Ausbildung oder Studium

pacman

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Ich habe hier noch nichts ähnliches gefunden und hoffe, solche Fragen sind nicht unerwünscht.

In letzter Zeit erlebe ich immer wieder, dass Studierte recht wenig Ahnung von der Praxis haben und Ausgebildete zu wenig von der Theorie verstehen oder wegen mangelnder formaler Qualifikationen nicht eingestellt werden.

Ist es heutzutage eurer Einschätzung nach besser zu studieren oder eine Ausbildung zu machen und seinen Lebenslauf/sein Wissen über Zertifikate und/oder eigene Projekte aufzupolieren?
 
Ich bin Lehrer und bilde Fachinformatiker aus. Häufig finden sich unter meine Schülern solche, die bereits ein Studium begonnen und abgebrochen haben. Sie haben einen zu hohen theoretischen Anteil im Studium bemängelt. Grundsätzlich ist ein abgeschlossenes Studium aber sicher nicht schlecht, insbesondere für das Gehalt. Wer jedoch gerne programmiert und nicht viel Freude am Projektieren und Verwalten hat, ist mit einer Ausbildung nicht falsch beraten.

Es gibt auch Modelle mit einem ausbildungsbegleitenden Studium. Dieses stellt jedoch eine sehr hohe Belastung für die meisten dar. Dafür hast du am Ende sowohl einen Berufs- wie auch eine Universitätsabschluss.
 
Was spricht dagegen, zunächst eine Ausbildung zu machen und anschließend zu studieren? Oder du gehst an eine FH, wenn du Theorie und Praxis verbinden möchtest.
 
Als ausgebildeter FiSi (nach meinem SaZmax) kann da eigentlich nur pintman beipflichten.
Ich will allerdings noch nachschicken, wer meint mit einer Ausbildung/Studium oder beidem sei der Käs gessen ist auf dem Holzweg. Eine Ausbildung (egal welche Schiene) in der IT stösst nur Türen auf, sorgt dafür das Bewerbungen nicht weiter hinten landen als sie es vielleicht verdienen.
Ich bin jetzt seit 13 Jahren fertig mit der Ausbildung, 10 Jahre Angestellt in beim 5. Arbeitgeber und arbeite in etwa das gleiche wie ein Studierter aber halt grad mal zum Bundesdurchschnittlichen Anfangsgehalt eines Studierten... Mein Arbeitgeber hat auf der letzjährigen Weihnachtsfeier gemeint, das die durchschnittlichen Haltedauer eines IT Mitarbeiters 3,8 Jahre beträgt... Egal ob man gezwungen ist die Stelle zu wechseln oder es selbst möchte... Das klappt nur zur positiven Verbesserung wenn man was zu bieten hat. Unser Berufszweig kann sich ein "komm ich heut net komm ich morgen" nur in sehr wenigen Bereichen erlauben. Ständige Weiterentwicklung und Weiterbildung ist ein muss. Recruiter springen fast besser auf Berufserfahrung und Zertifikate an als auf ein frisch abgeschlossenes Hochschulstudium wenn du alles drei hast (wie beim erwähnten Ausbildungsbegleitenden Studium) kann dir das sicher besser Wege ebnen, als nur 1 oder 2 davon.
Was mir ein BSDler der frisch mit dem Studium begonnene hatte mal sagte: Ich bin schockiert wie viele mit falschn Erwartungn ins Infomatik Studium gegangen sind... weil es eben nicht mit programmieren oder schrauben an Computern los ging, sonder mit ser viel Theorie... ich hab auch schon meine Teamleiter gefragt was sie vom im Studium gelernten noch aktiv anwenden... das wenigste... vieles ist sind eher fähigkeiten die man erlernt hat weil man gezwungener massen 4 Jahre mit gleichgesinnten verbracht hat... Netzwerktechnik nicht weil man es studiert hat, sondern weil man auf LAN Partys bei der Crew dabei war etc...
 
