Ich (als jemand der beruflich nicht's mit IT zu tun hat, und mich in Unix als Laie bezeichne), sehe das auch sehr ernüchternd.
Die Nutzung von "HumanInterface"-Computersystemen hat sich nun mal auf Kleingeräte wie Smartphones und Tablet's verlagert.
Selbst im beruflichen Bereich wird der Stellenwert dieser Geräte immer höher.
Auch ich würde zwar meinen, dass es früher mehr Grundlagenkenntnisse erforderte, aber diese führten deswegen nicht zwangsweise in die "Tiefe der Materie".
Während ich früher ein Anzahl Leute im Umfeld kannte, die sich zumindest etwas konkreter mit Betriebssystemen auseinandersetzten, kenne ich heute nur noch zwei, und denen spielt diese Thematik im Rahmen der Robotik eine Rolle.
Ein Betriebssystem ist eine grosse Sache. Will man ein Betriebsystem verstehen, stehen vielerlei Kenntnisse an. Wenn manche auch nur am Rande eine Rolle spielen, aber sie spielen eine Rolle. Daher beschränkt sich wohl Lehre in Betriebssystemen wohl häufig auch auf Kernthemen wie Kernel usw.
Seit sich unixoide OS verwende, nehme ich mir zB immer wieder vor, mir endlich mal bessere Kenntnisse in Netzwerk anzueignen. Vorher war Netzwerk halt "einfach da" - oder manchmal eben auch nicht . . .
Vielleicht könnte man sich auf den Standpunkt stellen, dass also erst mal das Bildungssystem erneuert werden muss und dazu brauchen wir dann ein anderes politisches System
Kein schlechter Gedanke, denn wo als über Bildung könnte so ein Anliegen auf breiter Basis Anklang finden?
Aber du könntest dich täuschen.
Bei uns in der CH wird ja immer wieder über Bildung debattiert (und auch abgestimmt). So etwa steht in den meisten Kantonen nun das neue Bildungskonzept "Lehrplan21" an.
In meinem Umfeld kenne ich zwei die in der Pädagogik tätig sind mit der Sache direkt zu tun haben; und da gab's schon das eine oder andere aufschlussreiche Gespräch. Ja, auch IT ist da ein grosses Thema.
Nun aber will man da sogenannt "praxisgerecht" lehren. Heisst also : Im Fokus stehen Dinge wie SocialMedia, Umgang mit Hilfsmitteln (AnwenderProgramme usw, und auch Verständnis über Themen wie Datenschutz usw. Offensichtlich hat der technische Teil relativ wenig Priorität.
Man wird ihnen also sagen , wie sie sich in SocialMedia verhalten sollen, dass öffentlich zugängliche Plattformen juristisch als "öffentlicher Bereich" gelten, dass sie nebst MS Word zum Text verfassen auch mal LibreOffice oder Corel WordPerfect nutzen können.
Man kann die Angelegenheit auch von einer anderen Seite betrachten : Jugendliche gelten zwar gerne mal als "neugierig" in Sachen IT, aber wenn schon Erwachsene keine Interessen an Alternativen haben, sondern vorwiegend Bequemlichkeit fröhnen, werden auch kaum Anreize geschafft. Das obige Beispiel mit dem schweizer Lehrplan scheint mir exemplarisch. Schüler werden dann zwar einiges über SocialMedia erfahren und vlt auch wie sie WLan nutzen können und aber trotz des Umstands das heute ohne Internet nichts geht, keine Ahnung von Netzerk vermittelt bekommen.
Warum sollte es bei Betriebssystemen anders sein, als das, was wir schon längst auch für Anwenderprogramme und Geräte beobachten? Wenn nur ein geringes Interesse für Alternativen da ist, wird es entsprechend genutzt und wiederum entsprechend gering der Anteil derer, die sich für "die Tiefe" interessieren.
Nebst der (schulischen) Bildung gibt es aber noch einen ganz anderen Bereich der für die Vermittlung solcher Inhalte viel tun könnte.
Die Verlage und Vertriebe von Verlagsprodukten.
Ob Print oder online.
Ich erinnere konkret auch daran wie ich selber zu BSD kam: Über ein Linux-Buch.
Die BSD's und im speziellen OpenBSD wurde da als ebensolche Alternative zu den proprietären Desktops-OS wie auch Linux vorgestellt. Eine OpenBSD-Installation befand sich folglich sogar auf einer der beiden mitgelieferten DVD's. Bei der nächsten Ausgabe dieses Buches wurde dies aber gestrichen und die BSD's fanden darauf lediglich noch (historische) Erwähnung.
Dieses Beipiel kann nun also sowohl als Negativ- als auch PostivBeipiel herangezogen werden, für das, was ich ungefähr meine.
Ähnlich gilt es auch für spezifische Bücher. Das bedingt natütlich Bereitschaft eines Verlages. Da sich das Verlagswesen in einer traurigen Entwicklung befindet, stehen die Chancen für Besserung wohl nicht besonders gut.
Auch onlineVerlage könnten da mehr tun - sprich die BSD's mehr erwähnen und so das Interesse wecken.
Wie man eine Thematik näher bringt, kenne ich aus anderen Bereichen recht gut. So etwa in der Fotografie und im speziellen der analogen.
Die gilt heute ja auch als "alternativ" und auch da stelle ich immer wieder fest : alles was evokativ daher kommt, stösst schnell erst recht auf Desinteresse.
Alternative Techniken näher bringen, bedarf viel Geduld. Vor Allem jene Geduld, keine Erwartungshaltung aufzubauen.