Demonstration gegen Killserpiele-Verbot

Kamikaze

Warrior of Sunlight
Teammitglied
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Ich war heute auf der Demonstration gegen das Killerspiel-Verbot in Karlsruhe. Ich habe erst gestern Abend davon erfahren, andere Demonstranten mit denen ich gesprochen habe sogar erste heute Morgen. Die Demo war recht klein und ging marschierte mit ca. 350 Leuten los. Meiner Einschätzung nach kamen aber ca. 500 Demonstranten am Kundgebungsort wieder an.

Zuerst ist mal zu berichten, dass sich die Karlsruher Polizei von einer ganz anderen Seite als bei Demonstrationen hier üblich gezeigt hat. Statt gepanzerter Einsatzkommandos mit Helm und Knüppeln gab es nur eine Hand voll Polizisten und ein Polizeiauto, das vor der Demo herfuhr. Der Einsatzleiter lief wie ein Spaziergänger allein neben der Spitze des Demo-Zuges her. Bis auf ein wenig Verkehr regeln hat die Polizei nicht in die Demonstration eingegriffen.

Die Polizei hat die Kundgebung im Anschluss übrigens lange vor Schluss verlassen.

Die Redebeiträge waren dann auch teils sehr hörenswert. Der erste Vortrag war von einem 32-jährigen der sich als opfer sexueller Gewalt in seiner Kindheit vorgestellt hat. Als langjähriger Computerspieler hat er sich ziemlich emotional darüber empört von einigen Politikern mit seinen Misshandlern gleichgestellt zu werden.

Der nächste Beitrag war von der Piraten-Partei, deren Fahnen auch während des Umzugs schon präsent war. Der Vortrag war quasi ein Heimspiel. Der folgende Beitrag eines jungen Liberalen war dann nicht so der Bringer. Er brachte die gleichen Argumente wie die anderen Redner aber man hatte nicht den Eindruck dass er selbst Spieler ist und gab viel redundantes von sich. Die verhaltene Sympatie der Menge verspielte er dann als er darauf zu sprechen kam, dass nur die FDP in der Lage sei diesen Dingen sowohl in der Lokal- als auch in der Landes- und Bundespolitik nachdruck zu verleihen.

Der Vortrag eines grünen Lokalpolitikers war für mich dann einer der Höhepunkte. Für ihn als Pazifisten waren Computerspiele durchaus ein kontroverses Thema (was seinen Sohn nicht daran hinderte einer der Organisatoren zu sein). Er trug die offizielle Haltung der Grünen-Bundestagsfraktion vor und griff vor allem die Form der politischen und öffentlichen Auseinandersetzung oder eher gesagt den Mangel daran an.

Der Vortrag von Jörg Tauss, den ich zum ersten mal in Person erlebt habe, war ein Meisterwerk der Rhetorik. Gute Argumente wurden hier mit einer politischen Abrechnung verquickt die die Innenministerkonferenz, Leyen und andere Politiker nicht gerade gut aussehen ließ. Er äußerte sich nur kurz über die Vorwürfe, die gegen ihn im Moment im Raum stehen, machte sich aber nicht die Mühe sich zu rechtfertigen, nach seiner Auffassung hat er nichts falsches getan. Ich bin geneigt ihm das zu glauben. Er wirkt wie jemand der genau weiß welche Wirkung seine Worte haben, gleichzeitig aber trotzdem auch emotional, persönlich involviert und ehrlich.

Übrigens wird es in einem Kaff in der Nähe von Karlsruhe in einem Monat eine weitere Demonstration geben. Eine LAN dort wurde vom Bürgermeister unterbunden. Damit wurde gegenüber den (privaten) Organisatoren ein Vertragsbruch begangen, die darüber hinaus auch auf schon geleisteten finanziellen Verbindlichkeiten sitzen bleiben, die sie nun nicht mehr durch Eintritts- und Sponsorengelder ausgleichen können.