Ich habe (nur Hauptschulabschluß) 1993 eine Sondererlaubnis des Landes Niedersachsen bekommen, Informatik zu studieren. Zu der Zeit hatte ich schon fast 10 Jahre als freiberuflicher IT Dozent gearbeitet. Als Autodidakt hatte ich mir alles selbst beigebracht. Jeder kann alles lernen, insofern er dazu bereit ist. Ich habe im übrigen 1993 auf das 3 jährige Studium verzichtet, weil mir alles zu theoretisch war und ich bereits viele Jahre praktische Erfahrung hatte. Meiner weiteren Laufbahn oder Einkommensentwicklung hat das damals keine Nachteile gebracht. Ich schreibe das, weil das damals noch möglich war. Du konntest (fast) alles erreichen. Ich bin mir aber bewußt, das heute alles anders ist. Wenn ich vor der Entscheidung stehen würde, würde ich allerdings zu allererst eine Ausbildung absolvieren. Und nach erfolgreichem Abschluß und zwei oder drei Jahren praktischer Berufserfahrung kannst Du Dich ja erneut entscheiden, ob Du noch studieren möchtest. Alles ist möglich, wenn DU es nur willst.
 
mhhmmm... ich finde ein Studium gerade in der Informatik sehr hilfreich. Ist schon viele Jahre her (ab 1987), als ich endlich eine Ausbildung als Math.-Techn. Assistent beginnen und nach 3 Jahren erfolgreich beenden konnte. Dann habe ich als Programmierer gearbeitet. Mit fehlte aber was und ich begann ein Fernstudium der Informatik. Worauf ich auf ein (echtes) Studium (RWTH Aachen) wechselte, nebenbei arbeitete, da sich mittlerweile Nachwuchs eingestellt hatte :) :) Tja, und so beendetete ich mein Studium mit Diplom, arbeitete als Consultant, dann im Bereich IT in einer Versicherung und nun (wieder :)) an der Uni in der Bioinformatik.

Manchmal bin ich ein wenig frustriert, wie wenig manche (Doktoranden) Kollegen tatsächlich von den Grundlagen aus der Informatik wissen und wissen möchten. Ich bin auch nicht perfekt und weiss so einiges aus der Biologie nicht. Aber da es sich Bio-Informatik schimpft, sollte man erwarten, dass die Informatik einen grossen Stellenwert einnimmt, und es zu wenig ist, ein awk Script zum Laufen zu bringen... Auf der anderen Seite kommen hochtrabende Informatiker und verschleiern mit Abkürzungen ihr Nicht-Wissen...

Aber etwas wesentliches fehlt: ich finde, es mangelt überall als Sozial Kompetenz - ein Faktor, der sowohl in der Ausbildung und im Studium stärker gewichtet werden sollte. Und damit meine ich das echte Für-Einaner-Da-Sein. Verantwortung statt Finger-Zeigen-auf-Andere. Teilen statt horten... Und was ich auch meine: die "Integration" der IT in die Gesellschaft geht viel zu schnell. Der Mensch braucht Zeit... Und damit würden wir nichts verlieren - ausser die Geld scheffeln wollen...

VG Norbert
 
Aber etwas wesentliches fehlt: ich finde, es mangelt überall als Sozial Kompetenz - ein Faktor, der sowohl in der Ausbildung und im Studium stärker gewichtet werden sollte.
Ich habe da begründete Zweifel dass man das an der Uni lernen kann wenn das nicht vorher, eine kleines Stück auch i.d. Schule, aber insbesondere im Elternhaus erworben worden ist.
Und damit meine ich das echte Für-Einaner-Da-Sein. Verantwortung statt Finger-Zeigen-auf-Andere. Teilen statt horten...
Das ist ein kulturelles Phänomen und diese Klagen begleiten unsere Zivilisation von Beginn an.
Und was ich auch meine: die "Integration" der IT in die Gesellschaft geht viel zu schnell. Der Mensch braucht Zeit... Und damit würden wir nichts verlieren - ausser die Geld scheffeln wollen...
Sicherlich! Aber das wird allzu sehr OT.

Ich meine ein Studium ist immer vorzuziehen. Es gibt es auch erhebliche Differenzen zwischen den Unis. Man muss sich da halt informieren und die passende aussuchen.
 
thanks :) Ich wollte keineswegs Off Topic sein... es lag mir einfach auf dem Herzen, weil ich es fast täglich erfahre...
 
Ich habe von 2003 bis 2006 eine Ausbildung zum FiSi gemacht, dann einige Jahre gearbeitet und dann später (2011) noch ein Informatik Studium nachgeschoben.

