltbild, wenn die kritisiert wird. Im Security-Bereich zahlt man für sowas. ;)

Wenn man dann so tut als wäre man ewig gestrig, nur weil man bei was Neuem Bedenken und seine bisherigen Erfahrung damit teilt dann ist das komisch, weil man anderswo meist erklärt bekommt warum das besser ist. -Nuke- hat ja wie ich finde gut aufgezeigt, wie er es sieht.

Es ist auch klar, dass aus bestimmten Lagern (den BSDs und Gentoo Linux zum Beispiel) mehr Kritik kommt als aus der SuSE, Fedora und Debiangegend, einfach weil Verbesserungen weniger waren, wie zum Beispiel das oben angeführte Dependency-System. Da ist halt der Teil an Dingen die nur anders und nicht (zwangsweise) besser und damit eher kritisierbar sind größer.

Auch wie man den Weg gegangen ist, was komplett neues anstatt bestehendes zu verbessern kann man kritisieren. Das gab's ja schon öfters. Persönlich halte ich es allerdings für keinen großen Punkt, weil ich eher spannend finde wie's mittel- bis langfristig aussieht. Umlernen ist ja auch nicht so arg. Für viele Leute, gerade wenn sie keine Services schreiben ist es halt statt service systemctl und wie journalctl, statt tail. Da könnte man sich sogar Aliases bauen, wenn man wollte. Ich halte es deshalb für übertrieben wie oft behauptet wird, dass Leute systemd nur wegen dem Umlernen kritisieren und weil sie sich nicht damit befasst haben. Und wenn sie öfters Unitfiles schreiben, dann würde ich die Behauptung in dem Raum werfen, da sie sich zumindest ein wenig damit befasst haben müssen und es trotzdem nicht für gut befinden.
 
Ein schöner Thread: Bitte weiter mit Pro und Contra, und den anderen Erläuterungen, ich als Anwender finde das hier sehr spannend zu lesen :)
 
Ich möchte mal hervorheben dass ich zu systemd selbst überhaupt keine dezidierte Meinung habe, dafür verstehe ich davon zu wenig. Was mich an der Kritik daran (und auch bei anderne Themen) gelegentlich ärgert sind Argumente deren Grund eher in einer pauschalen Aburteilung als in tatsächlichen, nachvollziehbaren Argumenten zu finden sind.
Ganz generell würde ich auch eher sagen, dass es eher einen Hang zum Neuen gibt, gerade in der IT. Schaut man sich Datenbanken an, sind alle viele NoSQL umgestiegen, Programmiersprachen, dann Node.js, Go, Rust, CPU-Architekturen, da gibt es da einen Trend in Richtung ARM. Da hat man auch keine Kinderkrankheiten - die es überall gab - gescheut.
Das ist der alte Zusammenhang zwischen einer eher konservativen und einer eher an Inovation interessierten Sichtweise. Man kann die Entwicklung als eine durch Versuch und Irrtum angetrieben Evolution verstehen bei der die Konzepte überleben die entweder genug interessierte Mitstreiter finden und/oder solche die von größeren Institutionen, kommerzielle oder nicht, gestützt werden. Das ist im Falle von Software eben um einiges leichter als von Hardware und daher vergleichsweise schnell. Letztlich entsteht dadurch aber ein enormer Zuwachs an Komplexität der zu bewältigen ist. Irgendwann entstehen dann grundlegendere Konzepte um diese zu bewältigen die sich dann entweder durchsetzen (wie systemd oder gar Betriebssyteme) oder auch nicht, und die älteren werden evtl. zur Geschichte. Unix war einmal eines dieser inovativen Konzepte.

Dann wird gerne übersehen das es in der OS-Welt durchaus unterschiedliche Interessen gibt. Die einer größeren Institution, kommerziell oder nicht, sind eben andere als die individueller Personen. Ein Admin sieht die Welt nun einmal anders als als ein Applikationsentwickler, ein Freizeithacker oder gar ein Endbenutzer, da gibt es höchst unterschiedliche Wichtigkeiten. Diese eine, ideale OS-Welt gibt es schon lange nicht mehr. Das mag man bedauern und sich seine Nische suchen aber das ist eben so...
 