Zu den heutigen Demos gibt es eine Website:
http://aktion-jugendkultur.de/
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich konnte die Liberalen noch nie leiden. Nicht alle Liberalen sind neoliberal, aber die Neoliberalen haben meiner Meinung nach die Oberhand in der FDP und eine Ethik die auf Egoismus aufbaut kann ich nicht tolerieren. Vor allem da Arbeitslosigkeit und Wirtschaftskrise für mich klar beweisen, dass Neoliberalismus nicht funktioniert. Zumindest nicht zum Wohl der Menschen.
 
Ich konnte die Liberalen noch nie leiden. Nicht alle Liberalen sind neoliberal, aber die Neoliberalen haben meiner Meinung nach die Oberhand in der FDP und eine Ethik die auf Egoismus aufbaut kann ich nicht tolerieren. Vor allem da Arbeitslosigkeit und Wirtschaftskrise für mich klar beweisen, dass Neoliberalismus nicht funktioniert. Zumindest nicht zum Wohl der Menschen.
ganz genau.

auch bescheinigen einige wirtschaftsexperten der fdp ziemliche inkompetenz in ihrer hauptdisziplin.
 
ganz genau.

auch bescheinigen einige wirtschaftsexperten der fdp ziemliche inkompetenz in ihrer hauptdisziplin.

Och, die FDP macht doch eigentlich ganz gute (Wirtschafts-)Politik, halt gut für eine kleine Minderheit von Bessergestellten in der Gesellschaft. Insofern ist sie sogar sehr kompetent, wenn es darum geht, die Interessen ihrer Klientel durchzusetzen.

Im Gegensatz zu allen anderen Parteien hat sie auch den Vorteil, dass sie garkeine armen Wähler hat, gegenüber denen es Hartz4, Sozialabbau, Studiengebühren oder ähnliches zu rechtfertigen gibt.

Und die letzten Jahre haben ihr auch alle anderen Regierungen zugespielt. Sowas wie Mehrwertsteuererhöhung und gleichzeitige Spitzensteuersatzreduzierung (die sich gegenseitig aufheben), das hätte die FDP in Regierungsverantwortung schwer moralisch verkaufen können.
So kann sie sogar dreistere Sachen fordern, ohne dabei radikal zu klingen...
 
Och, die FDP macht doch eigentlich ganz gute (Wirtschafts-)Politik, halt gut für eine kleine Minderheit von Bessergestellten in der Gesellschaft. Insofern ist sie sogar sehr kompetent, wenn es darum geht, die Interessen ihrer Klientel durchzusetzen.
ok, hab mich da wohl etwas unklar ausgedrückt...die partei hat keine kompetenzen in sachen volkswirtschaft. bzw wie man sie auf dauer zusammenhält.

hat die linkspartei bestimmt auch nicht, nur würde sie sicherlich trotzdem eine sozialere politik machen wie dei fdp. bis sie einen status wie die spd heute erreicht.
 
ok, hab mich da wohl etwas unklar ausgedrückt...die partei hat keine kompetenzen in sachen volkswirtschaft. bzw wie man sie auf dauer zusammenhält.
Die hat heute keine einzige Partei, egal was sie alle behaupten. Die Modelle beschränken sich doch auf "weniger Staat" vs. "mehr Staat" in allen möglichen Schattierungen. "Weniger Staat" birgt ein großes Risiko für die mittleren und unteren Schichten der Gesellschaft, zumindest kurzfristig hohe Verluste zu erleiden. "Mehr Staat" birgt das Risiko, mittelfristig eine Spekulationsblase auf Basis von Staatsschulden aufzubauen (ähnlich der eben geplatzten). Damit könnte das ganze Währungssystem kollabieren, und wir stehen am Ende wieder da und tauschen einen Sack Kohlen gegen zwei Hühner.

Kurzum: Die Frage, ob nun Smith oder Keynes recht hatten, ist mittlerweile eigentlich irrelevant geworden, da beide Theorien enormes Schadenspotenzial für die Zukunft bergen. Vielleicht sollten wir mal wagen, die ausgetretenen Pfade zu verlassen und über einen dritten Weg nachdenken. Das erfordert aber intellektuelle Höchstleistung auf Seiten der Wissenschaft und einen gewissen Wagemut und Selbsterkenntnis auf Seiten der Politik.
 