Ja, im Studium lernt man viel Theorie. Aber dadurch versteht man auch viel, wenn man denn möchte. Heute gehe ich anders an Probleme ran, fühle mich in einigen Dingen noch sicherer und schrecke weniger vor neuen Dingen zurück. Die Theorien sind nämlich nicht sinnlos, sondern ermöglichen es Dinge zu verstehen und sie nicht mehr ausprobieren zu müssen.

Es gibt laufend Neuerungen und einmal gelerntes kann schnell obsolet werden. Das sind aber Erfahrungen mit Betriebssystemen oder Programmen. Die graue Theorie ist dagegen sehr beständig in der Informatik und wird sicherlich auch in 30 Jahren nochmal zur Hilfe kommen.

PS: Ausbildung oder Studium sagen allerdings überhaupt nichts über die Qualifikation einer Person aus. Wer mehr verdienen und interessantere Projekte möchte, sollte studieren. Es wird dann einfacher.
 
Ich bin aus meinem Studium ziemlich schnell in die Arbeit abgedriftet, bin also der klassische Studienabbrecher. Leider erlebe ich es ebenfalls häufig, dass Studienabsolventen (von Bachelor bis Doktoranden) mit relativ banalen Aufgaben, Herausforderungen und Algorithmen Probleme haben. Allerdings will ich da die Uni durchaus nicht schlecht reden, da ich weiß, dass das durchaus unterrichtet wird. Meine Vermutung dabei ist, dass in diesen Fällen vielleicht zu viel auf Prüfungen hin gearbeitet wird. Mich wundert da häufig, dass das wirklich so gut geht, also wenn man das dann mal ein Semester braucht und dann die Leute mit guten Noten dann so tun als hätten sie von diesen Themen noch nie was gehört.

Wenn du das Studium machst für einen Zettel, dann glaube ich nicht, dass das sinnvoll ist. Viele studieren wegen des Gehalts. Allerdings hat sich das in den letzten Jahren stark verändert. Mein Freundeskreis ist einigermaßen ausgeglichen was studierte (alles bis Doktorat) und nicht studierte Informatiker betrifft und in letzten Jahr haben die Leute ohne Studium im Schnitt die studierten Informatiker überholt. Achtung: Das ist bestimmt nicht repräsentativ für irgendwas, außer meinen Bekanntenkreis!

Wenn man ein grundlegendes Interesse hat (und das haben wohl alle, die schon mal BSD zu Hause wo installiert haben). Da kommst du auch weit, wenn du kein Studium hattest. Kein abgeschlossenes Studium zu haben war für mich noch nie wo ein Thema. Selbst wenn es wo als Anforderung für eine Position steht wird wohl kaum wo jemand sagen, dass das ein Thema ist. Zumindest hatte ich das Thema noch nie. Wenn du beim Staat arbeiten willst oder Sachverständiger vor Gericht sein willst ist das vielleicht anders. Ich glaube da kommt man nur mit Masterstudium rein, aber sonst kommt man mit selbst lernen, Berufserfahrung und ein wenig Selbstvertrauen auch weit.

Ich würde niemanden ein Studium abraten. Selbst hätte ich es wohl auch weitergeführt, wenn ich nicht mehr Zeit in den Beruf investieren hätte wollen. Das hängt aber stark von der Uni ab, was ich so höre.

Was Zertifizierungen angeht kommt es auf die Branche an. In manchen Bereichen ist das wichtig. Ich kenne allerdings mittlerweile auch mehr als ein Unternehmen wo das zunächst mal eher zu Abstand führt.

Ganz generell: Wenn du einen Job hast, wo du einschlägige Tätigkeiten machst und dich so zu sagen selbst verwirklichen kannst, dann wird sich diese Jobbeschreibung in jedem Fall besser auswirken, als ein Studium oder ein Zertifikat mit dem auch die meisten anderen Menschen daherkommen. Selbiges gilt übrigens auch für relevante Projekte außerhalb der bezahlten Arbeit (sprich Open Source, etc.).

Bitte beachte trotzdem, dass so Lebensläufe und Erfahrungen äußerst subjektiv sind. Auch lese ich auch ohne Studium gerne wisschenschaftliche Papers, Bücher, die eher in Studien verwendet werden, schau mir Dine, wie MIT Open Course Ware quasi als Freizeitbeschäftigung an, etc. Allein solche Dinge lassen manche Leute glauben, dass ich länger studiert hätte.

