FreeBSD 13 BETA Benchmark

Das ist tatsächlich eine Mischung aus mehreren Dingen, die sich nicht so einfach auseinanderpulen lässt. Ich wage mal zu behaupten, dass Phoronox Benchmark Suite hauptsächlich dadurch gewinnt, dass FreeBSD 13 verbesserte Autotuning-Mechanismen hat, durch die eine Reihe sysctl besser auf moderne Hardware zugeschnitten gesetzt werden. Denn das FreeBSD in solchen Benchmarks in der Vergangenheit oft hinter Linux zurücklag, war vor allem Konfigurationssache und nicht, dass FreeBSD generell schlechter war. Das ist auch etwas, was ich Phoronix generell vorwerfe: Sie benchmarken oft Konfigurationen und keine Hardware oder Software.

FreeBSD 13.0 ist aber auch generell ein riesiger Sprung, der größte Umbau des Systems seit SMPng vor inzwischen 20 Jahren:
  • Der Kernel wechselt an praktisch allen kritischen Stellen von klassischen Locks zu Epochs, also lockfreier Synchronisation. Das hilft vor allem großen, stark parallelisierenden Maschinen mit mehr als 64 Kernen und entsprechenden Workloads sehr. Im Rahmen dessen wurden diverse Kernelsubsysteme modernisiert, was nochmal Vorteile bringt.
  • Man ist viele, teilweise seit langem bekannte Baustellen gezielt angegangen. Das sind die Punkte, die @Athaba schon erwähnt hat. Alleine das deutlich bessere Powermanagement bringt einiges, nicht umsonst haben sich das mehrere Forennutzer den Intel HWP Kram auf 12.x zurückportiert. Der Routing Code wurde praktisch neu geschrieben. Irgendwo zirkulierte letztes ein Benchmark, dass man teilweise um Faktor 5 mehr Pakete pro Sekunde routen kann. Das VFS wurde grundüberarbeitet, was wahrscheinlich einen Großteil der verbesserten IO-Performance ausmacht. VM-Verbesserungen, vor allem für größere Maschinen mit >128GB RAM. Und so weiter.
  • Und, das wird wahrscheinlich noch zu Tränen führen, wurden viele Verbesserungen auch durch ein für FreeBSD fast schon radikales Abschneiden von alten Zöpfen ermöglicht. Zum Beispiel ist ein Großteil der Unterstützung von ISA-Hardware aus den tiefsten 90ern rausgeflogen. Falls sich noch jemand an PC-Card erinnert, die Karten sind nun endgültig Elektroschrott. Diverse Fast Ethernet NICs sind entfernt worden. Es sollten nun mindestens 256 MB RAM sein, besser 512 MB. Das sind halt alles Dinge, die im Weg standen, bzw. deren Unterstützung Änderungen an vielen Stellen so kompliziert machte, dass man sie begonnen hat.

Leider haben es aber auch einige Projekte nicht rechtzeitig zu 13.0 geschafft, die wirklich schön gewesen wären. USB 4 ist trotz der Ankündigung im letzten Status Report nicht committet worden, außer ich habe es übersehen. Unterstützung für neue WLAN-Standards fehlt ebenfalls.

Und auch wenn es GPL-Trolle immer nicht einsehen wollen: Ein Großteil dieser Arbeit ist durch diverse kleinere und größere Unternehmen ermöglicht worden, die Geld und Entwicklungszeit spendeten, sowie interne Entwicklung zurückfließen ließen. Dabei haben die vor einigen Jahren eingeführten "FreeBSD Vendor Submits" sehr geholfen, da sich auf diesen FreeBSD einsetzende Unternehmen treffen und ihren Ressourceneinsatz koordinieren können. Das führte auch zu einigen unternehmensübergreifenden Projekten.
 
Das sieht wirklich vielversprechend aus, ein Benchmark gegen ein aktuelles RHEL/Debian würde mich interessieren.
 
Ich schrieb ja nicht aktuelles Linux. Sondern eben bewusst RHEL/Debian, damit teilt sich FreeBSD den Einsatzzweck, nicht mit Fedora oder Tumbleweed.

Ich hätte hier eher Ubuntu LTS als Gegenstück gesehen, aber darüber lässt sich streiten. :)

Erfahrungsgemäß wird Phoronix spätestens zum Release von Ubuntu 21.04 wieder den Benchmark-Rundumschlag machen. Ich bin gespannt, wie es sich dann auf Hardware mit etwas mehr als 512 MB RAM schlägt. :cool:
 
Ich hätte hier eher Ubuntu LTS als Gegenstück gesehen, aber darüber lässt sich streiten. :)

Erfahrungsgemäß wird Phoronix spätestens zum Release von Ubuntu 21.04 wieder den Benchmark-Rundumschlag machen. Ich bin gespannt, wie es sich dann auf Hardware mit etwas mehr als 512 MB RAM schlägt. :cool:

Zum einen sehe ich Ubuntu sogut wie nie bei irgendwelchen Kunden in "the Wild" zum anderen vereint man doch damit die schlechten Eigenheiten von Debian (kurzer Support, wenig Backports neuer Sachen) mit den Nachteilen von RHEL (von einem Konzern abhängig, teurer Support, .. ). Und bevor mir jetzt jemand kommt: Die LTS sowohl von Debian als auch Ubuntu gilt nur für eine eingeschränkte Packetauswahl und kann bei weitem nicht mit RHEL mithalten und ist ein deutlich kürzerer Zeitraum.
 
Ich habe heute all meinen Mut zusammengenommen und auf meinem HP Thin Client ein Upgrade auf 13.0 Beta2 gemacht. Hat zwar lange genug gedauert, aber nach einigem Hakeln war ich glücklich durch. Das System läuft um Einiges geschmeidiger. Hat sich also gelohnt, und ich erwäge, statt eines "Spielsystems" eines produktiv aufzusetzen, sobald das endgültige 13er raus ist.

VLG
Stephan
 
Moin zusammen.
Gestern hatte ich mal Zeit und habe FreeBSD 13Beta2 auf einem Fujitsu Futro S900 (AMD G-T40N Processor (997.90-MHz K8-class CPU), 4GB RAM) getestet. Dazu habe ich die aktuelle Konfiguration meines Webservers (ebenfalls ein Futro S900, AMD G-T40N Processor (997.90-MHz K8-class CPU), 4GB RAM, FBSD 11.4) auf den anderen Rechner gezogen.
Kurz die Eckdaten:
PostgreSQL 12.2 mit PostGIS, ca. 1,5Mio Datensätze
alle 10 Minuten läuft ein Cronjob, der etwa 5MiB Wetterdaten von diversen Diensten zieht, verarbeitet und in die Datenbank einpflegt
Laufzeit des Cronjobs auf dem Produktivserver etwa 2,3 Minuten. Unter FreeBSD 13 reduziert sich die Zeit auf 1,6 Minuten. Der Cronjob protokolliert sich selbst.

Ebenso durfte ich feststellen, dass Datenbank-Queries mit PostGIS-Elementen spürbar schneller geworden sind.

Ich denke, dass ich die Version 12 überspringen werde und beim nächsten großen Ramadama wird FBSD13 zum Einsatz kommen.
 
Naja in den Beta Versionen sind noch Debug-Einstellungen aktiv. Somit ist der Test in meinen Augen wenig aussagekräftig.
 
Das wäre ja wohl sowohl im Intel- als auch im AMD-Benchmark der Fall, insofern wundert mich das dann trotzdem etwas.
 
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