Vielleicht sollten wir mal wagen, die ausgetretenen Pfade zu verlassen und über einen dritten Weg nachdenken. Das erfordert aber intellektuelle Höchstleistung auf Seiten der Wissenschaft und einen gewissen Wagemut und Selbsterkenntnis auf Seiten der Politik.
ich versteh kein wort. gehe doch mal ins detail.
 
Grundeinkommen

Kennt jemand noch andere Ansätze? Es gab letzt einen Artikel über ein Dorf in Afrika auf Heise, in dem 1 Jahr lang versuchshalber ein kleines Grundeinkommen gezahlt wurde. Ich kann ihn aber nicht mehr finden.
 
ich versteh kein wort. gehe doch mal ins detail.
OK, ich versuch's - auch wenn das ein ziemlicher Exkurs in VWL zu werden droht ;)

Grundsätzlich erst mal zum Verständnis, was mit "Wirtschaft" überhaupt gemeint ist. Hier (VWL) geht es um wirtschaftliche Interaktionen in einer Gesellschaft, also der Tausch von Waren und Dienstleistungen (z. B. auch die eigenen Arbeitskraft) unter Zuhilfenahme von Zahlungsmitteln. Für Informatiker: stellt Euch die Volkswirtschaft in Deutschland als Graphen mit 80 Mio Knoten vor, wobei zwischen zwei Knoten mehr als nur eine Kante verlaufen kann. Außerdem kann sich nicht nur der Zustand dieses Graphen verändern, sondern auch der Verlauf der Kanten zwischen den Knoten.

Volkswirtschaftliche Theorien befassen sich zum einen damit, Prognosen anhand mathematischer Modelle über dieses dynamische System zu erstellen, und zum anderen damit, wie man mit Einflussreizen das System in die gewünschte Richtung bewegen kann (Stichwort: Steuerung).

Um nun überhaupt Aussagen über dieses äußerst komplexe System treffen zu können, bedarf es gewisser Annahmen. Dies ist der Punkt, in dem die verschiedenen Theorien und Modelle beginnen, auseinanderzudriften. So unterscheiden sich Liberalismus und Kommunismus hauptsächlich durch eine Grundannahme, die das Verhalten der "Knoten" betrifft. Die Liberalisten modellieren den Knoten in Gestalt des "Homo Economicus". Diesem "Knotentyp" (=Mensch!) wird unterstellt, grundsätzlich die für ihn wirtschaftlich optimalste Entscheidung zu treffen. Im Gegensatz dazu geht der Marxismus von einem Menschentyp aus, der dazu nicht in der Lage ist.

Man sieht hier schon, das beide Modelle unzureichend sind - in der Realität spielen noch viele weitere Faktoren eine Rolle; Menschen entscheiden nicht immer rational (Stichwort: Emotionen), sind aber auch nicht so stumpf, wie Marx und Engels ihnen bescheinigten. An diesem Punkt setzt moderne Forschung zur Entscheidungsfindung (Spieltheorie etc.) an; sie versucht, das alte, simplizistische Knotenmodell zu verbessern und stärker in Richtung Realität zu rücken. Man kann hier beliebig weit in Richtung Psychologie und Philosophie abdriften - ein wirklich gutes Modell für das wirtschaftliche Entscheidungsverhalten von Menschen und Institutionen hat bisher noch niemand gefunden.

Bei den Steuerungstheoretikern greift man daher häufig noch auf das bewährte, alte Knotenmodell zurück. Im Grunde gibt es drei Steuerungsmodelle, die auf die unterschiedliche Sicht auf die "Knoten" zurückzuführen sind: Zum einen die neoklassische Theorie (in den Medien oft fälschlich als "Neoliberalismus" bezeichnet), den Keynesianismus und die Planwirtschaft.

Die neoklassische Theorie basiert auf der Annahme, dass die "Knoten" des großen Wirtschaftsgraphen ihre Interaktionsentscheidungen stets in dem Bestreben treffen, sich selbst zu optimieren. Daraus wird abgeleitet, dass das gesamte System ständig bestrebt ist, sich selbst zu optimieren, so dass künstliche Eingriffe durch eine in das System eingebundene Institution (wie etwa den Staat) als nicht wünschenswert, sondern als gefährlich erachtet werden. Demzufolge soll sich die Rolle des Staates auf die Vorgabe von Regeln und die Überwachung derer Einhaltung beschränken.