Am Ende kommt es stark drauf an, ob du für einen Job geeignet bist. Das kann bedeuten, dass du einen akademischen Titel hast, oder dass du dich in deiner Karriere auf etwas bestimmtes spezialisiert hast (spezieller als Studien, vielleicht aber wie eine Arbeit?). Unterschätze aber auch nicht die rechtliche Sicht. Das betrifft bestimmte Karrieren, wie Gutachter, aber potentiell auch so ein Thema, wie Visas und ähnliches.

Zertifikate würde ich ehrlich gesagt, in fast allen Bereichen bleiben lassen. Wenn du so etwas brauchst wirst du's wohl selbst rausfinden. Ich habe mich das auch mal gefragt, aber das Geld ist in einem Studium meist besser aufgehoben. Ausnahmen sind so Sachen, wie: Du machst Consulting im Bereich Security, Amazon Cloud oder irgendein bestimmtes Produkt, eine Datenbank, etc. Dann können die einen gewaltigen Unterschied im Einkommen machen, häufig mehr als sie realistisch gesehen machen sollten. Zumindest habe ich mir das von Leuten, die diesen Weg gegangen sind schon häufiger sagen lassen.

Ist also wirklich sehr Unterschied. Funktionieren tun offenbar beide Wege. Du kannst ja beginnen und weiter schauen. So habe ich's auch gemacht. Hab's jedenfalls nicht bereut. :)

EDIT: Eine Sache noch zur Theorie. Ich glaube das ist ein ganz großer Punkt, warum studierte Informatiker mitunter Probleme haben und zu theoretisch sind bzw. das oben erwähnte "auf Tests hinlerenen" stattfindet. Theorie mit Praxis zu verbinden geht nicht immer so einfach. Da braucht man häufig größere Projekte, wo man in die Materie eintauchen kann. Ich seh's immer wieder, dass da dann der Teil aus dem Studium noch mal aus dem Buch wiederholt werden muss oder so. Dann versteht man es auch erst richtig. Das ist ganz normal, auch weil man ja vieles vergisst, vor allem wenn man es nie anwendet. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum studierte Informatiker keinen riesigen Vorsprung haben. Allerdings haben sie vieles schon mal gehört, was man mit Begeisterung auch ohne Studium haben kann. Nur solang man sich das Studium leisten kann, warum nicht beides verbinden?
 
Eine Universität bildet potentielle Wissenschaftler aus. Praxis Erfahrung sammelt man neben oder nach dem Studium. Ein Studium lehrt bzw. zwingt zu einer abstrakte Denkweise. Es ist z.B. wesentlich einfacher durch ein Informatik-Studium zu kommen ohne programmieren zu können als wenn man Schwierigkeiten in Mathe hat. Mathe und theoretische Informatik ist aber ein wichtiger Teil des Studiums und meistens auch Pflicht! Wenn einem dass nicht ganz so gut liegt sollte man sich ggf. eher an einen *-Informatik Studiengang halten. Wirtschafts-Informatiker z.B. mussten an unserer Uni wesentlich weniger Mathe und theoretische Informatik Vorlesungen besuchen.

Es kommt darauf an welche Motivation man hat. Man muss sich dabei wohlfühlen, egal ob es ein Studium oder eine Ausbildung ist!
 
Es ist z.B. wesentlich einfacher durch ein Informatik-Studium zu kommen ohne programmieren zu können

Ich hab sogar schon mal von einem Informatik Studenten gehört, der nur zum schreiben seiner Thesis den Computer verwendet hat...
Was eigentlich das Zitat bestätigt: Computer haben so viel mit Informatik zu tun, wie Teleskope mit Astronomie
 
ich denke, ähnliches kann man überall finden :)

Man gestatte mir eine kleine Anmerkung, da ich gerade von Abstraktion gelesen habe - und das ist auf Studium und einen Prof. zurückzuführen... Abstraktion ist sich auf das Wesentliche (oder Markante) zu beschränken (also Unnötiges wegzulassen), Formalisierung ist: eine Symbolsprache für etwas zu finden - salopp ausgedrückt. Das wird immer missverstanden wie bei: "Das ist mir zu abstrakt" (würde dann in etwa heissen: ist mir zu einfach). Genauer muss es heissen: das verstehe ich nicht ;-)
 
