Ihr kennt mich ja inzwischen gut genug, um zu wissen, daß ich nicht davor zurückschrecke, mich auch zu blamieren. Mein Wissen zu einem Unix und speziell BSD ist sicher nicht vergleichbar mit eurem und es ist keine billige Effekthascherei, wenn ich mich selbst immer als Unterschicht-User beschreibe.
Trotz dieses geringen Levels, lasse ich mir nicht gerne meinen so genannten "gesunden Menschenverstand" verbiegen. Was den SWAP anbelangt, hatten wir eine solche Diskussion schon mal und ich möchte nur mein Schlußargment wiederholen. Wenn ich den Systemvorschlag umsetze und einen PC mit 500MB RAM aufsetze, wird ein SWAP von 2xRAM, also 1GB vorgeschlagen und umgesetzt. Insgesamt stehen mir dann 1,5GB nutzbarer Speicher zur Verfügung, zwei drittel davon auf einem deutlich langsameren Medium. Mehr Speicher habe ich da nicht, es sei denn, ich möchte dann mehere SWAPS haben, doch das System schlägt eben stur seine 2xRAM vor und richtet einen SWAP ein. Es ist aber vollkommen klar, daß ich dann, wenn ich einen Rechner mit 1,5GB RAM habe, ich genausoviel Speicher habe, nur halt ohne SWAP und es ist nicht einleuchtend, wieso ich da nun 3GB SWAP zusätzlich anlegen soll. Je mehr RAM, desto mehr SWAP? Das macht keinen Sinn! (Es macht Sinn und ist für manche wichtig, das will ich gar nicht leugnen. Auf einem Laptop hatte ich den SWAP schon mal als Hybernations-Partition genutzt, viele hier wollen Dumps bei einem System-Crash. Ich kann keine Dumps lesen und brauche die daher nicht. Das System zum Betrieb und sauberen arbeiten braucht keinen SWAP. Ist er da, macht er das System nur langsam).
Die Festplatten-Spalterei, die habe ich bei mehreren Festplatten und SCSI auch schon bis zum Extrem betrieben um die Zugriffe möglichst zu parallelisieren. SCSI kennt das Kommando zum Lösen der Wartezyklen, der Rechner kann also weitermachen bis die Platten Daten liefern und das kann die Performance deutlich erhöhen. Mit einer einzigen Festplatte allerdings nicht und im Vergleich zu mehreren Festplatten in einem Raid-Verbund auch nicht. In einem PC, den ich gerade installiert habe, da waren drei unterschiedliche SCSI Platten drinnen und ich habe mir da sehr wohl überlegt, was ich wohin packe und welche Partition wie groß ausfallen soll. Alleine, was die Performance anbelangt, sind fast alle diese Konstruktionen auch mittels Symbolischer Links zu lösen, es braucht keine zusätzlichen Partitionen. Daß die Zugriffszeiten bei mehreren Partitionen deutlich schneller ablaufen und erst recht bei einer IDE-Basierten Platte, das halte ich für ein Gerücht. Je häufiger die Köpfe umpositionieren müssen, desto langsamer kommen die Daten und da können Partitionen gerade auch zu einer neuen Position zwingen, die ohne diese Grenze der Partition sehr viel näher und schneller erreichbar sein könnte. Das Hin-und Herspringen der Köpfe ist in einem BSD tatsächlich auffällig, wenn es mit Systemvorschlägen partitioniert wird. Wie gesagt, bei mehreren SCSI Platten ist das ein gutes Zeichen, weil Systemresourcen genutzt werden können. Bei den IDE-Platten ist es eher ein Zeichen von Verschwendung. Der wirkliche Vorteil ist erst bei Verteilung auf mehere SCSI Platten vorhanden.
Bleibt die Frage, weshalb verschiedene Dateisystem-Typen nützlich sein sollen. Es gibt für unterschiedliche Dateisysteme unterschiedliche Begrenzungen, die einfach hingenommen werden müssen. So kann es in einem System unter bestimmten Umständen natürlich notwendig werden, eine Partition mit UFS zu nutzen, alleine um davon booten zu können. Ich hatte solche Konstellationen noch nicht und konnte immer UFS2 nutzen. Natürlich kann ich mir Gedanken über Sicherheit machen und ich kann überlegen, ob ich eine Partition mit einem Journal belegen möchte und eine andere nicht. Doch es kommt ja auch in eueren Belegungsvorschlägen deutlich heraus: /usr/home ist doch entscheidend Dominant. Wenn ich auf einer Platte 30GB habe und davon sind dann 500MB / und 500MB /tmp dann habe ich noch immer 29GB für /var und /usr. Hier liegen also unbedingt die Schwergewichte und die Entscheidung für diese beiden ist wesentlich gewichtiger, als der Rest.