Dem entgegen steht der Keynesianismus, der eine aktiv lenkende Rolle des Staates nicht nur in Form von Regeln, sondern auch in Form von wirtschaftlichen Interaktionen mit den "Knoten" "seiner" Volkswirtschaft vorsieht. Wenn man bedenkt, dass der Staat in Form von öffentlichen Aufträgen, als Arbeitgeber etc. durchaus aktiv am Wirtschaftsgeflecht teilnimmt, ist dieser Ansatz zumindest in dieser Hinsicht realistischer als die neoklassische Theorie. Allerdings setzt diese Steuerungstheorie voraus, dass die Wirkung von gezielten wirtschaftlichen Interaktionen auf den gesamten Graphen prognostizierbar sind.

Die Planwirtschaft geht noch einen Schritt weiter und basiert auf der Annahme, dass der volkswirtschaftliche Graph nach einem vorgegebenen Plan funktionieren kann. Die Praxis in ehemaligen und gegenwärtigen kommunistischen Staaten zeigt jedoch, dass die Planwirtschaftstheorie die Komplexität des wirtschaftlichen Geflechts hoffnungslos unterschätzt hat und regelmäßig nicht funktioniert (Güter-Unterversorgung, Nahrungsmittelknappheit etc.).

Soweit erst mal zur Theorie, nun zur Praxis. In der Vergangenheit kann man sagen, dass der marktwirtschaftlich orientierte Westen in zwei Lager gespalten war: Im angelsächsischen Raum hing man stark der neoklassischen Theorie an, während die Kontinentaleuropäer eher der Keynesianischen Theorie zugeneigt waren. Mit Gründung der EU begann jedoch auch Europa, sich stärker in Richtung neoklassischer Theorie zu bewegen. Einer der Gründe: Eingriffe im Sinne von Keynes führen prinzipbedingt zu einer Begünstigung der nationalen Wirtschaft, was auf einem gemeinsamen Markt zwangsläufig zu Verzerrungen und Benachteiligungen führen muss (es sei denn, in allen nationalen Wirtschaften wird zeitgleich derselbe Impuls gegeben).

Nun zu meiner Behauptung, dass sowohl Keynesianismus als auch die neoklassische Theorie nicht (mehr) funktionieren (von der Planwirtschaft mal ganz zu schweigen). Zunächst zur neoklassischen Theorie: Ich behaupte, dass ein Knoten im großen Wirtschaftsgraphen weder in der Lage ist, zu erkennen, welche Entscheidung ihm den größtmöglichen ökonomischen Nutzen (auch langfristig!) bringt, noch nach dieser Maxime zu handeln. Schuld daran: Das Geflecht selbst in unmittelbarer Umgebung um uns herum ist zu komplex geworden; hinzu kommen die typisch menschlichen Schwächen wie Gier, kurzfristiges Erfolgsdenken und als weiterer Faktor eine stark gestiegene Verändungsgeschwindigkeit der Kanten im Graphen (Job-Hopping, Leiharbeit, Verschmelzungen etc.).

Aus ähnlichen Gründen glaube ich auch, dass ein Staat nicht mehr in der Lage ist, gezielt Einfluss auf das wirtschaftliche Geflecht zu nehmen - einfach, weil es kein brauchbares Prognose-Modell gibt (ein solches müsste in heutigen Zeiten die Wirtschaft auf der gesamten Erde erfassen, und da wären wir wieder bei der Frage nach 42). Beispiel Abwrackprämie: eine klassische Maßnahme im Sinne von Keynes, aber niemand konnte im Vorfeld einigermaßen korrekt prognostizieren, wie stark die nationale Ökonomie (namentlich Automobilhersteller und -zulieferer) von diesem staatlichen Eingriff profitieren würde.