Man gestatte mir eine kleine Anmerkung, da ich gerade von Abstraktion gelesen habe - und das ist auf Studium und einen Prof. zurückzuführen... Abstraktion ist sich auf das Wesentliche (oder Markante) zu beschränken (also Unnötiges wegzulassen), Formalisierung ist: eine Symbolsprache für etwas zu finden - salopp ausgedrückt. Das wird immer missverstanden wie bei: "Das ist mir zu abstrakt" (würde dann in etwa heissen: ist mir zu einfach). Genauer muss es heissen: das verstehe ich nicht ;-)
So ist das nicht gemeint. Wenn Du in der Informatik abstrahierst dann bietest Du dem Benutzer eine vereinfachte Schnittstelle.

Du als der Abstrahierende musst Dich schon um alle Details kümmern, aber die möglichst hinter einer Schnittstelle verstecken, die auf das für den Benutzer nötige reduziert ist und die Komplexität hinter verständlichen Metaphern versteckt, die im Hintergrund für komplexe Vorgänge stehen.

Die Kunst des Informatikers besteht darin diese Schnittstelle zu schaffen, die einerseits den vollen Funktionsumfang bietet, andererseits möglichst wenige Gelegenheiten bietet falsch verstanden oder benutzt zu werden.

Wo das eigentlich nie funktioniert ist bei Fehlern. Ob ein Scheitern an einer Stelle ein Problem ist kann eigentlich immer nur der Benutzer einer Schnittstelle sagen. Es bleibt einem nichts anderes Übrig als seinen Zustand aufzuräumen (keine Ressourcen leaken!) und den Fehler rauszureichen. Hier ist Abstraktion auch in der Regel schädlich, da sie das Diagnostizieren von Fehlern erschweren. Da helfen nur ausführliche Fehlermeldungen, und zwar eine eigene für jeden einzelnen Fehlerfall. Fehlerbehandlung ist oft der größere Teil des Codes.
 
Ein Studium lehrt bzw. zwingt zu einer abstrakte Denkweise.
Ich denke, das stimmt heutzutage (seit Bologna) nicht mehr. Ein Studium ist größtenteils zu einer Ausbildung mit besserem Ruf verkommen.
Da die Schwierigkeitsgrade - wie in den Gymnasien auch - seit Jahren stetig sinken, würde ich ruhig ein Bachelor-Studium versuchen. Danach aber möglichst sofort in die Wirtschaft. Der Master ist IMHO unnötig, da er eine Einstellungsbarriere darstellt.

Nach ein paar Jahren Berufserfahrung ist deine erste Ausbildung/Studium eh irrelevant, dann zählt deine Praxiserfahrung.

Rob
 
Aber etwas wesentliches fehlt: ich finde, es mangelt überall als Sozial Kompetenz - ein Faktor, der sowohl in der Ausbildung und im Studium stärker gewichtet werden sollte. Und damit meine ich das echte Für-Einaner-Da-Sein. Verantwortung statt Finger-Zeigen-auf-Andere. Teilen statt horten... Und was ich auch meine: die "Integration" der IT in die Gesellschaft geht viel zu schnell. Der Mensch braucht Zeit... Und damit würden wir nichts verlieren - ausser die Geld scheffeln wollen...

VG Norbert
Das sehe ich eher als gesamtgesellschaftliches Problem. Das ist nicht spezifisch für den IT-Bereich, obwohl es dort vermehrt(?) Leute gibt, die da Defizite haben.

Meine Erfahrung ist, das sowohl eine praktische, als auch eine theoretische Ausbildung nicht schaden. Also Ausbildung machen und dann Studieren.
 
Ist es heutzutage eurer Einschätzung nach besser zu studieren oder eine Ausbildung zu machen und seinen Lebenslauf/sein Wissen über Zertifikate und/oder eigene Projekte aufzupolieren?

"Hängt davon ab".

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass in der Informatik ein Studium eher kontraproduktiv ist, da du in weiten Kreisen meist nach Erfahrung/"Ahnung" und nicht nach der papiernen Bildung bezahlt wirst. Da haben Leute, die weniger Zeit mit ihrer Ausbildung verschwendet haben, oft einen Vorteil.