Zuletzt bearbeitet:
vor allem wenn es sei es jetzt mit OpenRC oder auch ganz anders Mittelwege gibt, die nicht gleich mit einem riesigen Ökosystem im Schlepptau kommen, wo man dann meint man könne es austauschen, aber wo dann teilweise krummes Verhalten entsteht, weil es eben nicht so modular ist, wie behauptet.

Man sollte aber auch nicht die Prä-systemd (und prä-OpenRC) Zeit vergessen mit allem was so dazu gehört. Das "Ökosystem" hatte nur einen anderen Namen. Damals hatte man es mit einem stark modularen Konzept probiert. Gerade so Sachen wie "ich klappe mein Notebook zu und möchte, dass das System in StandBy geht und wenn ich es aufklappe, soll alles wie vorher sein" waren Sachen die mit dem supertollen modularen Konzept so fast gar nicht funktioniert haben.

Klar, jeder macht seine Erfahrungen, darum stelle ich das hier jetzt auch nicht als Dogma hin, aber wenn ich so 5-10 Jahre zurück denke... Ein unveränderter "RedHat-Stack" (systemd, networkmanager, pulseaudio, gnome) ist einfach für mich eine Freude auf dem Desktop. Man schließt Kopfhörer an und die Lautstärke stellt sich auf das zurück was beim letzten mal eingestellt war, man schließt ein billiges Mikrofon an und stellt es in GNOME einfach um und es geht. Man klemmt ein professionelles Yamaha Sound-Interface an und nutzt es einfach als Ein/Ausgabe für alles. Oder beim Verlust der Internet-Verbindung stellt sich der Messanger auf Offline und bei Wiederkehr der Verbindung geht er wieder Online. Man klappt sein Notebook zu und wieder auf und alles stellt sich wieder vernünftig ein. Ich starte ein Film mit 5.1 Sound und das Passthrough an die 5.1 Anlage funktioniert einfach. Man klemmt ein USB-Stick an und es wird eingebunden. Ich verbinde ein Bluetooth Gerät und kann es nutzen (ob Audio, Controller oder Telefon). Benutzewechsel funktioniert einfach.
Weiterhin und unabhängig vom RedHat Stack sind die Intel-Grafiktreiber echt wunderbar und weisen eine höhere Qualität und Funktionsumfang als die von Windows und OS X auf (z.B. Vulkan auf Haswell). Und dazu muss ich nicht mal großartig Vorarbeit leisten. ArchLinux Basisinstallation, NetworkManager drauf, GNOME drauf, GDM starten, fertig.

Vor ein paar Jahren hab ich noch in Foren gesucht, warum ich aus GNOME heraus den PC nicht neustarten kann, sondern dafür auf die Konsole muss. An andere Sachen war gar nicht erst zu denken.

Ist natürlich schade, wenn andere Leute andere Erfahrungen machen, aber zumindest für mich sind die Fortschritte im Linux-Desktop in den letzten Jahren echt enorm. Ich kann natürlich dementsprechend nicht über andere Desktop-Umgebungen wie KDE (das bei mir nie richtig funktioniert hat), Unity, MATE, Cinnamon oder XFCE sprechen, mangels Erfahrung.

Aber all das kommt eben nicht frei-Hause. Hier und da tritt man nunmal jemanden auf die Füße dabei. Man muss aber auch nicht so tun, als hätte "damals" alles funktioniert.
 
wenn ich so 5-10 Jahre zurück denke... Ein unveränderter "RedHat-Stack" (systemd, networkmanager, pulseaudio, gnome) ist einfach für mich eine Freude auf dem Desktop
Ernst gemeinte Frage: Echt?!

Wenn ich an die Zeit vor 5 bis 10 Jahren zurückdenke, dann habe ich da App X, nehmen wir mal ein Spiel, weil sowas mit all den Dingen zusammen hängt installiert und gestartet.