Beim Keynesianismus kommt ein weiteres Problem hinzu: Der Staat kann solche Impulse i. d. R. nur auf Kosten von zusätzlicher Staatsverschuldung geben. Wenn nun (wie etwa im Fall der Banken geschehen) sehr schnell sehr große Summen in Umlauf gebracht werden, ohne damit tatsächlich die Interaktionen zwischen den Knoten zu vermehren, dann entsteht etwas, das als "Schuldenblase" bezeichnet wird: Die Bonität des Staates als Kreditnehmer basiert auf seiner Wirtschaftsleistung. Wenn die Wirtschaftsleistung trotz hoher Staatsverschuldung ausbleibt, bekommt ein Staat Probleme, seine eigenen Schulden zu refinanzieren, und irgendwann kommt der Punkt, an dem die ersten Kontrakte platzen. Dann passiert einem Staat genau dasselbe, wie vor einigen Jahren Argentinien - Hyperinflation und schließlich der Staatsbankrott. Ergo: Keynes mit Staatsschulden funktioniert nur, wenn dadurch auch tatsächlich die Wirtschaft angekurbelt wird. Wenn die Impulse verpuffen und der Staat das nicht rechtzeitig merkt (und auch entsprechend handelt), vergrößert der Eingriff das Risiko von ökonomischen Verlusten für jeden betroffenen "Knoten" sogar noch erheblich.

Wenn man sich mal von dem naiven Gedanken verabschiedet, das menschliche Leben mit all seinen ökonomischen Interaktionen in allen Facetten vorhersagen und planen zu können, lässt sich die derzeitige Situation darauf eindampfen, dass es einfach kein funktionierendes Steuerungsmodell für die Wirtschaft gibt, denn jede Art der Steuerung (selbst die durch Regeln und Vorgaben) bedarf in einer globalen Welt der Abstimmung zwischen allen Staaten. Wenn nur einer nicht mitmacht, kann es nicht funktionieren, egal ob neoklassisch oder keynesianisch.

Die Herausforderung für die Ökonomie (als Wissenschaft) besteht also darin, eine neue, auch unter den veränderten Bedingungen (sowohl was die "Knoten" als auch die "Kanten" angeht) funktionierende Form der Steuerung zu finden. Ob diese notwendigerweise auf einem Prognosemodell basieren muss, sei mal dahingestellt - allzu viele Experimente in der Realität kann man sich dabei aber nicht erlauben, denn jedesmal besteht das Risiko, mit einer Fehlentscheidung irgendwo eine Hungersnot auszulösen oder sonst irgendeine Katastrophe heraufzubeschwören.

Dummerweise sind derzeit nirgendwo visionäre Wirtschaftswissenschaftler in Sicht, denen ich einen solchen großen Wurf zutrauen würde. Die meisten scheinen derzeit damit beschäftigt, den alten Lehren anzuhängen und lieber die Realität so lange zu verzerren, bis sie in ihr beschränktes Weltbild passt.
 
nicht schlecht der text. hast du da links oder literaturhinweise?

Vielleicht sollten wir mal wagen, die ausgetretenen Pfade zu verlassen und über einen dritten Weg nachdenken. Das erfordert aber intellektuelle Höchstleistung auf Seiten der Wissenschaft und einen gewissen Wagemut und Selbsterkenntnis auf Seiten der Politik.
ah ok, jetzt versteh ich. du bist der meinung, daß kein bisher gelebtes system nur ansatzweise erfolgreich war, aber du selber keine konkrete lösung hast (wie auch!) bzw keiner bestimmten ideologie/volkswirtschaftlichen theorie nachgehst.

hatte es erst so verstanden, daß du schon eine konkrete vorstellung hast.


ich find jedenfalls den eingriff eines staates oft nicht schlecht (stichwort rauchverbot in öffentlichen räumen). nur beim thema kinderpronographie oder killerspielverbot geht es dann wirklich zuweit. oft ist es ja aktionismus oder profiliergeilheit oder inkompetenz die soclhe scheisshausideen hervorbringen.

irgendwie nciht ganz einfach da ne gewisse linie zu finden.
 
nicht schlecht der text. hast du da links oder literaturhinweise?
Für das Grundverständnis der theoretischen Seite tut's eigentlich jedes VWL-Buch. Ich bin mit "Grundzüge der Volkswirtschaftslehre" von Peter Bofinger ganz gut zurecht gekommen, aber da gibt's noch tausende mehr.