In der Wirtschaftswissenschaft ist es wahrscheinlich andersrum.
 
Eine Universität bildet potentielle Wissenschaftler aus.
Es kommt darauf an welche Motivation man hat. Man muss sich dabei wohlfühlen, egal ob es ein Studium oder eine Ausbildung ist!

Das drückt meine Meinung und Erfahrung ziemlich genau aus.
Verwundert muss man sehen, dass vor allem größere Unternehmen noch immer sehr auf die Papierform ihrer Arbeitskräfte fixiert sind und sehr gerne Akademiker einstellen, obwohl diese sehr häufig gar nicht das zum jeweiligen Aufgabengebiet passende Rüstzeug mitbringen. Zu diesem Rüstzeug gehört auch ein entsprechendes psychologisches Profil, das heute kaum bedacht und abgefragt wird, weder vom Arbeitgeber, noch vom zukünftigen Arbeitnehmer.
Klar, man kann sich auch in eine Aufgabe hineinarbeiten und kann lernen, ein Profil auszufüllen. Aber, ob man damit jeweils glücklich wird, ist etwas anderes.
Beruf ist nicht gleich Berufung und ich warne davor, einem Job eine zu große Bedeutung beizumessen. Man kann sich selbst nicht nur auf seiner Arbeit verwirklichen. Trotzdem gibt es Aspekte, die etwas für Einen angenehmer, erstrebenswerter machen, als für einen Anderen.

Für meine Berufswahl war es mir etwa wichtiger, dass ich relativ unabhängig und an wechselnden Einsatzorten arbeiten konnte, dass es eine echte Herausforderung bei der Arbeit mit Technologie gab, dass ich also eine Art Kick verspürte, als dass mich die Möglichkeit Karriere zu machen oder viel Geld zu verdienen interessiert hätten. Mit einem Studium hätte ich diesen geilen Beruf, den ich noch immer liebe, gar nicht angeboten bekommen. Studierte Leute sind zu gut, zu fein für derartige Knochenarbeit. Aber für mich wäre es die Hölle gewesen, irgendwo eingesperrt zu sein und unsinnige Pläne zu entwerfen. Auch eine Arbeit als Programmierer wäre für mich pure Qual, oder als SysAdmin.

Zu meiner Zeit gab es gar kein Informatik-Studium, wenn ich mich recht entsinne. Damals arbeiteten meist Mathematiker und Physiker oder einige andere Naturwissenschaftler mit Computern und wurden von vielen Unternehmen heiß umworben. Ich gebe deshalb zu bedenken, dass die Informatik natürlich von nicht-(studierten)-Informatikern erfunden wurde. Und auch heute kann kein Studiengang den Anspruch erheben, umfangreiches Wissen zu vermitteln. Deshalb ist mir vollkommen klar, dass Absolventen von Hochschulen mit bestimmten Mängeln in ihren Beruf starten, zumal ihr Studium ja meist gar nicht auf diese Berufswelt abgestimmt ist.
Für mich war Gottlob sehr schnell klar, dass ich den theoretischen Ballast nicht erlernen wollte, den ein Studium fordert.

Ich muss aber auch so ehrlich sein und zugeben, dass ich es schon oft ungerecht fand, dass studierte Leute für ihre banaleren Tätigkeiten derart dramatisch viel besser entlohnt werden. Irgendwie stimmen Leistungsprinzip und Angebot und Nachfrage meiner Ansicht nach nicht so ganz. Das war für mich nicht entscheidend für meine Wahl, aber es ist nun mal nicht zu leugnen und sollte bedacht werden.

Sodann musst du auch Glück und Können haben. So oder so: du kannst vielleicht ein Studium oder eine Ausbildung wählen, aber dann musst du jeweils noch bestehen! Nicht nur der Beruf, auch die Ausbildung (Studium ziehe ich mit hinzu), wollen erst mal gemeistert werden. Es kann durchaus besser sein, sich mit einem guten Ausbildungszeugnis und Allgemeiner HS-Reife zu bewerben, als mit "schlechtem Studium". Und dann brauchst du schließlich nicht nur Glück, genommen zu werden, sondern auch das Glück, dass man deinen Traumjob gerade dann vergibt, wenn du dich darum bewirbst. Das kann man nicht wissen und schon gar nicht bestimmen und deshalb ist es nicht verwerflich, eine zweite Ausbildung zu planen und zu korrigieren, was man vielleicht zunächst falsch gemacht hat. Meiner Ansicht nach sieht man im Studium nichts von seinem zukünftigen Beruf und kann das deshalb sehr viel schlechter beurteilen, als wenn man direkt einsteigt und in einem Unternehmen eine Ausbildung beginnt.

