Ja, würde auch nicht systemd (oder sonst irgendjemanden) dafür die Schuld geben, dass etwas anders funktioniert. Das ist einfach nur unfair. Bei neuen Systemen muss man umlernen. Da kann man höchstens sagen, dass man ein System will, was relativ gleich bleibend ist. Das halte ich für einen validen Standpunkt, auch wenn es nicht meiner ist. Slackware und manch anderes funktioniert ja genau so.
Auch, dass in Debian und dessen Derivaten immer mal Uralt-Software drin ist, ist jetzt nichts, was man systemd anlasten könnte.
Ist ja nicht so als gäbe es keine Probleme die direkt mit systemd (bzw. dessen Tools oder wie man den Anhang nennt) in Zusammenhang zu bringen sind und nicht mit der Unkenntnis der Man Page oder einfach nicht portierter Software zusammenhängt.
Klar, man kann sagen, das systemd zu komplex ist, aber was die ganz grundsätzlichen Dinge, wie start/stop/restart/reload/... betrifft ist das Umelernen für viele Nutzer vom Lernaufwand kleiner, als andere Themen aus dem "Ökosystem". Das soll jetzt natürlich nicht dem widersprechen, dass ich Lernaufwand grundsätzlich für schlecht halte, sondern soll eher die Komplexität einzelner Komponenten als Ziel der Kritik haben, weil ich schon die Meinung vertrete, dass gute Software und gute Systeme die Eigenschaft haben sollten möglichst wenig haben sollte, was ständig im Hinterkopf sein muss oder man immer nachschlagen muss. Admins, DevOps und Co. haben bei jedem ernsthaften Projekt genug davon.
Komplexität entsteht (fast) von alleine.
EDIT: Hab Übrigens auch nachdem ich am Desktop endlich wieder mit BSD fahre auch noch, allem voran arbeitsmäßig viel mit systemd zu tun, drum weiß ich auch, dass vieles was da oft an systemd kritisiert wird Humbug bzw. Inkompetenz des Admins ist.
Wie erwähnt, soll nicht heißen, dass systemd ein super System ist. Man kann ja in einer Diktatur (nur mal als Beispiel für was, womit sich die meisten hier wohl nicht anfreunden können) nicht beschweren, dass es Kriminalität, Krankheit oder Stau auf den Straßen gibt. Heißt nicht, dass es deshalb nicht bessere Modelle gibt. Und ich hab jetzt absichtlich was politisches genommen, weil "gutes/schlechtes X", also "gutes/schlechtes Init-System" schon ziemlich ins Philosophische abgleitet, weil es sehr stark vom Anwendungsfall, von Unternehmens- und Arbeitsstrukturen, von Leute, von Technik, etc. abhängt.
Die Behauptung, dass systemd für niemanden gut funktioniert oder sinnvoll ist, ist genauso falsch, wie dass sie für alles perfekt. Ist auch bei keiner Programmiersprache so. Trotzdem versuchen alle einen Konsens zu finden, was so im Großen und Ganzen Sinn macht und da bin ich halt der Meinung, dass systemd im Großen und Ganzen gegenüber Manchen anderen Systemen für die meisten Anwendungsfälle eher schlecht abschneidet. Und ich glaube halt, dass viele Leute praktisch nur init.d, wie es meist unter Linux verwendet wird als Alternative sehen und Entscheidungen da eher auf Hype und vielleicht auf Politik passiert sind, als nach Maßstäben, die eher zu sinnvollen Entscheidungen führen.
Und dann gibt's da noch ganz untechnische Aspekte, rund um die Kritik daran, wie das Projekt gemanaged wird (wurde?), an dem sich viele, wie ich meine aus guten Grund stoßen. Das verstehen auch viele Leute, die systemd als die paradiesische Zukunft sehen so.