Bezüglich Keynesianismus und neoklassischer Theorie bieten die Wikipedia-Artikel schon mal einen zumindest oberflächlichen Einstieg. Die beiden Theorien befassen sich aber nur am Rande mit Fiskalpolitik und dem Geldmarkt. Wenn Dich das stärker interessiert, wäre vielleicht "A Monetary History of the United States" von Milton Friedman recht interessant (aber ebenfalls anstrengend, und man muss beim lesen im Hinterkopf behalten, dass Friedman ein scharfer Keynes-Kritiker war).

ah ok, jetzt versteh ich. du bist der meinung, daß kein bisher gelebtes system nur ansatzweise erfolgreich war,
Nein, ich bin der Meinung, dass unter den Gegebenheiten des 21. Jahrhunderts keines der bisher gelebten Systeme mehr erfolgreich sein kann - es sind immerhin Entwicklungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts und galten in einer Zeit, als man noch von "Nationalökonomie" sprechen konnte. Die Rahmenbedigungen haben sich seitdem eben massiv verändert, aber an den Modellen wurde nur geflickt; es gab keine grundsätzliche Überarbeitung.

aber du selber keine konkrete lösung hast (wie auch!) bzw keiner bestimmten ideologie/volkswirtschaftlichen theorie nachgehst.

hatte es erst so verstanden, daß du schon eine konkrete vorstellung hast.

Leider nein, sonst hätte ich mich schon um des Wirtschafts-Willies Job beworben ;) Ich finde es nur außerordentlich bedenklich, dass vielerorts eben immer noch so getan wird, als habe man ein Patentrezept im Ärmel. Die Frontmänner der Wirtschaftswissenschaftler können es nicht zugeben, und so suchen sich Typen wie Hans-Werner Sinn eben den Sündenbock im Menschen, der nicht zum von ihnen erkorenen System passt (siehe sein Buch "Kasino-Kapitalismus"). Die Kritik ist in vielen Punkten durchaus berechtigt, aber das daraus gezogene Fazit greift einfach zu kurz - das lautet nämlich einfach "weiter wie bisher, nur nicht noch mal durch die gleichen Fettnäpfe stampfen".

Völlig egal welche Partei man sich anguckt - egal ob FTP + Teile der CDU mit ihrem Hang zur neoklassischen Theorie, oder SPD, Grüne, CSU und Linke als Verfechter des Keynesianismus - sie alle lügen uns was vor, wenn sie uns versichern, dass sie die Lösung der wirtschaftlichen Probleme kennen. Sie können ja noch nicht einmal die Probleme benennen, geschweige denn deren Ausmaß abschätzen. Wie auch...

ich find jedenfalls den eingriff eines staates oft nicht schlecht (stichwort rauchverbot in öffentlichen räumen). nur beim thema kinderpronographie oder killerspielverbot geht es dann wirklich zuweit. oft ist es ja aktionismus oder profiliergeilheit oder inkompetenz die soclhe scheisshausideen hervorbringen.

irgendwie nciht ganz einfach da ne gewisse linie zu finden.
Du sagst es - aber würde das ein Politiker je zugeben, dass etwas sehr schwierig und komplex ist, dass er etwas nicht zur Gänze versteht, ja sogar mit etwas überfordert ist und seine Berater divergenter Meinung sind? Im Grunde genommen ist es mit Wirtschaftsfragen nicht anders als mit Fragen bezüglich Internet und Informationstechnologie. Die meisten unserer Volksvertreter verstehen nicht die Bohne davon (zumindest nicht im wissenschaftlichen Sinne), fühlen sich aber genötigt, überall mitreden zu müssen.
 
Um zurück zum Thema zu kommen:
Pazifismus und Computerspiele stehen IMO nicht im Widerspruch zueinander. Allein schon, weil man Computerspiele häufig mit und gegen Freunde spielt, genauso wie die meisten anderen Spiel auch.