Und /tmp als extra Partition mit noexec zu mounten, danach steht auch mir voll der Sinn. Doch nicht, weil ich den diversen Usern auf meinem System nicht trauen kann, sondern, weil ich es als Download-Verzeichnis so lieber habe. Nur, dazu kann ich die Systemvoreinstellungen dann gar nicht nutzen, weil meine Downloads /tmp sehr schnell sprengen würden. Anders ausgedrückt, wenn ich diese Sicherheit will, muß ich mir ohnehin darüber mehr Gedanken machen, als dem Systemvorschlag zu trauen (der dann /tmp eh nicht noexec und nosetuid anlegt). Das ist, was ich meinte: wer eine Vorstellung davon hat, was er will, der wird auch Partitionen einrichten und wissen wofür. Wer da keine Vorstellung hat, der kann auch einfach nur eine einzige Partition nehmen und er wird keine Nachteile bei der Installation haben und sich das Leben sehr viel einfacher machen.
Es kann zu einem späteren Zeitpunkt neue Festplatten oder andere Medien hinzugenommen werden und das System einfach umgebaut und angepasst werden, um erhöhten Anforderungen gerecht zu werden.
NFS, also das System als NFS-Server, stellt ebenfalls besondere Anforderungen, die jemand am besten wissen sollte um das umsetzen zu können, was er wirklich möchte. Es ist aber auch hier sehr viel einfacher, ein Verzeichnis aus einer einzigen Partition zu exportieren, denn der Export überspringt nicht Partitionsgrenzen. Wenn ich etwa /usr exportieren möchte und außerdem auch eine Partition für /usr/home und eine für /usr/ports habe, werden diese beiden auch nicht mit -alldirs exportiert, sondern erfordern eigene Einträge (jedenfalls ist das bei mir mit NFS3 so gewesen). Sowohl auf Export, als auch auf Client-Seite kann der Sysadmin ja ausreichend detailliert konfigurieren und mounten, um unterschiedlichen Ansprüchen gerecht zu werden, auch, wenn alles nur auf einer einzigen Partition liegt.
Single User: wie oft bootet ihr damit?
Doch nicht in einem normalen Betrieb und nicht zu Systemwartungen. Und wenn, dann ist es auch kein Problem, wenn alles auf einer einzigen Partition liegt. Ich würde meinen, gerade im Gegenteil, wird es mit weniger Partitionen für einen Anfänger viel einfacher. Wird wirklich mal eine Änderung auf einer der nicht "/" Partitionen nötig, oder brauche ich etwa Dinge aus /usr, dann muß ich ja erst die Partitionen identifizieren und passend mounten.
Also, nochmal, ich erkenne und nutze auch selbst Vorteile aus der Verwendung unterschiedlicher Partitionen. Dem Systemvorschlag blind zu trauen halte ich eher für nicht angesagt und jemand, der keine Vorstellung davon hat, was er genau mit diesen Partitionen will, kann getrost auch darauf verzichten. Das gilt ja ganz genau eben nicht für euch Freaks. Ihr habt genau entwickelte Konzepte und folgt eben auch gar nicht der Systemvorgabe.
Für einen PC mit einer einzigen Platte oder mit lediglich IDE-basierten Platten, der ein System bekommen soll, mit dem Anwendungen installiert und zum Laufen gebracht werden sollen, der von einem oder mehreren diskreten Nutzern bedient wird und in keiner speziellen Umgebung überleben muß, ist es vollkommen unproblematisch mit einer einzigen Partition für "/" und ab 1,5GB RAM auch ganz ohne SWAP auszukommen und gerade für Neulinge besser zu meistern.
Was die Stabillität anbelangt: ich habe inzwischen vier oder fünf i386 und einen amd64 mit ohne SWAP oder ausgeschaltetem SWAP laufen und nicht ein einziges Problem damit. Das sieht bei Nutzung des USB-Ports viel dramatischer aus, hier killt mir der amd64 häufig, vielleicht ein HW-Problem damit.
Also, vielleicht nochmal von der Seite.
Ich habe schon FreeBSD hängen sehen und ich habe es schon im totalen Nirwana erlebt (Linux auch, nebenbei). Daran ist niemals der nicht vorhandene SWAP Schuld gewesen, aber durchaus schon eine volle Partition.