Was mich zum dualen-Studium bringt, oder wie das heute heißt.
Sehr oft sehe ich heute "Praktikanten", die ihr Studium absolvieren, gleichzeitig aber schon in einer Firma "mitlaufen". Das sind besondere Verträge, die verdienen meist auch schon Geld, aber sie studieren eben doch. Du müsstest dich mal genauer erkundigen, wie diese Modelle heißen und wie man da rein kommen kann, aber das wäre für mich vermutlich die erste Wahl gewesen.

Wie auch immer: du musst schließlich für dich eine eigene Entscheidung treffen. Nicht nur über Studium oder Ausbildung, sondern auch darüber, was du später machen möchtest, wie deine Arbeitswelt aussehen soll, wie dein Privatleben und womit du noch zufrieden sein kannst und was die schönste aller Welten wäre. Menschen ticken nicht gleich und deshalb kannst du den Rat anderer nur bedingt nutzen.
Du brauchst aber auch keine Angst zu haben, wenn du dich "falsch" entscheidest. Manchmal entwickeln sich Dinge erst und oft ist es für einen selbst besser, eine falsche Entscheidung zu treffen und später zu korrigieren, als zu lange auf der Stelle zu treten und nichts zu tun.
 
Was mich zum dualen-Studium bringt, oder wie das heute heißt.
Sehr oft sehe ich heute "Praktikanten", die ihr Studium absolvieren, gleichzeitig aber schon in einer Firma "mitlaufen". Das sind besondere Verträge, die verdienen meist auch schon Geld, aber sie studieren eben doch. Du müsstest dich mal genauer erkundigen, wie diese Modelle heißen und wie man da rein kommen kann, aber das wäre für mich vermutlich die erste Wahl gewesen.
Damit habe ich sehr schlechte Erfahrung gemacht. Das duale-Studium führt zu Leuten die aus jedem kleinen Dienst der ein paar Daten sammelt und weiterreicht eine Java/Tomcat/JBOSS/ESB Lösung bauen. Die kommen dann aus ihrem Business-Umfeld in dem sie halt Java-Programmierer sind und wie jeder Handwerker der nur einen Hammer hat, halten sie jedes Problem für einen Nagel.

Auf die Idee eine andere Sprache zu nehmen, vielleicht sogar eine die sie noch gar nicht beherrschen … naja.
 
Auf die Idee eine andere Sprache zu nehmen, vielleicht sogar eine die sie noch gar nicht beherrschen … naja.
Solche und ähnliche Probleme trifft man in allen Disziplinen die einen mehr oder minder eng umschriebenen Anwendungsbereich haben. Im Falle der Informatik sollte man m.E. drei Eben unterscheiden: (1) Die rein abstrakte Informatik, (2) die Ingenieurdisziplin und (3) das Programmier-Handwerk (oder Kunst wenn man es denn so nennen will). Im Grunde ist es egal wann und wie man sich welche Ebene aneignet. Ohne mehr oder minder ausgeprägte Kenntnisse von 1 und 2 kann man heute sicherlich auch Geld verdienen, ist dann aber in seinen eigenen Möglichkeiten allzu begrenzt und ob das auf Dauer trägt ist fraglich.

Aus Erfahrungen in einer anderen Disziplin kann ich sagen, wenn man Theorie lernt, sollte man sich intensiv mit Theorie beschäftigen, und die Frage nach der Praxisrelevanz außen vor lassen, die erkennt man nämlich erst dann wirklich wenn man in einem Arbeitsfeld tatsächlich gefordert ist. Das hier relevante Wissen eignet man sich eh erst im Job an. Für jemanden mit praktischen Interessen ist die Ebene 2, mit Grundlagenkenntnissen (oder einigem mehr) in 1 und 3 vermutlich eine gute Wahl. Ob das Uni ist, FH oder persönliche Weiterbildung ist wohl eher sekundär.
 
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