Ich spiele zwar gerne Computerspiele, aber nur selten die, um die es hier geht. Selbst wenn alle Computerspiele verboten werden würden, würde es mich im Grunde kaum stören. Trotzdem bin ich strikt gegen ein Verbot. Dafür habe ich sehr viele Gründe.

Auch finde ich es etwas seltsam gerade brutale Computerspiele zu verbieten. Wobei ich mit "brutal" Spiele meine, wo viel Blut fließt, Leute auf grausame Art Gliedmaßen verlieren und ähnliches. Wenn kein Blut fließt und das ganze realitätsfern ist, dann wird meiner Meinung Gewalt wirklich verherrlicht. Man hat da viel weniger Skrupel, als wie wenn man die Folgen auch möglichst realitätsnah sieht.

Ich habe letztens etwas über Zensur gelesen und bin dann zum Thema "Zensur in Videospielen" gekommen. Was mich wundert ist, dass zum Beispiel in der deutschen Version von Fallout 3 Explosionen von Robotern entfernt wurden, weil die zu brutal seien. Zuerst dachte ich mir, dass es sich vielleicht um sehr menschenähnliche Roboter handelte, doch nach einigen Recherchen fand ich heraus, dass es tatsächlich um ganz normale Roboter ging. Der Widerspruch zu Quake 4, wo man Menschen durch Roboter ersetzt hat ist auch interessant zu erwähnen.

Wie gesagt spiele ich derartige Spiele relativ selten, was wohl auch stark an der veralteten Hardware liegt, allerdings gibt es natürlich einige Leute in meinem Bekanntenkreis bei denen ich ab und an spiele. Ich verstehe die Aufregung nicht. Es gibt so viele Dinge, die gegen das Verbot sprechen und jeder, ob er sich nun mit dem Thema befasst hat oder nicht müsste selbst ein paar Gründe dagegen kennen. In meiner Auseinandersetzung mit dem Thema fand ich auch heraus, dass die wenigsten Amokläufer die diversen Spiele gespielt haben. Da kommt man dann immer erst später auf Details, wie "Für Counterstrike braucht(e) man Internet, aber der hatte keines" oder "Es besaß nicht der Täter Counterstrike, sondern das Opfer".

Zuletzt musste ich mal schmunzeln, als im TV über das Thema geredet wurde...
"Sagen wir mal, ich stelle fest, dass mein Sohn tatsächlich im Besitz solcher Spiele ist. Wie soll ich vorgehen?"
Die Psychologien riet natürlich dazu einen Psychologen zur Hilfe zu ziehen, da man selbst alles noch schlimmer machen könnte. Der Sohn könnte komplett auszucken, etc.

Es ging wirklich nur darum, dass der Sohn solche Spiele hat (und wohl auch spielt). Irgendwo liegt hier glaube ich sogar Counterstrike rum. Ich glaube, ich sollte mich an einen Psychologen wenden, damit ich nicht noch etwas schreckliches tue :D

Gruß,
Athaba
 
Das ist doch alles quatsch! Typische Symptombekämpfungs-Symbolpolitik. Ich spiele heute nur selten, habe aber seit meiner frühen Kindheit alles gezockt, was es an indiziertem und verbotenem damals schon gab, egal ob auf PC oder SNES. Es hat mich nie beeinträchtigt, ich habe in meinem Leben noch niemanden verhauen, ich wollte noch nie amoklaufen und ich bin sehr engagiert gegen Krieg auf der Welt.

Sachen, die einen viel direkteren nicht abstreitbaren Einfluss auf Gewaltpotential haben, wie z.B. Alkohol sind in unserer Gesellschaft total akzeptiert. Da kann man bestimmt wirklich feststellen, dass >10% der Betrunken eher bereit sind Gewalt auszuüben. Trotzdem kommt niemand auf die Idee Alkohol zu verbieten (was natürlich auch gut ist).

Das ist aber ein sehr übliches Schema, das Volk braucht bestimmte Dinge zur Belustigung, wenn es alle machen ist es okay, denn man will es sich als Politiker nicht mit der Mehrheit verscherzen - wenn es eine Minderheit macht, dann ist es ein gesellschaftliches Problem.