Wenn ich heute ein Spiel starte ist das so:
- systemctl restart bumblebeed, weil der startup von dem Ding zufällig mal funktioniert und mal nicht.
- pkill pulseaudio - okay hab das mittlerweile auch gefixed, aber auf eine Art die wohl nur auf meinem System funktioniert und jedenfalls nicht out of the box ist (herumspielen mit Timern und filtern), damit es keine Soundartefakte gibt und dann gibt's da noch Sachen gerade um (ältere) OpenAL-Sachen, die generell Probleme haben. Für Recording nochmal das selbe Spiel. Ich habe ziemlich lang Alsa für jegliches Recording verwendet. Auch das alles was mit Sounds zu tun hat (switchen auf Kopfhörer) ist schrecklich. Insgesamt wäre OSS da wohl die bessere Alternative, aber der Zug ist leider abgefahren.
- NetworkManager ist finde ich der reinste Horror. Das kommt bei mir meist als erstes weg, weil dann alles funktioniert, sogar wenn die Platte wo anders rein tu. Kein Internet/Netzwerk zu haben heißt in vielen Fällen, dass ich generell gar nicht arbeiten kann. dhclient und manuelle Konfiguration funktionieren seit 2000 ohne Probleme, wenn kein NetworkManager meint es muss schlau sein. Arch Linux's netctl finde ich aber ziemlich gut gelungen (gab's übrigens bevor systemd Einzug gehalten hat)
- Über GNOME mag ich nicht reden. Da fällt mir nichts produktives ein. Ich halte mich davon fern und ich habe noch nie eine Person getroffen die es mag. Du wärst die Erste? GNOME ist aber der Grund für Leute Linux nicht mehr anzufassen. Ich habe echt Leute dann überredet es mal mit was anderem zu probieren (meist XFCE) und siehe da,Begeisterung. Das hatte ich mehr als einmal und das von Nichttechnikern. Und nein, ich verwende selbst kein XFCE und kenne mich damit nicht wirklich aus.

Dann nehme ich Gentoo, Void Linux, FreeBSD, etc. her und all die Dinge, die bei systemd, netwrokmanager, pulseaudio, .. nicht funktionieren, funktionieren out of the box. Ich habe eine Zeit lang (relativ am Anfang des Porjekts) Fedora verwendet. Aber relativ am Anfang. Das System war ganz cool, bis dann begonnen wurde enorme Massen an Komplexität hinzuzufügen.

Wenn ich 10 bis 15 Jahre zurück denke dann war damals mein größtes Problem am Desktop der Grafikkartentreiber. Das war mitunter extrem mühsam, ist jetzt aber besser, bis auf die bumblebeed-Sache, aber das ist jetzt nicht meine große Kritik, weil es das einfach nicht gab.

Ich glaube, dass sowas wie Arch's netctl cool wäre. Man könnte das vielleicht auf netif aufbauen. Aber von der Priotät ist das ein "wäre Nett". Die Dinge, die mir unter FreeBSD als verbesserungswürdig ansehe passieren alle. Package Management ist mit pkg und Infrastrukturverbesserungen extrem gut geworden. Da fällt mir spontan nicht wirklich was ein. Es gibt jail.conf und das jail uitility, was den Kritikpunkt auch auflöst. Der Rest sind Treiber.

Oh, selbst Dinge, wie Power Management funktionieren out of the box besser, als unter Linux.

Bin wegen diesen Dingen gerade am einstampfen von einigen Systemen. Aber gerade die letzten paar Jahre haben meinen Fokus weg von Linux gebracht und nicht hin. Sicher, es gab auch gute Entwicklungen. Viele sogar und systemd ist alles in allem wohl auch nicht die Schlimmste, aber die Unausweichlichste.

Und es geht mir nicht darum zu behaupten dass damals alles funktioniert hätte. Dann würde ich auch nicht diskutieren oder kritisieren. Vieles ist besser Geworden. Wie gesagt, das Ecosystem, rund um alles was mit Grafik zu tun hat. Auch Ext4 ist nach ein paar Anfangsschwierigkeiten echt gut. Auch im Bereich Programmierung und Package Management hat sich vieles verbessert. Das einheitlich Machen von Pfaden die von Desktop Managern verwendet werden und viele weitere Dinge haben einiges erleichtert, aber gerade die vier Dinge die du da oben genannt hast halte ich für Fehldesigns. Ich glaube sogar *nur* diese. Allerdings mag ich da GNOME eigentlich ausnehmen, weil ich nicht weiß, ob das technische Dinge sind oder mehr Geschmacksache. Der Rest ist einfach die Abwägung, ob das nach einer Installation funktioniert hat oder nicht. Wenn es damals geklappt hat und jetzt nicht, dann ist es jedenfalls nicht besser.
 
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