Siehe z.B. auch die willkürliche (nicht-wissenschaftliche) Einteilung in legale und illegale Drogen. Oder in "gute" und "böse" Musik (das ist in Amiland noch schlimmer[1]), der Christenclub macht gute Musik und langhaarige Männer machen aus Prinzip böse Musik.

Und ich kann mir so richtig vorstellen, dass 15 Jahre Kirchenchor einen noch eher in den Amok treiben, als jede Death-Metal die ich kenne ;)

[1] gibts bei uns aber auch. In meiner Schule hat die Direktorin ein Slipknot-Kleidungs-Verbot ausgesprochen (was IMO vor Gericht nie Bestand hätte aber egal)
 
Du hast vergessen zu erwähnen, dass alle, die lange Haare haben Drogen nehmen.
Das mit den konservativen Christen gefällt mir besonders, weil ich noch nie eine Jesusdarstellung mit kurzen Haaren gesehen habe.

Ich kann mir auch nicht ganz vorstellen, dass das Gesetz durchgeht. Es gibt nicht so wenig Spieler. Es bleibt also nicht bei Fans von Egoshootern und der wohl auch nicht allzu kleinen Lobby der Spieleindustrie. Sicherlich haben uach Fans anderer Genres und eventuell sogar die Filmindustrie angst, dass sich das ausbreiten könnte. Ich finde, dass der Widerstand gegen ein solches Gesetz von der Politik derzeit stark unterschätzt wird.

Allerdings kann ich die Angst grundsätzlich verstehen. Deshalb denke ich, dass man vielleicht Gegenvorschläge bringen sollte. Zum Beispiel Steuern und/oder Förderungen. Das könnte auch die europäische Spieleindustrie stärken. Vor allem, da Sunflowers und Jowood ja nicht die typischen Killerspielemarken sind.

Es gibt übrigens bereits ein Consortium, das Spiele USK-ähnlich auszeichnet und dabei viel differenzierter vorgeht und auch viele andere Dinge bewertet. Zum Beispiel, ob das Spiel nicht vielleicht diverse Softskills fördert. Viele Egoshooter schneiden aufgrund dieser Bewertungen ziemlich gut ab. Ich finde, dass Förderungen neuen Ideen abseits vom Standard-Deathmatch-Egoshootern eine Chance geben könnten sich auf dem Markt zu etablieren. So ein Konzept würde vielleicht auch die Meinung über Computerspiele generell ändern.
 
Du hast vergessen zu erwähnen, dass alle, die lange Haare haben Drogen nehmen.
Das mit den konservativen Christen gefällt mir besonders, weil ich noch nie eine Jesusdarstellung mit kurzen Haaren gesehen habe.

Ich kann mir auch nicht ganz vorstellen, dass das Gesetz durchgeht. Es gibt nicht so wenig Spieler. Es bleibt also nicht bei Fans von Egoshootern und der wohl auch nicht allzu kleinen Lobby der Spieleindustrie. Sicherlich haben uach Fans anderer Genres und eventuell sogar die Filmindustrie angst, dass sich das ausbreiten könnte. Ich finde, dass der Widerstand gegen ein solches Gesetz von der Politik derzeit stark unterschätzt wird.

Allerdings kann ich die Angst grundsätzlich verstehen. Deshalb denke ich, dass man vielleicht Gegenvorschläge bringen sollte. Zum Beispiel Steuern und/oder Förderungen. Das könnte auch die europäische Spieleindustrie stärken. Vor allem, da Sunflowers und Jowood ja nicht die typischen Killerspielemarken sind.

Es gibt übrigens bereits ein Consortium, das Spiele USK-ähnlich auszeichnet und dabei viel differenzierter vorgeht und auch viele andere Dinge bewertet. Zum Beispiel, ob das Spiel nicht vielleicht diverse Softskills fördert. Viele Egoshooter schneiden aufgrund dieser Bewertungen ziemlich gut ab. Ich finde, dass Förderungen neuen Ideen abseits vom Standard-Deathmatch-Egoshootern eine Chance geben könnten sich auf dem Markt zu etablieren. So ein Konzept würde vielleicht auch die Meinung über Computerspiele generell ändern.
 
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